Motorradtouren Malta Marsaxlokk

Marsaxlokk

Blaue Fischerboote im Hafen von Marsaxlokk vor Anker

Marsaxlokk ("Hafen der warmen Winde") ist das schönste Fischerdorf Maltas. Es liegt in einer weiten Bucht zwischen den beiden Landzungen Benajsa Point und Delimara Point. Von hier aus begannen die Türken 1565 die "Große Belagerung" auf das Fort St. Elmo Vallettas. Napoleons Schiffe warfen in Marsaxlokk zu Beginn des 19. Jahrhunderts Anker und leiteten so die kampflose Übergabe Maltas durch die Johanniter an die Franzosen ein.

Im Wasser schaukeln malerisch die in traditionellen Farben bemalten Luzzi. Ein Augenpaar am Bug – die Augen des Osiris, des Totengotts aus dem alten Ägypten – schützt jedes der kleinen Fischerboote vor den Gefahren der Tiefe, eine alte Tradition, die den Fischer auf See beschützen soll. Das Luzzu ist der Inbegriff für Malta – kaum ein Reiseführer, der sich nicht mit einem Luzzu oder mehreren als Blickfang schmückt. Auch unser "kleines Müllerchen" aus dem Michael-Müller-Verlag bildet da keine Ausnahme.

Krebs in halb mit Wasser gefüllter quadratischer Blechwanne Roter Octopus zum Verkauf im Fischereihafen von Marsaxlokk

In Marsaxlokk findet an jedem Tag ein Markt statt und am Sonntag ist Fischmarkt. Zudem gibt es eine Menge weiterer "usefull things". Wir hätten besser etwas früher am Morgen kommen sollen. Jetzt um halb elf ist der Markt schon brechend voll. Sich Bauch an Rücken durch die Gassen schieben zu lassen, ist nicht unbedingt unser Fall, aber der Markt ist es wert.

Die Vielfalt des Angebotes lässt sich nicht beschreiben. Ein Händler kämpft gerade mächtig mit einem Fisch. Für uns Laien sieht dieser aus wie eine Muräne, dessen Vorderteil deutlich dicker als das Hinterteil ist. Beim Aufschneiden flutscht ein Fisch aus der vermutlichen Muräne, der halb so groß wie diese ist. Wir staunen.

In flachen Blechbecken liegen lebende Octopusse, die träge durch drei Zentimeter hohe Wasserpfützen kriechen. Arme Geschöpfe! Am liebsten hätten wir sie gepackt und ins Meer zurückgeworfen. Das wirklich malerische Bild von den traditionellen Booten vor herrlicher Fischerdorfkulisse wird leider etwas getrübt, wenn man von Marsaxlokk zum offenen Meer sieht. Seit 1992 befindet sich bei Birzebugga ein großer Containerhafen mit zunehmender Bedeutung. Hier treffen zwei Extreme aufeinander.

Viele blau-orange lackierte Fischerboote im Hintergrund Marsaxlokk

Gegenüber des Hafens kann man entspannt auf einem Bänklein sitzen und zuschauen, wie riesige Containerschiffen mittels großen Brückenkränen entladen werden. Auf der anderen Seite, auf der Delimara-Halbinsel trübt eine weitere technische Errungenschaft die Idylle: das neu erbauten Kraftwerk. Aber Marsaxlokk birgt auch Zeugen der Vergangenheit. Bei den archäologischen Ausgrabungen von tas-Silg fand man die Reste von jungzeitlichen Megalithgebäuden, die jedoch mit jüngeren Gebäuden überbaut wurden und deshalb sehr viel vernichtet wurde. Hier fand man auch die Reste der einzigen Moschee auf der Insel.

Um sich gegen die Landung der Franzosen zu wehren, wurde am Eingang zum Hafen von den Ordensrittern ein Fort erbaut, das Fort St. Lucian. Während des zweiten Weltkrieges diente es als Munitionsdepot, nun ist ein Meeresforschungszentrum untergebracht.

Wir holpern weiter, wobei wir die Nebenstrecken benutzen. Hier an der Südwestküste gibt es nur Nebenstrecken, wobei das "Neben" ein Synonym für dichtes Netz von Asphalthöckern, tiefen Löchern, Rissen, Buckeln ist. Bei dem Geholper über diese unsäglichen Straßen haben wir schließlich unsere Digi-Cam "geschafft". Durch das Gerüttel ist das Display in die ewigen Displaygründe geschickt worden. Äußerst ärgerlich! Jochen kämpft immer noch ab und zu mit dem Linksverkehr. Man überholt rechts. Fährt im Uhrzeigersinn in Kreisverkehre ein. Gottseidank hat er mich – ich flüstere immer wieder mal: "Linksfahren!", wenn er nach dem Linksabbiegen Anstalten macht, auf die rechte Fahrbahnhälfte zu wechseln.

Wir sind nicht das letzte Mal in Marsaxlokk, allein schon wegen der gigantischen Fotomotive lohnt es sich, außerhalb der Marktzeit hierherzukommen (und das ist immer nachmittags, wenn alle Stände wieder geschlossen sind). Dann sieht man – zumindest im April – kaum Touristen und kann Fischer beim Flicken ihrer Netze oder Anstreichen ihrer Boote beobachten.

Bunker von Mgarr