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Motorradtouren Marokko Tourinfos Anreise | Info

Anreise

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Marokko von Deutschland aus mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen.

Fähre auf dem Mittelmeer

2600 km sind es von Süddeutschland nach Spanien (Gibraltar) und das ist bei reichlich drei Wochen Urlaub eindeutig zu viel. Bei Anreise auf zwei Rädern muss man die Zwischenübernachtungen, Verschleiß und Spritkosten einrechnen. Das lohnt sich nur, wenn man die Pyrenäen mit einbaut und jeweils ein paar Tage für die genüßliche An- und Abreise durch Frankreich/Spanien einkalkuliert. Andere Fahrer schnallen die Kräder auf einen Hänger und lassen Auto und Hänger auf einem sicheren Parkplatz in Spanien stehen. Das ist die günstigste Variante und auch die schnellste.

Wir entschieden uns, mit der Langstreckenfähre ab Genua nach Tanger zu fahren. Diese fährt einmal wöchentlich am Samstagabend. Einer unserer Mitfahrer auf der Fähre kam mit dem Autoreisezug von Neu-Isenburg nach Italien – was sich für Marokkofahrer aus dem Nordwesten der Republik anbietet.

Anreise über Schweiz, Frankreich & Spanien – Marokko

Autobahngebühren in Schweiz | Frankreich | Spanien
Insgesamt muss man mit circa 150,– Euro beim PKW rechnen.

Wer mit dem eigenen Motorrad fährt (und das auch tagsüber) kann sich auf französischen Autobahnen einiges sparen, da Motorräder weniger Maut kosten als PKWs. Das funktioniert aber nur tagsüber, wenn man die personenbesetzten Mautstellen anfahren kann. Nachts, wenn nur die Automaten bleiben, gibt es keine Möglichkeit, zwischen Motorrad und PKW zu unterscheiden und so muss man den vollen Satz löhnen!

Bei der Durchfahrt von Spanien hört man in den letzten Jahren ziemliche Schauermärchen, was Überfälle, Diebstähle, Trickbetrügereien und andere kriminelle Attacken auf den bekannten Transitstrecken und Autobahnraststätten betrifft. Also Holzauge sei wachsam, wer sein Fahrzeug dort abstellen möchte!

In der Schweiz ist für die Autobahnbenutzung eine Mautvignette an der Grenze zu kaufen.

Fährverbindungen über das Mittelmeer
fähre nach Marokko

Es gibt zahlreiche Fährverbindungen über das Mittelmeer von Italien, Frankreich und Spanien.

Achtung! Tickets generell in Europa buchen. Das ist billiger!

Hintergrund: In Marokko wird auf Fährtickets eine separate Steuer von 10% erhoben, die entfällt, wenn man in Europa bucht und bezahlt.

Außerdem gewähren manche Reedereien bei gleichzeitiger Buchung von Hin+Rück Preisnachlässe von bis zu 20 %. Studenten/Rentner wird gegen Ausweisvorlage auch noch ein Nachlass gewährt. Außerdem soll es in Marokko keine Möglichkeit der Ticketvorbuchung geben (Ausnahme: nach Sete), nicht mal in der Hauptvertretung.

Fahrpläne und Strecken werden von den Reedereien während des Jahres ab und zu geändert. Auf Preisangaben haben wir verzichtet, da es große Schwankungen je nach Saison, Abfahrtszeit und Buchungsdatum gibt.

ADAC-Mitglieder erhalten bei www.adac.de und über die ADAC-Reisebüro-Hotline 0180-3211012 ausführliche Infos und können viele Linien mit einem Rabatt von 10 % buchen. Adresse nachstehend:

ADAC Fähren
Grosse Langgasse 3a
55116 Mainz
Tel.: 06131-232433
Fax: 06131-232435
faehren@mrh.adac.de

Für ADAC-Mitglieder lohnt sich eine Buchung zum Beispiel der Strecke Genua – Tanger (GNV) über den ADAC, da Mitgliedern 10% Rabatt gewährt wird. Aber zum Beispiel die Comanav ist über den ADAC nicht zu buchen, dafür über andere Fährportale.

Kurzstrecken-Fähren

Algeciras – Ceuta
Kürzeste und preiswerteste Verbindung

Fahrtzeit: 30 bis 45 Minuten, in der Hochsaison: 16x täglich.
Reedereien: Trasmediterranea, Balearia

Wie erwähnt kauft man die Tickets für Hin+Rück im Hafen von Algeciras. In der Hochsaison muss mit mehrstündigen Wartezeiten gerechnet werden. Drei Fährgesellschaften bedienen diese Strecke. Egal, bei welcher Gesellschaft man das Ticket gekauft hat, man kommt auf das Schiff, das gerade die nächsten Passagiere aufnimmt. Die Schiffe fahren von demselben Kai ab. Man soll keinesfalls im Internet vorbuchen, denn im Hafen würden diese Tickets nicht akzeptiert!


Algeciras – Tanger
Fahrtzeit: 6 bis 7 Stunden, einmal täglich, in der Hochsaison: auch zweimal am Tag, In der Hochsaison unbedingt vorbuchen, sonst sind Wartezeiten von 1 bis 2 Tagen keine Seltenheit.
Reedereien: Trasmediterranea, Comarit, Ferrimarroc


Almeria – Nador
Fahrtzeit: 6 bis 7 Stunden, einmal täglich, in der Hochsaison: auch zweimal am Tag

Reedereien: Trasmediterranea, Comarit, Ferrimarroc
In der Hochsaison unbedingt vorbuchen, sonst sind Wartezeiten von 1 bis 2 Tagen keine Seltenheit.


Almeria – Melilla / Malaga – Melilla
Fahrtzeit: 1 bis 2 Fahrten täglich, ab Almeria 7 Stunden, ab Malaga 9 Stunden
Reedereien: Trasmediterranea

Kurzfristige Tickets im Hafen sind eher für eine Kabine als für eine Deckpassage zu haben. Generell sei zwischen dem 5. und 11. September zu einer Vorbuchung geraten, denn wegen der großen Fiesta in Melilla sind dort sämtliche Fährbüros geschlossen. Tickets lassen sich dann nur abends im Hafen erstehen, aber die Schalter öffnen erst um 20:00 Uhr und das Gedränge muss unmenschlich sein.


Almeria – Al Hoceima
Fahrtzeit: einmal täglich
Reederei: Trasmedditerranea


Tarifa – Tanger
Fahrtzeit: 35 Min., in der Hochsaison achtmal täglich
Reederei: FRS

Langstrecken-Fähren:

Genua/Italien – Barcelona – Tanger
Fahrtzeit: 46 Stunden, einmal wöchentlich, (ab Barcelona 25 Stunden)
Reederei: Grandi Navi Veloci


Genua/Italien – Tanger
Fahrzeit: 36 Stunden, einmal wöchentlich
Reederei: Comanav


Sete/Südfrankreich – Nador / Sete/Südfrankreich – Tanger
Fahrtzeit: 36 Stunden, einmal wöchentlich
Reederei: Comanav


Sete/Südfrankreich –- Tanger
Fahrtzeit: 36 Stunden, ein bis zweimal wöchentlich
Reederei: Comanav


Livorno – Tanger
Fahrtzeit: 48 Stunden, einmal wöchentlich
Reederei: Grimaldi Lines

Im Internet gibt es zahlreiche Fährplattformen. Wir hatten die Hinfahrt (GNV) wegen dem Rabatt von zu Hause aus beim ADAC gebucht. Die Rückfahrt buchten wir über eine Online-Plattform von Fes aus, was mit Zahlung per Kreditkarte zuverlässig klappte.

Einfach, zwei Personen und ein Mopped: ca. 450,– Euro
bei der GNV (Buchung beim ADAC, also 10% Rabatt eingerechnet)
bei Comanav ca. 500,– Euro, die Hafentaxe ist jeweils enthalten.

Im Außenabteil mit eigener DU/WC und A/C
Das Innenabteil hätte nur zehn Euro weniger gekostet.

Wir hatten das Pech, dass die GNV im April für den Mai immer noch keine Fahrpläne ausgegeben hatte und so auch die Rückfahrt nicht buchbar war. So machten wir uns ohne Rückfahrtticket auf den Weg und buchten Anfang Mai dann aus einem Internetcafé in Fes. Was nicht ganz einfach war, da die arabische Tastatur gewöhnungsbedürftig ist und wir auch wegen der Kreditkartendaten skeptisch waren. Aber es hat alles geklappt, mit haschanbietenden Nachbarsurfern ;-)

Zoll / Polizeikontrollen allgemein:
Hafen in Genua - vor der GNV-Fähre

Wenn man griechische / türkische Fähren gewöhnt ist, ist man ein wenig irritiert von dem umfangreichen Procedere, das man für Pass- und Zollkontrollen veranstaltet. (Aber immer dran denken: Urlaub! Also nicht stressen lassen!).

Es macht vom Ablauf her einen Unterschied, ob man in Genua nach Marokko eincheckt oder umgekehrt in Tanger nach Europa.

Genua: In Genua muss man nur den richtigen Kai finden, dann ist man nach zweimaliger Pass- und Ticketkontrolle an der Kaimauer, wo die Fähre anlegt. Unweit entfernt sind im Gebäude, wo sich im 1. Stock auch die Ticketschalter befinden, zahlreiche Läden untergebracht, einer davon ist ein großer Coop, in dem man sich mit Lebensmitteln für die zweitägige Fahrt eindecken kann. Dazu kann man das Motorrad am Kai stehen lassen und über eine Fußgängerbrücke zurücklaufen. Oben auf der Brücke kontrolliert ein Grenzbeamter lasch die Besucherströme, denn sobald man durch die Kontrollen in den Hafen gelangt ist, hat man das Land Italien rein rechtlich schon verlassen und reist nun noch einmal vorübergehend ein.

Grenz-/Zollformalitäten auf dem Schiff
Zollformulare auf dem Schiff

Achtung! Wer mit einem geliehenem Fahrzeug reist oder mit einem nicht auf den Fahrer zugelassenem Fahrzeug, muss sich vor Reiseantritt eine Vollmacht für das Fahrzeug in französischer Sprache besorgen (zum Beispiel beim ADAC).

Jeder Reisende muss zwei Papiere ausfüllen:

– einen Einreise/Ausreisezettel (für die Person)

– eine grünes Formular "fiche" = Zollformular für das Fahrzeug (Bezeichnung D16bis).
Den Durchschlag des letzteren erhält man zurück und muss diesen zwingend bei der Ausreise vorweisen.

Crewmitglieder verteilen irgendwann (wir stießen eigentlich nur durch Zufall darauf) im Zwischendeck Einreise-Formulare (man kann sie sich auch an der Rezeption geben lassen!). Einige weiße Handzettel (für die Personeneinreise) und ein grüner Durchschlagsatz (Formular D16bis für die Fahrzeugeinreise) sind auszufüllen. Unbedingt darauf achten, dass man auch ein kleines weißes Nummernzettelchen bekommt, das ist die Reihenfolge bei den Zollkontrollen, ohne die man überhaupt nicht drankommt. Die weißen Personen-Zettel sind in englisch, französisch und arabisch. Die weißen Personeneinreise-Formulare sind relativ selbsterklärend – es macht durch die vielsprachigen Formulierungen keine Mühe, sie auszufüllen.

Jedoch das grüne Formular für das Fahrzeug gibt es nur in französisch/arabisch. Wer wie wir des Französischen nicht mächtig ist, schaut etwas ratlos drauf. Aber es sind jedoch immer genug hilfsbereite Menschen auf dem Schiff, die gerne helfen. Trotzdem, wer schon mal üben will – folgendes muss man in das Formular schreiben:

I – Propetietaire (conductor)

II – Moyen (s) de transport

Was nun abgeht, hat unser Mitfahrer Thomas treffend "Reise nach Jerusalem” genannt. Er hat mit diesem Vergleich nicht ganz unrecht: Wer unaufmerksam ist – fliegt raus (aber nur aus der Schlange).

Hier nun unsere Schilderung:
Zoll im Schiff

Am späten Nachmittag sitzen und stehen Dutzende Leute in einem düsteren, fensterlosen Raum mit roten Sesseln im Bauch des Schiffes und warten. Wir haben eine kleine Nummer: 333. An Tischen sitzen zwei Beamte in Zivil. Ein weiterer Herr in einem tadellos gebügelten grün-beigen Kaftan steht an der Stirnseite des einen Tisches und ruft mit sonorer Stimme dreistellige Nummern in den Raum. In Französisch. Thomas übersetzt. Sie sind gerade bei 140. Wessen Nummer aufgerufen wird, darf sich an dem ersten Tisch anstellen.

In akkurater Reihe bitte, sonst steht der Beamte auf und schiebt handgreiflich die unordentliche Reihe zurecht. Das kann noch dauern bis 333. Ich unterhalte mich mit einem Slowenen, der mir schließlich seine Nummer gibt: 206. Er wiederum hat seine jetzige niedrigere Nummer von einer anderen Familie bekommen, die auch mehrere Nummern und nun eine übrig hatte.

Schon mal nicht schlecht. Wir sollten mal eine Umfrage starten, wer noch eine bessere Nummer für uns hat. Plötzlich schreckt Thomas hoch: Gerade war man noch bei 180 und jetzt ruft er schon zweihunderter Nummern! Wir stellen uns in die Schlange vor den unwirschen Beamten. Als Joseph vor uns an den Tisch tritt und die Pässe und Formulare mit der Nr. 191 überreicht, werden ihm diese postwendend mit einem unverständlichen Kommentar zurückgereicht. Als er konsterniert kuckt, übersetzt eine Dame neben ihm: "Too late!" Josephs Gesichtsausdruck kann man sich vorstellen. Seine Kiefer mahlen.

Im Reiseführer steht: Den Beamten gegenüber in JEDER Situation freundlich bleiben. Man deutet ihm, er solle an die Rezeption gehen und seine Nummer umtauschen. Ein italienisch-marokkanischer Herr versucht zu schlichten. Leider ohne Erfolg. Aber Joseph ersteht durch ein weiteres Tauschgeschäft die Nummer 218 und erkämpft sich so kurz nach uns einen Platz am Tresen.

Der Beamte schreibt unsere Namen ein weiteres Mal in roten Großbuchstaben auf das Formular. Wieso wissen wir nicht. Vielleicht ist es die Kontrolle, dass im Pass derselbe Name steht, die der Beamte jetzt zur Gegenprobe notiert. Oder er hätte es lieber in Großbuchstaben gehabt.

Noch sind wir nicht fertig. Nur die Formalitäten, die Person betreffend, haben wir nach zweieinhalb Stunden hinter uns. Am zweiten Tisch wartet der nächste Beamte, diesmal ohne Nummernaufruf. Hier werden die Papiere des Fahrzeugs abgesegnet und die Nummer auf dem grünen Durchschlagsatz notiert, die der erste Beamte in den Pass stempelte. Das dauert! Es gibt Leute, die ihren Zettel nicht richtig ausgefüllt haben und zurück geschickt werden. Oder Durchreisende, die weitere Formulare ausfüllen müssen. Uns fragt man jedoch nur: "First Time in Marokko?" Ein paar handschriftliche Vermerke auf dem Zettel. Und das war's.

Die ganze Aktion hat schlappe drei Stunden gedauert – nun haben wir unsere feste Einreisenummer in Marokko, die wir während der gesamten Passgültigkeit und bei jeder Ein- und Ausreise behalten.

Grundsätzlich gilt bei der Einreise: den Beamten gegenüber immer freundlich sein, allen Anweisungen geduldig Folge leisten und nie Fragen nach dem Warum stellen. Marokkanische Beamte sind eben kleine Götter in Uniform oder Kaftan.

Zollprozedur Hafen Tanger Med bei der Ankunft

Erst einmal muss man sich mit dem grünen Zettel und dem Reisepass bei der Polizei melden. Diese "Box" befindet sich am Ende der Büro-Boxen (Zollhäuschen). Dort kontrolliert dann der Beamte die Eintragungen, die auf der Fähre gemacht wurden und vermerkt zusätzlich das Einreisedatum und eine Nummer auf dem grünen Zettel. Damit kann man sich dann wieder ganz vorne (vom Hafen aus gesehen) anstellen. Dort erscheint dann ziemlich willkürlich ein weiterer Beamter, der sich nach einer gefühlten halben Ewigkeit den grünen Zettel anschaut, nachdem er nochmals nachgefragt hat, ob man bei der Polizei vorstellig geworden wäre. Danach geht es dann zügig voran – nach ca. einer Stunde ist das Ganze durchstanden. Man kann nun noch die ersten Scheinchen in die Landeswährung tauschen – in den Containern auf der linken Seite. Wo auch eine Haftpflichtversicherung erwerben kann, wer keine grüne Versicherungskarte für Marokko hat.

Ausreiseprozedur Hafen Tanger MED bei der Rückfahrt

Gleich vorweg: Die Prozedur ist fast so einfach wie die in Genua bei der Einreise. Die Formulare kennt man von der Einreise und so schüttelt man das bißchen Bürokratie locker aus dem Ärmel.

Was schwierig ist, sind die Sch... Helfer, die man kaum von offiziellem Hafenpersonal unterscheiden kann. Dabei ist das Ganze eine Sache von 5 Minuten und man braucht die echt nicht, um irgendwas auszufüllen oder am Checkin die Boardingcards zu holen!!!

Bei den ersten gefakten Helfern ist es noch einfach, zu erkennen, dass die keine offiziellen Hafenangestellten sind: sie stehen in neongelben oder orangen Warnjäckchen an der Straße weit vor dem Hafen und versuchen die Fahrer rauszuwinken. Aber da man gewappnet ist und die Masche kennt, fährt man weiter zum Hafen. Dort ist ein langer überdachter Bereich mit Parkboxen, an dessen Seite sich die Checkin-Container befinden. Ehe man sich versieht, steht ein gelbbejackter mit Ausweis angeklipst neben dem Motorrad und verlangt die Pässe. Da man das von Genua kennt, händigt man die aus und das war's dann: man ist in den Fängen eines selbsternannten Helfers, der für seine dreiminütige Tätigkeit meint, 10,– Euro verlangen zu können. Ist natürlich total überzogen –- aber versuchen kann man es ja mal ;-)

Die restlichen Kontrollen laufen sehr gesittet und geregelt ab. Einfach zwei – dreimal dort anstellen, wo sich alle anstellen. Die Wartezeit war im Mai relativ gering, wir sind innerhalb vielleicht einer halben Stunde durch gewesen. (Ganz links sind Container, wo man Geld zurücktauschen könnte. Das sollte man auch tun, denn bei unserer Rückfahrt mit der Comanav haben sie die Bank nicht geöffnet, und so hatten wir dann noch marokkanisches Bargeld über.) Ganz am Ende kommt noch so was wie eine Röntgenstation für Fahrzeuge, durch die alle zweispurigen Kfz auf der Suche nach blinden Passagieren durchgeschleust werden. Da bei Motorradfahrern diese Gefahr mangels Stauraum wohl eher gering ist, winkt man uns an dieser Schlange gnädigerweise gleich vorbei.

Der Hafen Tanger Med liegt 30 Kilometer außerhalb von Tanger-Stadt und der Kai wirkt noch sehr unfertig. Eine riesige Hafenanlage, ein Kilometer von den Kontrollposten und Containern entfernt. Ein asphaltierter Platz mit nichts drumherum: Null Chance auf Schatten, den Erwerb von Lebensmitteln oder die diskrete Chance, den Kaffee wegzubringen. Irgendwann wird man noch Versorgungseinrichtungen bauen. Inshallah.

Verpflegung

Zwischen den Reedereien Grandi Navi Veloci und Comanav gibt es einen grundsätzlichen Unterschied: Bei Comanav ist das Essen im Preis inbegriffen! Man wird mit einem festen Platz zu "Essensschichten" eingeteilt, in denen man zwingend erscheinen muss, da man in der nächsten "Schicht" keinen Platz findet. Das Essen ist zwar keine Haute Cuisine, aber in Ordnung. Wenn man auf's Schiff kommt, sollte man sich zum Restaurant begeben, denn dort kann man sich für die Tischvergabe und für die Schichten einteilen lassen. Wer nicht rechtzeitig seinen Platz "bucht" muss unter Umständen am Morgen sehr zeitig aufstehen und frühstücken (7:00 Uhr) und darf abends erst sehr spät zum Abendessen antanzen (20:30 Uhr).

Die Verpflegung auf dem Schiff der GNV ist wie auf jeder Fähre: kein Hit und sauteuer. Das Essen auf dieser Fähre (und wir kennen einige Fähren!) stellte auf unserer Qualitätsrankingliste den Negativrekord auf. Zum Frühstück kostete ein kleiner Teller mit winzigen Scheibchen Wurst und Käse 4,80 Euro das Stück. Der reinste Wucher.

Zahlungsmittel

Auf der Fähre wird in Euro gezahlt. Egal, ob europäische GNV oder marokkanische Comanav. Normalerweise kann man am Bankschalter jeder Fähre auch zu bestimmten Öffnungszeiten die Landeswährung in Euro wechseln. Auf der Comanav-Fähre war das – zumindest während unserer Rückfahrt nicht möglich. Wir haben uns ziemlich geärgert, denn wir hatten noch Landeswährung im Geldbeutel, die wir nun nicht mehr loswurden. Man verwies uns auf die Wechselstuben in Sete. Auf Nachfrage, ob die denn auch überhaupt abends bei unserer Ankunft offen hätten, war die lapidare Antwort: "No, is closed."

Diese Misere kann man umgehen: Während man in der Autoschlange bei den Zollformalitäten nach vorne rutscht, tauscht man in den Buden auf der linken Seite das Geld zurück. Man sollte nur wissen, dass das die letzte Möglichkeit ist ...

Wir haben unsere Eindrücke der Fährfahrt ausführlich im Menüpunkt "Anreise" beschrieben. Das verrückte Endlosschleifen-Gespräch mit der Dame von der Rezeption findet man in voller Länge in unserem Reisebericht.

Unterbringung
Auf der Fähre

Viele Marokkaner buchen die Überfahrt ganz ohne Kabine. Einfach nur Deckpassage und hängen dann zwei Tage in den Sesseln herum. Eine weitere Variante ist der Pullmansitz, der an einen Flugzeugsitz erinnert. Aber da wir keine Immer-Und-Überall-Schläfer sind, konnten wir uns mit dem Schlafen im Sitzen nicht so recht anfreunden. Noch dazu für zwei Nächte – das ist sehr grenzwertig.

Kabine in der Fähre GNV

Man darf von keiner Fährschiff-Kabine besonderen Luxus erwarten. Aber für eine ein- bis zweitägige Überfahrt hält man das locker aus. Vorausgesetzt man bucht es, hat man eine kleine Plastik-Badkabine, mit WC und Dusche, dabei. Und meist funktioniert das auch. Bucht man eine Zwei-Bett-Kabine, erhält man meist eine Drei- oder Vier-Bett-Kabine, bei denen man die beiden unteren, gegenüberliegenden Betten benutzt, während die oberen Betten an der Wand befestigt bleiben. Das ist nicht geräumig, aber ausreichend. Eine Steckdose zum Aufladen von elektronischen Schnickschnack gibt es auch meist. ("meist" deshalb, weil die Comanav eine Ausnahme bildet, siehe nachfolgende Beschreibung).

Besonderheiten der Comanav-Fähre:
Die Außen- und Innen-Zwei-Bettkabinen der Comanav sind dagegen eine Prüfung für unsere Leidensfähigkeit. Die Kabine beinhaltet nur ein schmales Doppelstockbett, einen Hocker an einem Einbautischchen in der handtuchbreiten Nische nach dem Bad und einen kleinen Einbauschrank. Ein sitzender Aufenthalt in der Kabine ist also nur einem von uns beiden zugestanden. Der andere muss sich ins Bett legen. Sitzen auf dem Bett ist wegen zu geringer Kopffreiheit nicht möglich.

Das Inventar ist ziemlich marode, man sieht, dass es ein afrikanisches Schiff ist. Die Fenster sind total verrostet. Den Zustand der Rettungsboote schaut man sich besser nicht an. Die Plastikummantelung der Klobrille ist gesprungen und "zwickt" in die Oberschenkel. Eine mit Pflaster zusammengehaltene Steckdose an der Badlampe zerfällt bei der geringsten Berührung in tausend Einzelteile und Strom gibt sie auch keinen ab.

In der ganzen Kabine ist sonst keine Steckdose zu finden. Also schlagen sich die Passagiere um die Steckdosen, die in den Bars, Restaurants, Fernseh- und Aufenthaltsräumen zu finden sind. Irgendein Handy oder Laptop hängt immer an der Strippe.

Fähre

Wer ein internetfähiges Laptop dabei hat, kann sich in der Boutique Surfkontigent kaufen. Nicht billig, aber wenn es was dringendes gibt ... Die Internetverbindung wird über Satellit hergestellt und über einen Code freigeschalten, den man mit einer Rubbelkarte bekommt. Diese kann man auch in den Terminals einsetzen. Es gibt feste Computerterminals, die man auch benutzen kann, die jedoch wenig frequentiert sind. Aufenthaltsräume und Fernsehräume mit Sesseln und Sofas sind reichlich vorhanden – es findet sich so immer ein Plätzchen (ohne Verzehrzwang) zum Verweilen außerhalb der klaustrophobischen Kabine. Und wer griechische Fähren kennt, wo es fast kaum einen Sitzplatz ohne Verzehrzwang gibt, und wo man nirgends mit seinem mitgebrachten Wein (außer an Deck) gemütlich sitzen kann, der weiß diese vielen zwanglosen Ruheplätze zu schätzen.

Abfahrts- und Ankunftszeit

Comanav-Fähren scheinen NIE pünktlich anzukommen!

Bei uns waren es zwölf Stunden Verspätung. Andere berichteten von acht Stunden.
Ursache: der fehlende Sprit ...

Das Verzurren des Motorrads
Auf der Fähre der GNV gab's an der Sicherung nichts zu meckern.

Auf der Fähre der GNV gab's an der Sicherung nichts zu meckern.Wir haben immer unsere eigenen Gurte dabei, schauen aber erstmal, was die Crew des Schiffes so tut, bevor wir selber tätig werden. Wir haben schon die tollsten Dinge auf Fähren erlebt, wie man das Motorrad sichert – oder auch nicht. Auf der GNV gab's keine Beanstandung. Das Schiffspersonal hatte dicke, breite Gurte und verstanden ihr Geschäft.

Anders bei der Comanav. Erst lässt man uns ewig nicht aufs Schiff und dann macht man Hektik, sucht sich die bescheuertsten Befestigungspunkte heraus, und hätte uns am liebsten in Luft aufgelöst, damit die Autos auf Tuchfühlung neben das Motorrad fahren können. "Witt! Witt" – heißt garantiert "Schnell! Schnell!" Die Art der Sicherung war nicht perfekt – aber wir hatten keine Schäden zu beklagen.

Der Kleinbus, der schließlich auf Tuchfühlung neben die "Big Turtle" bugsiert wird, ist jedoch gar nicht ungeschickt – so kann sie nicht umfallen, sondern lehnt sich maximal liebevoll an den Bus.

Wohin mit den Motorradklamotten?

Wir packen bei Fährüberfahrten immer so, dass wir in ein oder zwei Gepäckstücken alles dabeihaben, was wir auf dem Schiff brauchen. Der Rest bleibt in Koffern und Tanktaschen am Motorrad. Die Motorradklamotten gehen mit auf's Schiff, auch wenn es schwitzig wird, bis man die Kabine endlich erreicht hat. Aber so hat man wieder alles am Körper, was man für einen schnellen Start nach dem Anlegen braucht.

Ein-/Ausfuhrbestimmungen

Nur das Wichtigste: GPS-Geräte sind nicht mehr genehmigungspflichtig. Man muss für sie nur theoretisch eine Zollerklärung ausfüllen. Theoretisch. Auch Kameras und Laptops müssten deklariert werden. Theoretisch. Wir haben es zumindest nicht getan. In den Tiefen der Koffer waren diese Geräte gut verstaut. Wichtig für chronisch Kranke: Für rezeptpflichtige Medikamente und Betäubungsmittel muss eine Kopie des Rezeptes mitgeführt werden.

Film- und Foto-Verbot am Hafen?

Ja. Und zwar ein sehr striktes. An der marokkanischen Grenze ist es absolut tabu, Fotos während der Ausreise zu machen. (In vielen europäischen Häfen sehen sie es schon nicht so gern, wenn man filmt, vor allem direkt an Grenzanlagen, weswegen wir oft die Kamera ausließen.) Auf Fotos/Videos generell dürfen keine militärischen Anlagen abgelichtet sein, was auch für das Landesinnere gilt. Vor Kasernen und anderen offensichtlich militärischen Anlagen ist jedes Foto tabu. Deshalb haben wir auch keinerlei Fotodokumente von den Zollformalitäten.

Weitere Infos im Internet
Auswärtiges Amt
Einreisebedingungen vor der Reise noch einmal checken – sie können sich immer kurzfristig ändern!