Motorradtouren Frankreich Haute Provence/Seealpen Col de Allos

Col de Allos

Blick auf die Trassierung des Col de Allos Panoramablick am Col de Allos

Obwohl der Col d' Allos offiziell erst Mitte Juni geöffnet wird, ist er auch manchmal schon früher im Jahr für den Verkehr freigegeben. Je nach Wetterlage eben. Die Auffahrtsrampen sind landschaftlich grundverschieden.

Von Barcelonette aus schraubt man sich auf einer ein- bis zweispurigen Straße (mit Ausweichstellen) den Berg hinauf. Viele Kurven, wenig Kehren, dafür aber immer dicht am Abgrund der Bachelardschlucht.

Die Schlucht wendet sich westwärts und wir müssen mit bis wir ihr Ende erreichen und den Talschluss überqueren. Von der anderen Seite werfen wir nochmals einen Blick auf die Szenerie und das Auto, das sich (für uns und auf dem Foto in gerade noch Stecknadelkopfgröße erkennbar) den Berg hinauf müht.

Schild mit Aufschrift Col de Allos

Am Fahrbahnrand der oberen Nordrampe sind die verwitterten Schieferfelsen auffällig. Bei der kleinsten Berührung zerbröseln die Schieferschichten und es stellt sich unweigerlich die Frage, wieso die Straße noch nicht unter diesem Schiefergeröll verschüttet wurde oder zumindest weggerutscht ist. Noch sind wir allein auf der Straße. Das ändert sich selbst auf der Passhöhe nur wenig. Aber das Landschaftsbild wechselt. Statt schroffem Felsgestein erwarten uns saftige Wiesen, dessen Blütenschmuck sich in allen Farben präsentiert. Das Farbenspiel ist eine Augenweide: royalblau, zartes lila, kräftiges gelb. Enzian? Campanula? Wir müssen leider Lücken in unserem botanischem Wissen feststellen.

Talblick Richtung Süden entlang des Col de Allos

Nun geht's also die südliche Passrampe wieder hinunter. Der Gegenverkehr wäre kilometerweit vorher einsehbar. Vorausgesetzt, er ist vorhanden. Jetzt im Juni ist nichts los. Schließlich durchfahren wir den Fremdenverkehrsort La Foux d'Allos (1708 Meter). Schon mal eine Geisterstadt gesehen? Nein? Dann fahrt im Juni dort hin! Kein Mensch auf der Straße, die Restaurants geschlossen - nix mit Café au Lait - die Hotels verrammelt und verriegelt. Zusammen mit dem Skigebiet Pra-Loup befindet sich hier eine der größten Skiregionen Frankreichs mit insgesamt 230 Kilometer präparierten Pisten.

Blick auf das Fort de Savoie in Colmars am Col de Allos

Wir folgen dem Lauf des Verdon, der hier entspringt und gelangen schließlich zu dem Städtchen Colmars. Von zwei Forts bewacht und von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben, lädt Colmars zu einer Rast ein. Wir finden eine Bäckerei. Der Bäcker muss auch ein Motorradfahrer sein, denn über dem Eingang thronen auf einem Vorsprung zwei Oldie-Bikes. Es ist zwar keinerlei Bezug zur Bäckerei zu entdecken, aber backen kann der Motorradfahrer! Zwei köstliche Blätterteig-Teilchen gehen in unseren Besitz über. Es ist nicht schwer, im ehemaligen Wehrgraben ein schattiges Plätzchen zum geruhsamen Verzehr des Gebäcks zu finden. Hier lässt es sich aushalten.

In Colmars begegnen wir wieder einem großen Namen: Vauban, der Festungsbaumeister, der auch schon die kühne Zitadelle von Entrevaux auf den Felsen pfropfte und uns auch schon in Briancon begegnete. Ihm ist es zu verdanken, dass wir die Stadtmauer und die Forts heute noch bestaunen dürfen. Sie hielten selbst längeren Belagerungen stand.

Col de la Cayolle