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Grand Canyon du Verdon

Blick auf den Ausgang der Gorge du Verdon

Für naturverbundene Tourenfahrer lässt der Canyon du Verdon an landschaftlichen Eindrücken nichts zu wünschen übrig. Atemberaubende Tiefblicke, majestätisch vorbeiziehende Adler und ein Kurvenkarussell ohne Ende – das sind nur einige der Leckerbissen, mit welchen der Canyon du Verdon aufwarten kann. Auch für Bergsteiger, Rafting-Freaks und Wanderer ist es ein Highlight.

Die Lage
Motorrad fährt auf Staße durch den Canyon du Verdon

Castellane liegt rund neunzig Kilometer in nord-westlicher Richtung von Nizza entfernt. Auf der N85 (Route de Napoleon) von Nizza aus kommend, erreicht man Castellane, den Ausgangs- und gleichzeitig Einstiegspunkt für Erkundigungen in diesem Gebiet. Die D952 führt auf der nördlichen Seite von Castellane aus über La Palude nach Moustiers. In La Palud befindet sich der Abzweig zur D23 (Routes de Crêtes), welche wieder in La Palud endet. Von Moustiers aus führt die D957 in südlicher Richtung zu einem Abzweig auf die D19 (Corniche Sublime) Richtung Aiguines. Die D71 geht über "Camps-s-Artuby" und weiter über die D955 nach "Pont-de-Soleils". Hier erreicht man wieder die D952, welche zurück nach Castellane führt.

Die Dimensionen

Länge: zwischen Rougon und Aiguines: 21 Kilometer
Tiefe: 250 bis 700 Meter
Breite: 6 bis 100 Meter am Grund der Schlucht, 200 bis 1500 Meter am oberen Felsrand
Durchflussmenge: Vor dem Bau der fünf Staudämme: 800 m³ Wasser/sec.
Gefälle: 10 Höhenmeter pro Kilometer = 210 Höhenmeter auf gesamter Länge!
Wassertemperatur: In den Sommermonaten nicht über 17° C.

Geschichtliches:
Bereits vor 200 Millionen Jahren, im sogenannten Trias, nimmt das Naturschauspiel "Canyon du Verdon" seinen Anfang. In dieser Zeit sinkt die heutige Provence ab und wird von einem warmem und seichten Meer bedeckt. Ablagerungen des Wassers in Kalkform sedimentieren am Grund dieses Meeres und bilden somit dicke Kalkschichten. Diese Phase kann man anhand von Meeresablagerungen sehr gut nachvollziehen.

In der zeitlich darauf folgenden Juraformation entsteht durch diese Ablagerungen ein langes Gebirgsmassiv, welches von Nizza bis Saint-Jours reicht. Dieses Massiv umschließt eine Hochebene, in der sich der Verdon später sein Bett aushöhlen wird. Durch einen Klimaumschwung gegen Ende des Tertiär erhöht sich die Niederschlagsmenge (Regen und Schnee). In den Tälern und Schluchten bleiben Wolken hängen und sorgen mit ihren Niederschlagsmengen für eine wahre Naturkatastrophe. In dieser Zeit fließen pro Sekunde 22.000 Kubikmeter Wasser durch den Verdon. Diese Menge entspricht der heutigen Durchflussmenge des Nils!!

Blick vom Col d'Illoire auf den Schluchtausgang der Gorge du Verdon

Im Tertiär-Zeitalter, vor sechzig Millionen Jahren, bilden sich allmählich die Alpen. Durch diese gewaltigen Kräfte, welche durch die Erdverschiebungen freigesetzt werden, brechen auch die oberen Kalkschichten der Hochebene des Verdon. Täler bilden sich aus und erste Anlagen des späteren Reliefs dieser Schlucht werden angelegt.

Durch die Vollendung der Alpen werden erneut gewaltige Energien freigesetzt. Durch diese Erschütterungen wird das Meer in Richtung Süden zurückgedrängt und das Relief des Verdon wird durch Heben, Brechen und Neigen weiter ausgestaltet.

Im Quartiär, vor zwei Millionen Jahren, vollendet sich die Gestaltung des Canyons. Durch aufeinander folgende Eiszeiten durchfließen gewaltige Eisströme, welche durch Seen und Flüsse gespeist werden, den Canyon und formen somit weiter diese Schlucht.

Durch die Gletscherschmelze setzen sich die Erosionen am Uferrand weiter fort. Es werden Spalten und Höhlen gebildet. Durch Eindringen von Sickerwasser durch den wasserdurchlässigen Karst bildet sich ein unüberschaubares Gebilde aus unterirdischen Grotten und Gängen. Die ersten Menschen kommen vor achttausend Jahren in den Canyon, welches Funde von menschlichen Überresten im ehemaligen Sumpfgebiet von La Palud-sur-Verdon belegen.

Neuzeit
Motorradfahrer auf Straße entlang der Gorge du Verdon

1905
gelingt dem französischen Höhlenforscher Edouard Alfred Martel erstmals die gesamte Erkundung des Canyons. Ausgerüstet mit Seilen, Fotoapparaten, Lebensmitteln und drei Leinwandkanus, begeben sich Martel und seine Begleiter auf dieses Abenteuer. Ein Kanu muss unterwegs wegen Schaden aufgegeben werden. Dabei geht auch ein Teil der Ausrüstung verloren. Nach dreieinhalb Tagen ist der Grand Canyon du Verdon endlich bezwungen.

1928
Der Touring-Club de France errichtet die ersten Wanderwege und legt erste Aussichtsplattformen an. Diese sind aber nur durch Wanderungen zugänglich.

1947
Durch den Bau und die Vollendung der in den Fels gehauenen D71 erfolgt auch eine Erschließung für den motorisierten Reiseverkehr. Die "Corniche Sublime" ermöglicht es erstmals, den Südrand des Canyons zu besichtigen.

1973
Die Straße an der Nordseite des Canyons, die "Routes de Crêtes", ermöglicht auch nun eine bessere Aussicht auf den nördlichen Schluchtkamm und sorgt somit für eine gelungen Umrundung des ganzen Canyons mit unvergesslichen Aus- und Tiefblicken in die Schlucht.

1997
Es entsteht der "Parc naturel régional du Verdon". Dadurch soll die Erhaltung dieses grandiosen Naturschauspiels erhalten und geschützt werden.

Tour-Tips und Infos
Nahaufname vom Ausgang derts Gorge du Verdon

Zeitbedarf
Theoretisch ist es möglich, den Canyon in rund vier Stunden auf beiden Rundstraßen zu umfahren (150 Kilometer). Aber wenn man auch nur an einem Bruchteil der vielen Aussichtspunkte anhalten will, sollte man eine Tagestour einplanen.

Im Prinzip spielt es keine Rolle, welchen Ausgangspunkt man wählt. Da die Schlucht aber weitgehend in ost-westlicher Richtung verläuft, bietet es sich an, wegen der besseren Lichtverhältnisse, morgens in Castellane mit der Umrundung zu beginnen.

Tankstellen existieren in Castellane, die Billigste gleich am Eingang beim Einkaufsmarkt "Casino". Auf der Strecke durch die Schlucht gibt es keine Tankstellen. Die nächste ist in Moustiers (45 Kilometer von Castellane). Achtung: kleinere Tankstellen sind meist über Mittag geschlossen.

Zwei Kletterer an der Corniche Sublime an der Gorge du Verdon

Festes Schuhwerk sollte für Motorradfahrer ohnehin obligatorisch sein. Wenn nicht, für Ausflüge am Rand des Canyons zu Fuß unbedingt einplanen.

Souveniers jeglicher Art gibt es in Castellane, La Palud und Moustiers. Möglichkeiten für Übernachtungen sind ausreichend vorhanden. In der Hauptsaison sollte man allerdings reservieren und sich vorsorglich über die Preise informieren, denn diese steigen in der Hauptsaison merklich an. Vom Campingplatz mit Bungalow-Vermietung (Empfehlung: Camping International in Castellane), bis zu Zimmer- oder Hotelunterkünften ist nahezu alles und reichlich vorhanden.

Bademöglichkeiten gibt es im beheizten Freibad in Castellane oder im naturgekühlten Badesee "Lac de Saint-Croix" am östlichen Eingang des Canyons.

Karten- und Infomaterial

Am besten versorgt man sich vor Ort mit Infomaterial. Broschüren, Landkarten und kleine Bücher über die "Schlucht des Verdon" sind auf jedem Campingplatz oder im örtlichen Buchladen erhältlich.

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