Motorradtouren Amalfitana Vesuv

Der Vesuv | ein heißes Vergnügen

DNeapel und der Vesuv
Foto: Sonja Pieper [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Auch wenn die Fahrt durch Neapel oder andere große Städte am Golf von Neapel für den Motorradfahrer nicht gerade ein Zuckerschlecken ist – die Fahrt und anschließende, kleine Wanderung auf den Vesuv wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Der Vesuv in seiner derzeitigen Form entstand bei dem Ausbruch im Jahre 79 nach Christus. Bei diesem Ausbruch begrub er Städte wie Pompeji und Ercolano unter einer bis zu zwanzig Meter hohen Lava- bzw. Ascheschicht. Giftige Gase, die bei diesen Ausbrüchen immer frei werden, besorgten den Rest. Somit war ein Entkommen nahezu unmöglich, besonders weil auch das Meer durch die begleitenden Erdbeben aufgewühlt und so der Fluchtweg über das Meer versperrt war. Seinen letzten Schliff bezüglich seines Aussehens bekam der Vesuv bei dem Ausbruch von 1929. Andere damals unter Asche und Lava begrabene Städte sind namentlich bekannt, konnten jedoch immer noch nicht lokalisiert werden.

Wenn man sich vorstellt, dass der Vesuv zu den tätigen Vulkanen auf dieser Erde gehört, kann einem schon etwas anders werden. Der nötige Respekt stellt sich von ganz allein ein. Sollte es zu erneuten Ausbrüchen kommen, sind mit größter Wahrscheinlichkeit die Städte am Fuß des Vesuvs genauso mit Ascheregen und Lava überströmt wie vor zweitausend Jahren. Die Ausbruchsstatistik belegt, dass der Vesuv etwa alle 60 bis 70 Jahre sein Innerstes nach außen kehrt – es wird also wieder höchste Zeit!

Bei unserem Besuch verspüren wir eines Nachts Erdstöße, die von einem leichten Erdbeben herrühren. Das war so eine Art Vibrieren (der Schrank im Schlafzimmer brummte wie ein Kühlschrank). In dieser Region, die sich über einer Bruchkante in der Erdkruste befindet, sind Erdbeben fast schon an der Tagesordnung. Aus diesem Grunde nimmt sie wohl von den Einheimischen keiner mehr so richtig wahr.

Beruhigend zu wissen, dass es am Vesuv ein Observatorium gibt, dessen Wissenschaftler den Knaben ständig belauschen, um ja jedes Rülpsen frühzeitig zu diagnostizieren. Auch Katastrophenpläne für die Evakuierung der Orte, inklusive Neapel, existieren. Wie das allerdings in Neapel funktionieren soll, ist uns ehrlich gesagt ein Rätsel, da es sich bei Neapel ja bereits um eine Katastrophe handelt...

Am anfang ist die Kurve

Die Auffahrt zum Vesuv führt über eine teilweise von Lavaströmen gesäumte Straße. Die Straßenführung weist Kehren sowie unzählige Kurven auf. Man sollte auf das manchmal herumliegende Geröll und feinsten Lavastaub auf der Fahrbahn achten. Malerisch eingefriedet von Ginster tastet man sich immer weiter bergaufwärts. Lavagrotten und Lavablöcke erinnern an die Urgewalten, die bei diesen Ausbrüchen frei werden. Wie klein der Mensch doch eigentlich im Gegensatz zu diesen Gewalten ist!

Nach einigen Kilometern gelangt man in das Atrio del Cavallo. Das Tal hat seinen Namen durch die Tatsache bekommen, dass hier früher die Pferde der Touristen getränkt wurden. Der Boden dieses Tales besteht zum Teil aus Lava, die sich bei dem letzten verheerenden Ausbruch im März 1944 seinen Weg durch das Tal suchte. Es ist erstaunlich, dass die Lava bisher kaum von Vegetation erobert wurde. Durch dieses Lavafeld führt die Straße weiter bergaufwärts.

Durch ein weiteres Lavafeld von 1929 gelangt man zum Abzweig des Observatoriums. Hier kann man die Ausblicke in's Valle del Gigante und Valle dell'Inferno genießen. Die befahrbare Straße findet ihr Ende nach der Benutzung einer Privatstraße (mautfrei) in einem bewachten und gebührenpflichtigen Parkplatz. Zeitiges Kommen am Morgen ist wegen der Temperaturen auf jeden Fall geraten. Auch sind dann die Busse noch nicht angekommen, die ganze Scharen Touristen am Vulkan ausspucken.

Vulkankrater des Vesuv
Foto: Lennart Kjellman [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Nach dem etwas beschwerlichen Aufstieg erreicht man einen kleinen Kiosk, in dem sich die Zahlstation befindet. Zahlreiche, meist unnütze Andenken kann man hier für gutes Geld erstehen. Buddhas aus Lavagestein, Ketten für sämtliche Gliedmaßen und unscheinbare Gesteinsbrocken (aber die gibt es direkt am Vesuv billiger, nämlich durch einfaches Aufheben vom Boden) gehören genauso dazu wie Bücher, Postkarten, Getränke und was eben so alles zum Kaufen verleiten könnte.

Am Kiosk kann man für ein bisschen Kleingeld Holzstöcke mieten. Eigentlich gar nicht so dumm – gerade für den Abstieg ist ein Stock doch ganz praktisch und knieschonend. Man wird ja nicht jünger.

Auf der Vesuv-Spitze hat man schließlich eine herrliche Rundumsicht auf das Meer und die am Fuße liegenden Ortschaften. Ganz unverhangen ist der Rundblick allerdings nicht, denn die obligatorische Smogglocke über Neapel trübt die Sicht doch ganz gewaltig. Die Spitze des Kraters befindet sich auf 1.165 Metern. Im Kraterinneren sieht man mit etwas Glück Fumarolen. Die Gasaustritte sind der untrügliche Beweis für die Aktivität im Erdinneren. Vom Fußweg aus hat man einmalige Tiefblicke in den Krater. Das Ende des Weges naht, wo wiederum ein Kiosk seine Waren feilbietet.

Lieber nicht in Motorradklamotten

Es ist schon irgendwie beruhigend, wenn man Berge abwärts läuft. Die, die einem entgegen kommen, haben den schweisstreibenden Aufstieg noch vor sich. Wir werden auf italienisch nach der Dauer des Aufstieges gefragt. Eine Antwort bleiben wir mangels Sprachkenntnisse schuldig. Auch einen Motorradfahrer, der mit uns am Parkplatz angekommen war, treffen wir. Komplett ausgerüstet mit Lederhose inklusive Jacke und Helm ruhte er sich bei jeder sich bietenden Möglichkeit aus. Wir sehen ihn nicht wieder. Weder beim Aufstieg, noch beim Rückweg zum Motorrad. Ihm ist es wohl – verständlicherweise, bei solcher Ausrüstung – zu beschwerlich geworden.

Nachdem der Vesuv zu den besser erforschten Vulkanen zählt, lässt sich seine Geburtsstunde relativ genau bestimmen. Die ersten Eruptionen fanden vor 27.000 Jahren statt. Der Vesuv steht auf einer Schicht, die den Schluss zulässt, dass diese Schicht auf Ausbrüche der phlegräischen Felder von vor 36.000 Jahren zurückzuführen ist. Bohrungen ergaben, dass sich die Erde in anderthalb KLilometern Tiefe auf Ausbrüche von vor 300.000 Jahren datieren lässt. Der äußere, ursprüngliche Monte Somma beendete seine Aktivitäten vor rund 17.000 Jahren.

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