Motorradtouren Frankreich Anreise Lac de Serre Poncon

Lac de Serre Poncon

Ein herrlicher See und kein teures Frühstück
Panoramablick auf den Lac de Serre Poncon

Wir erreichen den Lac de Serre-Poncon. Wie die Sichel eines abnehmenden Mondes sieht er auf unserer Michelin-Karte aus. Zwanzig Kilometer ist der im Jahr 1960 geflutete Stausee lang, an der breitesten Stelle misst er drei Kilometer. Am Abend lernen wir nur das kleine obere Zipfelchen des Sees kennen. Den Rest erobern wir am nächsten Tag.

Als wir das kleine Hotel Eden Lac* etwas abseits der Straße sehen, wissen wir sofort – das ist es! Mit unserem "Frenglisch" können wir uns soweit verständlich machen, dass wir ein Zimmer bekommen. Da sich das Zimmer im zweiten Stock befindet und wir nicht so viel schleppen wollen, nehmen wir nur die allerwichtigsten Teile vom Motorrad ab. Nach dem Duschen hocken wir uns mit Reiseführer und Kartenmaterial für die weitere Tourenplanung auf die Terrasse. Hier sind wir die einzigen Gäste. Gleich nebenan in der verglasten Veranda sitzt die normale Kundschaft. Doch wir fühlen uns an den urigen Biertischgarnituren weniger deplatziert und genießen unseren halben Liter "vin de rouge" in Motorradklamotten.

Hotelansicht am Lac de Serre Poncon

Vom Zimmer im obersten Stockwerk genießen wir einen sensationellen Blick über den See. Der kommende Morgen weckt uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Jetzt müssen wir die nächste Hürde nehmen. Das Frühstück. An unserer Zimmertür hängt ein Zettel mit den Preisen. Fünfzig Euro fürs Zimmer. Okay. Zwölf Euro pro Person fürs Frühstück. Zwölf Euro? Wir sind unschlüssig. Leider ist der junge Mann nicht mehr an der Rezeption, so dass wir mit einem älteren Herrn vorliebnehmen müssen, vermutlich dem Hotelier selbst. Wir betreten den Gastraum und halten Ausschau nach dem Frühstücksbuffet – jedoch: Fehlanzeige.

"Deutsch madam haben viel Geld!"

Auf dem Tisch am Rand des Gastraumes stehen zwei Teller. Beim näheren Hinsehen entpuppen sie sich als unsere mutmaßlichen Frühstücksteller mit ein paar Ein-Personen-Portionen Marmelade und Butter. Ich frage, wie das mit dem Preis gemeint ist. Der Hotelier deutet auf die beiden Teller. Auf meinen ungläubigen Blick hin meint der Hotelier ziemlich schnippisch "Deutsch Madam – haben viel Geld."Wir montieren daraufhin unsere Koffer ohne Frühstück ans Motorrad.

Panorama mit Brücke über den Lac de Serre Poncon Wildromantische Straße

Ein Blick zum Himmel sowie auf unsere Karte verspricht einen gemütlichen Tag. Bis zu unserem Tagesziel Castellane unweit des Canyon du Verdon sind es nur hundertfünfzig Kilometer. Dort wollen wir nach einem "Mobilhome" auf einem Campingplatz Ausschau halten. Aber erstmal nehmen wir uns in aller Ruhe die östliche Uferstraße des Sees vor.

Schon nach sechs Kilometern bremsen wir wieder ab. An den Erdpyramiden "Demoiselles Coiffèes" hat sich ein großer Souvenierstand breitgemacht. Und da die Tische, Stühle und Sonnenschirme nicht so aussehen, als müsste man hier verdursten, bestellen wir uns Café au lait und ein bißchen Gebäck. Das Gebäck ist zwar für jeden wirklich nur ein "Biss-chen", aber es reicht uns vorläufig.

Die Uferstraße folgt in zahlreichen Windungen dem fjordartigen Ufer des Sees. Einige Aussichtspunkte zwingen uns einen Halt förmlich auf. Den See lassen wir hinter uns und fahren nun auf der anderen Uferseite auf der D900 ein Stück gen Westen, um gleich darauf Richtung Digne-les-Bains abzubiegen. Rechts – links – rechts – links. Bei diesem Kurvenrhythmus kommt keine Langeweile auf.

Mann steht auf Straße auf der Clue de Taulanne

In Digne-les-Bains biegen wir schließlich in die geschichtsträchtige Route Napoleon ein (N85) und folgen dem Asse-Tal. Die N85 lässt anfangs einen flotteren Fahrstil zu, denn sie ist breit ausgebaut. Um so verwunderter sind wir, als wir in die Schlucht Clue de Taulanne einfahren. Die N85 zwängt sich durch ein vier Meter breites Felsentor, um vom Asse-Tal ins Verdon-Tal zu wechseln. Die Asse entspringt unweit von hier und bahnt sich lautstark einen Weg durch das felsige Flußbett neben der Straße.

Nur noch wenige Kilometer bis Castellane. Von einem Bergrücken aus sehen wir das Städtchen schon. Einen Campingplatz auch. Da wir uns vorher schlau gemacht haben, wo die Campingplätze liegen, muss es der wohl sein, wo wir unser Glück versuchen wollen. Castellane und Grand Canyon du Verdon – wir sind unterwegs!

Route Napoleon