Motorradtouren Malta

Kleines Land mit großem Herz

Gelb rotes Fischerboot im Hafen von Malta

Da wir nun schon bis Sizilien gekommen sind, packen wir noch neunzig Kilometer Fährfahrt drauf und schauen uns Malta mit dem Motorrad an.

Nachtaufnahme über den Dächern von Marsaxlokk Blick auf Meer und Felsen am Hafen von Marsaxlokk

Auf Malta dauert die längste Busfahrt fünfundvierzig Minuten – von Motorradfahrten soll allerdings an dieser Stelle nicht zu reden sein, denn die dauern viiiel länger, aber das an anderer Stelle – was darlegt, dass die Insel Malta mit 246 Quadratkilometern nicht sehr groß ist. Die Insel ist unwahrscheinlich vielfältig: türkisblaues Meer, romantische Fischerstädtchen, Jahrtausende alte Tempel, mittelalterliche Festungen, Kirchen und Paläste aus der Zeit des legendären Johanniterordens, arabischstämmige Sprache und englische Lebensart. Die drei größten Inseln der Rebublik Malta (amtlich : Repubblika ta’Malta, Republic of Malta) sind außer Malta noch Gozo (siebenundsechzig Quadratkilometer) und Comino (drei Quadratkilometer) – auf all diesen kleinen Inselchen leben über 380.000 Menschen. Wir vergleichen Malta mit der griechischen Insel Ithaka: beide sind gleich lang, jedoch ist erstere um einiges breiter. Ithaka hat im Sommer sechstausend, im Winter dreitausend Einwohner.

Der Fahrspaß auf Malta ist nicht mit dem auf Ithaka zu vergleichen. Will man in Malta von einem Punkt zum anderen fahren, hat man die Wahl zwischen der vierspurigen Schnellstraße und den kleinen Nebenstraßen. Beide Varianten, müssen wir sehr schnell feststellen, bringen kaum Fahrspaß. Die erstere sowieso nicht und letztere waren oft sowas von holprig! Osteuropas Straßen sind ein Spiegelfläche dagegen! Wir sind schlechte Straßen gewohnt – von Griechenland, Osteuropa – aber die maltesischen Straßen bringen uns echt zur Verzweiflung. Malta ist ein Land der Gegensätze auf engstem Raum: hier die Altstadt mit jahrhundertealten Gebäuden aus dem typischen Globigerinenkalkstein dieser Insel, dort die Freizeitgesellschaft mit modernen Betonbauten und Casinos, Bars, Discotheken, mit eben allem was sich der trendige Nachtschwärmer wünscht.

Die Malteser sprechen Malti, einen arabischen Dialekt – ein Vermächtnis der Araber, die die Insel von 870 bis 1090 beherrschten. Und als Amtssprache wird englisch gesprochen, dies wiederum ist den Engländern zu verdanken, die Malta schließlich 1964 in die Unabhängigkeit entließen.

Blick über die Dächer von Malta

Den Besucher erwarten über 7.000 Jahre Geschichte. In Zeiten, wo andere Bewohner Europas noch in Höhlen hausten und in anderen Kulturen noch nicht einmal die Pyramiden standen, wurden hier schon so großartige Tempelanlagen angelegt wie Hagar Qim oder das unterirdische Hypogäum.

Normannen, Spanier und Sizilianer lösten die Araber als Herren der Insel ab, bevor der "Ritterliche Orden des Heiligen Johannes vom Spital in Jerusalem" Malta im Jahre 1530 von Karl V. als Lehen erhielt. Die Ordensritter, auf Rhodos im Jahre 1522 von den Türken vertrieben, bauten Malta im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte als christliches Bollwerk gegen die islamische Bedrohung aus. Die Hauptstadt Valletta und eine Vielzahl von Festungen sind ein eindrucksvoller Zeuge dieser Zeit. In den letzten zweihundert Jahren mussten die Malteser noch die französische und britische Herrschaft sowie einen aufopferungsvollen Verteidigungskampf im zweiten Weltkrieg (siehe den Bunker von Mgarr) hinnehmen.

Die Insel ist relativ eben. Wälder gibt es keine mehr, seit man diese in der Zeit der Phönizier zu roden begann. Es gibt nur angepflanzte Bäume in Städten und Parkanlagen. Die wenigen (und winzigen) Parks enttäuschen uns. Wir genossen vorher die mediterrane Pracht in Sizilien und fühlen uns nun hier inmitten von Stiefmütterchen und Geranien im Park von Valletta etwas veräppelt. Geranien! Stiefmütterchen! Wie in Old-Germany! Sehenswert dagegen sind die Busse Maltas. Sie wirken arg antiquiert, aber es wäre schade, wenn diese stinkenden Monster gegen neumodische Umweltschoner ausgetauscht würden. Malta birgt noch viel Rätselhaftes und selbst Erich von Däniken hat sich natürlich mit den Schleifspurenfeldern, den Cart Ruts, beschäftigt. Bei ihm sind dies wohl logischerweise die Landebahnen von Außerirdischen... Da noch immer nicht zweifelsfrei die Herkunft geklärt ist, sind alle wissenschaftlichen Erklärungen leicht hypothetisch.

Kurz vor den Dingli Cliffs

Auch zur Verzweiflung bringt uns die Beschilderung. Wir haben echte Orientierungsprobleme in den winzigen Nebenholperstrecken, die oft nur noch als Feldweg bezeichnet werden. Selbst größere Städtchen helfen kaum bei der Orientierung: Es fehlen Ortseingangs- und richtungsweisende Schilder erst recht. Unser Herbergsvater Charlie begründet die fehlenden Schilder mit Vandalismus – sie würden immer geklaut. Na, wer's glaubt, wird selig.

Fast ist es uns, als hätten wir unseren Orientierungssinn auf der Fähre über Bord gehen lassen. Die fehlenden Hinweisschilder lassen uns schon mal eine Stunde lang auf winzigen Micky-Maus-Sträßlein entlangholpern – rechts, links und wieder rechts, um dann festzustellen, dass wir gerade mal zehn Kilometer westwärts gekommen sind. Ein peinlicher Schnitt.

Und dann die Sache mit der Malta-Karte. Wir gelangen dann doch irgendwann an die angepeilte Westküste und fahren in eine Bucht hinunter. Da wir wieder mal keinen Peil haben, wo wir genau sind, halten wir die zusammengefaltete Karte (mit genau dem Ausschnitt, in dem wir uns glaubten zu befinden) einem Parkwächter unter die Nase. Und was macht der? Er faltet die Karte erst mal auf – wir befinden uns zwar im Westen, aber nicht mehr auf dem Kartenausschnitt ... Heiliger Strohsack!

Anreise