Anreise | Mit dem Motorradtransport nach Barcelona

(Red. Elke) Meine Stiefel! Wo sind meine Stiefel? Verflixt, die stehen brav zu Hause und ich stehe in Trekkingsandalen in Barcelona. Ein Albtraum. Ich habe einen Albtraum. Na Gott sei Dank, es ist nur ein Traum und nicht Realität!

Es ist fast schon Stress, sein komplett bepacktes Motorrad Tage vor der eigentlichen Tour inklusive aller Klamotten und Helme bei einem professionellen Unternehmen abzugeben, das Maschine und Gepäck einige Tage später nach Barcelona bringt. Was, wenn man vergisst, die Handschuhe einzupacken? Oder noch schlimmer – die Stiefel? Ein eigenartiges Gefühl und eine komplett neue Erfahrung.
Wir haben bei Bernd Wölfle von „Ridersprojekt“ in Augsburg den Transport nach Barcelona gebucht. „Ridersprojekt“ befördert Motorräder nach Barcelona (Pyrenäen), Korsika oder Sardinien, um sie nach 10 Tagen auf demselben Weg wieder heim zu holen. Die Fahrer fliegen derweil ganz gemütlich hin und zurück, ohne eine weite und reifenfressende Anreise zu haben. Es trifft sich gut, dass am Tag unseres geplanten Tourbeginns ein Transport von acht Motorrädern nach Spanien angesetzt und noch für ein Motorrad Platz ist. Allerdings vereinbaren wir nur den One-Way-Transport, da wir etwas länger als zehn Tage unterwegs sein wollen.
Also rödeln wir das Motorrad an einem Sonntag fertig auf, um es wenig später zur Verladung zu bringen. Welchen voluminösen Berg Klamotten man beim Motorradfahren so am Leib hat, merkt man erst mal richtig, wenn man Jacken, Hosen, Helme und Stiefel verpacken muss. Und zwar in Sporttaschen, die sich beim Transport leicht zwischen die Moppeds stopfen lassen. Es ist für uns ein komisches Gefühl, nachdem wir alles abgegeben haben und drei Tage lang unserer Arbeit nachgehen, aber sonst eigentlich nichts mehr zu tun haben außer Warten, dass der Flieger abhebt.

Es hat lange gedauert, bis wir uns Spanien als Tourziel aussuchten. Vor allem ist Marokko Schuld. Als wir unsere Tour nach Marokko planten, brodelten dort die islamischen Aufstände. Unsicher, ob wir trotz politischer Unruhen fahren sollten, suchten wir als Plan B ein Alternativziel, falls der politische Topf im Maghreb überkochen sollte. Wir beschäftigten uns also mit Spanien, das bisher ein großes weißer Fleck auf unserer Tourlandkarte war und stellten fest: Das ist ja richtig interessant! Einige Zeit später ist es nun soweit: Viva Espana!
Für Bernd Wölfle von „Ridersprojekt“ ist der Transport nach Spanien Routine. Ein Sprinter mit einem Riesenanhänger fährt nach Girona, 100 km von Barcelona, von wo aus die Tourteilnehmer in die Pyrenäen starten werden. Ryan Air cancelt drei Monate vor Tourstart den Zielflughafen Girona und fliegt nur noch zum Hauptflughafen in Barcelona, weswegen „Ridersprojekt“ umdisponieren muss. Wir fliegen also von München aus mit der spanischen Fluggesellschaft Vueling nach Spanien. In Barcelona haben wir ein Zimmer in einem airportnahen Hotel gebucht und warten abends darauf, dass auch der Fahrer mit den acht Motorrädern dort eintrifft. Am nächsten Tag werden auch die restlichen sieben Pyrenäenfahrer ankommen, aber da werden wir (hoffentlich) schon unterwegs nach Andalusien sein.
