Motorradtouren Baltikum Tour 2 | Litauen & Lettland & Estland Estland Wasserfall Valaste

Wasserfall Valaste | An der nordöstlichen Ostseeküste

Blick auf das Stahlgerüst der Aussichtsplattform am Valaste Wasserfall

Wir schlagen Kurs Nord ein. In Richtung Ostsee. Ab dem kleinen Örtchen Toila geht es auf einem schmalen Micky-Maus-Sträßchen wieder Richtung Westen immer an der Ostsee entlang. Das Wasser schimmert hinter dem Gürtel aus Sträuchern und Bäumen, es ist oft nur zehn Meter entfernt,doch leider unerreichbar, denn das hier ist Steilküste.

Wir biegen von der Straße ab, weil wir dem Schild „Kuldkaru mõise“ – Herrenhaus Kuldkaru – folgen. Liest man „Herrenhaus“, erwartet man ja immer entweder etwas altes, verfallenes oder etwas Prunkvolles, Herrschaftliches. Keines von beiden finden wir vor. Das gelbe Haus ist bunt mit Bären und anderem Getier bemalt und dient als Hotel. Selbst wenn es ein altes Gebäude ist, interessiert es uns nicht. So fahren wir weiter.

Wir treffen an einem Parkplatz mit dem Schild „Valaste oja“ ein, das in Richtung der Steilküste zeigt. Keine Ahnung, was Oja heißt, auf unserer Karte steht Juga – und Juga ist der Wasserfall. Der Parkplatz ist groß dimensioniert, hier muss es also was Spektakuläres zu sehen geben, wenn mit Bussen und vielen Fahrzeugen gerechnet wird. Ein Kohvik ist auch vorhanden, eine Verkaufsstelle mit Sitzgarnituren vor dem Gebäude. Bei bedecktem Wetter und so mitten am Tag ist hier nicht viel los.

Wir stellen das Motorrad unweit eines weiteren Zweirads ab, dem einzigen auf dem Parkplatz, daneben macht sich gerade der dazugehörige Motorradfahrer, laut Nummernschild ein Finne, wieder abreisefertig. Wir grüßen ihn und erwarten ein kurzes Gespräch, à la „Wohin, woher“. Aber nichts dergleichen, der Fahrer konzentriert sich auf seine Handschuhe. Man sagt ja, Esten und Finnen sind, zumindest sprachlich, verwandt. Und sie alle wären scheu und zurückhaltend ... Würdigt der Motorradfahrer uns deshalb keines Blickes?

Blick auf den Valaste Wasserfall

Der Begriff „Wasserfall“ ist etwas übertrieben für das Rinnsal, das da müde plätschernd über die Kante der dreißig Meter hohen Steilküste rinnt. Baltischen Glint nennt man diese Felsformation an der Ostseeküste. Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze scheint hier mehr Wasser zu fließen. Ursprünglich konnte man das Valaste Rinnsal, sorry, den Valaste Wasserfall am besten von einer Aussichtsplattform sehen. Doch die hat es bei einem Unwetter im Jahr 2013 schwer beschädigt und sie ist seither gesperrt. Fast ist die gekappte Plattform die größere Attraktion, es fehlt die Verbindung zwischen Plattform und Wendeltreppe, die am Fels nach unten führt.

Liebesschlösser am Valaste Wasserfall

Auch hier hat die unsägliche Tradition der Liebesschlösser Einzug gehalten. Es sind jedoch erst wenige. Bei der dünnen Besiedlung Estlands ist es vermutlich normal, dass die Brücke noch nicht Hunderte Schlösser wie an anderen, gut besuchten Stellen Europas tragen muss.

Wir haben uns bei der Fahrt vom Peipussee zur Ostseeküste hinauf absichtlich ziemlich weit im Osten gehalten. Denn weiter westlich verschandeln unschöne Ölschieferabbaugebiete die Landschaft. Das betrifft vor allem die Region um die Gemeinden Kohtla-Järve und Ahtme. Die hässlichen Industriegebiete sind in den digitalen Karten sehr gut an den vielen, weitverzweigten Schienensträngen zu erkennen, die hindurch führen.

Herrenhaus Aa und Burgruine Toolse
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