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Vikos-Schlucht

Aussichtpunkt in der Vikos Schlucht

Der Vikos-Aóos-Nationalpark erstreckt sich etwa von Monodendri bis zum nördlichen Konitsa. Herzstück und Namensgeber ist die 10km lange Vikos-Schlucht, die in der Nähe von Monodendri ihren Anfang nimmt. Über die Tiefe streiten sich die Gelehrten. Gleich um 300 Meter differieren die Angaben.

Unsere Quellen (Internet und Literatur) beginnen bei 700 m und enden bei 1000 m. Wir können es uns heraussuchen. Aber eins spricht für eine sehr große Tiefe: der Canyon ist im "Guinnessbuch der Rekorde" als die tiefste Schlucht der Welt eingetragen.

Man könnte die Schlucht mit dem Canyon du Verdon in Südfrankreich vergleichen, aber der Vergleich hinkt. Der südfranzösische Canyon du Verdon ist touristisch gut durch Strassen erschlossen, die uns eine Fahrt direkt an der Schlucht entlang ermöglichen. Natürlich sind die Tiefblicke an vielen Aussichtspunkten gigantisch und relativ oft ist dafür gesorgt, daß man ein paar hundert Meter Luft vor und unter sich hat. Soweit zum südfranzösischen Canyon.

Zurück zur Vikos-Schlucht. Hier ist von einer Strasse rund um die Schlucht nicht die Rede. An und in der Schlucht findet man noch absolut unberührte Natur. Man kann sie entweder erwandern, was – einfach – einen Fußmarsch von 7-8 Stunden erfordert (zurück mit dem Taxi). Möglich ist diese Wanderung nur im Sommer, weil dann der Voidomatis-Fluss im nördlichen Teil der Schlucht über eine Strecke von ca. zwei Wegstunden versickert und erst kurz vor dem Ort Vikos wieder an die Oberfläche tritt. Oder man hoppelt so wie wir 7km lang über eine Schotterpiste, spendiert sich danach noch kurz einen kleinen Spaziergang – und steht an einem Aussichtspunkt.

Motorrad vor Felsformation bei den Zagoria-Dörfern

Aber mal j.v.v. – janz von vorne. Auf der Asphaltstraße geht's durch Monodendri hindurch. Kurz nach dem Ort geht die Asphaltstraße in eine Schotterpiste über. Hier wird erstmal unser Adrenalinspiegel durch eine Ziegenherde gepusht. Aber nicht durch die Ziegen, die bekanntlich an Bikern wenig Interesse haben, sondern durch die begleitenden Hütehunde.

Ein Hirte ist weit und breit nicht zu sehen und die Hunde nehmen ihre Aufgabe mehr als ernst. Als wir anhalten müssen, weil die Ziegen auf der Straße herumlümmeln, gehen sie bellend und fletschend auf uns los. Uns bleibt nur, Fersengeld oder besser: Reifengeld zu geben.

Jochen ist zu seinem Glück vollauf damit beschäftigt, zu fahren und dabei die Ziegen am Leben zu lassen, während ich als Sozia die bedrohlichen Zähne einen halben Meter neben unseren Beinen studieren kann. Gottseidank haben die Biester diesen Sicherheitsabstand eingehalten...

Irgendwann gelangen wir in ein felsiges Gebiet. Hier ist die Strasse links und rechts von eigentümlichen Felsen gesäumt. Sie sehen aus, als hätte Goliath Riesen-Pfannkuchen meterhoch übereinander gestapelt. Überall in dieser Landschaft liegen unwirkliche, kleinere und größere Pfannkuchenberge herum.

Nach 7 km Schotter, der unsere "Turtle" und uns aber nicht zu sehr durchschüttelt, ist die Straße zu Ende. Ab hier ist noch ein kleiner Spaziergang durch einen angenehm schattigen Laubwald nötig. Schon nach wenigen Minuten tut sich ein grandioses Panorama auf. Dieses herrliche Fleckchen Erde ist auf manchen Karten mit dem Namen Oxia verzeichnet.

Auf einem Felsvorsprung hat man ein kleines, halbrundes Mäuerchen errichtet. Schritt für Schritt tasten wir uns an den Abgrund. Wenn man von dem Mäuerchen mal absieht, gibt es keine Sicherungen oder Geländer. Beschreiben müssen wir die Schlucht wohl nicht, die Bilder sprechen für sich.

Unsere Höhenangst wird an diesem Platz noch nicht allzusehr strapaziert, trotz der Hunderte Meter Luft unter uns. Der schwindelerregende Weg zu der Einsiedelei kurz nach dem Agios-Paraskeví-Kloster hat uns mehr zu schaffen gemacht...

Übrigens sind wir an diesem Spätnachmittag im Mai die einzigen Besucher der Schlucht. Und ganz wichtig: bei unserer Rückfahrt sind die Ziegen und die garstigen Hunde verschwunden.

Theater von Epidauros Kloster Agios-Paraskevi | Vikos-Schlucht
Griechenland
Nord-Griechenland | Zagoria-Dörfer

Die angeblich tiefste Schlucht der Welt – sie steht sogar im Guinessbuch der Rekorde