Motorradtouren Griechenland Insel Kefalonia

Motorradtour auf der Insel Kefalonia

Motorräder stehen parkend an Leitplanke mit Blick auf das Meer

Nach einer einstündigen Fährüberfahrt von Vassiliki auf Lefkada erreichten wir Fiscardo im Norden Kefalonias. Bereits bei der Fahrt nach Poros bekommt man einen Eindruck von der Vielfältigkeit dieser Landschaft. Ein Foto der Myrthos-Beach fehlt in keinem Griechenland-Prospekt oder Kalender, meist dient sie sogar als Titelbild.

Tiefblick auf die Myrthos-Beach auf Kefalonia

Angefangen von geologischen Einzigartigkeiten wie die Melissáni- und die Drongaráti-Höhle bis hin zu kulturellen Highlights wie das Kloster "Theotokou Agrilion" hat Kefalonia einiges zu bieten. Wir absolvieren eine Menge Kilometer auf weißen Schotterpfaden. Bei abendlicher Sonne im Rücken mutiert manche Tour in eine steißbeinmarternde Fahrt, wenn man die Schlaglöcher im kontrastarmen Licht nicht rechtzeitig erkennt. Wir haben bei weitem noch nicht alles gesehen. Kefalonia ist selbst nach einem ein- bis zweiwöchigen Aufenthalt nicht ausgereizt.

Es gibt verschiedene Fährverbindungen vom Festland und von anderen Inseln auf die Insel Kefalonia. Wir schippern innerhalb einer Stunde von Vassiliki/Lefkada nach Fiscardo/Kefalonia (siehe Fährverbindungen).

Der Berg Enos fotografiert in einem Rückspiegel eines Motorrades

Die sechzig Kilometer lange Fahrt vom Fährhafen Fiscardo nach Poros, das wir uns im Vorfeld auserkoren hatten, um uns eine Unterkunft zu suchen, führt zunächst über Bergstraßen, die mitunter herrliche Blicke auf Buchten zulassen. So unter anderem die in keinem Griechenland-Prospekt fehlende Mythos-Beach. Von Agios Efimia bis Sami hoppeln wir auf einer sehr löchrigen Straße dahin, aber man wird entschädigt, da die ganze Strecke nur einige Meter vom Meer entfernt liegt. Einige Stellen laden an der sonst sehr felsigen Küste zu einer schnellen Erfrischung ein.

Nach dem überlaufenen Parga und dem einsamen Hortata auf Lefkada ist in dem kleinen Fischerstädtchen Poros genau die richtige Mischung zu finden: nicht überlaufen, einige Restaurants und Läden und einen Strand unweit unserer Pension Pantelis*. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und am Morgen erwachen wir mit dem Blick auf's Meer. So hatten wir uns das vorgestellt.

Poros erstreckt sich über zwei Buchten, in der südlichen befindet sich der Fährhafen, von dem aus die Überfahrt nach Peloponnes möglich ist. In der nördlichen Bucht einen Strand und einige Unterkünfte. Die Gewässer rund um Poros sind für ihren Fischreichtum bekannt. Wer genug Platz auf dem Motorrad hat, der sollte also die Schnorchelausrüstung nicht vergessen.

Es mag Zufall gewesen sein, aber auf Kefalonia war es wesentlicher heißer als auf der benachbarten Insel Lefkada. Unsere Wirtin erzählte, dass es schon seit März nicht mehr geregnet hätte (und wir hatten August!) und dass es derzeit ungewöhnlich heiß wäre. Etwas Abkühlung bringt der Wind: Jeden Abend etwa um die gleiche Zeit – so gegen halb zehn – kommt heftiger Wind auf.

Das Landschaftsbild der Insel ist sehr abwechslungsreich: im Norden und im Inselinneren unfruchtbares und verkarstetes Bergland, im Süden der Halbinsel Paliki Dünenlandschaften, und westlich vom Enos, dem 1628 m hohen Inselberg, lange Sandstrände. Außer in den flachen und fruchtbaren Ebenen, wo man viele Oliven- und gelegentlich Orangenbäume findet, gibt es wegen dem felsigen Untergrund keine Landwirtschaft. Die Inselhauptstadt heißt Argostoli.

Der sagenumwobenste Namen in der Geschichte Kefalonias ist Odysseus, zu dessen Reich die Insel gehört haben soll. Wissenschaftlich belegt ist das Jahr 189 v. Chr., als die Römer die Stadt Sami nach viermonatiger Belagerung dem Erdboden gleichmachten und unter der Bevölkerung ein Massaker anrichteten. Im 11. Jahrhundert waren es normannische Piraten, die die Insel in Besitz nahmen, ab dem folgenden Jahrhundert herrschten die Venezianer. Die Franzosen "befreiten" im 18. Jahrhundert die Bewohner von den Venezianern und wurden ihrerseits wieder von den Briten verdrängt. Schließlich erfolgte 1864 der Anschluß an das Königreich Griechenland.

Die äußerst karge Gebirgslandschaft, die einen großen Teil von Kefalonia bedeckt, machte es den Kefaloniern von jeher nicht leicht, sich zu ernähren. So hat es eine Tradition, auszuwandern, vor allem in die USA. Heute sind viele zurückgekehrt und Kefalonia gilt nicht zuletzt durch diesen Umstand als eine wohlhabende Insel. Der Lebensstandard und die Preise sind höher als anderswo in Hellas.

Im Herbst 1943 weigerten sich neuntausend auf der Insel stationierte italienische Soldaten, weiterhin ihr Leben für den Faschismus Mussolinis und Hitlers auf's Spiel zu setzen. Nach sieben Tagen verbissenen Kampfes gegen die Hitlertruppen mussten sie kapitulieren. Die dreitausend Überlebenden wurden auf den persönlichen Befehl Hitlers bei Argostoli von der deutschen Wehrmacht niedergemetzelt. Nur 34 Soldaten überlebten, weil sie sich totstellten.

Katastrophalen Charakter für die Insel hatte 1953 ein Erdbeben, bei dem viele Städte und Dörfer restlos zerstört wurden. Oft sieht man Mauerreste, bei denen wir uns nicht im Klaren waren: einfach nur verfallen oder ein Opfer des Erdbebens?

Inselberg Enos | Melissani-Höhle |
Drongerati-Höhle
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