Motorradtouren Griechenland Insel Kefalonia Berg Enos | Melissani | Drongerati

Inselberg Enos | Melissani-Höhle |
Drongerati-Höhle | Kloster "Theotokou Agrilion"

Der Inselberg Enos auf Kefalonia

Kaum zu glauben: am Morgen baden wir unweit unserer Pension Pantelis* noch im Meer und eine Stunde später stehen wir mit dem Motorrad 1.600 Meter höher auf dem Berg Enos und genießen den grandiosen Rundblick. Der Berg sieht von fern wie ein langgestreckter schwarzer Klotz aus. Derzeit dient er der NATO wegen seiner günstigen Lage als Überwachungsstützpunkt, von dem aus militärische Bewegungen im europäischen Raum beobachtet werden können. Die Farbe des Berges rührt von ausgedehnten Tannenwäldern her. Da Tannen auf den Ionischen Inseln nicht zum heimischen Landschaftsbild gehören – felsige, macchia-bewachsene Berge sind die Regel – fühlt man sich wie in heimischen, bayrischen Gefielden.

Ziegen auf einer Betonmauer am Straßenrand.
Motorrad fährt auf unbefestigter Straße mit Bergen

Es gibt nur eine Straße, die hinaufführt. Die ersten Kilometer sind noch asphaltiert, danach kommt Off-Road-Feeling auf. Staubschlucken bis ganz hinauf auf die Spitze des Enos. Im Schatten einer Mauer liegen aufgereiht wie eine Perlenkette Dutzende von Ziegen. Als wir anhalten, suchen sie scheu das Weite. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Geschicklichkeit sie selbst das steilste Gelände meistern. Es sind auch Hunde dabei. Und keine Hirten, was unter Umständen kritisch sein kann, da die Hunde ihre Herde vehement unter Einsatz aller Zähne verteidigen würden. Die Hütehunde von etwa Pudelgröße sind diesmal jedoch etwas weiter entfernt und greifen uns nicht fletschend an wie in der Zagoria-Region im Epirus. Sie haben mehr Respekt vor uns als wir vor ihnen.

Nach dem NATO-Gebäudekomplex (Fotografieren und Betreten strengstens untersagt) beginnt die etwa sechs Kilometer lange Schotterstraße. Bei der Auffahrt machen uns die Lichtverhältnisse zu schaffen: auf dem schneeweißen Schotter sind keinerlei Schatten, geschweige denn die zahlreichen Löcher und Buckel auszumachen. So kann es schon mal zu Schlägen in der Rückengegend kommen, wenn wieder mal unfreiwillig eines dieser tellergroßen Löcher nicht um-, sondern durchfahren werden.

Motorrad fährt unbefestigte Straße zwischen Bäumen

Auf dem Enos angekommen, hat man einen hervorragenden Blick auf die darunterliegende Küstenlandschaft. Hier steht ein Feuerwachturm, der aber anscheinend nicht mehr besetzt ist. Die Waldbrandgefahr ist bei der anhaltenden Trockenheit groß. Man stelle sich vor: unsere Wirtin erzählte uns, dass es schon seit sechs Monaten nicht mehr geregnet habe! Für die Rückfahrt wählen wir einen anderen Weg, der uns landschaftlich fast noch mehr beeindruckt als die Auffahrt.

Diese Schotterstraße, die uns zum Dörfchen Charakti bringt, ist auf unserer Karte weiß eingezeichnet, die Straße auf den Enos dagegen nur als Fahrweg. Worin jedoch der Unterschied besteht, können wir nicht ergründen. Die Qualität des Straßenbelages unterscheidet sich in keinster Weise.

Der aviathos-see | Ja, wo isser denn?

Bevor wir durch die Melissáni-Höhle schippern, wollen wir uns ein Naturphänomen der Insel anschauen – den Aviathos-See bei Ágios Nikolaos. Der kleine See, mit dichtem Schilf umgeben, soll nämlich keinen Boden haben! Versuche, mit dem Echolot seine Tiefe zu ergründen, blieben erfolglos. Sagt man. Zu sehen gab es da allerdings nicht viel. Das See(chen) wird als Trinkwasserspeicher genutzt. Die Wasserqualität sah allerdings nicht besonders vertrauenerweckend aus. Für diese landschaftliche Enttäuschung trösten wir uns direkt am Meer bei Sami mit unserem Stammgetränk "Frappé".

Nur fünfzig Meter neben dem Restaurant entdeckt man einen kleinen glasklaren See, dessen Wasser ein Wasserrad betreibt. Ein weiteres Phänomen: Dieser See wird von Süßwasserquellen bei Argostoli, auf der anderen Seite der Insel, gespeist. Das Wasser verschwindet dort in tiefen Felsspalten, durchquert unterirdisch die Insel und tritt bei Sami wieder aus. Das Verrückte: Der Austrittsort liegt fünfzig Meter höher als die Quellen. Es gibt mehrere wissenschaftliche Theorien für dieses Phänomen, aber befriedigend erklären kann es keine von ihnen.

Die melissani-höhle

Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Melissáni-Höhle. Bis 1963 war ein Besuch der Höhle denen vorbehalten, die mutig genug waren, sich an einem Seil hinabzulassen und, wenn sie die Insel im See erreichen wollten, durch das eiskalte Wasser zu schwimmen. Aber wir befinden uns im 21. Jahrhundert und so gelangen wir über einen künstlichen Tunnel in die Höhle hinunter und können dort unsere Besichtigungstour fortsetzen. Während der "Ruderpartie" erklärt uns unser Bootsführer in einem lustig klingenden Englisch die wichtigsten Fakten der Höhle. Vor vielen tausend Jahren stürzte ein Stück der Decke ein, so dass ein Loch von dreißig mal fünfzig Metern entstand. Die einfallende Sonne bringt in dem glasklaren Wasser wunderbare und einzigartige Farbenspiele hervor.

Nachdem wir den sonnenüberfluteten Teil der Höhle durchquert haben, gelangen wir über durch eine schmale Wasserstraße in den zweiten geschlossenen Teil der Höhle. Obwohl die Wassertiefe bis zu sechsunddreißig Meter beträgt, kann man bis auf den Grund schauen. Nach zehnminütiger Kahnfahrt steigen wir wieder ans Tageslicht, um noch eine zweite Höhle in der Nähe, die Drongaráti-Höhle zu besichtigen.

Die drongerati-höhle
Frau seht in der Drongerati-Höhle

Für die zweite Höhle begeben wir uns vierzig Meter unter die Erde. Wir steigen eine lange zick-zack-förmige Treppe hinunter. Mit jedem Meter wird es kühler, in der Höhle selbst herrscht Sommer wie Winter eine Temperatur von 18°C. In der tausend Quadratmeter großen Höhle befinden sich eine Unzahl bis zu drei Meter lange Tropfsteine, Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagmaten.

Am bizarrsten sehen die sogenannten Gardinen aus. Man glaubt es kaum, dass dieser anscheinend schwingende Vorhang von starrem Stein gebildet wird. Viele Tropfsteine sind im Laufe der Jahre abgebrochen. Ab und zu kommt uns der Verdacht, dass sie an einigen Stellen absichtlich abgebrochen wurden, damit Besucher ohne Kopfverletzungen darunter hindurchlaufen können. Bei unserer Grösse ist das wie man sieht aber manchmal schon sehr knapp!

Durch einen natürlichen Tunnel betritt man den größten Raum der Höhle, Konzertsaal genannt. Wegen seiner guten Akkustik finden hier tatsächlich Konzerte statt, man glaubt es kaum. Genauso wie den Umstand, dass sich hier tausend Menschen sechs Stunden lang aufhalten könnten, ohne an Sauerstoffmangel zu leiden.

Es fällt jedoch auf, dass im Konzertsaal keine Stalagmiten am Boden sind. Die Erklärung dafür ist, dass der Boden mit Schlamm und Erde bedeckt war und das herabtropfende Wasser keinen Halt fand. Eigenartig ist auch, dass einige Stalagtiten schräg gewachsen sind, was ein Zeichen für geologische Veränderungen wie Erdbeben und Verwerfungen ist.

Der schotter hat uns wieder | die antike stadt Sami
Blick auf einen sehr alten Olivenbaum in der antiken Stadt Sami
Drei Glocken hängen hintereinander an einem Holzgestell in der antiken Stadt Sami

Auf dem weiteren Weg zu einem Kloster und den Resten der antiken Stadt Sami eröffneten sich wieder einmal gigantische Ausblicke auf Buchten mit türkisblauem Wasser. Nach einem kurzen Foto-Stop verlassen wir die Asphaltstraße. Wieder einmal hat uns der Schotter wieder.

Ein breiter Schotterweg endet nach sechs Kilometern an einem Areal mit Mauer- und Gebäuderesten. Diese Gebäudereste entpuppen sich als die antike Stadtanlage (Akropolis) von Sami. In diesem Gelände haben wir nur einen uralten Olivenbaum fotografiert, denn die überwucherten Mauerreste sind leider recht unfotogen.

Das Alter der Steine lässt einen jedoch in Ehrfurcht erstarren: Es ist belegt, dass in dieser Stadtanlage mit einer Stadtmauer von dreieinhalb Kilometern Länge die Bewohner von Sami den Römern sage und schreibe vier Monate trotzten. Vor fast 2.200 Jahren – im Jahre 189 v. Chr.! Leider hat ihnen ihr Durchhaltevermögen und Mut nicht viel genützt, sie wurden überwältigt und die Stadt zerstört.

Kloster "theotokou agrilion"
Blick auf weißes Kloster mit roten Dachziegeln im Kloster Theotokou Agrilion

Das nächstes Ziel ist das Kloster mit dem Namen "Theotokou Agrilion". Dazu fahren wir etwa die Hälfte des Schotterweges zurück und biegen dann rechts ab. Nach fünfhundert Metern endet die Schotterstraße an einem breiten Rolltor. Ein Schild weist uns daraufhin, dass wir doch bitte nach dem Verlassen des Geländes das Tor wieder schließen sollten. Es ist einzige Bedingung, die man an das Betreten des Klostergeländes geknüpft hat. Von Eintrittskarten keine Spur. Die Erbauer des Klosters wählten den Platz sehr gut. Die Aussicht auf die Bucht verdient es, göttlich genannt zu werden. Die Gebäude selbst können wir nicht betreten.

Insel Ithaka
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