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Tuz Gölü | mit dem Motorrad in Kappadokien

Eine Frau im Markt von Ürgüp

Die türkischen Treppen bringen uns noch um! Wenn man die in Europa genormte und vor allem gewöhnte Stufenhöhe erwartet ... Hier im Pacha Hotel* gibt es auch so ein Exemplar. Man sieht die Treppe, schaut nicht so genau hin und die erste Stufe hat statt der erwarteten zwanzig Kilometer nur eine Höhe von acht Zentimetern ... Patsch! Ist irgendwie witzig, wie eingefahren man ist. Wieder mal hätte man um ein Haar auf der Nase gelegen! So stolpern wir durch die türkische Architektur und im Pasha Hotel täglich mehrmals die Treppe runter. Bei unserem Bummel über den Ürgüper Wochenmarkt versorgen wir uns mit getrockneten Aprikosen, Maulbeeren und Früchten als Wegzehrung für die Tagestour zum Tuz Gölü.

Salz bis zum Abwinken

Der Tuz Gölü ist der zweitgrößte Salzsee der Welt und hat deswegen den Anspruch besucht zu werden. Der Autor unseres Michael-Müller-Reiseführers berichtet jedoch, man könne nicht viel vom See sehen, er wäre großteils eingetrocknet und eigentlich keine Reise wert. Aber von diesem Umstand wollen wir uns selbst überzeugen. Der Imam-Sohn in Özkonak meinte, dass es wohl vierzig Kilometer zur Stadt Aksaray wären. Dann sechzig Kilometer am See entlang und wieder retour – macht zweihundert Kilometer. Da hat er sich aber kräftig verhauen! Am Ende haben wir über vierhundert Kilometer mehr auf dem Tacho, als wir wieder in Mustafapasa eintreffen.

An einer Brücke angebrachtes Ornamente in Ürgüp

Die übliche türkische Landstraße erwartet uns von Ürgüp nach Nevsehir. Schön gemütlich, man kennt ja die hiesige Obrigkeit schon zur Genüge, geht es Kilometer um Kilometer auf der sich endlos in die Länge ziehenden vierspurigen Straße dahin.

Ab und zu bietet sich eine Abwechslung, welche aus dem Überholen eines LKWs besteht. Dazu benötigt es zumindest mal einem bewusstes Ändern der Fahrtrichtung. Eine willkommene Aufgabe in dem tristen und stupiden Einerlei des Geradeausfahrens.

An der D300 gibt es drei Karawansereien zu besichtigen. Die Alayhani, die Agzikarahani und die gut wieder hergerichtete Sultanhani, die wir uns schon vor zwei Jahren anschauten. Diese Karawansereien, die Gasthäuser des Mittelalters, sind der Inbegriff des Orients. Der sehenswerten Karawanserei Saruhan, die wir auch besuchten, widmen wir einen eigenen Menüpunkt.

Der erloschene Vulkan hasan dag
In der Ferne liegt der schneebedeckte erloschene Vulkan Hasan Dag

Unterwegs grüßt uns der schneebedeckte Hasan Dag in der Ferne. Dieser erloschene Vulkan mit einer Höhe von 3.268 Metern ist zusammen mit dem 3916 Meter hohen Erciyes Dagi, dem fünfthöchste Berg der Türkei, für die Tufflandschaften Kappadokiens verantwortlich.

In Aksaray wartet ein Einlenken des Motorrades um immerhin 90° in Richtung Ankara. Und weiter geht es mit 70 km/h auf der ewig gleichen, stupiden, mit Spurrillen etwas anspruchsvoller gestalteten, vierspurig ausgebauten türkischen Überlandstraße.

Unterwegs grüßt uns der schneebedeckte Hasan Dag in der Ferne. Wir sehen Dutzende von Kilometern keine Möglichkeit, von der Schnellstraße abzufahren – uns trennt ein Graben von der ande wäre. Aus Ermangelung einer Beschilderung bleibt uns der Weg zu der in Google Earth erspähten Saline verborgen. Deshalb wählen wir den direkten Weg zum See. Wählen ist gut gesagt. Wir nehmen den erstbesten Abzweig, der sich nach ewigwährender langsamer Schleichfahrt erst in Sereflikochisar bietet.

Wir parken unweit eines salzverarbeitenden oder –verladenden Betriebes. Ein großer Berg Salz wird durch ein Förderband auf den Betriebshof gerieselt. Ein kläffender Hund meint, wir wollen ihm bei dem Versuch den See zu Fuß zu erreichen, seine Hundehütte klauen.

Salzkruste mit Schlammbasis
Frau läuft auf Wasser des Salzsees Tuz Gölü zu Motorradstiefel versinkt im Matsch am Salzsee Tuz Gölü

Wir lassen uns nicht irritieren und setzen unseren Weg fort. Fast sieht es so aus, als ob wir uns durch das Gestrüpp schlagen müssen. Hundert Meter, das schaffen wir zur Not, wenn auch jeder der Einheimischen, der uns beobachtet bestimmt gedacht hat: "Die spinnen, die Deutschen!"

Zum Glück finden wir dann doch noch einen Trampelpfad durch den UfergestrüppgürTel.: Am Ufer angekommen erwartet uns zwar das erhoffte weiße Salz, jedoch mit einer tieferliegenden Schlammbasis versehen. Scheibenkleister! Betritt man diese funkelnde Schicht, bricht sie und brauner, klebriger Schlamm verschlingt die Motorradstiefel zentimeterhoch.

Der erhoffte weiße Weitblick bleibt uns verborgen. Hmmm, sind wir zu früh im Jahr da? Führt der See noch zu viel Wasser? Oder zu wenig? Oder es ist wirklich so, dass der See von Jahr zu Jahr immer weniger Wasser führt und deshalb so schlecht "zu finden" ist?

Wir sahen den Tuz Gölü, den größten Salzsee der Welt mit einem Salzgehalt von 35%. Unser Reiseführer hat recht. Es gibt nicht viel zu sehen ... Aber wir waren da!

So suchen wir nach einem Ausweg, die Rückfahrt etwas abwechslungsreicher zu gestalten! Im Hinterland gibt es deutlich weniger Blitzer als an diesen breiten Pseudoautobahnen. Für Abwechslung sorgen Schaf- und Ziegenherden, begleitet von Hirten auf Eseln. In Pausen werden wir von jugendlichen Mofa- oder Rollerfahrern belagert, die wissen wollen, wie schnell unser Mopped fährt.

Jochen meint, wir sollten uns das nächste Mal ein großes Schild basteln, auf dem steht, was die Tankwarte und andere Neugierige immer wissen wollen: Woher? Was kostet? Wie schnell? Wie viel Kubik? Wie teuer? Kurz vor Aksaray müssen wir wieder in den sauren Apfel beißen und uns auf die altbekannte Strecke zurück nach Mustafapaşa begeben. Wir sind teilweise gänzlich alleine unterwegs. Doch der Schock des Strafzettels sitzt noch zu tief und so bleiben wir immer brav innerhalb des Tempolimits.

Karawanserei Saruhan