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Tour-Highlights Schweiz Via Mala

Via Mala

Blick auf die Teufelsbrücke Via Mala Figuren in Felswand der Via Mala

Die Via Mala liegt an der B 13 in Richtung Splügenpass in der Schweiz im Kanton Graubünden. Durch die Neuanlage der Schnellstraße bedingt ist es nicht ganz unkompliziert, die alte Straße (B 13) nicht zu verlassen. Aber nach einem Kreisverkehr in Thusis geht es gleich rechts weg über eine Brücke.

Kurz nach Thusis verengt sich das Tal zusehends. Nach einer Galerie, bei der bereits die ersten Parkmöglichkeiten sind, geht es über eine Brücke, von der man bereits einen genialen Blick in die durch den Hinterrhein teilweise gefüllten Via-Mala-Schlucht genießen kann. Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite wird man durch eine Blech-Figuren-Installation auf den ursprünglichen Saumpfad durch die Schlucht aufmerksam gemacht.

Nach dieser Brücke erreicht man einen Kiosk, bei dem sich auch der Einstieg zu den berühmten 300 Stufen in die Via Mala Schlucht befindet. Gegen ein geringes Entgeld kann man sich den Abstieg gönnen, die mit Sicherheit zu den unvergeßlichen Erlebnissen gehört. Wir stehen am Kiosk und über einen Lautsprecher begrüsst uns ein netter Schweizer und erklärt uns, an welchem geschichtsträchtigen Ort wir uns befinden. Hier befindet sich übrigens auch eine "mautpflichtige" Toilette, für die der nette Kioskmitarbeiter gerne Kleingeld von Euro in Schweizer Franken wechselt.

Urkundlich wird die Viamala 1219 erstmals in der Beschreibung einer Wegstrecke erwähnt. Am Anfang und am Ende der Schlucht haben wohl früher zwei Kapellen gestanden, von der die erste beim Neubau der San Bernardino-Straße anno 1818/23 abgetragen wurde und die zweite noch als Ruine existiert. Das sind Hinweise darauf, dass dieser Streckenabschnitt einmal von ziemlich gefährlicher Bedeutung für den "Durchgangsverkehr" gewesen sein muss. Der erste tiefgreifende Ausbau der Viamala trug sich 1473 zu.

Blick auf Teufelsbrücke Via Mala Andermatt Straßenverlauf der Via Mala

Durch diesen "Ausbau" erlangte Thusis an wirtschaftlicher Bedeutung einen ungeahnten Aufschwung. Nach der Zeit von 1473 ist sogar urkundlich belegt, dass Pferdefuhrwerke diese Strecke passiert haben müssen. Weiterer Meilenstein in dem Transit orientierten Ausbau der Viamala war das Jahr 1729. In diesem Jahr entschloss man sich zu einer neuen Trassierung der Wegstrecke. Dieser Beschluss hatte zur Folge, dass zwei übereinanderliegende Brücken erbaut wurden. Beim Bau der San-Bernardino-Straße 1818/23 änderte man aber die Zugänge nördlich und südlich der Hauptschlucht.

Felsschluchten oder Klammen gehören mit Recht zu den vielbesuchten Sehenswürdigkeiten. Steht man auf der zweiten Brücke oder auf der Galerie zwischen den Wänden, schaut auf die Wirbel des Rheins hinunter und hört sein Tosen, so wird man A. Buxtorf gerne beipflichten, wenn er schreibt: "Die Viamala ist ein wunderbares Beispiel für die einnagende Tätgikeit eines geschiebereichen Alpenflusses". Bei Niedrig- oder Mittelwasser zeichnet sich der Hinterrhein durch große Klarheit und herrlich grünblaue Farbe aus. Starke Mittel- und Hochwasser dagegen führen große Mengen von Flußtrübe, Sand und Geröll. Erst unter solchen Bedingungen setzt auch die nagende und abschleifende Wirkung ein.

Wie mächtig ein Hochwasser des Hinterrheins sein kann, hat jenes von 1951 gezeigt. Es ist kaum zu glauben, dass der Fluß in der Schluchtmenge eine Tiefe von rund 25 Metern erreicht und Galerie sowie die untersten zwei Treppen überschwemmt und stark beschädigt hat. Zu den Merkmalen eines Flußoberlaufes gehören Stromschnellen, Wasserfälle und Strudeltöpfe. Wo sich Wasser in Windungen oder stürzend bewegt, Wirbel bildet, da entstehn Strudeltöpfe am Boden des Flußbettes sowie größere und kleinere muschelartige Konkavitäten an den Wänden. Von oben nach unten senkrecht oder auch schief sich einbohrend, oft spiralig gewunden, bilden sie fortlaufen die erste Anlage der Rinne.

Über den prachtvollen, jüngst von ihm selber entdeckten Strudeltopf nahe bei dem großen Stein berichtete bereits S. Spadini. Reste alter Töpfe in Form muschelartiger Höhlungen haben sich in der Schlucht bis in die Höhe der Straße hinauf gut erhalten. Strudeltöpfe und Gletschermühlen sind grundsätzlich dasselbe, beide vom stürzenden oder wirbelnden Wasser mit Hilfe von Schleifmaterial oder Mahlsteinen gebildet, ersteres im Flußbett, letztere im Felsboden unter der Gletscherzunge, wo durch Eisspalten stürzendes Wasser Mahlsteine in Drehung versetzt haben.

Vor Jahren soll einmal ein Kurgast die Via Mala besucht haben. Er durchwanderte die Schlucht im Hochsommer zu Fuß und kehrte in Zillis im erstbesten Gasthof ein. Glühend und in Schweiss gebadet wandte er sich an die Wirtin und fragte entmutigt und erbost: "Na, wann kommt denn endlich die Viamala?".

Aus diesem Grunde sollte man sich ruhig eine Stunde Zeit nehmen, um dieses einzigartige Naturschauspiel anzuschauen. Es lohnt sich.

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Graubünden

Wo sich der Hinterrhein seinen Weg
durch die Felsen bahnt