Clapham Junction | sind das irdische oder überirdische Spuren?

Ganz schön verlassen, diese Gegend hier! Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein kleiner freundlicher Malteser neben uns und bietet sich an, uns die Cart Ruts zu zeigen. Dieses Angebot nehmen wir gern an. Immer wieder trifft man auf der Insel an unbebauten Stellen auf diese sogenannten Karrenspuren. Seinen Namen erhielt das Feld vom Londoner Güterbahnhof – ein englischer Wissenschaftlicher verglich das Gewirr des Schienensystems mit den zahlreichen Rillenpaaren, die vom Buskett-Tal bis zu den Klippen führen.
Die Rillenpaare überschneiden und kreuzen sich dabei vielfach. Mitten in diesem Feld befindet außerdem von menschlicher Hand geschaffene Felslöcher: punische Schachtgräber. Der Name ist irreführend – Karrenspuren – genau das sind sie vermutlich nicht. Die Rillentiefe beträgt teilweise bis zu siebzig Zentimeter. Die Achse der Räder musste also bei einem Radius von über siebzig Zentimeter liegen – das ergibt einen minimalen Raddurchmesser von einem anderthalben Meter. Derartige Riesenräder wären wiederum zu gross, um durch die teilweise engen Kurven der Rillen manövriert zu werden. Theorie widerlegt.

Viele Forscher wollen den Karren die Räder absprechen – deshalb liest man oft auch Schleifspuren – sie versehen die Karren einfach mit Kufen. Doch was wurde auf den Karren transportiert? Die Megalithen für die Tempel? Fällt auch aus! Denn die Spurpaare führen nie zu Tempelanlagen.
Und wer soll die Karren gezogen haben? Pferde oder Maultiere hätten in und neben den bis zu siebzig Zentimeter tiefen Spurrillen auch Hufspuren hinterlassen – diese gibt es jedoch nirgends. Wissenschaftler (und nebenbei auch Parawissenschaftler) streiten sich bis heute, wie und wann diese Spuren entstanden. Im Reiseführer werden sie zum Ende der Bronzezeit, also der Zeit um 1.200 v. Chr. datiert. Professor Bonanno vom Archäologischen Institut der Universität Malta möchte sie jedoch lieber in punischer und römischer Zeit ansiedeln.
Wie gemacht für die theorien von erich däniken
Wie soll es anders sein, auch Erich von Däniken proklamiert die Außerirdischen-These, so stellen die Spuren einen weiteren Beweis für einen Besuch von Außerirdischen dar. Welcher Art seine Schlussfolgerungen sind – können wir nicht sagen, aber sicher sieht er darin die Landebahnen und -Spuren von Außerirdischen...
An einer Stelle im Südosten der Insel führen die Schleifspuren geradezu ins Meer. An einer anderen Stelle laufen die Rillen auf eine Klippe zu, auch in dem Stück, wo der Fels zum Meer hinunter abfällt, läuft die Spur weiter. So mussten die Spuren schon da sein, bevor sich der Wasserspiegel hob oder die Klippenbildung begann. Sehr mysteriös, zugegeben. Mit dieser Alterstheorie wären die Spuren war am Ende der letzten Eiszeit (10.000 v. Chr.) entstanden. Unser netter Malta-Guide führt uns noch weiter, denn hier befindet sich auch die teilweise eingestürzte Höhle Ghar-ilKbir (gesprochen Dschar-Ilkbier). Mittlerweile hat sich uns auf dem Weg dorthin ein älteres Schweizer Ehepaar angeschlossen. Auf einem Trampelpfad steigen wir zur Höhle hinunter.

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war diese Höhle wie auch einige weitere auf der Insel bewohnt. Noch immer sind Räume und Mauern, die die einzelnen Familienbereiche und Wohnungen trennten, unter der Abbruchkante zu sehen. Heutzutage kann man sich kaum vorstellen, hier zu wohnen ... 1835 ging es den Engländern gegen den Strich, dass Menschen unterirdisch wohnten. Es sollen über hundert in mehr als zwanzig Familien in dieser Behausung gewesen sein. Die Bewohner wurden von den englischen Kolonialherren zwangsweise umgesiedelt und die Höhlendecke teilweise zum Einsturz gebracht, so dass sie unbewohnbar wurde.
Wir fragen unseren Tourguide, was das für ein Gestrüpp sei, das da über dem Höhleneingang herunterhänge. Ein Kapernstrauch also? dass Kapern die Knospen eines Strauches sind, wußten wir ja, dass sie gut schmecken, auch, aber dass die Pflanze so aussieht ... Wieder was gelernt. Am Ende verabschiedet sich unser "Reise-Führer", dreht sich um und stapft davon. Kein bettelndes oder forderndes Handaufhalten. Wir müssen ihm hinterherlaufen, um ihm ein Trinkgeld überlassen zu können.
Marsaxlokk