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Forte Strino

Blick von Straße Fort Strino

Auf dem Weg vom Tonalepass nach Malé befindet sich oberhalb einer langgezogenen Linkskurve eins von vier ehemaligen altösterreichischen Sperrforts am Tonale, das Forte Strino. Wer einen steilen, aber selbst in Motorradklamotten akzeptablen Treppenaufstieg nicht scheut, kann das Fort besichtigen.

Das Sperrfort wurde als erstes dieser Art in den Jahren 1860 bis 1864 von den Österreichern erbaut. Hier verlief die südlichste Grenze des Kaiserreichs Österreich-Ungarn. Das Sperrfort sollte im Falle eines Krieges das Durchbrechen der italienischen Armee verhindern. In den Folgejahren bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1915 wurden noch annähernd dreißig große Festungswerke in exponierten Grenzlagen des Kaiserreichs gebaut.

Das Forte Strino war mit einem zweiten, unterhalb der Straße gelegenen, kleineren Fort durch eine ca. 140 m lange, gedeckte Treppe verbunden. In Richtung des Tales wurde ein breiter Streifen gerodet und planiert, so dass die Sicht auf den Gegner durch nichts verdeckt werden konnte. Diese gerodete Umgebung war zusätzlich mit unzähligen Stacheldrahtsperren gesichert. Sämtliche Forts waren vollkommen unabhängig – mit eigener Strom- und Wasserversorgung, Brotofen und Verbandsplatz.

Aufgang ins Fort Strino Eingang zum Fort Strino

Die dicken Natursteinmauern beherbergten ursprünglich sieben Geschütze, verteilt über zwei Stockwerke, zahlreiche Schießscharten für den Nahkampf unterbrechen die dicken Mauern. Erst später setzte sich in der Bautechnik solcher Festungen Eisenbeton und Stahl durch.

Als im Mai 1915 die ersten Kanonendonner das Val di Stavel erzittern ließen, war das Forte vollkommen modernisiert worden. Es begann der sogenannte "Weiße Krieg", dessen Stellungskämpfe vielfach in über 3500 m Höhe stattfanden.

Heutzutage ist es unvorstellbar, unter welchen klimatischen, geographischen und psychologischen Bedingungen diese Gefechte stattfanden und die Soldaten zu überleben versuchten.

Wochenlange Temperaturen unter -20 °C, Schneehöhen über zehn Meter, ständige Blitzschlag- und Lawinengefahr ließen das Leben der ausharrenden Gebirgsjäger auch ohne Gefechte zu einem Kampf gegen die Naturgewalten werden. Erst nach Jahrzehnten des Verfalls besann man sich nun der geschichtlichen Werte. Durch die Not der Nachkriegszeit wurde von Einheimischen abgebaut, was nur abzubauen ging. (Der Ort Vermiglio unweit des Forts wurde im Krieg bombardiert und vollständig zerstört.)

So elegant, wie sich uns das Fort Strino heute nach umfangreicher Restaurierung und Wiederaufbau darbietet, wird es wahrscheinlich nicht ausgesehen haben. Die Außenansicht wurde wohl etwas "verschlimmbessert".

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