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Landesspezifische Infos

Albanische Flagge - www.bikerdream.de

Fläche: 28.748 km2
Einwohner: 2.9 Mio.
Einwohner­dichte: 104 Einwohner pro km2
Hauptstadt: Tirana | 625.000 Einwohner

Albanien ist etwas kleiner als das Bundesland Brandenburg und ist ein Teil der Balkanhalbinsel. Es bildet zusammen mit einigen ex-jugoslawischen Staaten die Region des Westbalkans. Das Land hat Grenzen zu Montenegro (Norden), Kosovo (Nordosten), Mazedonien (Osten) und zu Griechenland (Südosten). Die westliche Grenze wird im Norden durch das adriatische Meer und im Süden durch das Ionische Meer gebildet.

40% muslimische Sunniten, 20% muslimische Bektashi, 20% Orthodoxe, 10% Katholiken, 10% Sonstige

Man sieht ihnen ihre religiöse Ausrichtung kaum an – das unterscheidet die Muslimen in Albanien von Muslimen anderer Länder. Kopftuch, lange Kleider – die üblichen Zeichen des Islams – wird man hier nicht finden. Moscheen und Kirchen stehen einträchtig nebeneinander und gemischte Ehen sind keine Seltenheit. Wir fragten eine christliche Albanerin, wie es sei, mit einem Moslem verheiratet zu sein. Sie antwortete, es funktioniere perfekt: er ginge in die Moschee, sie in die Kirche und sie hätten dadurch doppelt so viele Feiertage.

parlamentarische Republik

Albanisch (Shqip ist die Sprache des Adlers)

Der Kanun des Lekë Dukagjini

Es gibt einige albanische Traditionen, die einen Reisenden betroffen machen, aber nicht betreffen. Das ist einerseits die Blutrache, die durch den Kanun geregelt wird. Was einen Reisenden durchaus betrifft und das Reisen in abgelegene Gegenden angenehm machen kann, ist das Gastrecht, das ebenso durch den Kanun bestimmt wird. Die Besa, das Gastrecht, besagt, dass das Haus eines Albaners "Gott und dem Gast" gehöre.

"Man verliert das Leben, aber nicht die Ehre. Kein Blut bleibt ungerächt." Dieses Zitat stammt aus dem Kanun, einem mündlich überlieferten Gewohnheitsrecht aus Nordalbanien (Kanun des Lekë Dukagjini), das es auch in Südalbanien gibt, aber wesentlich in abgeschwächter Form. Die Blutrache bildet in Nordalbanien einen Teil des Strafrechts und beschreibt einen genauen Verhaltenskodex. Wegen der Blutrache müssen sich noch heute Tausende Nordalbaner (offizielle Zahlen sprechen von mehreren Tausend) in ihren Häusern verschanzen. Die Bauformen der nordalbanischen Wehrtürme sprechen eine eindrückliche Sprache: unten keine Fenster oder nur Schießscharten, erst weiter oben größere Fenster. Allein in der Stadt Shkodër sollen aktuell 3000 Familien in Blutfehden verstrickt sein.

Der Kanun ist eine Gesetzessammlung, die bis in heutige Zeit wirkt und in Form der Blutrache nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems ab 1990 besonders dramatisch wieder aufflackerte. Die Ehre des einzelnen Familienmitglieds ist unantastbar. Der Franziskanerpater Shtjëfen Gjeçovi (1874 bis 1929) trug Anfang des letzten Jahrhunderts mündlich überlieferte Gesetze durch Gespräche mit Stammesältesten zusammen und legte sie erstmals schriftlich fest. Diese Gesetze, die 600 Jahre und älter waren, regelten als ungeschriebene Grundsätze das harte Leben und Zusammenleben in den abgelegenen und schwer erreichbaren Bergregionen Albaniens. Der Name dieser Sammlung lautet Kanun des Lekë Dukagjini. In der albanischen Familie ist der Familienälteste derjenige, der das Sagen hat und der auch für alles verantwortlich ist, das andere Familienmitglieder tun. Der Kanun sieht vor, dass Konflikte innerhalb dieser Sozialstrukturen geregelt werden.

Wurde die Ehre eines Albaners verletzt (was in albanischen Augen als das schwerste Verbrechen gilt), erfordert das die Blutsühne. Der Ehrverletzer läuft Gefahr, getötet zu werden. Der Teufelskreis der Blutrache beginnt. Ursprünglich galt die Blutrache nur für den Täter, später wurde sie auf alle männlichen Angehörigen der Familie ausgedehnt. Knaben und Frauen werden von der Blutrache ausgenommen. Er hat im Falle einer Mordanklage 24 Stunden Zeit und Gelegenheit, unbehelligt die Beerdigung des Opfers zu besuchen.

Auf eine Blutrache folgt nun zwingend eine neue Blutrache. Wer getötet hat, ist der Familie des Opfers bekannt, da sie informiert werden muss. Ihr bleibt kaum eine andere Wahl, als zur Blutrache zu schreiten, da ein Verzicht von der Gemeinschaft als unehrenhaft angesehen wird.

Achtung! Kopfschütteln heisst JA!

Es ist ganz klar, dass man als deutscher Neinsager gegenüber den Albanern Verwirrung stiftet. Denn Albaner schütteln den Kopf, wenn sie etwas bejahen!

Heben und Senken bedeutet dagegen Nein. Besonders verneinend ist ein Nicken, das von einem Schnalzlaut oder einer kurzen Zeigefingerbewegung unterstützt wird.

Teddys, Puppen und andere Gehenkte
Baumelnde Puppen sollen Glück bringen

Ein Brauch fällt ins Auge des Betrachters, wenn er durch das Land fährt. Immer wieder trifft man auf Puppen, Teddys, ja sogar ausgestopfte Kleidung, die eine Puppe darstellen sollen.

Figuren, die an Häusern hängen, von Toren baumeln, über der Tür hinter Stromleitungen klemmen und mit dem Strick um den Hals von der Dachrinne baumeln ... ein martialisches Bild, das einen schon ein kleinen Schrecken einjagen kann.

Baumelnde Puppen sollen Glück bringen

Bei Gjirokaster hing ein Bauarbeiter im Blaumann außen am Ziegelrohbau. Die Kappe ist tief ins Gesicht gerutscht. Ein Unfall? Nein, nur ein ausgestopfter Arbeitsanzug, der vielleicht Glück über das Bauvorhaben bringen soll.

Auch die aufgehängten Teddys und Puppen sollen Glück ins Haus bringen beziehungsweise das Unglück vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten.

Xhiro – abendliche "pflicht"
Baumelnde Puppen sollen Glück bringen

Zur Zeit des Sonnenuntergangs zieht es alle Albaner auf die Straßen, zum Xhiro (sprich: Dschiro), dem abendlichen Spaziergang. Wobei jeder Spaziergang schon nach kurzer Zeit in einer Bar oder einem Café endet. Der Xhiro ist ein Muss vor allem für junge Leute. In den Städten sieht man adrett gekleidete Jungs und Mädels in Gruppen zu angesagten Lokalen wandern. In den modernen Bars geht echt der Bär ab. Man fragt sich unweigerlich, woher sie das Geld haben, im Café jeden Abend ein Getränk zu bezahlen. Ein modernes Handy muss natürlich auch dabei sein, auf dem fleissig herumgedrückt wird.

Aber auch die nicht mehr ganz so jungen Einwohner der Altstädte treibt es auf die Straßen. Ein Plausch mit den Nachbarn ist ein willkommene Abwechslung im vermutlich sonst so eintönigen Alltagsgrau. Wer als Wirt Platz hat, stellt ein paar Stühle vor die Tür, die von der Kundschaft begeistert angenommen werden. Auch wenn nur jeweils drei Stühle Platz haben wie in den steilen Gassen des Basarviertels in Gjirokastërs.