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Tour-Highlights Italien Kampanien Ercolano | Herkulaneum

Ercolano
Herkulaneum

Luftbild Herkulaneum / Ercolano
Foto: QFL247 [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Auf einer leichten Anhöhe, unweit des Meeres, befand sich vor zweitausend Jahren eine Ansiedlung, die ihren Ursprung im 4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. hatte. Im Laufe der der Zeit entwickelte sie sich zu einer römischen Kleinstadt. Im Jahre 79 n. Chr. lebten etwa 5000 Menschen im wohlhabenden Ercolano, bis der Vesuvausbruch die Stadt unter einer zwanzig Meter hohen Lavamasse begrub.

Unter Bourbonenkönig Karl III. begann man erstmals mit Ausgrabungen, wobei man die Stadt aber eher als Schatzkammer ansah und viele der gefundenen Gegenstände wegschaffte. Richtig wissenschaftlich wurden die Ausgrabungen erst hundert Jahre später betrieben. Im Ausgrabungsgebiet befinden sich ungefähr dreißig Stadthäuser, teilweise sogar noch mit Unter- und Obergeschoss, sowie einige öffentliche Bauten. Bisher ist jedoch erst maximal ein Drittel des Stadtgebiets freigelegt.

Die Toten in der Hafenanlage vom Herkulaneum
Foto: BobFog [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Anders als in Pompeji wurde die Stadt nicht unter dem Ascheregen, sondern von einer heißen Lavamasse begraben. Dieser Schlamm füllte jede Ecke und drang in jede Fuge, so dass die Gebäude und das Inventar regelrecht einbetoniert wurden. Dies erschwerte jedoch auch die späteren Ausgrabungsarbeiten.

Dem Lavaschlamm und seiner "Betonierung" ist es zu verdanken, dass in Ercolano selbst Möbel, Haushaltsgegenstände, Dachgebälk und Fachwerk, zwar leicht verkohlt, aber dennoch gut erhalten die Jahrhunderte überstehen konnten.

Die meisten Bewohner hatten sich retten können, weil die Lava relativ langsam herannahte. Nur in einigen Räumen in der antiken Hafenmauer fand man zahlreiche Skelette von Frauen und Kindern und sogar ein Pferd. Wahrscheinlich war das Meer schon zu aufgewühlt, so dass dieser Fluchtweg über das Meer blockiert war. In den folgenden Jahrhunderten schlummerte die antike Stadt unter einem fünfzehn bis zwanzig Meter hohen Tuffsteinblock. Die Existenz der Stadt wurde vollkommen vergessen und das Territorium neu besiedelt.

Im Mittelalter entwickelte sich also rund zwanzig Meter über den verschütteten Gebäuden der Ort Resina, später Ercolano genannt. Über dem heute noch nicht ausgegrabenen Gelände befindet sich direkt ab der Abbruchkante die neuzeitliche Stadt. Für weitere Ausgrabungen müssten diese Häuser abgerissen werden, was natürlich bei den jetzigen Bewohnern beachtlichen Widerstand auslöst. Die halb abgerissenen Häuser, die die Ausgrabungsfläche von oben säumen, wirken wie eine zweite Ruinenschicht.

Paleastra Ercolano Säulengang
Foto: Quinok [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Die antike Stadt war von rechtwinklig angelegten Straßen durchzogen. Je nach Himmelsrichtung wurden sie Cardo (von Süd nach Nord) oder Decumanus (von Ost nach West) genannt.

Die von der Lava "einzementierten" und jetzt zu gut einem Drittel wieder freigelegten Häuser lassen den Schluss zu, dass sowohl vorwiegend gut situierte Bürger und Patrizier hier gelebt haben, als auch Handwerker, Händler und Fischer. Es gab große, prächtige Stadtvillen mit kunstvollen Bodenmosaiken und Wandfresken. In einigen Blocks klammern sich die kleinen Handwerker- und Händlerhäuser eng aneinander. In der Nähe von Thermen befanden sich oft Schenken, die auf die Einkehr der durstigen Thermbenbesucher warteten.

Der begehrte Wein wurde in großen Amphoren gelagert, die immer noch in Regalen liegen oder in der Schenke an der Wand lehnen. Im "Haus des Weinhändlers" (Casa di Nettuno) befinden sich die am besten erhaltensten Mosaiken in einem lichtdurchfluteten Atrium. In vielen anderen Patrizierhäusern sind ebenfalls Böden und Wände mit kunstvollen Mosaiken, Fresken und Stuckdekorationen ausgestattet. Außerdem sind selbst Holzgegenstände erhalten, wenn auch verkohlt.

Die Vorgänger der modernen Fastfood-Restaurants waren mit marmorgefliesten Theken ausgestattet. Aus den eingelassenen Tonbehältern wurden kalte und warme Speisen verkauft. Wenn man beim Anblick einer solchen Theke seine Phantasie etwas spielen läßt, kann man sich leicht vorstellen, welches Treiben hier geherrscht haben muss.

Mosaik im Casa di Nettuno
Foto: Samt [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Viel Wert wurde auf kleine Gärten und geplegte Innenhöfe gelegt. Die etwas größeren Villen waren alle mit einem Wandelgang ausgestattet, in denen sich die Besitzer im Sommer schattige "Eßecken" einrichteten, wo sie im Liegen, wie damals üblich, ihre Mahlzeiten einnahmen. Fast ausnahmslos schmückten Wasserauffangbecken diese Innenhöfe.

Ein kunstvolles Mosaik befindet sich im Haus des Weinhändlers (Casa di Nettuno). Von weitem betrachtet sehen diese Mosaike aus wie gemalte Bildnisse. Wahnsinn, mit welcher Genauigkeit und Perfektion die Mosaike angelegt wurden.

Jedes Atrium wurde von einem Dach überspannt, dessen Mitte aus einer rund zwei mal zwei Meter großen Öffnung bestand. Im Boden befand sich darunter eine Wanne, in der das Regenwasser gesammelt wurde.

In einigen Häusern wurde das Wasser noch zusätzlich durch kunstvolle "Wasserspeier" an den Dachkanten kanalisiert und somit in das Auffangbecken abgeleitet. Ein Blick auf das Ausgrabungsgelände. Am Horizont kann man die neuzeitlichen Häuser erkennen, unter dessen Fundament noch weitere antike Schätze auf ihre Freilegung warten. Da diese Häuser teilweise noch bewohnt sind, erschweren sich die Ausgrabungen natürlich erheblich und so schnellen auch die Kosten für die weiteren Ausgrabungen sehr schnell in die Höhe. Ob Ercolano jemals komplett ausgegraben wird, bleibt ungewiss, da derzeit noch nicht einmal die gesamte Fläche der verschütteten Stadt ausgemacht werden konnte.

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