Motorradtouren Erzgebirge Mittleres Erzgebirge

Mittleres Erzgebirge | Kiehaad und Stülpner Karl

Blick von unten auf die Burg Scharfenstein

Die meisten unserer Touren führen durch das Mittlere Erzgebirge, vollführen aber auch gelegentlich einige Schlenker in die Regionen des Ost- und Westerzgebirges sowie über die Grenze in's böhmische Erzgebirge.

Nicht nur dass man viele, viele Straßenkilometer unter die Reifen nehmen kann – und vielleicht auch den einen oder anderen geplanten oder auch ungeplanten Offroadkilometer – es gibt auch eine Unmenge kultureller Schätze zu entdecken.

Die Palette ist breitgefächert: ein privat geführter Weihnachtsberg, die letzte Köhlerei des Erzgebirges, eine Schmalspurbahn auf den Fichtelberg, alte, gedeckte Holzbrücken, Knochenmühlen, Hammerwerke, enge Silberbergwerke (nichts für Klaustrophobiker) und noch vieles mehr. Und das Wichtigste: dazwischen eine Unmenge von kurvenreichen Straßen durch Flusstäler, über Berge, ein ständiges Auf und Ab. Man könnte glatt seekrank werden!

Wir fahren durch Drebach. Dieser Ort, zu dem Scharfenstein mit der abgebildeten Burg gehört, ist für ein Naturphänomen berühmt: die Krokuswiesen. Wer von März bis April kommt, erlebt mehrere Hektar fliederfarbene Wiesen rund um Drebach.

De kiehaad – das kälteloch Deutschlands

190 Tage Frost im Jahr. Statistisch gesehen gibt es Ende August im Erzgebirge schon die ersten Fröste. Und im Durchschnitt Ende Juni die letzten. Erfrischend! Das Kälteloch Deutschlands liegt auf unserer Route. Es ist Kühnhaide, direkt an der tschechischen Grenze, in der Nähe von Marienberg. Ein Fremder sollte besser nicht nach dem Ortsnamen fragen, denn wenn der Einheimische "Kiehaad" antwortet – wer (außer uns und Einheimischen) würde das für den Ort Kühnhaide halten?

Der Kühnhaider Metereologe Peter Weiße erfasst täglich die Wetterdaten. Er betreibt die Metereologie seit 1980 zwar als Hobby, nennt jedoch eine professionelle Station aus den USA sein Eigen. In Kühnhaide ist es oft einige Grad kälter als woanders im Erzgebirge. Als im Jahr 2012 ein strenger Winter ganz Deutschland in Umklammerung hielt, mass er in Kühnhaide den Kälterekord von -34,4°C, während es in anderen erzgebirgischen Regionen einige Grad wärmer war. Auch am 22.01.2016 wurden wieder sensationelle –30,4°C gemessen.

Kachelmannwetter bietet eine interessante Karte, auf der die erfassten Tiefsttemperaturen Deutschlands an den vergangenen Tagen abrufbar sind. Und während zum Beispiel das Erzgebirge am 02.01.2016 um 7 Uhr rundherum mit blauen Zahlen (für einstellige Minusgrade) in Form von -1°C bis -5°C gespickt ist, gibt es in Kühnhaide eine pinkfarbene Ziffer, die aus dem ganzen heraussticht: -12°C. Was lernen wir daraus? Auf einer Erzgebirgstour sind lange Unterhosen nicht unangebracht.

Robin hood des erzgebirges – der Stülpner karl
Drei Motorradfahrer kommen einen Waldweg herunter
Motorrad steht vor Geländer mit Blick auf den Stausee Neunzehnhain.

Scharfenstein hatte den legendärsten Einwohner des Erzgebirges. Jedes erzgebirgische Kind kennt den Stülpner Karl, der sich als Redewendung in den heutigen Sprachgebrauch geschlichen hat.

Wer aussieht wie der Stülpner Karl hat etwas Verwegenes an sich, sieht auch ein wenig abgerissen aus, ist vielleicht nicht wie jedermann angezogen. Aber immer schwingt eine gewisse Sympathie in der Stimme mit.

Der Stülpner Karl (im Erzgebirge nennt man, wie auch in Bayern, gern den Nachnamen zuerst) war der Robin Hood des Erzgebirges, ein großmäuliger, frecher Wilddieb und Deserteur, der seine Beute mit den Armen teilte. Als Dank wurde er von den Ortseinwohnern gegenüber der Justiz gedeckt. Er lebte von 1762 bis 1841 und liegt in Großolbersdorf begraben.

Auf einer Etappe unserer mehrtägigen Tour erreichen wir den Stausee Neunzehnhain. Ein Stausee mitten in einem großen, geschlossenen Waldgebiet. Wenn man nicht weiss, wo sich der Stausee befindet, schaut man sich die Gegend am besten mit Google Earth an.

Sorry, Stille, wir mussten dich leider mit unserem Motorgeräusch stören! Ein Waldweg verführt uns zu einem Fotoshooting auf ungeteertem Untergrund. Verboten ist das Befahren des Wegs mangels Schild nicht. Wir sind, obwohl es Wochenende ist, fast die einzigen Besucher dieser kleinen Oase. Nur eine Mountainbikerin begegnet uns auf dem schmalen, nur etwa einspurigen Asphaltsträßlein, das am Ufer des Stausees entlangführt.

Wer Lust hat, folgt uns einfach auf unserer Tour durch's Erzgebirge und klickt sich von Menüpunkt zu Menüpunkt. Die Auflösung, was ein Quersackindianer ist, gibt's bei der Knochenstampfe ...

Annaberg-Buchholz
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