Motorradtouren Rumänien Transsilvanien Sinaia

Sinaia

Blick auf die auf dem Berg liegende Burg Rasnov

Seit der Panne vermissen wir den Motorradschlüsselbund. Wir dachten bisher, er wäre in der Pannenauf- und -abladehektik irgendwo in einem Koffer gelandet, aber nachdem wir gestern den Inhalt der Koffer von zuunterst nach zuoberst gekehrt hatten, waren wir uns sicher: der Schlüsselbund ist nicht mehr bei uns. Dank Ersatzschlüssel ist es nicht ganz so hinderlich – aber wenn der jetzt auch abhanden käme ...

Wegen unseres Sprachproblems fällt es uns schwer, bei der Werkstatt, beim Abschleppdienst und im Hotel nachzufragen und wir beauftragen damit den ACR. Es dauert nicht lange und ein Anruf kommt: Der Schlüsselbund wurde in der Werkstatt gefunden. Gottseidank. Er könnte uns nach Deutschland geschickt werden. Oder ein Kurier brächte ihn uns nach Bran, allerdings erst am darauffolgenden Tag um vierzehn Uhr. Ausgemacht.

Die heutige Tagestour führt nach Sinaia, eine Bergstadt auf der anderen Seite des Bucegi-Gebirges. Über Rasnow gelangen wir auf relativ großen Straßen rasch nach Sinaia. Nach der Auffahrt über die Serpentinen vor Sinaia hoffen wir auf eine gute Aussicht auf den bekannten Kur- und Urlaubsort und die Umgebung.

Motorrad fährt auf Häuser von Sinaia zu

Sinaia, die „Perle der Karpaten“, ist eines der beliebtesten Reiseziele in Rumänien. Im Winter locken Skipisten, im Sommer Wanderwege sowie das Schloß Peles und im Herbst die Thermal- und Kurangebote. „Steffi“ weiß nicht so recht, wo es langgeht. Sie schickt uns mehrere Male auf die falsche Fährte und im Kreis, bevor wir endlich die Serpentinen der Bergstraße zur Cota 1400 unter die Rädern nehmen können. Cota steht für "Höhe" und bedeutet, dass wir von der Stadt, die auf 800 Metern liegt, bis auf 1400 Metern fahren. Weiter nach oben ginge es dann nur mit einem Sessellift und einer Seilbahn. Auf Cota 1400 angekommen, stellen wir enttäuscht fest, dass es ein großes Hotel, ein kleines Restaurant, aber wegen der Bäume überhaupt keine Aussicht ins Tal gibt. Und es sieht fast so aus, als würde die Seilbahn mangels Besuchern derzeit nicht fahren.

Fotos haben wir also auch keine gemacht – wer will schon ein Bild mit lauter Bäumen im Vordergrund sehen? Für den entgangenen Panoramablick entschädigt uns ein Mittagsimbiss namens Papanaşi (gesprochen Papanasch), den wir schon in Târgu Jiu zu unserem kulinarischen Kalorien-Highlight erkürten. Ein in Fett gebackener Ring, übergossen mit etwas Sahne und einigen Heidelbeeren, gekrönt mit einem Boller aus ebensolchem Teig. Sehr hüftgoldverdächtig! Und sowas von lecker!

Der Kellner bereitet derweil hinter uns den großen Grill vor. Nachdem die Kohle glüht, klopft er sie mit kräftigen Schlägen mittels einer großen Kohlenschaufel fest. Es regnet Asche. Unsere neuen Sommersprossen weht der Wind später wieder weg.

Weltrekordverdächtige Pantomime in bran
Blick auf die mit Fahnen am Eingang geschmückte Unterkunf Popasul Regine in Bran

Der Kurier mit dem Schlüsselbund soll um vierzehn Uhr im Hotel eintreffen. Am vergangenen Abend hatten wir der etwas deutsch sprechenden Pensionschefin verklickert, dass ein Kurier für uns käme. Und höflich gefragt, ob sie die Sendung für uns annehmen könnte, falls wir nicht rechtzeitig zurück wären. Nur hatten wir vergessen zu sagen, dass auch ein kleines Honorar für den Kurier zu zahlen wäre. Wir versuchten darum am Morgen der anwesenden Frühstücksbesatzung unser Anliegen mit weltrekordverdächtiger Pantomime beizubringen – no chance!

Kurz nach vierzehn Uhr sind wir von der Tour zurück und treffen wieder die herzliche Hausangestellte auf dem Flur. Unsere Frage nach einem Tisch für unseren geräumigen Balkon pantomimisch darzustellen hat denselben Erfolg wie bei der Frühstücksbesatzung. Nämlich keinen. Wir kramen das Wörterbuch heraus. Ihre Mine erhellt sich. „Sado Maso!“ Irgendwas in der Art sagt sie, während sie auf den Hotelflur eilt, der dortigen Sesselgruppe ein Tischchen entreißt und auf unseren Balkon zwischen die zwei museumsreifen Campingstühle aus der Ceaușescu-Ära drapiert.

Wenig später trifft auch der Kurier ein. Sein Transporthonorar von 57 Lei (umgerechnet rund 14 Euro) ist lächerlich im Vergleich, was die Wiederbeschaffung der Schlüssel gekostet hätte.

Bicaz-Schlucht
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