Motorradtouren Malta Hagar Qim

Hagar Qim

Blick auf die mächtigen Steine in der Tempelanlage Hagar Qim Mächtige Steinquader zu einem Tor aufgebaut in der Tempelanlage Hagar Qim

Wir sind wieder mal auf den holprigen Micky-Maus-Sträßchen unterwegs. Wir hätten Stollen-Reifen aufziehen sollen... Wir wollen uns einen großen Steinhaufen menschlicher Bauart und einen Felsklotz natürlicher Bauart anschauen. Doch zuerst steht ein großer, mit menschlicher Kraft aufgeschichtete Steinhaufen auf dem Tourplan.

Man staune: Als in unseren westeuropäischen Breiten die Bewohner noch in Höhlen hausten und auch an die Pyramiden Ägyptens und anderer Hochkulturen noch nicht zu denken war, bauten die Bewohner Maltas schon Tempelanlagen, bei deren Bau Steine mit einem Gewicht bis zu zwanzig Tonnen gehoben und bewegt wurden!

Hagar Qim (gesprochen Hadschar-’iim) ist einer der fünf großen maltesischen Tempelkomplexe. Er liegt in der Nähe der Ortschaft Qrendi, elf Kilometer südlich von Valletta.

Im Maltesischen wird der Buchstabe H in Hagar Qim allerdings anders als hier in der vereinfachten Form geschrieben: es müßte eigentlich ein H mit doppeltem Querstrich sein. Außerdem wäre über dem "g" ein Pünktchen, was bedeutet, dass dieses "g" wie "dsch" gesprochen wird.

Kaum eine Sehenswürdigkeit Maltas ist so berühmt und rangiert auf der Postkartenmotoiv-Hitliste so weit oben wie diese Tempelanlage. Aus einem Erdhügel schauten seit unerdenklichen Zeiten die "Stehenden Steine" heraus. Auf Anregung des britischen Gouverneurs Sir Henry Bouveri machten sich 1954 Archäologen aus verschiedenen Nationen daran, Ausgrabungen um die Steine herum auszuführen. Dies geschah allerdings nur teilweise. Ein 600 m langer und 300 m breiter Tempelkomplex kam zu Tage. Zu diesem Zeitpunkt hielten die Ausgräber Hagar Qim für eine phönizische Anlage. Eine allerletzte Grabung fand 1909 statt.

Die Venus von Malta in einer Glasvitrine aufbewahrt in der Tempelanlage Hagar Qim Steinfigur liegend in einer Vitrine in der Tempelanlage Hagar Qim

Sie stand unter der Leitung von Professor Sir Themistocles Zammit, einem der führenden Archäologen seiner Zeit und Direktor des Museums von Malta sowie Professor Thomas Eric Peet, ein britischer Archäologe und Ägyptologe. Erst diese Grabung erfüllte wissenschaftliche Standards. Zu diesem Zeitpunkt begann der Gedanke Fuß zu fassen, dass es sich hier um Tempel handeln könnte, die vermutlich zwischen 3600 und 2500 v. Chr. entstanden sind. Den Maltesern wurde langsam bewußt, welche Schätze die bislang 43 bekannten Tempel darstellen.

Als Baumaterial diente der für die Insel typische Globigerinenkalkstein, der nur bei wenigen maltesischen Tempel Verwendung fand. Vor allem zur Seeseite hin hat leider die salzige Seeluft enorm zur Verwitterung der Steine beigetragen.

Zwischen 1947 und 1950 wurde Hagar Qim im großen Stil restauriert und konserviert. Einige der Megalithen erhielten Betonkappen. Teile der Fassaden wurden saniert. Dabei traten weiter archäologisch wertvolle Funde zu Tage.

Die die Tempelanlage umschließende Mauer verfügt über mehrere Eingänge. Der auf den meisten Postkarten abgebildete Trilitheingang, bestehend aus zwei aufrechten und zwei darüber liegenden Steinblöcken, war vermutlich der Haupteingang. Man gelangt in einen Innenhof, in dem man rechts und links Fenstersteine sieht, durch die man in die Seitenkammern blicken kann. Gut kann man noch die Ösen erkennen, an denen eine Tür aufgehängt war. Altäre mit Punktdekor stehen in dem Innehof. In einem weiteren Durchgang fand man die berühmte Statuette "Venus von Malta", eine 12,5 Zentimeter große, kopf- und fußlose Frauenfigur.

Vom Wind gebogener Baum in der Tempelanlage Hagar Qim

Aber auch andere vor allem archäologisch wichtige Figuren wurden hier gefunden. Dazu zählen eine stehende Göttin- oder Frauenfigur mit einem weit ausladendem Gesäß, eiförmigen Unterschenkeln und andererseits sehr kleinen Händen. Wie andere Tempel hat auch Hagar Qim eine sogenannte Orakelöffnung. Ein Loch in einem Stein, dessen Funktion nicht eindeutig geklärt ist.

Die Tempelstätte wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Man nimmt an, dass die Anlage eine Art Haupttempel für eine Art heiligen Bezirk war. Sicher ist, dass darin Tieropfer dargebracht wurden. Anhand der Grabungsfunde nimmt man weiterhin an, dass auch Fruchtbarkeitsriten durchgeführt wurden. Unweit des Tempels befindet sich übrigens ein Restaurant, in dem man Hunger und Durst stillen kann.

Dingli Cliffs