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Motorradtouren Montenegro Bucht von Kotor Kotor

Kotor | Schönheit kann zum Fluch werden

Motorradfahrer steht an kleiner Steinmauer auf den Serpentinen von Kotor und Blickt über die Bucht von Kotor
Blick von oben auf die im Hafen von Kotor vor Anker liegenden Booten

Kotor ist die bekannteste Stadt in der nach ihr benannten Meeresbucht, die sich sozusagen in zwei Etagen tief ins Land hinein zieht. Es gibt eine äußere Bucht sowie eine innere. Die Innere erinnert mit ihrer Form an zwei Fledermausflügel, die sich ab einer Meerenge von zweihundert Metern Breite jeweils nach Osten sowie nach Westen ausdehnen. Davor liegt ein Fjord, der wiederum großteils von der langen Halbinsel Luštica vom adriatischen Meer getrennt wird. Man muss sich das unbedingt auf der Karte anschauen, um die geografischen Gegebenheiten zu begreifen.

Blick über die Bucht von Kotor auf den Fjord

Nach fünf Minuten Fußmarsch von unserer Unterkunft Titanis Rooms* stehen wir im Hafen von Kotor vor einem riesigen Kreuzfahrtschiff und bekommen Nackensteife beim Hinaufschauen. So eindrucksvoll so ein vor Anker liegendes Monster ist, so eindrucksvoll sind auch die Passagiermengen (ein Schiff fasst zwischen 2500 bis 5000 Menschen), die es in die schnucklige Altstadt spült. Für die Natur der Bucht sind die Schiffe eine Katastrophe: die Wassertemperatur erhöht sich und die Seegraswiesen werden zerstört. Da die Besucher auf dem Schiff versorgt werden, bleibt bei den Einheimischen außer einem schalen Beigeschmack nicht viel hängen. Das ist die Kehrseite der Medaille, die uns bei unserer Reiseplanung durchaus bewusst war. Es gibt Bilder, wo keine Maus mehr zwischen die Menschen im Torbogen passt.

Blick auf den am hauptplatz stehenden Turm mit Uhr in der Altstadt von Kotor

Nach einem ersten Rundgang durch die engen Gassen und kleinen Sträßchen suchen wir uns ein Restaurant. Die Menschenmengen halten sich zur Zeit in Grenzen, wir hatten Schlimmeres befürchtet. Vielleicht ist das Schiff nicht voll? Um 18:30 Uhr trötet das Kreuzfahrtschiff unüberhörbar. Ein Stündchen später haben wir die Stadt wieder für uns alleine. Fast alleine. Vermutlich, weil es erst Ende Mai und das Wetter so wechselhaft ist, dass die große Urlauberwallfahrt noch nicht eingesetzt hat.

Schild vor Wirtschaft mit der Aufschrift Free Beer

Apropos Wetter ... gut, dass unser Restaurant eine Markise besitzt. Es donnert, blitzt und schüttet wie aus Eimern. Die Markise hält zwar dicht, aber der Wind lässt uns nach einem Tisch im Inneren fragen. Gibt es, wenn auch nur zwei winzige Tische – 95% der Gastronomie findet in Kotor draußen statt. Unser Kellner erzählt, dass er immer von März bis Oktober in Kotor wohne und arbeite. In den Monaten November bis Februar sei er dann daheim in Serbien. Ein einziges Mal wäre er über den Winter in Kotor geblieben. Aber das tue er sich nicht noch einmal an, meint er, denn da sei die Stadt so was von tot und leblos, darauf habe er keine Lust mehr.

Blick auf Touristen die an einem Souvenirstand stehen

1979 rumpelte ein verheerendes Erdbeben durch Montenegro. Die Zeitungen berichteten vom schwersten Beben des Jahrhunderts, hunderttausend Menschen wurden obdachlos. Die UNESCO hat Kotor kurze Zeit später zum Weltkulturerbe ernannt. Die Denkmalschützer setzten sich beim Wiederaufbau durch und stellten die Stadt mit alten Steinen aus der ursprünglichen Bausubstanz ziemlich originalgetreu wieder her. Für motorisierte Fahrzeuge sind die Gassen gesperrt. Sobald die Kreuzfahrttouristen wieder auf‘s Schiff „getrötet” wurden, teilt man sich die malerischen Altstadtgassen mit den wenigen Restbesuchern und vielen ausgemergelten, wilden Katzen. Die Stadt der Katzen wird sie auch genannt. Besonders verwöhnt schauen die Samtpfoten nicht aus. Ein Mäuseproblem dürfte es hier mit Sicherheit nicht geben.

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