Motorradtouren Malta Valletta | Weltkulturerbe

Weltkulturerbe Valletta

Blick bei strahlendem Sonnenschein über die Dächer von Valletta

Valletta ist zu Recht Weltkulturerbe. Das schönste Panorama von Valletta bietet sich, wenn wir von unserer einfachen Dachterrasse über die Dächer Vallettas schauen. Wir sehen über ein Meer von Häusern aus dem typischen, gelben Globigerinenkalkstein der Insel.

Auf jedem Dach steht mindestens ein großer Wasserbottich, der für die hauseigene Wasserversorgung gebraucht wird, wir sehen zahllose Antennen. Einige Dächer werden zum Wäschetrocknen benutzt. Und durch die Straßenflucht hindurch erblicken wir das strahlendblaue Meer.

Die Lage von Valletta auf einer Landzunge, die etwa tausend Meter weit ins Meer hineinragt, ist bezaubernd. Links und rechts dieser Landzunge wird diese jedoch widerum in Sichtweite von Land eingekreist – hier befinden sich die modernen Stadtteile Sliema und auf der anderen Seite Three Cities, die widerum auf drei schmalen Landzungen liegen. Valletta ist die putzigste Hauptstadt Europas: sie hat eine Fläche von einem reichlichen halben Quadratkilometer.

Tagsüber herrscht in Valletta geschäftiges Treiben. In den schachbrettartig angelegten Straßen ist die Hölle los. Vor allem die Republic Street ist die Flaniermeile Vallettas. Hier drängelt sich an Läden alles, was Rang und Namen hat. Die Nebenstraßen gehören zum Großteil noch den Einheimischen, hier findet man auch eher den kleinen Tante-Emma-Lebensmittelladen.

Auto mit gefüllen Gemüsekisten auf Straße in Valletta Rote englische Telefonzelle mit Postkasten daneben in Valletta

Bei der Ankunft des Johanniterordens im Jahr 1530 war die Landzunge Mount Sceberras, auf der sich Valletta heute erstreckt, blanker Fels. Als erstes errichteten sie das Fort St. Elmo. Nach der großen Belagerung und dem Sieg über die Türken legte ihr Großmeister Jean Parisot de la Valette den Grundstein für eine neue Stadt. Er war auch der erste, der in ihr 1568 nach einem Schlaganfall begraben wurde.

Valletta war die erste geplante Stadt Europas, das schachbrettartige Muster der Straßen zeugen davon. Durch die Straßen fegt immer der Wind, so dass ein Hitzestau im Sommer vermieden werden kann und der auch – zu damaliger Zeit ein wichtiger und neuer Aspekt – die Seuchengefahr minderte.

Jedes Haus besaß eine Zisterne, Abwasserkanäle führten unter den Straßen direkt zum Meer, der Abfall wurde außerhalb der Stadtmauern verbrannt. Als die Ordensritter 1571 ihren Sitz nach Valletta verlegten, bezogen sie die modernste Stadt Europas. Und eine der begehrenswertesten.

Im oberen Bereich von Valletta befindet sich in einem großen Rondell der Central Bus Terminus. Hier herrscht ein reges Treiben. An Kiosken kann man sich mit Zeitungen und Proviant versorgen. Einige Malteser, jung und alt, sitzen zusammen und spielen Gitarre. Hier bekommen wir sogar die eine oder andere deutsche Zeitung.

Vom Central Bus Terminus führt eine Brücke über einen von türkischen Sklaven aus dem Fels geschlagenen Trockengraben auf den Freedom Square. Durch das City Gate, ein umstrittener Neuentwurf aus den 1960er-Jahren, tritt man ins Innere der ehrwürdigen Ritterstadt.

Die Ruinen, die den Platz begrenzen, sind die traurigen Reste des Royal Opera Houses, in dessen Mauern heute geparkte Autos stehen. Das Opernhaus wurde bei einem Bombenangriff 1942 zerstört. Konrad Adenauer stiftete nach dem Krieg mehrere Milionen Mark fürden Wiederaufbau, aber außer immer wiederkehrenden Planungen ist bis heute nichts geschehen.

Blick aus dem Hotelfenster auf Straße mit vielen parkenden Autos in Valletta

Vom Freedom Square gelangt man zur Flaniermeile, der Rebublic Street und schließlich am Endpunkt der Straße zum Fort St. Elmo. Die parallel zur Republic Street verlaufende Strait Street war früher die berüchtigste Straße Vallettas.

Zur Zeit des Ordens trugen darauf die Ritter ihre "ganz zufällig aus einem Streit entstandenen" Duelle aus. Verabredete Duelle waren verboten und wurden niciht selten mit der Todesstrafe geahndet. Später wurde die Straße unter liebeshungrigen Matrosen "the gut" (der Darm) genannt, ziemlich schäbige Rotlicht-Etablissments gibt es auch heute noch am unteren Ende der Straße.

Die schachbrettartig angeordneten Straßen sind in Einbahnstraßen geregelt. Manche Straßen münden gar in Treppenwege, wie die, in der wir wohnen. Parken in dieser sehr steilen Kopfsteinpflaster-Straße ist immer mit einem mulmigen Gefühl hinsichtlich der Bremsen der hier geparkten Autos behaftet.

Es gibt viel anzuschauen in Valletta. Zahlreiche Museen, Ausstellungen und sogar multimediale Shows werden überall mit Prospekten und Handzetteln von Menschen in historischen Gewändern beworben: über die Ereignisse des II. Weltkriegs (The Wartime Experience), über die Geschichte Maltas (Multimediashow Sacred Island) und über die Geschichte des Johanniterordens (The Great Siege of Malta).

Gasse mit links und rechts geschlossenen Rollläden in Valleta

Manches ist uns zu geschäftig, meist flüchten wir mit dem Motorrad in die vielen sehenswerten Ecken Maltas. Da unser Reiseführer zur Ausstellung "The Great Siege of Malta", die aus einer multimedialen Show in einem Labyrinth besteht, schreibt; "Wem es da drin zu langweilig wird, kann die Notausgänge zählen" haben wir uns diese Ausstellung gespart.

Wir schauten nur einen winzigen Bruchteil an Sehenswertem in Valletta an, aber irgendwann ist man "dicht" – Rien ne va plus! In der Republic Street gibt es einen Platz, an dem man ein leicht patriarchalisches Flair spüren kann. Auf den Mäuerchen ringsherum und den Bänken sitzen Männer, andere Malteser stehen in Grüppchen auf dem Platz. Sie unterhalten sich, rauchen gemütlich Pfeife oder lesen Zeitung, während ihre Frauen wahrscheinlich unweit davon den Markt und die Markthalle, Suk genannt, besuchen.

Unser "Coronation Guesthouse"
Valetta - Blick nach unten in die steile Gasse mit unserem Guesthouse

Da unsere Fähre lt. Fahrplan um 23:00 Uhr in Valletta eintrifft und im wirklichen Leben erst nach 24:00 Uhr, haben wir telefonisch von Sizilien aus in einem Guesthouse in der Altstadt von Valletta ein Zimmer reserviert. Ein einfaches Zimmer, mit Dusche und Toilette auf dem Flur. Die Toilette ist mit einem Schild versehen: "put carefully – it works slowly".

Später wissen wir warum: die große Tonne auf dem Dach spendet das Spülwasser und es dauert einige Zeit, bis der Spülkasten wieder vollgetröpfelt ist. Nach dem ersten Tag wird oben unter dem Dach ein Appartment frei, bestehend aus zwei Zimmern, einer kleinen Küche und einem Bad mit einer nicht benutzbaren Badewanne. Das Haus ist 250 Jahre alt, die Fenster und Türen offensichtlich ebenso: die haben bis zu handbreite Spalten, durch die der Wind pfeift. Aber Gottseidank haben wir ja Frühling. Die Möbel sind jünger: sie haben wohl nur fünfzig auf dem Buckel.

Als erstes müssen wir die zwei Zimmer ummöblieren, denn das Hängematten-Doppelbett mit Familienzusammenführungsgarantie wäre bei unser beider Gewicht bestimmt zusammengebrochen. In der Küche läuft das Wasser unten in den Spülschrank, ein Klempner versuchte das auch zu beseitigen – leider ohne Erfolg.

Besitzer des Guesthauses im Aufenthaltsraum beim Gespräch in Valletta Mit Packetrolle befestigte Hinweiszettel an Fliesen angebracht in Valletta Sehr verwirrender Anblick einer Elektroinstallation im Guesthouse in Valletta

Uns scheint, das Geschirr und die Einrichtung ist wohl nur so sauber, wie die Gäste es hinterlassen ...

Wir "bewundern" die Strominstallation des ganzen Hauses. Ein einziges, süditalienisch anmutendes Chaos. Hier wurde nur einmal Strom gelegt: vor fünfzig oder mehr Jahren über Putz und das war's dann. Die Schalter und Steckdosen: uralt. Die Deckenleuchte: eine nackte Glühbirne. Sie erfüllt ihren Zweck, was soll's.

Mit ein bißchen Dusel kann es einem bei Charlie auch passieren, dass man die Nacht auf der Straße verbringt. Nämlich dann, wenn einer der anderen Gäste meint, er müsste die Haustür hinter sich verriegeln. Dann nützt einem der Haustürschlüssel rein gar nichts mehr. Man betet und klingelt und betet nochmals, dass einer aufmacht. An unserer Appartementtür muss man dann die nächste Eigenart wissen: hier schließt das Schloss verkehrtherum! Linksverkehr sozusagen auch hier...

Motorrad und Auto nebeneinander geparkt in einer Gasse in Valetta

Von unserer Dachterrasse aus beobachten wir eine besonders bequeme Art einzukaufen: Mann/Frau (meist älterer Jahrgang) lehnt sich aus dem typischen Erker-Fenster im vierten Stock und lässt einen Korb an einem Seil zu einem kleinen Gemüselaster hinab. Der Fahrer packt hinein, was auf einem Zettel steht und dann zieht man in aller Gemütsruhe den Korb wieder nach oben. Einmal muss der Alkoholspiegel eines Hausbewohners wohl zu weit gesunken sein: der Inhaber des Erdgeschoss-Tante-Emma-Ladens packte in den baumelnden Korb einen Tetrapack Landwein hinein.

Unser Hauswirt Charlie ist unwahrscheinlich hilfsbereit. Er erzählt uns viel Wissenswertes über Malta und hilft uns bei jeder Frage, die wir ihm stellen. Wir können bei ihm auch Brot bestellen, das er uns vom Bäcker mitbringt. Auch für unsere frühmorgendliche Abreise um kurz nach fünf Uhr bietet er uns an, zur Selbstbedienung ein Frühstück in den Kühlschrank zu stellen.

Motorradklamotten zu Puppen auf zwei Sessel trapiert im Guesthouse in Valletta

Vor dem Tag der Abreise sortieren wir unsere Klamotten und legen sie in den abgewetzten 70erJahre-Sesseln bereit. Ein Bild für die Götter. Ein paar Mal gehen wir in ein Lokal, in dem maltesische Gerichte gekocht werden und nicht nur englische Kost für die Touristen. Auffällig und für mitteleuropäische Zungen erst einmal ungewohnt ist das Würzen mit Fenchelkörnern (also nicht mit Knollenfenchel). In einem Zwiebel-Fenchel-Sud gegarte Kartoffeln – lecker. Das übernehmen wir auch in die heimische Küche.

Kneipe in Valletta

Auf dem Markt schaufelt man aus einem Gitterkäfig händevoll kleine Schnecken in Tüten. Die Malteser essen sie als Vorspeise oder als kleinen Snack nebenher, so wie man bei uns Salzstangen oder Chips knabbert. Die Schnecken sind nur etwa halb so groß wie Weinbergschnecken. Wie sie schmecken, können wir leider nicht ergründen, denn am letzten Tag auf Malta wollten wir sie probieren und gerade da waren sie aus.

Der Mangel an Brennholz (schon zu Zeiten der Römer fielen die letzten Bäume dem Schiffsbau zum Opfer) hat auf Malta über die Jahrhunderte hinweg zu sparsamen Kochmethoden geführt. Die meisten Nahrungsmittel wurden in einem irdenen Topf auf einem kleinen Steinherd, dem sogenannten "Kenur", langsam gegart, wobei die Hausfrau das Holzkohlenfeuerchen ständig im Auge behalten und Luft zuwedeln musste.

Als Konsequenz wurde das langsame Garen der Speisen zu einer Besonderheit der Küche Maltas. Auch heute noch, wo Gas und Elektrizität reichlich und auf Knopfdruck zur Verfügung stehen, ist das langsame Garen von Speisen sehr beliebt, zumal bestimmte Speisen nur so wirklich original und schmackhaft zubereitet werden können.

Kreisverkehr mit gemauertem Torbogen in Valletta

Wir unterhielten uns mit allen Maltesern in ihrer Amtssprache Englisch. Malti, den einzigen arabischen Dialekt, der in lateinischen Buchstaben geschrieben wird, versuchten wir gar nicht erst zu sprechen.

Fast alle Straßen tragen einen englischen sowie einen maltesischen Namen, die nicht unterschiedlicher sein können. Zum Beispiel heißt die High Street auf maltesisch Triq Il-Kbira. Das Wort Straße – Triq zu sprechen muss für einen Nicht-Malteser fast unmöglich sein. Das q erzeugt man, indem man ein kurzes ö ausstößt und dann ein Geräusch macht, als würde man erwürgt.

Das maltesische Alphabet soll im 16. Jahrhundert von den Ordensrittern aufgeschrieben worden sein, daher auch die lateinische Schrift. Dieses Alphabet hat vierundzwanzig Konsonanten und fünf Vokale, darunter einige Sonderzeichen, die es bei unserer Schrift nicht gibt. Ein Y kennt es gar nicht.

St. John's-Cathedral