Motorradtouren Griechenland Zagoria

Zagoria

Frau sitzt auf dreibogiger Steinbrücke bei Kipi

Wer mit der Fähre in Igoumenitsa anlegt und Richtung Meteora-Klöster möchte, fährt nur zwanzig Kilometer südlich dieses Gebiets vorbei. Von Igoumenitsa nach Ioannina (gesprochen Joannina) verzeichnet der Tacho 66 Kilometer, sehr kurvige Kilometer, danach geht's nach Norden auf der E90. Nach knapp zwanzig Kilometern muss man abbiegen, ausgeschildert ist der Ort Tsepolovo. Nur weniger Meter später trifft man auf eine große Orientierungstafel für das Zagoria-Gebiet. Allerdings muss man sich entscheiden: das Gebiet ist durch die Vikos- und Aoos-Schlucht in einen Süd- und einen Nordteil gespalten. Der erwähnte Abzweig führt zum Südteil.

Noch in kleiner Tip am Rande: Wer so wie wir von Lefkada über Arta nach Ioannina fährt, sollte sich im Stadtgebiet von Ioannina zuerst Richtung Zentrum halten und schließlich Richtung Flughafen fahren. Wer am Ufer des Sees landet (so wie wir) ist zu weit gefahren.

Einbogige Steinbrücke bei Konitsa

Jubel, Trubel, Heiterkeit... wer die ersten beiden Dinge gerade in der Zagoria-Region sucht, würde schwer enttäuscht. Zagoria, das bedeutet unberührte Natur, spektakuläre Landschaftsbilder, atemberaubende Schluchten, eigenartig gepflasterte Gassen und nicht zuletzt die generell aus Natursteinen gemauerten und mit großen Steinplatten gedeckten Häuser. Besonders bemerkenswert sind einige Brücken wie die dreibogige bei Kipi oder die einbogige bei Konitsa. Ab und zu fühlt man sich in die Haute-Provence gebeamt. Jubel und Trubel sind hier nirgends zu finden.

Die Region ist vom Tourismus zwar nicht mehr unberührt, schließlich haben auch andere Naturliebhaber, Wanderfreunde und ruheliebende Urlauber diese Oase entdeckt, aber da die Bettenzahl nicht üppig ist, halten sich die Besucherzahlen in Grenzen. Wir steuern als erstes das Dorf Monodendri an, weil es im Zagoria-Gebiet eigentlich das bekannteste Dorf ist, weil es verkehrsgünstig liegt und weil es zudem einige Unterkünfte auflistet. Die typischen Häuser hier bestehen aus grauem Naturstein, das Erscheinungsbild der Dörfer entspricht überhaupt nicht dem eines typischen griechischen Dorfs. Im Hotel Ladias* finden wir ein geräumiges Zimmer mit einer traditionellen Einrichtung. Wir pellen uns aus den Motorradklamotten und sind schon wieder zu Fuß unterwegs, um die Gegend zu erkunden.

Schildkröte im Pindosgebirge

Die Zagoria umfasst ein Gebiet von 46 Dörfern im Pindos-Gebirge. Die Dörfer wurden um 1400 angelegt, als sich während der Türkenzeit die einheimische Bevölkerung ins Gebirge zurückzog. Zahlreiche Bogenbrücken und Maultierpfade sind Relikte aus dieser Zeit, in der es die Zagoria-Dörfer durch Fernhandel mit Konstantinopel zu beträchtlichem Wohlstand brachten.

Das Zagoria-Gebiet war in nicht allzu ferner Vergangenheit ein sehr schlecht zu erreichendes Gebiet. Die Straßen wurden erst relativ spät asphaltiert. Mittlerweile sollen jedes Jahr 200.000 Besucher in diese Region kommen. Kaum zu glauben! Da hat doch einer zwei Nullen zuviel angehängt! Aber es heißt auch, neun von zehn Touristen wären Griechen – so merkt man als Deutscher nicht viel von dem Tourismus. Im Mai ist noch gar nichts zu spüren: wir treffen in Monodendri ein paar deutsche Urlauber, insgesamt nur sechs Personen, wobei vier zum Wandern und die restlichen zwei so wie wir zum Motorradfahren da sind.

Oft sehen wir unser Wappentier und Namensvetterin unseres Motorrads auf der Straße: die Turtle. Beim Fahren ist immer Vorsicht angebracht. Die Tierart kann man beliebig mit Schlangen, Ziegen, Schafen und manchmal fürchterlich garstigen Hütehunden ersetzen. Einmal sitzt eine sehr große Katze am Straßenrand und verschwindet eiligst im Gebüsch, als wir uns ihr nähern. Für eine normale Hauskatze ist sie ein bißchen groß, wir sehen sie im Gegenlicht nur als Silhouette. Eine Aufklärung können wir zu unserem Leidwesen nicht liefern.

Panoramablick auf die Vikos-Schlucht

Im griechischen Bürgerkrieg wurde er zur Heimat der Partisanen, die sich nach dem Vorbild des griechischen Ché Guevara, Aris Velouchiotis, in den Winkeln der Berge verschanzten. Wenige Jahre zuvor, 1941, hatten die Italiener die albanische Grenze überschritten und blieben in den Schluchten vom Epirus stecken. Tausende Freiwilliger waren in den Norden gezogen, ihr Vaterland vor den Eindringlingen zu schützen.

Kloster Agios-Paraskeví | Vikos-Schlucht
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