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Motorrad fährt auf Alleenstraße
Annaberg-Buchholz aus der Ferne

Am Fuß des 832 Meter hohen Pöhlbergs befindet sich der Ort Frohnau, der heute zu Annaberg-Buchholz gehört. Dorthin geht es heute als Erstes und danach weiter nach Annaberg. Jeder hier nennt den Ort einfach Annaberg. Der Name Annaberg-Buchholz ist viel zu sperrig. Ob sich – wie in vielen durch Reformen zusammengewürfelten Städten – die Einwohner auch nicht ganz grün sind?

Wir nehmen den Weg über den Berg, um nach Annaberg zu gelangen. Dort hinüber windet sich eine schmale Alleenstraße, wie wir sie lieben. Ein Asphaltband, flankiert von mächtigen Bäumen. Kein Straßenschild führt hier nach Annaberg, ganz einfach, um den Hauptverkehr von solchen baumgespickten Micky-Maus-Sträßchen fernzuhalten. Man wird hier nur Einheimische oder in erzgebirgisch "Hies'sche" treffen.

Doch sei unseren Lesern der Standort verraten, sie sind ja zumeist einspurig unterwegs: Diese urige Baumallee findet man, indem man zwischen Tannenberg und Schlettau nach Dörfel abbiegt. Das 350-Einwohner-Dorf liegt im Westen von Annaberg und Frohnau. Die enge Allee muss noch aus der Zeit der Pferdegespanne stammen, denn für Begegnungsverkehr von zwei Autos ist sie zu schmal – dafür quetschen sich es einige Ausweichbuchten zwischen die Stämme. Die Straße windet sich einer Kuppe entgegen, von der aus man einen wunderschönen Blick hinüber nach Annaberg genießt. Dann stürzt sie sich mit 18% Gefälle hinunter in das Tal der Sehma. Schade, dass uns am Vormittag das Wetter noch nicht hold ist. Aber trotz der diesigen Sichtverhältnisse genießen wir das Panorama auf Annaberg-Buchholz und den dahinterliegenden Pöhlberg.

Ein wasserbetriebenes Hammerwerk | der Frohnauer Hammer

Wir steuern auf den "Frohnauer Hammer" zu. Im bekanntesten technischen Denkmal Sachsens wurde im Mittelalter während des "großen Berggeschreys" mit Hilfe der Wasserkraft Eisen bearbeitet. Kennt noch jemand den Hammer-Hansl? Er war ein Urgestein des Erzgebirges, der noch im hohen Alter die Besucher durch den Hammer geführt hat. Von 1956 bis ins Jahr 1991 arbeitete er als Museumsführer und wer ihn nicht live kannte, dem war er zumindest als erzgebirgisches Original aus dem Fernsehen ein Begriff. Leider lebt er nicht mehr, weswegen wir mit einem anderen Führer vorlieb nehmen müssen.

Drei Holzhammer im Frohnauer Hammer

Einer der drei Schmiedehämmer wird von seiner Sperre befreit: Der kleinste mit einem Gewicht von hundert Kilogramm donnert herunter. Wow! Das kracht! Hundert Kilogramm wiegt wohlgemerkt nur der Hammer, nicht mitgerechnet der schwere Holzbalken, auf dem er sitzt.

Fluß fließt zwischen zwei Gebäuden durch und treibt den Frohnauer Hammer - sehenswert!

Man kann sich lebhaft vorstellen, welchen Geräuschbelastungen die zehn bis fünfzehn Arbeiter und welchen ungeheuren Vibrationen dieses Gebäude ausgesetzt war. Die anderen zwei Hämmer wiegen jeweils zweihundert bzw. dreihundert kg. Der "Frohnauer Hammer" wurde 1436 ursprünglich als Getreidemühle erbaut. Der florierende Silberbergbau veranlasste die Besitzer 1621 dazu, die Mühle zu einem Silberhammer und 1657 zu einem Eisenhammer umzubauen. Der Lärm der Hämmer ertönte ein letztes Mal im Jahre 1904, dann wurden sie stillgelegt.

Gottseidank erkannte man damals den Wert dieses außergewöhnlichen technischen Deckmals, so dass es 1908 der "Hammerbund Annaberg e.V." erwarb. 1951 wurde es als technisches Museum eröffnet. Seitdem wurden nur reine Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. So wurde im Jahre 1957 die Antriebswelle der drei Hämmer ausgetauscht. Diese Welle besteht aus einem fünfzehn Tonnen schweren Buchenstamm.

Im Hammerraum befinden sich noch viele orginale Schmiedewerkzeuge, darunter eine Zange aus dem Mittelalter, die stattliche 30 kg wiegt. Als letztes erreicht man das 1697 fertiggestellte Herrenhaus. In den Wohnräumen der ehemaligen Hammermeisterfamilie Martin erklärt und zeigt eine Klöpplerin die traditionelle Technik des erzgebirgischen Spitzenklöppelns.

Ansicht einer Mechanik in einer Truhe im Frohnauer Hammer

In einem Raum des Mühlengebäudes kann man verschiedene geschmiedete Kunstwerke bestaunen. Verblüffend sind die Schließmechanismen der schmiedeeisernen Truhen: Das vorn angebrachte Schlüsselloch ist nur eine Attrappe. Das eigentliche Schlüsselloch befindet sich im Deckel, mit einem eisernen Blättchen verdeckt.

Mit einer am Schlüssel angebrachten Noppe lässt sich das Blättchen zur Seite drehen und der Schlüssel kann die 9 Schließbolzen bewegen.

Das war für die Safeknacker des Mittelalters eine harte Nuß! (Und Egon Olsen hätte garantiert auch wieder vor Wut seine Zigarre verschluckt. Jochen hatte etwas Probleme mit den Türstöcken. Vor fünfhundert Jahren waren Männer im Durchschnitt 1,60 Meter und Frauen 1,50 Meter groß, so dass der Türstock vor seinem Kinn endet.

Kleine, sägende Holfzigur in einem Weihnachtsberg im Frohnauer Hammer

In damaliger Zeit hätten wir massive Schlafprobleme bekommen. Die Betten sind gerade mal 1,60 Meter lang und wären für uns beide reichlich kurz geraten. In einem Zimmer der ehemaligen Hammermeisterfamilie Martin mit einem schönen, alten Kachelofen demonstriert eine "Klipplmaad" (Klöppelmädchen) die seit dem späten Mittelalter beheimatete Kunst des Spitzenklöppelns.

Gegenüber dem Hammerwerk sind zwei weitere Ausstellungen angegliedert: in dem einen Gebäude wird die Schnitz- und Holzkunst der Erzgebirger ausgestellt. Was halt so dazugehört: Weihnachtspyramiden, geschnitzte Bergmänner und Lichterengel und und und ...

Kleine, sägende Holfzigur in einem Weihnachtsberg im Frohnauer Hammer

Einigen Figuren hat man auf einem Weihnachtsberg Leben eingehaucht. Zwei Schmiede bearbeiten fleißig ihr glühendes Eisen. Nach einigen Hammerschlägen setzt der rechte Schmied kurz aus und dreht den Kopf vorwurfsvoll zu dem ermüdenden Helfer am Blasebalg, der darauf sehr eilfertig wieder weiter schuftet.

Während sich Frohnau in den Talgrund der Sehma schmiegt, klettert Annaberg an den steilen Hängen des Pöhlbergs hinauf. Es ist unser nächstes Ziel.

Unter anderem kann man in Annaberg ein Adam-Ries-Museum besuchen. Die Rechenart "Rechnen auf den Linien" des Adam Ries (Ries, nicht Riese, wie oft zu hören und lesen ist) wurde bis ins 18. Jahrhundert angewandt, ist heute jedoch komplett in Vergessenheit geraten. Er hat ein Buch darüber geschrieben, das diese Rechenkunst für Kinder zugänglich macht und anschaulich erklärt. Noch heute kann man in der Rechenschule diese Art zu Rechnen "just for fun" erlernen. Das Buch ist heute in detaillierten Fotos in der Bamberger Staatsbibliothek oder online in der Wikicommon-Website oder verfügbar: Adam Risen Rechenbüchlin, auff Linien vnnd Ziphren

Frohnauer Hammer
OT Frohnau
Sehmatalstraße 3
09456 Annaberg-Buchholz
Tel.: 0 37 33 | 2 20 00
Fax: 0 37 33 | 67 12 77
hammer@annaberg-bucholz.de
www.annaberg-buchholz.de

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