Motorradtouren Türkei Rundtour

Mit dem Motorrad einmal durch die Türkei – ZUSAMMENFASSUNG

Blick auf die Blaue Moschee mit seinen Minaretten in Istanbul

Eine Motorradtour durch die Türkei – unser Traum seit vielen Jahren. Dreieinhalb Wochen haben wir Zeit – da müssen wir uns auf das halbe Land beschränken. Und in diesem halben Land etwas rauspicken – mannomann, das fällt verdammt schwer! Alles, was wir im Vorfeld lesen, sehen und hören – überall müssen wir hin! Aber wir haben nur drei Wochen! So müssen wir uns einschränken. Es gab bisher kein Reiseland, in dem wir uns während der Tour so rundherum zufrieden und wohl fühlten wie in der Türkei – Griechenland, welch Wunder, eingeschlossen!

Türkei-rundtour – Best of

Wir kommen also mit dem Autoreisezug "Optima Express" sehr, sehr müde in Edirne an und fahren weiter nach Istanbul. Hier haben wir ausnahmsweise vorab für die nächsten drei Nächte ein Zimmer im Hotel Ilkay* gebucht. Mitten in der Innenstadt, mit bewachtem Parkplatz.

Noch in der Vorplanung sind wir ständig am Schwanken: Istanbul rein oder raus aus der Tourplanung? Einerseits wissen wir nicht, ob uns die Großstadt gleich am Anfang unserer ersten Tour in einem islamischen Land nicht etwas überfordern würde. Andererseits befürchten wir, dass wir uns ein entscheidendes Teil vom großen Puzzle Türkei entgehen lassen würden.

Panoramablick über die bewaldete Schwarzmeerküste

In Istanbul haben in den letzten Wochen vor unserer Abfahrt Unruhen stattgefunden und in Izmir geht eine Bombe hoch. Was uns natürlich vor die Frage stellt: Sollen wir um die Großstädte generell einen Bogen machen? Im Nachhinein sind wir riesig froh, dass wir in Istanbul waren, denn die Stadt ist wundervoll – wir hätten uns ewig durch seine Gassen treiben lassen können! Dass während unseres Aufenthalts in einem Basar eine Bombe explodierte, haben wir nicht einmal mitgekriegt.

Wir sind von Istanbul aus hinüber an die Schwarzmeerküste gefahren. Auch dies stand nicht von Anfang an fest. Denn irgendwer schrieb in einem Forum auf die Frage, was denn das Typische an der Schwarzmeerküste sei, als Antwort: "Regen!" – Sollten wir uns der Gefahr aussetzen, im nebelverhangenen Küstengebirge, auf holprigen Straßen herumzufahren, die maximal 30 BIS 40 km/h zuließen? Oh ja! Es wäre eine Sünde gewesen, es nicht zu tun! Die Schwarzmeerküste ist noch ursprünglich, der Tourismus ist sehr sanft und wenn überhaupt, dann auf türkische Urlauber ausgerichtet. Wo sonst wird man während der Pause am Straßenrand vom ebenfalls pausierenden PKW-Fahrer noch mit Handschlag begrüßt?

Hereinkommen! Hinsetzen! Teetrinken!
Motorrad steht vor Panorama über Kappadokien

Die berüchtigen Schwarzmeerküsten-Wolken haben wir zwar gesehen, sie haben uns jedoch bestenfalls gedroht. In Inebolu kommen wir zum ersten Mal in den Genuss einer Tee-Zeremonie bei der Ankunft. Wir betreten eine einfache Bungalowanlage am Meer und fragen nach einem freien Zimmer. Wir werden überaus freundlich begrüßt. Hereinkommen! Hinsetzen! Teetrinken! Allerdings ohne uns vorher die Frage nach dem freien Zimmer in irgendeiner Weise zu beantworten. Der freundliche Herr bleibt gelassen.

Es ist kurz vor neunzehn Uhr, wir brauchen eine Dusche und was in den Magen, und rätseln, ob die hier was frei haben. Na gut, dass was frei sein muss, sieht man – die Anlage ist menschenleer. Zehn Minuten später beziehen wir eine einfache Holzbaracke. Abends im Restaurant kommen wir noch in den Genuss eines Alleinunterhalters mit traditionellen türkischen Weisen ...

Von der Schwarzmeerküste aus schlenkern wir im 90-Grad-Winkel gen Süden. Unser nächstes Ziel: Kappadokien. Diese Region mit ihren Feenkaminen, unterirdischen Städten und unwirklichen Felsdomen war der ursprüngliche Auslöser für unsere Türkei-Reiselust. Zudem lernten wir vor Jahren in Griechenland einen Motorradfahrer kennen, der von der Türkei herüberkam, um mit einer griechischen Fähre heimzufahren. Dann sahen wir im Fernsehen einen Bericht über Kappadokien – das war's dann! Der Virus war in uns!

Kappadokien – Märchenland in Zentralanatolien

Von Kappadokien, für das wir uns einen Zeitrahmen von drei bis vier Tagen vorgestellt hatten (das aber gut und gerne auch zwei Wochen vertragen hätte!), fahren wir weiter gen Süden an die Mittelmeerküste. In Karapinar sitzen wir keine fünf Minuten in einer Pastane. In diesen Minuten füllen sich die Tische ruckzuck mit jungen Männern, die uns neugierig beäugen und schließlich ansprechen. Wir müssen ihnen erzählen, was wir hier tun und wohin wir wollen.

Dann kommt ein Lokalreporter hereingeschneit. Jochen muss dem Redakteur per Handy ein Interview über das WOHER, WOHIN, WARUM geben. Vor allem interessiert den Redakteur, ob wir verheiratet sind.

Motorrad steht auf Parkplatz direkt an der Mittelmeerküste

Das raue Kilikien – das schönste Eck an der Mittelmeerküste. Noch untouristisch und nicht verbaut. Eine schöne Strecke zum Fahren. Ausgedehnte Pinienwälder, die einen Harzduft verströmen, den wir in dieser Intensität nicht kennen. Wir schlagen im allseits bekannten Side auf.

Ab hier wird die Küstenstraße uninteressant – vor allem wenn man vorher durch's untouristische Zentralanatolien gefahren ist. Überall riesige Werbeschilder. In verschiedenen Sprachen. Wie schön war es doch, als nur türkische Bezeichnungen an den Läden und auf den Werbeschildern standen. Hier lesen wir plötzlich "Reitschule", "Apotheke" und andere deutsche Wörter.

Letztendlich kommen wir immer mehr in Gegenden, wo auf Kyrillisch geworben wird! Side ist ja eigentlich ganz nett (die Betonung liegt auf "eigentlich"!), aber wir sind verdorben ... Die ungekünstelte Freundlichkeit der Türken hat hier ein Ende. Nicht, die Leute nicht freundlich wären, aber was uns in Side fürchterlich nervt, sind die Händler bzw. deren "Anmacher" – dummerweise müssen wir jedesmal durch die Einkaufsmeile durch, da wir am Rande dieses ehemals verträumten Fischerdorfes wohnen. Sehr angenehm verdödeln wir einen Tag am Pool in Christianes Nar Apart Hotel*. Christiane, die auch Motorrad fährt, kannte uns bis dahin nicht – wir sie und ihr Hotel nur aus einem Reisebericht – aber wir sind wie alte Freunde empfangen worden und haben Kraft und Sonne getankt ;o)).

Unbefestigte Straße mir Felswänden rechts im Taurusgebirge

Vor Antalya schlagen wir einen Haken. Antalya muss nun wirklich nicht sein. Die zubetonierte Küstenstraße reicht uns schon. Wir biegen in die Tarsus-Berge ab. Die Straße ist (noch) befestigt und gut zu fahren. Nur mit dem unheiligen Rollsplitt muss man verflixt aufpassen! Die Orientierung ist nicht immer einfach: entsprechend genaues Kartenmaterial haben wir nicht (genau und Türkei – das passt nicht!) und auf der World Map von Garmin sind – wie der Name schon sagt – nur die wichtigsten Straßen drauf und eine Beschilderung gibt es nicht immer ausreichend.

Der schönste See dort oben ist der Salda Gölü. Türkisblau vor einer anmutigen Bergkulisse! Und weißer Strand. Erst vermuten wir, an einem Salzsee zu stehen und das Weiß am Strand wäre Salz: aber so ganz stimmt Geruch und Geschmack nicht. Das Wasser schmeckt eher kalkig und das Weiße sieht aus wie Kalkschlamm. Jetzt wissen wir, "Salzsee" nicht ganz unrichtig, aber "mineralienhaltiger See" wissenschaftlich fundierter ist. Er enthält vor allem Soda und Magnesium und die Ablagerungen am Ufer sind demzufolge Magnesiumsalze.

Ab auf die Piste!
Motorrad fährt auf unbefestigter Straße in Anatolien

Wir fahren weiter, unsere "Steffi" übernimmt die Führung, denn viele kleine Dörfer sind auf unserer Karte nicht eingezeichnet. Steffi lotst uns auf eine Straße Richtung Mugla, die nach einiger Zeit zur Piste wird. Auch gut. Auf der Piste bleiben wir mehr als 30 km. Wir fahren durch herrliche Flußtäler, durch Nadel- und Pinien-Wälder und an felsigen Abgründen vorbei. Nur gut, ab und zu ein handgemaltes Hinweisschild am Baum hängt. Wer weiß, wann wir sonst diese einsame Gegend verlassen hätten!

Hier muss unsere BIG TURTLE und ihr Treiber die erste Flußdurchfahrt absolvieren. Das erste Bächlein ist nur ein Rinnsal und kann zu zweit befahren werden. Das zweite ist tiefer, und zur Vorsicht werden die Koffer abmontiert und rübergetragen. Die Sozia darf laufen bzw. waten. Auf der weiteren Fahrt passiert uns dann noch DAS, von dem wir hofften, ES würde an uns vorbeigehen: FRISCHGETEERTE Straße – auf der ganzen Breite !!!!

DREI Kilometer lang durften wir im Schritttempo fahren. Grausam, wenn man hört, wie der asphaltverklebte Split gegen den Motorschutz klimpert! Ankunft spätabends in Datça auf der Halbinsel Resadiye. Wir befinden uns im Schlepptau einer Gruppe Istanbuler Motorradfahrer, die wie wir zum Motorradtreffen MARMOK wollen. Wieder einmal bedanken wir uns bei allen türkischen Mitbürgern für die unheimliche Hilfsbereitschaft!

Kaum hatten wir die Istanbuler nach dem Motorradtreffen und einem Hotel gefragt, hatte einer ein Handy am Ohr, organisierte ein Hotelzimmer für uns und lotste uns schließlich zusammen mit der restlichen Truppe ins Apart Hotel Fora*.

Motorradtreffen Marmok
Viele Personen mit Motorrädern beim Treffen bei Datca

Wir besuchen dieses große Motorradtreffen, das in einem weitläufigen Ferienanlage direkt am Meer stattfindet. BMW, Hein Gericke, Harley Davidsen und diverse einheimische Zubehörhändler sind hier zu Gange. Wir lachen uns schlapp, als uns ein schlitzohriger Verkäufer von Bikerklamotten in ein und dasselbe Protektorenhemd (angeblich Größe Unisex) zwängt. Bei Elke: passt, wackelt und hat Luft. Jochen dagegen japst nach Luft wie eine feine Dame im Korsett, der die Fischbeinstäbchen in die Rippen pieksen, – gottseidank haben wir das auf Videofilm gebannt! Wir treffen Jawa Ali aus Zypern wieder. Ihn hatten wir auf der Fahrt hierher bei einer Rast an der Straße kennengelernt. Er betreibt auf Zypern ein Offroad-Unternehmen.

Es ist sauheiß! Wir haben im Juni Augusttemperaturen! Die Türken sagen, es sind die heißesten Junitage seit 20 Jahren. Na super! Und das uns, grad' für's Motorradfahren. Wir möchten Resadiye nicht verlassen, ohne Knidos gesehen zu haben. Wir fahren los, es ist kurz nach neun Uhr und wir haben 37 Grad. Nach nur wenigen Kilometern steigt unser Schnabelthermometer schon auf über 40 °C – während der Fahrt wohlgemerkt! Das ist uns eindeutig zu heiß, in unseren Motorradklamotten haben wir die eigene Sauna dabei. Wir fahren nach Knidos, wenden und fahren wieder heim. Meer, wir kommen!

Motorradthermometer zeigt 43,2 Grad im Schatten an

Die Temperaturen wollen partout nicht wieder unter 40 °C fallen. Wir erinnern uns, dass während der Herfahrt in den Bergen eine angenehme Temperatur von 32 bis 34 °C herrschte. Also beschließen wir, dem Meer Adieu zu sagen und uns wieder in höhere Gefielde zu begeben.

Welch ein Fehlschluss. Die Hitze ist mittlerweile in jeder kleinsten Ritze angekommen. Wir fahren nach Pamukkale und unterwegs stellen wir den Hitzerekord von 43,2 °C WÄHREND der Fahrt auf.

In Pamukkale ist es also genau so heiß wie am Meer. Pamukkale selbst besuchen wir inmitten eines russischen Stimmengewirrs. Wenn ein Prozent der Besucher um uns herum deutsch sprechen, dann ist es viel. Dafür haben wir im Allgau Hotel* (Allgäu deswegen, weil die Besitzerin lange Zeit im Allgäu lebte) ein sehr international gemischtes Publikum: Hawaii, Kalifornien, China, Frankreich ...

Heißt "Mindelheim" vielleicht "Parken verboten"?

Am Abend um 23:00 Uhr soll die Fähre in Çeşme ablegen. Wir nehmen die 350 km gemütlich unter die Räder. In Ephesus schauen wir uns das berühmte Ausgrabungsgelände an und zahlen während unserer Tour den höchsten Betrag für eine Anderthalbliterflasche Wasser.

Motorradfahrer blickt über die Küstenlandschaft in der Nähe von Cesme

Die letzten hundert Kilometer vor Çeşme an der Küste: sehr schöne Küstenabschnitte und idyllische Hafenanlagen. Als wir dem Meer an einem einsamen, felsigen Strandabschnitt noch mal Tschüß sagen wollen, heult es plötzlich unverhofft neben der BIG TURTLE *TARÜTARA* ...

Ein Jandarma-Wagen. Keine Ahnung, was die wollen: vielleicht dürfen wir hier nicht parken? Andererseits: wieso erzählt der eine uns was von Mindelheim, einer Stadt im Allgäu? "Mindelheim" ist so ziemlich das Einzige, das wir verstehen. Für den Fall, das "Mindelheim" türkisch ist und sowas wie "Hier Parken verboten" heißt, verlassen wir mal lieber diesen Platz ;-)

Als wir zwei Jahre später hier entlang kommen, scheinen wir das Rätsel zu lösen: Nur wenige Meter vom Strand entfernt dümpelt ein Kriegsschiff vor sich hin und am gegenüberliegenden Hügel sind große, weiße Zielscheiben aufgemalt. Im Geländer stehen ausgestopfte Vogelscheuchen in Militärkleidung. Also scheint man hier ab und zu Krieg zu spielen. Hoffentlich wird die Straße, die zwischen Strand und Ziel liegt, bei den Manövern gesperrt.

Achtung, nachfolgende Fährfahrt ist leider aktuell nicht mehr möglich!

Die Fähre liegt schon im Hafen und Osman und Cem, die wir vom Motorradtreffen kennen, sind auch schon da. Wir benötigen zwei Stunden, um vom Hafentor in den Schiffsbauch zu gelangen. Der Zoll vermeldet, unsere BIG TURTLE sei angeblich nicht eingereist und nun dürfte sie auch nicht ausreisen ;-) Wenn es nach uns gegangen wäre – wir wären gern noch ein paar Wochen und Monate geblieben ! (Nur unsere beiden "Cheffen" haben was dagegen!)

Ein unerwartetes Schmankerl erwartet uns bei der Fährfahrt. Nein, nicht die Speisen im Schiffsrestaurant: die werden zwar von einem französischen Unternehmen zubereitet, das einem Teil des Rufes der französischen Küche gerecht wird: das Essen ist teuer. Wenn's dafür wenigstens gut wäre. Das Schmankerl ist die Fahrt durch den Kanal von Korinth! Oh, wie herrlich! Wir standen schon mit der TURTLE oben auf der Brücke und jetzt fahren wir mit der Fähre unter der Brücke hindurch.

Des Weiteren schippern wir am Leuchtturm am Kap Dukato vorbei, der Felsspitze der griechischen Insel Lefkada. Die Felsspitze haben wir schon zweimal über eine lange Schotterpiste mit dem Mopped besucht. *schwelg*

Auch den Küsten von anderen ionischen Inseln wie Ithaka und Kefalonia kommen wir sehr nahe und wir versinken in Erinnerungen ...

Das war die KURZFASSUNG! Ausführliches gibt's unter den einzelnen Menüpunkten zu lesen.

Hier gehts es zur Hinfahrt mit dem Optima-Express.

Vorbereitung