Motorradtouren Marokko Mittlerer Atlas Moulay Idriss | Besuch in der heiligen Stadt

Moulay Idriss | Besuch in der heiligen Stadt

Mulay Idriss von oben

Die Strecke nach Moulay Idriss ist recht langweilig. Erst vor Meknes wird es hügelig und abwechslungsreicher. Meknes selbst bringen wir dank „Steffi“ und zahlreicher, oft ungewohnt mit Ampeln geregelter Kreisverkehre schnell hinter uns. Die Fahrt davor – von Casablanca bis Meknes – ist nicht langweilig, aber auch nicht eindrucksvoll.

Ein Kreisverkehr in Meknes bleibt uns in Erinnerung: In Marokko hat der Einfahrende in den Kreisverkehr Vorfahrt! Bei hohem Verkehrsaufkommen ist das ein anstrengendes Gewurschtel, vor allem, wenn die Kreisverkehre auch noch zweispurig angelegt sind und die Einfahrenden mit einer Ampel ausgebremst werden. In den Fahr-Übungsstädten Palermo und Istanbul schon mal gefahren zu sein hilft auch hier ungemein. Noch dreißig Kilometer sind es von Meknes bis Moulay Idriss. Das Asphaltband ist tadellos und neu, die frischen Fahrbahnmarkierungen noch jungfräulich weiß. Eine Strecke zum Genießen, wie man sie aus Westeuropa kennt.

Motorrad parkt vor Schild Grands Taxis

Noch dreißig Kilometer sind es von Meknes bis Moulay Idriss. Das Asphaltband ist tadellos und neu, die frischen Fahrbahnmarkierungen noch jungfräulich weiß. Eine Strecke zum Genießen, wie man sie aus Westeuropa kennt. Auf einem kleinen Platz in Moulay Idriss kündet ein Schild von einem Hotel. Jochen parkt die BMW neben zwei Eseln und einem Schild "Grand Taxis", während mich in einer Treppengasse ein Herr mit Cowboyhut anspricht, der sich als der Hotelbesitzer vorstellt. Offensichtlich ist die Kunde von den zwei Fremden schon bis in sein Haus vorgedrungen. Wir beziehen ein einfaches, sauberes Zimmer im Hotel Diyar Timnay* und machen uns nach einer erfrischenden Dusche auf einen neugierigen Spaziergang durch die Stadt.

Ein älterer Mann deutet auf seinen Esel und feixt hintersinnig: „Madame, Taxi?“ Ich verweise auf die BMW und grinse zurück, dass ich ja mein eigenes Taxi hätte. Vor dem Hotel parken in zwei bis drei Reihen große Mercedestaxis, die auf Kundschaft warten. Kaum zu glauben, dass in diesem überschaubaren Städtchen so viele Taxifahrer ihr Auskommen haben können. Wen fahren sie denn hier ständig durch die Gegend? Die arme Landbevölkerung fährt schließlich mit dem Bus oder besitzt einen Esel.

Gleich im Anschluss an den Taxiplatz beginnt der Teil des Markts, auf dem Gemüse und Früchte angeboten werden. Nach den transportablen Marktständen schließen sich feste Gebäude an, in dem einzelne Kabuffs, vielleicht vier bis sechs Quadratmeter groß, an Händler, Metzger und Handwerker vermietet sind.

Der Mann mit dem unsichtbaren horn

Während unseres Aufenthalts in Moulay Idriss schaukelt mehrmals ein alter Herr auf einem klapprigen Esel an uns vorbei. Jedesmal hält er seine zu einer Röhre geformte Faust vor die Stirn, als ob er sein unsichtbares Horn festhalten müsste. Anfangs feixen wir, denn wir meinen, der alte Herr hat irgendwie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Bis wir am nächsten Tag mitkriegen, dass er diese Geste erst macht, wenn er uns sichtet. Vermutlich missfallen ihm unsere Kameras und er möchte mit dieser Geste Fotos von ihm verhindern. Wer möchte schon ein Foto von einem Verrückten, der ein unsichtbares Horn festhält? Was aber beweist: der alte Herr ist ganz schön clever.

Der Busbahnhof und zentrale Platz vor dem Markt

Unglaublich, mit welchen Artikeln man hier auf dem Markt noch was anfangen kann. Bei uns läge so mancher dieser Handelsartikel auf dem Sperrmüll! Dieses verrostete Werkzeug, mehrere uralte Schrankschubladen, einige Paar gebrauchte Schuhe, ein altes, dreckiges Bidet mit viel Grünspan an den Amaturen stehen wohl schon seit langer Zeit zum Verkauf. In einem Innenhof des Marktgebäudes haben sich Tischler niedergelassen. Wer hier einen Schrank kauft, bekommt absolute Handarbeit.

Die Metzger im überdachten Bereich des Marktes legen ihr Fleisch mit einzelnen Paprikas garniert auf die Theke, in ein Bett aus zentimeterdick aufgeschichteten Kräutern oder auch nur auf ein Stückchen grünen Kunstrasen, der die Kräuter vortäuschen soll. Als Garnitur steckt schon mal ein einzelner Schafkopf auf einem Stiel oder es hängt ein halbes Schaf von der Decke. Zimperlich darf man nicht sein, wenn man im Restaurant Fleisch bestellt und sich vorstellt, dass es von einem derartig speckigen Tisch kommen muss.

Ein Kiosk in Marokko

Es sind eine Menge Keime im Essen. Unser armer Magen rebelliert dagegen. Die Marokkaner sind abgehärtet gegen ihre einheimischen Bakterien, die ihnen nichts mehr anhaben können. Nur uns wird es schlecht. Vermutlich wird es den Marokkanern im Gegenzug bei uns schlecht? Gute Frage, wie lange wir bräuchten, um unsere Verdauungsorgane an die ungewohnten Keime heranzuführen. Die marokkanische Definition von Sauberkeit (vor allem der Küche) sollte man besser nicht hinterfragen. Wir konnten einige Gepflogenheiten, Zubereitungs- und Säuberungsarbeiten durch Zufall beobachten – besser, man breitet den Mantel der Verschwiegenheit über so manche Beobachtung. Wir sind eben in Afrika.

Es gibt in den Gassen von Mulay Idriss mehrere öffentliche Brunnen, an denen sich die Einheimischen mit "Water to go" versorgen. An jedem Brunnen steht ein pastellfarbener Plastikbecher, der von den Marokkanern vor der Benutzung unter fließendem Wasser abgespült wird, bevor sie schließlich das Brunnenwasser daraus trinken. Ich kenne so eine "Familientasse" auch aus meinen Kindertagen von der Oma, wo eine solche Tasse immer neben der "Familien-Teekanne" stand – aber hier benutzt jeder vorbeikommende, durstige Passant völlig selbstverständlich diese "Stadttasse".

Simone Beauvoir und Jean-Paul Sartre waren im Sommer 1938 in Moulay Idriss und sie fanden die Stadt ziemlich langweilig, aber auch ganz interessant, weil sie die einzigen Europäer gewesen sind. Sie tranken heißen Pfefferminz-Tee, Sartre rauchte die erste Kif-Pfeife seines Lebens und stellte sich die syphilitischen Lippen vor, die die Teegläser vor ihm schon berührt hatten. So berichtete Simone Beauvoir in ihrer Autobiografie "In den besten Jahren". Viel hat sich seit dieser Zeit offensichtlich nicht geändert.

Beim Geflügelhändler beklagen die Hühner im Drahtverschlag gackernd den Tod ihrer Kollegin, die gerade für den Käufer geschlachtet, gerupft und ausgenommen wird. Immerhin ist hier absolute Frische garantiert.

Männer bei Pause unter dem Vordach eines Hauses

Schon 30 °C am Morgen. Wir hangeln uns von Schatten zu Schatten in der römischen Ausgrabungsstätte Volubilis, die nur reichlich zwei Kilometer von Moulay Idriss entfernt liegt. Volubilis ist die größte römische Ausgrabungsstätte Marokkos. Auf einem großen Parkplatz spucken in regelmäßigen Abständen Busse ihre Touristenladungen aus. Vermutlich ist die Stadt im Jahr 25 nach Christus gegründet worden und in den folgenden zwei Jahrhunderten entstanden die meisten der Gebäude.

Die Stadt beherbergte in seinen Glanzzeiten, und die sind um die 1800 Jahre her, 10.000 Menschen. Eine Straße führte zum Hafen von Tanger, das damals Tingis genannt wurde. Das Gelände umschließt eine 2350 Meter lange Stadtmauer, die aber den zahlreichen Berberangriffen nicht standhalten konnte, weswegen die Berber die Stadt schließlich überrollten. Qualili, wie Volubilis damals noch hieß, wurde Hauptort der Auraba-Berber. Der Anführer der Berberstämme Idris I. fiel im Jahr 794 einer Intrige zum Opfer und wurde vergiftet. Um dem Grab auf dem gegenüberliegenden Hügel näher zu sein, verlegten die Berber ihre Wohnstätten zum Grab und gründeten damit die Stadt Moulay Idriss. Volubilis verfiel und wurde teilweise als Steinbruch für die neue Stadt benutzt.

Die grösste marokkanische Ausgrabungsstätte Volubilis
Torbogen mit zwei Säulen in der größten marokkanische Ausgrabungsstätte Volubilis

Die Stadt ist in weiten Teilen eine große Ansammlung alter Steine und Mauern. Aber immer wieder erahnt man das Leben vor 1800 Jahren, als die Stadt zur Provinz Mauretania Tingitana gehörte. Prunkvolle, bunte Mosaiken zieren einige Häuserböden und lassen die Schönheit der einstigen Wohnstätten erahnen.

Mehrmals werden wir bei unserem Rundgang von einem Typen angesprochen, der uns Postkarten und vor allem Strohhüte zum Kauf anbietet. Es ist sauheiß. Das Wasser reicht auch nicht mehr ewig. Eigentlich wollen wir nur noch baldmöglichst hier raus. Nach dem zweiten "Nein, danke" müsste er doch nun wissen, dass die zwei Außerirdischen in Motorradklamotten keinen Strohhut oder Postkarten kaufen möchten!? Egal. Er fragt ein drittes Mal.

Danach erkunden wir die Umgebung des Zerhoun-Massivs wieder mit dem Motorrad. Wir biegen in eine kleine, holprige Straße ab. Ohne Ausschilderung. Sieht interessant aus. Oberhalb des Städtchens tuckern wir mit einem herrlichen Blick auf Moulay Idriss dahin, als unverhofft ein Marokkaner hinter einem Baum hervorspringt und uns selbst gehäkelte, wunderbunte Mützen andrehen will. Bei dem spärlichen Touristenaufkommen hat er vermutlich keine hohen Verkaufserlöse und irgendwann geht er uns beim Fotografieren endlich aus dem Bild ...

Straße mit Motorrad oberhalb von Moulay Idris in bergiger bewachsener Landschaft

Winzige Asphaltstraßen führen zu unscheinbaren Orten, meist sind es nur kleinere Häuseran-sammlungen in ausgedehnten Olivenhainen, vorbei an alleinstehenden Wohnhäusern, die meist nur einstöckig, aber aus Naturstein oder Ziegel gebaut wurden und nicht aus Lehm, wie wir in vielen armen Gegenden sahen. Kinder grüßen uns überall freundlich und winken, ob nun als Gruß oder als Zeichen, dass wir als Bettelobjekt anhalten sollen, sei dahingestellt.

Der Eingang des Hotel Diyar Timnay* liegt an einer schmalen Gasse, dessen Treppenstufen ziemlich vermüllt sind. Den Marokkaner juckt es nicht, daß die Stufen über und über mit irgendwelchen Verpackungen von Eis, Keksen und was-weiß-ich bedeckt sind. Wieso muss man den Müll einfach so fallenlassen, wo man geht und steht? Andere Länder, andere Sitten. Uns gefällt die heilige Stadt Moulay Idriss als Gesamtbild sehr gut, nur darf man nicht ins Detail gehen (und riechen). Sie ist so gut wie nicht auf Übernachtungstourismus eingestellt, die meisten Touristen besuchen die Stadt in einem Tagesausflug und -schwups- sind sie wieder weg.

Gebt, was ihr wollt. Aber wehe, es ist zu wenig!

Als wir nach dem Frühstück das Hotel Diyar Timnay* verlassen, um uns auf einen weiteren Rundgang durch die Medina zu begeben, stehen zwanzig Plastikstühle in der Gasse an der Hauswand und ein Dutzend Männer sitzen still wartend darauf. Im Nachbareingang hören wir einen religiösen Singsang. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Im Nachbarhaus ist vermutlich jemand gestorben und die Männer geben dem Verstorbenen die letzte Ehre. Ab 16 Uhr sind es nur Frauen, die sich die Klinke in die Hand geben.

Die Gasse ist voller Stimmengewirr. Auch viele Kinder toben in der Gasse. Marokkanische Fladenbrote, Oliven und Getränke werden gegen Abend hineingetragen. Muslimische Verstorbene müssen innerhalb 24 Stunden begraben werden, so wird wohl heute noch eine Beerdigung stattfinden.

Mann auf bepacktem Esel vor einem blauen Mercedes Taxi

Als wir auf die Sidi-n-Tizi-Moschee zulaufen, löst sich ein Jungelchen von Mitte zwanzig von der Mauer und bietet sich uns als Führer an. Er wolle uns die schönsten Plätze in der Medina zeigen. Wir machen ihm klar, dass wir keinen Führer benötigen und gehen allein weiter, aber er begleitet uns hartnäckig wie eine Schmeißfliege. Die Masche ist bekannt. Gebt, was ihr wollt, aber dann sauer sein, weil natürlich der als Millionär eingeschätzte Touri immer zu wenig zahlt. Trotz unserer Drohung, dass wir keinerlei Lohn für seine Dienste bezahlen werden, eilt er voraus und zeigt uns die Gassen, die zu einem hohen Aussichtspunkt über der Stadt führen. Was nicht ganz unangenehm ist.

Er wäre Student in Meknes und lerne seit drei Jahren englisch. Heute habe er etwas Zeit. Er erzählt uns einiges über die Stadt. Allerdings auch, dass es nicht stimme, dass Moulay Idriss früher von Ungläubigen nicht besucht werden durfte und auch kein Nichtmoslem in der Stadt übernachten durfte. Dies jedoch liest man in jeder Quelle – aus welchem Propagandagründen auch immer er derartige Geschichten erzählt – wir glauben unseren Reiseführern und Büchern eigentlich mehr.

Straße mit Gebäuden links in Mulay Idriss

Die Nähe des heiligen Grabes hat viele Händler angelockt. Bunte Kerzen, Datteln, Feigen, allerlei Schmucktand, Tücher und Devotionalien wird den Touristen und den gläubigen Pilgern angeboten. Denn auch wenn der Koran keine Heiligenverehrung erlaubt und offiziell die Pilgerfahrt nach Moulay Idriss nicht als solche anerkannt wird, so pilgern doch manche Marokkaner siebenmal nach Moulay Idriss, um so eine Hadj nach Mekka zu ersetzen.

Im August, wenn über 100.000 Pilger zur Grabstätte kommen, dürfte es schwerfallen, eine Unterkunft zu finden. 4 Wochen lang wird gefeiert, jeweils eine Woche lang für jeden der vier Stämme der Region, wobei jedoch Nicht-Muslime nicht gern gesehen. Arme Leute, die sich eine Pilgerfahrt nach Mekka nicht leisten können, haben nach der siebten Wallfahrt nach Moulay Idriss Anspruch auf den Titel al-Hadj (Pilger). Aber muss der Pilger wirklich siebenmal auf die Reise gehen? Unsere Quellen bieten verschiedene Varianten an: drei, fünf oder sieben Pilgerfahrten – unserem Reiseführer aus dem Know-How-Verlag reichen nur drei.

Die Kellner des nahen Cafés sprechen jeden an, der vorbeiläuft und locken mit freien Tischen. Der Platz ist zur Hälfte auch Parkplatz. Viele Renaults. Zwanzig Jahre alt und mehr. Jochen ist immer hin und weg, wenn er wieder einen Renault 5 entdeckt. Eigenartig, ich kenne keinen Mann, der nicht feuchte Augen bekommt, wenn er vom Renault 5 spricht! Die Moschee selbst dürfen wir nicht betreten, wie alle Moscheen im Maghreb (bis auf eine Ausnahme). Und dies wird in Moulay Idriss besonders eindringlich deutlich gemacht: der Weg in die Moschee wird durch einen brusthohen Balken verwehrt. Das Minarett der Moschee ist die einzige zylindrische in Marokko bzw. im Maghreb. Der kurze Turm ist rundherum bedeckt mit grün glasierten Kacheln, die mit Koransuren in Kufischrift verziert sind.

Blick entlang einer mit Rundbögen verzierten Einkaufsstraße mit kleinen Läden

Schließlich steigen wir in den müffelnden Medinagassen wieder nach unten. Warum stinkt es hier so? Die Stadt liegt so malerisch an den Hängen, aber der Geruch ist alles andere als malerisch. Schließlich steigen wir in den müffelnden Medinagassen wieder nach unten. Warum stinkt es hier so? Die Stadt liegt so malerisch an den Hängen, aber der Geruch ist alles andere als malerisch. Wir müssen hungrig aussehen, denn der Guide bugsiert uns in ein Lokal. Vorher wollen wir ihm nun doch ein kleines Trinkgeld in die Hand drücken. Aber er nimmt es nicht an. Echt? Sollte sich dieser junge Mann die aufdringliche, typisch-marokkanische Geschäftemacherei noch nicht zu eigen gemacht haben? Wir sind positiv überrascht, freuen uns, dass jemand unser Bild des typischen Marokkaners ein wenig gerade rückt und trinken einen Kaffee. Das war ein Fehler – es gab wohl für Kaffee keine Provision beim Wirt – und plötzlich hätte er gern 40 Dirham von uns! Schweinebacke!

Nächster Morgen. Dank Ohropax konnten wir gestern abend einschlafen, aber wegen der stickigen Luft hätten wir die Fenster in der Nacht gerne geöffnet. Doch dann hätten wir kein Auge zugetan bei dem immer noch anhaltenden Menschenauflauf in der Gasse und dem aufgeregten Stimmengewirr, dessen Schall sich in den einfachen Räumen und der nur drei Meter entfernten Hauswand des gegenüberliegenden Hauses vervielfachte.

Winzige Asphaltstraßen mit Motorradfahrer

Gestern abend entlud sich ein heftiges Gewitter über der Stadt. Wir saßen im obersten Stockwerk des Hotels, das als Restaurant mit riesigen Panoramafenstern ausgebaut ist, an dessen Rändern die Rinnsale an den Wänden herunterliefen. Es kübelte, was das Zeug hielt. Später erfuhren wir, daß in anderen Gegenden die reinsten Wolkenbrüche runterkamen und Straßen fortspülten.

Am Morgen strahlend blauer Himmel und klare Luft. Perfekte Temperaturen für unsere Weiterfahrt in Richtung Rifgebirge. Bei Moulay Idriss steht noch ein sehr gut erhaltenes römisches Äquadukt, das man zu Fuss oder mit einem offroadtauglichen Motorrad besuchen kann und dem wir eine kurzen Besuch abstatten. Unter dem Äquadukt ruht malerisch eine schwarze Kuh, die mit Wiederkäuen beschäftigt ist. Ihr Gefährte, ein weisser, ibisartiger Vogel, weicht ihr nicht von der Seite.

Im Hintergrund ein römisches Äquadukt in der bergigen bewachsenen Landschaft

Bis Quezzane, das sich wie Moulay Idriss malerisch über einen Hügel zieht, ist die Strecke noch relativ unscheinbar. Die Straße ist zügig zu fahren und der Straßenbelag gut. Danach werden die Berge höher, das Rifgebirge beginnt. Die Häuser hier sind aus Natursteinen oder Ziegel gebaut und nicht wie in anderen Gegenden aus Lehm. Zwar ist nur selten eine zweite Etage daraufgebaut, aber immerhin sind es keine Häuser aus ungebrannten Lehmziegeln, die nach jedem nassen Winter und jedem größeren Regenguß repariert werden müssen, weil sich ganze Fladen der Wand lösen und abfallen.

Die Menschen leben von Landwirtschaft. Die Hänge sind von Olivenhainen überzogen und zahlreiche „Huilerien“ pressen das begehrte Öl. Weizenfelder bedecken die restlichen Anbauflächen. In den Dörfern sind Hauswasseranschlüsse ein Wunschtraum. Kinder und Jugendliche ziehen mit einem Eselskarren, auf dem sich ein großes blaues Wasserfass befindet, zum Brunnen in der Dorfmitte, an dem sie es auffüllen. Vereinzelt wird das Wasser auch in großen Keramikflaschen seitlich am Esel transportiert.

African Chaos | Fährfahrt mit der Comanav
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