Motorradtouren Malta Bunker von Mgarr

Bunker von Mgarr

Panoramablick über die Landschaft mit Meerblick bei Mgarr

Ziel der heutigen Motorradtour über die Insel sollen die Katakomben von Rabat sein sowie der Bunker von Mgarr. Da es langweilig wäre, die Insel auf einer vierspurigen Straße zu durchqueren, fahren wir einfach auf kleineren Straßen so nah wie möglich an der Südwestküste hinauf. Wenn wir gewusst hätten, auf welch zeitraubendes Unterfangen wir uns da einlassen! Es gibt tatsächlich zahlreiche Wege an der Küste entlang, meist mit Feldwegcharakter, die jedoch im Endeffekt weniger holprig als die geteerten Nebenstraßen sind.

Die Aussichten zweihundert Meter hinunter auf das Meer sind nicht zu verachten. Nach anderhalbstündiger Zick-Zack-Fahrt an der Küste, immer dem Gefühl nach nordwestwärts, erreichen wir endlich einen kleinere Häuseransammlung, die ein Ortschild besitzt (wow!). Wir schauen auf unsere Karte. Wie bitte? Gratulation, wir haben gerade den Langsamfahrrekord unterboten: ungefähr fünf Kilometer pro Stunde. Jochen meint, mit Ablegen des Rechtsfahrgebotes haben wir wohl auch unseren Orientierungssinn verloren ...

Blick auf Kreisverkehr mit Torbogen in Mgarr Blick auf die mächtige Kuppel mit zwei vorgelagerten Türmen der Kirche in Mgarr

Nun passieren wir eine Stadt mit mehreren Kreuzungen. Verflixt und zugenäht! Wir fahren schon das dritte Mal aus verschiedenen Richtungen kommend durch die Stadt. Wir wollen Richtung Rabat. Da ist auch auch ein Schild Richtung Rabat, aber genau diese Straße ist wegen Bauarbeiten gesperrt! Weitere Schilder existieren nicht. Erst der vierte Versuch (es gibt ja nur vier Himmelsrichtungen – gottseidank!) bringt uns in die auf den richtigen Weg.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns über die fehlenden Hinweis- und Ortsschilder ärgern. Wir sprechen eines Tages unseren Herbergsvater Charlie darauf an. Der erzählt uns, erst im letzten Jahr sei sehr viel Geld für neue Beschilderungen ausgegeben worden. Aber Vandalen würden immer wieder sehr viele Schilder stehlen ... Würden wir nach den schlechten Straßen fragen, erklärte er uns wahrscheinlich allen Ernstes, dass ständig böse junge Engländer mit kleinen Spitzhacken anreisten und die Straßen zerstören würden. Tz tz tz. Um Ausreden sind sie nicht verlegen, die Malteser!!!

Rabat ist erreicht. Wir halten am Straßenrand, um zu eruieren, A) wo nun die Katakomben sind und B) welche der beiden Katakomben wir uns anschauen: die St.-Pauls- oder die St.-Agatha-Katakomben. Rechterhand scheinen wir richtig zu sein, aber genau dorthin biegt soeben ein Reisebus ein ... und dann noch einer ... und noch einer ... und noch einer ... Das war's dann. Wir fahren weiter.

Ohne weitere Orientierungsdesaster erreichen wir Mgarr. Ein verschlafenes Städtchen mit einer erst 1912 errichteten, überdimensionierten Pfarrkirche. Man wollte wohl mit der gewaltigen Rotunde von Mosta konkurrieren. Irgendwo in der Nähe sollen Reste eines neolithischen Tempels zu sehen sein.

Ab in den bunker!

Am Platz mit der Pfarrkirche befindet sich das Restaurant Barri (oder Il-Barri). Von der Gaststube aus führt eine Tür in den größten Bunker von Malta, er senkt sich bis zwölf Meter unter die Erde und ist insgesamt 225 Meter lang. Der Bunker wurde im Zweiten Weltkrieg für die Bevölkerung errichtet. Nach der Entrichtung der Eintrittsgebühr beim Restaurantpersonal wird man in einen rechteckigen Raum geführt und bekommt ein 10minütiges Video über den Zweiten Weltkrieg auf Malta zu sehen.

Wir zwei sitzen ganz allein in einem Raum, in den vierzig Leute passen und schauen uns den Film an. Zwischendurch gesellen sich jedoch noch sechs Engländer zu uns. Als der Film aus ist, entschuldigt sich die junge Dame vom Restaurant bei uns: man könnte uns doch nicht die versprochene Bunker-Führung in Deutsch bieten. Das entsprechende Tonband wäre urplötzlich unauffindbar! Wer's glaubt, wird selig. Hätte man nicht einfach sagen können: Sorry, die Mehrheit entscheidet?

Wir betreten den Bunker durch eine schwere Tür und folgen unserer Führerin in bedächtigen Schritten durch langgezogene, grob in den Fels gehauene Gänge. Das Tonband versorgt uns dröhnend in Englisch mit allen Informationen, Swing-Musik aus den vierziger Jahren unterstützt dezent die Information. Unsere Führerin hat nicht mehr zu tun als das richtige Tempo vorzugeben und ab und zu mit ihrer Taschenlampe in einen der kleinen Räume zu deuten, wo ein paar Gebrauchsgegenstände der Kriegszeit drapiert wurden.