Motorradtouren Sizilien Der Ätna - welch ein Anblick!

Der Ätna | Welch ein Anblick!

Der Ätna - jedenfalls ein Teil davon ;-)

Das Wetter ist wechselhaft. Mal Wolken, mal Sonne. Der Ätna – italienisch Etna geschrieben und von den Einheimischen liebe- und ehrfurchtsvoll Mongibello genannt – ist mit 3330 Metern der höchste und der aktivste Vulkan Europas. Die Höhenangabe ist jedoch immer relativ, da sich seine Höhe durch neue Schlackenkegel nach Ausbrüchen immer wieder ändert. Insgesamt hat der Ätna um die vierhundert Nebenkrater, die meist aktiver sind als die drei Hauptkrater. Der Vulkan ist im Jahr durchschnittlich drei Monate aktiv.

Heute verhüllt er sein Gesicht nach wie vor in Wolken. Tut er zwar normalerweise sowieso, zumindest mit einer Rauchfahne, aber einladend wirkt er so nicht. Egal, aber welche Chance haben wir? So schlagen wir uns in Fiumefreddo westwärts Richtung Linguaglossa. Die zweite Abzweigung in Linguaglossa führt uns zu der Route Etna nord. Ein Hinweisschild wie viele andere. Was uns aber auf dieser Tour erwartet, wird uns noch buchstäblich den Atem verschlagen.

Mit dem Motorrad in der Mondlandschaft
Der Ätna raucht

Die erste Lavapassage ist fast schon die schönste. Eine schwarze Mondlandschaft, noch kaum mit Pflanzen bewachsen, sie stammt vermutlich aus dem letzten größeren Ausbruch. Aus dieser Lava tauchen zigfach Rauchfahnen auf. Wir strecken einfach unsere Hände hinein, um sie etwas aufzuwärmen.

Die Temperatur ist unserem Empfinden nach in den einstelligen Bereich gefallen – Zeit, um noch einen dicken, gestrickten Wollpullover unterzuziehen. Wir fragen andere deutsche Besucher, ob sie in ihrem Auto ein Thermometer haben. Haben sie: es sind 5° C! Leichter Schneegriesel fällt vom Himmel.

Bis auf 1800 Metern führt uns der Weg. Die Temperatur sinkt noch etwas weiter, wahrscheinlich befindet sie sich nur knapp über dem Gefrierpunkt. Gut, dass wir die "Winterausrüstung" dabeihaben. Näher an den Hauptkraterrand werden wir per Zweirad nicht kommen, da dieser maximal per pedes und mit Bergführer erreichbar ist.

Endpunkt ist für uns ein Wendeplatz an der ehemaligen Sport- und Hotelsiedlung Piano Provenzana. Von dieser ist nichts mehr zu sehen. Bei den Ausbrüchen 2001 bis 2003 wurde die ganze Siedlung unter der Lava begraben. Gefahr für Leib und Leben besteht für die meisten der etwa 40.000 Menschen, die an den Hängen des Vulkans leben, jedoch meist nicht. Die Lavaströme sind dank ihrer Langsamkeit mit wenigen Ausnahmen gut zu "durchschauen". Was aber nicht heißt, dass nicht schon ganze oder halbe Ortschaften unter der Lava verschwanden. Anfang April sind wir fast allein an der nördlichen Bergflanke des Ätna. Nur zwei, drei Autos sind mit uns dort oben unterwegs. In wärmeren Jahreszeiten entwickelt sich am Ätna ein reger Tourismus: Man kann mit Jeeps bis auf rund 2600 Meter fahren und von dort aus mit Bergführern bis zum Kraterrand gehen. Auch eine Seilbahn existiert weiter oben (wieder).

Statistisch gesehen wird alle 150 Jahre eine Ortschaft zerstört. Trotzdem ist der Vulkan dank der Langsamkeit der Lavaströme relativ berechenbar, in der Ausbruchstatistik sieht man die Pausen zwischen den heftigen Ausbrücken. Der Berg grummelt ständig, ständig ist einer der vielen Krater aktiv und spuckt Lava.

Motorradtour um den Vulkan Ätna

Allerdings – wenn die Lava auf eine Ortschaft zufließt, sind bisher alle Versuche einer Umleitung gescheitert. Im Jahr 1991 bis 1992 wurde die Ortschaft Zafferana um ein Haar Opfer der Lava. Man warf unter anderem von Hubschraubern aus große Betonblöcke ab. Auch sie stoppten die Lava nicht. Erst eine Bittprozession habe den Vernichtungsstrom aufgehalten, heißt es. Nicht das erste Mal, wie man hört, hat eine göttliche Macht in den Lauf der Geschichte eingegriffen.

So ist es kein Wunder, dass am Ätna der Aberglaube seltsame Blüten treibt. An den Hängen des Ätna bieten zahlreiche "Propheten", "Magier" und ähnliche Scharlatane ihre Dienste an. Vor Jahren hat die Polizei den auf Plakaten angebotenen Diensten Einhalt geboten. Aber es gibt sie immer noch, die "Wundertäter", sie bieten sich nur nicht mehr so offensichtlich an.

Auch die Seilbahn von der Hotelanlage "Piano Provenzana" fiel dem glühendheißen Strom zum Opfer. Seit August 2004 ist eine neue Seilbahn in Betrieb. Sie führt bis in etwa 2500 Meter Höhe, ab dort ist eine Weiterfahrt mit Jeeps möglich. Durch die staubigen Scheiben sieht man allerdings relativ wenig. Also empfiehlt es sich auf jeden Fall, die ganze Tour als Trekking/Wandertour zu unternehmen. Ab dem Parkplatz ETNA NORD führt eine für den allgemeinen Verkehr gesperrte Piste bis fast auf den Gipfel, vier bis fünf Stunden Aufstiegszeit muss man veranschlagen.

Achtung!
Aufstieg in den Gipfelbereich nur bei Kenntnis der Gefahren! Austritt hochtoxischer Gase und spontane Eruptionen vor allem im Gipfelbereich und an aktiven Stellen möglich! Windverhältnisse beachten; niemals in die Windschleppe begeben oder bei instabilem / nicht vorhandenem Wind zu den Gipfelkratern! Nicht zu nahe an die Krater treten – Absturzgefahr!

Wer kein erfahrener Bergprofi ist und/oder mit einer detaillierten Wanderkarte ausgerüstet ist, sollte die Pisten nicht verlassen. Es sind in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen spurlos verschwunden. Und möglichst früh aufsteigen. Ist der Berg schon mit Wolken umkränzt, kann man sich den Aufstieg in eiskalte Nebelschwaden sparen! Es gibt Bergführer, die auf Vulkane spezialisiert sind. Diesen sollten sich Unkundige anvertrauen. Von Catania aus führt eine Eisenbahnlinie, die Ferrovia Circumetnea, 110 Kilometer lang rund um den Ätna. Wir sind schließlich froh, wieder das Meer zu sehen. Am Meer herrschen wesentlich mildere Temperaturen – bei 20° C fährt es sich angenehmer!

Provinz Ragusa