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Landesspezifische Infos

Tradition im Baltikum / www.bikerdream.de

Flächen der einzelnen Staaten des Baltikums in Quadratkilometern:
Litauen 65.300 (etwas kleiner als Bayern)
Lettland 64.589 (etwas kleiner als Bayern)
Estland 45.227 (vergleichbar: Niederlande)

Einwohner in Millionen
Litauen 2.9 | Lettland 2.0 | Estland 1,3

Einwohnerdichte: Einwohner pro km2
Litauen 45 | Lettland 31 | Estland 28

Hauptstädte
Litauen:
Vilnius (600.000 Einwohner – rund ein Fünftel der Litauer lebt in der Hauptstadt)
Lettland:
Rīga (700.000 Einwohner – rund ein Drittel der Letten lebt in der Hauptstadt))
Estland:
Tallinn (430.000 Einwohner – rund ein Drittel der Esten lebt in der Hauptstadt)

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Das Baltikum ist ein dünn besiedeltes Gebiet, wenn man von den Hauptstädten absieht. Der Name „Baltikum” rührt von der lateinischen Bezeichnung der Ostsee her: mare balticum. Tausende Seen prägen die Landschaft, die außerdem von Mooren und Wäldern durchzogen ist. Der höchste Berg ist der Suur Munamägi (Großer Eiberg) in Estland mit 318 Metern. Litauen und Lettland haben jeweils sage und schreibe 3000 Seen, während Estland mit 1200 Seen aufwartet.

Bis vor 13.000 Jahren war das Baltikum mit dicken Gletschern bedeckt. Dieser Umstand trägt noch heute dazu bei, dass sich die Erdkruste hebt. Vom Druck der dicken Eismassen befreit, steigt sie heute jährlich um einige Millimeter an. In Estland hebt sich die Ostseeküste jährlich etwa 3 mm empor – das sind in 100 Jahren 30 Zentimeter! Dadurch tauchen neue Inseln aus dem Wasser und vorhandene werden größer.

Litauen
Wer auf dem Landweg aus Polen ins Baltikum kommt, erreicht als erstes Litauen. Dies ist der größte baltische Staat, seine größte Ost-West-Ausdehnung beträgt 373 Kilometer, die größte Nord-Süd-Ausdehnung 276 Kilometer. Jedoch gibt es nur 99 Kilometer Küste. Litauen besitzt Grenzen im Osten und Süden zu Weissrussland, im Südwesten zu Polen und zur Kaliningrader Exklave, die zu Russland gehört.

Die Landschaft wird zur Hälfte von landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Feldern geprägt. Dreißig Prozent der Fläche nehmen Wälder ein und weitere sieben Prozent sind Moore und Sümpfe. Nach dem Umbruch in den 90er Jahren hat man Europa neu vermessen und festgestellt, dass der geografische Mittelpunkt Europas unweit Vilnius liegt.

Der höchste Berg Litauens befindet sich an der Grenze zu Weissrussland. Er heißt Aukštojas und ist 294 Meter hoch. Ein landschaftliches Phänomen ist die kurische Nehrung in der Ostsee. Ein Gebiet mit den höchsten Sanddünen Europas. Das Land wird in vier ethnografische Regionen geteilt, die sich in Dialekten, trachten, Gebräuchen und der Mentalität der Menschen unterscheiden:

Žemaitija | Samogitien bzw. West-/Niederlitauen, umfasst die Küste bis Höhe Siauliai
Aukštaitija | Hochlitauen bzw. Nordostlitauen mit Kaunas & Vilnius
Suvalkija |Region zwischen dem Fluss Nemunas und der polnischen Grenze
Dzūkija | Region etwa von Trakai bis zur russischen Grenze im Süden

Lettland
Hat man Litauen durchkreuzt, erreicht man Lettland. Das Land besitzt fast 500 Kilometer Küste, vorwiegend in der Rīgaer Bucht gelegen. Die höchste Ost-West-Ausdehnung beträgt 435 Kilometer, von Süden nach Norden ist man nach 210 Kilometern Fahrt durch. Auch hier herrscht eher flache Landschaft: der höchste Berg Gaizina Kalns ist mit 312 Metern kein Riese, aber immer noch höher als der höchste litauische Berg mit 294 Metern.

Der längste Fluss ist die Daugava, sie kommt aus Weissrussland und ergießt sich in Rīga in die Rīgaer Bucht. Allerdings fallen nur 342 km ihrer Gesamtlänge von 1005 km auf den lettischen Bereich.

Rīga ist die einzige Großstadt Lettlands, inclusive dem Umland leben hier 1,1 Millionen Menschen. Jeder dritte Lette wohnt in Rīga und Umgebung. Im Umkehrschluss kann man erkennen: der Rest Lettlands ist ziemlich dünn besiedelt.

Estland
Es ist eines der kleinsten Länder Europas. Von Norden nach Süden sind es nur 240 Kilometer und die Ost-West-Ausdehnung beträgt 350 Kilometer. So dünn besiedelt ist kaum ein Land in Europa. Das Land ist in etwa so groß wie die Niederlande. Während diese 16 Mio. Einwohner hat, kann Estland nur mit einer reichlichen Million aufwarten.

Das Land grenzt im Süden an Lettland. Im Osten verläuft die Grenze durch den großen Peipussee, ab der Mitte des Sees herrscht russisches Staatsgebiet. Die stark gegliederte Nordküste mit seinen durch die Gletscher gebildeten Landschaften grenzt an den Finnischen Meerbusen. Bis Helsinki sind es nur 85 Kilometer. 1500 Inseln liegen in der Ostsee (die die Esten übrigens Westsee nennen). Die meisten sind unbewohnt, die größten bewohnten sind Saaremaa, Hiiumaa und Muhu.

Strand mit Findlingen in Estland - www.bikerdream.de

20% des Landes sind von Mooren bedeckt (aus Estland kommt ein Großteil des Torfs, in den wir unsere Topfpflanzen setzen). Es gibt 1200 Seen, der größte ist der Peipussee mit 3550 qkm, gefolgt vom Võrtsjärv in der Mitte des Landes, der 270 qkm groß ist. Der Westen des Landes ist am flachsten, da hier am längsten die Gletschermasse die Erdoberfläche bedeckt hat. Hier sind auch die schönsten Strände. An der Nordküste ist das Land zerklüftet und der Uferbereich von Findlingen bedeckt, die von den Gletscher hierher transportiert wurden. Der höchste Berg ist der Suur Munamägi (Großer Eiberg) mit 318 Metern, er befindet sich im hügeligen, südöstlichen Gebiet Estlands.

Alvarboden mit trockenheitsresistenten Gewächsen in Estland - www.bikerdream.de

Im Norden bildet der baltische Glint, eine Kalksteinstufe, eine bis zu 55 Meter hohe Steilküste. Auch auf der Insel Saaremaa kann man bei Panga eine Steilküste bewundern. Ganz typisch für Saaremaa ist die Alvarlandschaft. Der Bewuchs besteht aus diversen trockenheitsresistenten Gewächsen, dazwischen stachelige Wacholderbüsche, die auf einer dünnen Vegetationsschicht über kalkhaltigen Felsplatten wurzeln.

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Drei Länder – drei Sprachen. Alle drei Sprachen benutzen das lateinische Alphabet. Während Litauisch und Lettisch zur baltischen Sprachgruppe gehören, ist Estnisch eine finno-ugrische Sprache. Sie ist eng mit dem Finnischen verwandt, ebenso mit Ungarisch. In allen Sprachen hat man wegen der mit Deutschen verbundenen Geschichte (zum Beispiel deutscher Ritterorden, die Preußen etc.) eine Menge ähnlich klingende Wörter übernommen. Auch schwedische und slawische Wörter hört man. Trotzdem wäre es illusorisch zu glauben, dass man ein Wort verstünde.

Litauisch ist die älteste indogermanische Sprache und benutzt das lateinische Alphabet. Litauisch und Lettisch, obwohl aus einer Sprachgruppe stammend, haben sich im Laufe der Jahrhunderte weit auseinander entwickelt, so dass heute im Alltagsgebrauch kaum noch Ähnlichkeiten zu finden sind. Estnische Vokabeln besitzen viele Vokale und sage und schreibe 14 Fälle. Außer dass man auch die Umlaute ä, ü und ö kennt, benutzt man auch einige Sonder-Buchstaben.

Verständigungsversuche werden am ehesten von Erfolg gekrönt sein, wenn man erst in der Landessprache herauszufinden versucht, in welcher Sprache eine Unterhaltung am liebsten wäre. Auch wenn man meint, mit Russisch käme man automatisch am weitesten... Da die Russen die ungeliebten Besatzer waren, wird man damit nur bei den russischstämmigen Bewohnern auf Gegenliebe stoßen. Alle anderen sollte man freundlichst in der Landessprache fragen, ob man ... (deutsch | englisch | russisch) sprechen darf. Gelegentlich liest man, dass Reisende regelrecht abgestraft wurden, wenn sie russisch sprechen wollten. Die Gegenseite reagierte mit „nix verstehn”, obwohl sie sehr wohl verstand ...

Erste Wahl der Fremdsprache in Litauen ist also Englisch oder Deutsch, erst dann folgt als dritter Versuch vielleicht die Sprache der ungeliebten Besatzer – aber immer nachfragen, ob das in Ordnung ist.

Ein wenig anders kann das in Lettland aussehen, wo etwa ein Drittel der Bevölkerung russichstämmig ist und auch im Alltag russisch gesprochen wird. Amtsprache ist lettisch, aber die Russen leben meist in eigenen Vierteln und ein Austausch findet so nur über die Schule statt. Letten sprechen sehr oft Russisch, allerdings nur Letten über 35 Jahre, denn bis zur Wende Anfang der 1990er Jahre war Russisch die Amtsprache. Aber auch hier gilt: Freundlicherweise nachfragen, ob eine Verständigung in Russisch okay wäre. Englisch ist auch im Kommen, mit Deutsch kommt man selten weiter.

In Estland, in dieser weltoffenen WiFi-Gemeinde, kommt man am ehesten mit Englisch weiter. Auch Deutsch wird oft verstanden. Mit der russischen Sprache ist es wie in den vorgenannten Ländern: nur nach vorheriger Frage benutzen.

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In allen drei baltischen Ländern darf auf öffentlichen Plätzen kein Alkohol getrunken werden, Straßencafés sind von dieser Regelung ausgenommen. Gerade Jugendliche halten sich zwar nicht immer dran, jedoch muss man bei Zuwiderhandlung mit einer Geldbuße rechnen. Und wer hat schon Lust, sich mit den Behörden anzulegen? Die im Übrigen immer noch den aus Sowjetzeiten gewohnten, barschen Schrittmarsch-Ton an sich haben. Widerstand und Aufstand zwecklos, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Übrigens: auch Bestechung ist kontraproduktiv.

Im Großen und Ganzen sind die Gepflogenheiten nicht grundverschieden von unseren. Ein wenig gesunder Menschenverstand – und das Ganze läuft wie gewünscht. Wer versucht, sich mit einigen wenigen Worten in der Landessprache „die Tür zu öffnen”, ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg der Kontaktaufnahme. Und wie schon im vorherigen Absatz bemerkt: russisch nur auf Ansage. Die russischen Besatzer sind in keiner guten Erinnerung. Auch sollte man die drei Nationalitäten nicht in einen Topf werfen, das kommt gar nicht gut an. Balten wollen sie auch nicht heißen, vor allem die Esten nicht, dessen Sprache finnisch-ugrischen Ursprung ist. Auch die Letten und Litauer werden ungerne (trotz aller Ähnlichkeiten) in einen Topf geschmissen. (Wie Deutsche und Österreicher eben.)

Bei den Esten sind körperliche Kontakte wie Küsschen und Umarmungen auch unter Freunden nicht üblich. Sie geben sich in der Regel nicht einmal die Hand. Wer einen Esten begegnet, der einen überschwänglich mit Händedruck begrüsst, dann ist er gewiss russischstämmig.

In den Kirchen sollte man sich diskret und ruhig verhalten. In orthodoxen Kirchen müssen Frauen ihr Haar mit einem Tuch bedecken. In Klöstern und Kirchen erregt auch allzu freizügige Freizeitkleidung Missfallen (kurze Hosen, nackte Beine, nackte Schultern).

In privaten Haushalten ist es Usus, die Straßenschuhe vor der Tür auszuziehen.

Es gibt keine Trinkgeldkultur wie man sie aus südlichen Ländern kennt. Trinkgelder werden nicht erwartet, aber natürlich gerne genommen. Wenn man die niedrigen Löhne betrachtet, ist das verständlich. Wer will, kann für gute Leistungen zwischen 5 und 10% Trinkgeld geben. Aber vorher immer den Kassenbon / die Rechnung prüfen. Denn einige exklusive Restaurants und Cafés stellen einen Bedienungszuschlag zwischen 7 und 12% in Rechnung. Da wäre dann ein zusätzliches Trinkgeld doppeltgemoppelt.

In einfachen Restaurants und Cafés holt sich jeder Gast die Speisekarte selbst am Thresen, wo er auch bestellt. Das Essen wird dann gebracht, das Zahlen erledigt man jedoch wieder am Thresen. Im Übrigen wird bei dieser „Fastselbstbedienung” kein Trinkgeld erwartet.

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Wälder, nichts als Wälder. Litauen ist zu einem Drittel, Lettland und Estland fast zur Hälfte mit Wäldern bedeckt. In Lettland sind ein Viertel der Wälder sogenannte Feuchtwälder. 10% der lettischen Landesfläche sind Moore. In Estland nehmen Moore sogar 20% der Fläche ein. Birkenhaine sieht man oft. Leider verändert der Torfabbau viele Landschaften nachhaltig.

In Litauen gehört die Kiefer zu den dominierenden Bäumen, aber in den Mischwäldern wachsen auch Ahorn, Birken, Buchen und viele andere. Sozusagen der Nationalbaum Lettlands ist die Eiche. Ein Eichenzweig wurde sogar im lettischen Wappen verewigt. In Estland sieht man Kiefern und Fichten am häufigsten. Die Nationalblume Estlands ist die Kornblume, von Lettland ist es die Wiesenmargarite.

Eine vor allem für Estland typische Baumart ist der Wacholder. Wacholder ist mit der Zypresse verwandt und wird gerne auch Zypresse des Nordens genannt. Wacholder wächst meistens lose verteilt aauf einer ansonsten mageren Wiese. Von diesen gibt es allein auf der Insel Saaremaa 8.000 Hektar, in ganz Estland sind es 10.000 Hektar. Dort kann man dann auch viele praktische Souvenirs (meist Küchengerätschaften) aus Wacholderholz kaufen. Sie sind sehr hart und das Holz duftet wegen ihrer ätherischen Öle aromatisch.

Störche sind die Wappentiere des Baltikums | www.bikerdream.de

Als Wappentier der Litauer könnte man wohl den Storch bezeichnen (auch wenn er im Wappen nicht auftaucht). Litauen hat die weltweit dichteste Storchzählung (es geht nur um Weißstörche) wurden 13.000 Paare registriert. Einen von den rund 5000 Elchen in Litauen zu Gesicht zu bekommen, ist nicht ganz einfach, aber am ehesten in den frühen Morgen- und Abendstunden zu bewerkstelligen. Gelegentlich sieht man die massigen Tiere auch beim Bad in Flüssen, Seen und sogar im Meer. Auch Luchs und Wolf fühlen sich zunehmend wohl in den litauischen Wäldern.

Auch in Lettland gibt es scheue Wildtiere: Rund tausend Wölfe sollen sich in den Wäldern versteckt halten. Auch Luchse gibt es, derzeit geht man von 700 Exemplaren aus. Elche sind mit 10.000 Tieren an der lettischen Fauna beteiligt. Der Biber und der Otter, einst schon ausgerottet, konnten wieder Fuss fassen (80.000 Biber sind eine stattliche Zahl). Was den Biber betrifft – wünscht sich heute bestimmt der eine oder andere Bauer die Biber wieder in die Hölle, denn mit ihrem Bauwahn kreuzen sie ständig die landwirtschaftlichen Pläne der Bauernschaft und überfluten die Äcker.

Die Säugetierpopulation von Estland sieht ähnlich wie die beiden anderen baltischen Staaten aus. Dazu kommen noch 500-600 Braunbären sowie Seehunden und Kegelrobben. Bären wird man wohl kaum sehen – vielleicht auch zum Glück – aber von den Elchen bekommt man gelegentlich einen zu Gesicht.

Auf der Insel Hiiumaa fasst der Europäische Nerz gerade wieder zaghaft Fuss. Und mit ganz viel Glück kann man im Nationalpark Soomaa ein Gleithörnchen, besser bekannt als Flughörnchen (ein fliegendes Eichhörnchen) beobachten.

Mücken im Baltikum / www.bikerdream.de

Mücken und Zecken gedeihen in allen Ländern gut. Man kann jedoch nicht generell von einer landestypischen Mückeplage ausgehen. Am Meer sind von Haus aus weniger pieksende Plagegeister zu erwarten als im Binnenland in der Nähe von Mooren und feuchten Wiesen. Einen Einfluss hat auch, wieviel Niederschlag das Jahr bisher brachte. Ein Mückenmittel (eines zur Abwehr und eines zum Sticheinreiben) sollte man immer dabei haben.