Motorradtouren Erzgebirge Tourinfos Essen & Schlafen

Essen & Schlafen

Bevor wir untenstehend einige unserer besuchten Unterkünfte auflisten, möchten wir ein paar Worte zur allgemeinen Unterkunftssituation verlieren. Die Unterkunftsdichte ist generell gut, allerdings variiert die Art unserer Suche immer, je nachdem ob wir allein oder mit Freunden ins Erzgebirge fahren. Wir nutzen in erster Linie zwei Plattformen und ansonsten noch die reine Internetrecherche, was allerdings ziemlich zeitaufwändig ist. Brauchen wir nur ein Zimmer oder eine kleine Ferienwohnung, recherchieren wir in booking.com. Es gibt jedoch viele Häuser im Erzgebirge, die eine einzige kleine Ferienwohnung oder nur ein, zwei Zimmer anbieten. Die findet man dann eher in BestFewo als in Booking.com.

Essen & Schlafen – Unsere Empfehlungen

Saigerhütte Olbernhau-Grünthal
Olbernhau-Grünthal Saigerhütte In der Hütte 4 & 9
09526 Olbernhau

In historischen Gebäuden zu übernachten, die mehr als 400 Jahre auf dem Buckel haben - das ist hier möglich. Familie Gorny betreibt das Hotel Saigerhütte in der liebevoll restaurierten Hüttenschänke (erbaut 1537) sowie im Haus des Anrichters (1587). Das Areal der Saigerhütte besteht aus 22 Fachwerkhäusern, 2 Hammerwerken, Wehrtoren und einer Ringmauer. In der Schmelzhütte, die 1537 gegründet worden war, wurde Kupfer von dem darin enthaltenen Silber getrennt. Noch heute kann man in Führungen den Hammer in Aktion erleben!

Die Saigerhütte und Olbernhau liegt im Osten des Erzgebirges und direkt an der Grenze zu Böhmen. Das bekannte "Weihnachtsdorf" Seiffen ist nur wenige Kilometer entfernt. Für das leibliche Wohl am Abend nach den Touren sorgt das Restaurant Saigerhütte und bei Bedarf diverse Lokalitäten in Olbernhau.

Außenansicht Hirtsteinbaude
Auf dem Hirtstein | Satzung Hirtsteinbaude Hirtstein 3
09496 Marienberg / Satzung www.hirtsteinbaude.de

Die Hirtsteinbaude befindet sich an markanter Stelle auf dem höchsten Berg des Mittleren Erzgebirges, dem Hirtstein, nahe Satzung und der Bergstadt Marienberg. Das traditionelle Berggasthaus auf 890 m ist für eine Stärkung während einer Motorradtour perfekt geeignet sowie als Ausgangsbasis für Touren ins Erzgebirge und das nahe Böhmen. Mit durchschnittlich 840 m über NN ist das Dorf Satzung das zweithöchstgelegene Dorf im sächsischen Erzgebirge.

Wir empfehlen die einheimische Gerichte, die in der Baude frisch zubereitet werden. Im ersten Stock des Gebäudes stehen mehrere Pensionszimmer zur Verfügung. Von hier aus hat man einen gigantischen Panoramablick!

Aber nicht nur wegen der herrlichen Aussicht empfehlen wir diese Unterkunft und das Gasthaus. Gleich neben der Baude befindet sich ein eigenartiges Basaltlager, das sich wie ein Palmenwedel auffächert und in Deutschland eine geologische Seltenheit darstellt.

Ganz in der Nähe informiert ein Moorlehrpfad über die Entstehung sowie die Entwicklung der hiesigen Hochmoore. Und wer das Motorrad einmal stehen lassen möchte, der zuckelt mit der Schmalspurbahn Jöhstadt-Steinbach durch die Gegend.

Wiesenmühle
Thalheim Pension & Café Wiesenmühle Chemnitzer Str. 48
09380 Thalheim www.pension-wiesenmuehle.de

Im erzgebirgischen Thalheim wurde das bäuerliche Gut im Zwönitztal 1577 das erste Mal erwähnt. 1838 bauten die Besitzer die Gebäude zu einer Ölmühle um, bis 1953 wurde hier kaltgepresstes Leinöl produziert. Die Mühle ist restauriert und auch heute noch funktionsfähig, sie steht unter Denkmalschutz. In diesen historischen Gemäuern hat die Familie Haschek, in dessen Besitz die Mühle seit 1897 ist, ein gemütliches Cafè sowie eine Pension mit 14 Zimmern und zwei Ferienwohnungen eingerichtet.

Die Ferienwohnungen haben eine Größe von 75 qm. Frühstück kann dazugebucht werden, aber man kann sich auch am Morgen Semmeln mitbringen lassen, die dann an der Eingangstür hängen. Die Wiesenmühle liegt am Ortsrand von Thalheim und dieses im Landkreis Stollberg/Erzgebirge.

Typisch arzgebargsch! | Essen im Erzgebirge

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Das Erzgebirge, Kartoffeln und Majoran (eventuell auch noch Kümmel) sind eine untrennbare Verbindung. Der Kümmel wird zwar nicht von jedem gemocht, aber zu einigen Rezepten gehört er einfach dazu. Es gibt -x verschiedene Möglichkeiten, Kartoffeln auf erzgebirgisch zuzubereiten: Buttermilchgetzen, Klitscher, Backs (oder Bax?), Quarkkeulchen, Wickelklies, griene Klies, Ardappelsupp ... Alles einfach mal in Dialekt geschrieben.

Es gibt einen Grund, weswegen die Kartoffel in der erzgebirgischen Küche derart verwurzelt ist. Ein Kurfürst oder sächsischer Regent wies während einer heftigen Hungersnot darauf hin (und an), die Kartoffel doch etwas mehr in den Speiseplan einzubauen und somit weiteren Hungersnöten vorzubeugen.

Für einige der genannten Köstlichkeiten gibt es hochdeutsche Übersetzungen: Klitscher sind Kartoffelpuffer, Wickelklies und griene Klies sind Wickelklöße und rohe Klöße. Buttermilchgetzen ist dagegen im hochdeutschen nicht zu übersetzen und Backs gleich gar nicht. Von letzterem können wir nicht mal sagen, ob man den so schreibt. Ich könnte beschreiben, wie man den Backs (oder Bax?) zubereitet, aber nicht wie man ihn schreibt.

In den meisten bodenständigen Restaurants steht Hausmachersülze mit Bratkartoffeln auf der Speisekarte. Einfach – und einfach lecker. Ziemlich typisch ist auch Ragout fin. Ein Geflügelragout mit Käse überbacken. Dazu wird Worcestersoße gereicht. Auch ein "Steak ou four" ist manchmal im Angebot, das ist ein Steak, mit Geflügelragout und Käse überbacken.

Majoran ist ein Gewürz, das im Erzgebirge zu vielen Kartoffelgerichten dazu gehört wie das Salz in die Suppe. Bratkartoffeln und Ardappelsupp (das ist Kartoffelsuppe) ohne Majoran – da fehlt was! Genauso gehört in eine gute Leberwurst ein Majoran!

Leberkäse und Wiegebraten

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Beim Metzger (der hier Fleischer heißt oder wie der Erzgebirger sagt: Fleescher) gibt es Verwirrung: Der Urlauber will einen Leberkäse kaufen. Der ist jedoch rund wie eine Jagdwurst und schmeckt wie eine Leberpastete. Der Wiegebraten sieht eher wie ein Leberkäse aus, schmeckt auch etwas in die Richtung, aber ein richtig bayrischer Leberkäs' ist es auch wieder nicht! So ist das eben: nichts ist wie woanders. Ganz wichtig ist während einer Erzgebirgstour ein Besuch beim Fleischer. Nicht wegen des Wiegebratens, nein, im Koffer muss immer genug Platz für Knacker sein. Man kennt sie auch als Schinkenpolnische oder Rohpolnische. Haltbare, geräucherte Dauerwürste, am häufigsten werden sie in den Standardwürzungen Kümmel sowie Knoblauch angeboten. Wenn wir heimfahren riecht unser Motorradkoffer wie eine Wursträucherei.

Wo die Meinungen auch bei den "Hies'schen" sehr auseinander gehen, ist der Flecke-Eintopf, auch "Saure Flecke" genannt. Es gibt ihn in manchen Fleischereien als Imbiss oder zum Mitnehmen und Selbsterwärmen. Er wird aus diversen Innereien gekocht und ist ein herzhafter Eintopf, ebenso wie die "Sauren Schwamme", bei dem die Meinungen nicht ganz so auseinandergehen wie bei dem "Flecke-Gericht".

Beim Getränkeangebot stechen ein paar Spirituosen aus dem Angebot hervor: Vugelbeerschnaps und Lauterbacher. Ersterer ist ein Schnaps aus den Vogelbeeren und letzterer ein giftgrüner Kräuterbitter aus Lauter. Sieht aus wie Fichtennadelbadewasser. Schmeckt wie Fichtennadelbadewasser. Aber manche schwören drauf!

Kommmen wir zum Bäckerei- und Konditorenangebot. Bodenständige Blechkuchen zeichnen das Angebot aus: Kirmeskuchen, Streuselkuchen mit und ohne Füllung, Eierschecke und viele mehr. Der Zuckerkuchen vom runden Blech wird in Achteln und Vierteln verkauft. Ein Kaffee zum "Titschen" und ein Stück Zuckerkuchen dazu - ein Gedicht! Die Krapfen heißen nicht Berliner, sondern Pfannkuchen (und die Pfannkuchen Plinsen, um die Verwirrung perfekt zu machen) und schmecken anders, um nicht zu sagen besser als woanders, denn die Zutaten unterscheiden sich. Soweit ich weiß darin, dass man statt Hefe Backpulver verwendet.

Was zu DDR-Zeiten teilweise untrinkbar war, ist heute nach alter Kunst hergestellt und geschmacklich vom Feinsten: Bier. In den 70er Jahren hat man die Bierflaschen vor dem Kauf erst mal auf den Kopf gestellt, um zu schauen, ob es drin rieselt. Irgendwelche Schwebstoffe saßen nämlich meist als Bodensatz in der Flasche und waberten unschön durch das Getränk. Trübes Bier war an der Tagesordnung. Aber das gute Exportbier oder Wernesgrüner war Bückdichware, war also nur unter dem Ladentisch und/oder durch Beziehungen zu haben. Handwerker wurden wohl am ehesten mit den begehrten Biersorten beliefert. Denn wer brauchte nicht bitteschön irgendwann mal einen Handwerker? Beziehungen waren die zweite Währung der DDR.

Zahlreiche Lebensmittel und Produkte wurden im Osten schon zu DDR-Zeiten produziert und nehmen heute auf den gesamtdeutschen Markt einen festen Platz ein. Hallorenkugeln, Bautzener Senf, Spreewaldgurken, Rotkäppchensekt. Manche Produkte gab es nur als Bückdichware. Andere wie der Senf waren aus dem Alltag nicht wegzudenken und die gab es auch zu kaufen. Jedoch: Spreewaldgurken? No way!

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In den westdeutschen Supermarktregalen finden sich viele dieser alten Ostprodukte, die heute um einiges besser schmecken als zu DDR-Zeiten. Klar, die Zutaten sind nicht mehr knapp, rationiert oder wie zu Ostzeiten schlichtweg wegen Devisenknappheit nicht verfügbar, da muss man nicht mehr mit irgendwelchen Ersatzstoffen improvisieren.

Es gibt eine Süßwarenfirma, dessen Produkte wir sehr mögen, die wir jedoch in westdeutschen Läden bisher nicht auszumachen konnten: Argenta. Vielleicht kaufen wir jedoch auch in den falschen Läden. Unser absoluter Favorit: Brockensplitter! Das sind kleine Dreiecke aus Nusskrokant, umhüllt mit Zartbitterschokolade. Also müssen wir beim Besuch des Ostens jedesmal Hamsterkäufe tätigen. Argenta produziert auch andere Produkte wie Nougathütchen und die Brockentröpfchen, Pralinen mit Kräuterlikör. Aber die Brockensplitter sind der Hit und immer eine Versuchung wert (oder wie man's nimmt: eine Reise).