Motorradtouren Türkei Rundtour Mittelmeerküste

Mit dem Motorrad an der türkischen Mittelmeerküste

Motorrad steht am Parkplatz am Ufer der Mittelmeerküste in der Türkei

Die Mittelmeerregion – welch riesiges Gebiet! Von der syrischen Grenze im Südosten bis zur griechischen Grenze im Nordwesten liegen viele, viele Küsten-Kilometer. Einen kleinen Teil davon sind wir gefahren, wobei die schönsten Fahrstrecken die an der Türkischen Riviera sind.

Die sehenswerteste Küstenstraße, die ein Motorradfahrer dort unten findet, ist die durch's "Raue Kilikien". Zwar wendet sich die Straße immer wieder mal vom Meer ab und schraubt sich durch einen Bergeinschnitt, aber immer wieder schaukelt man auch nach unten ans Wasser.

Mittelmeerküste – eine Zusammenfassung

Sieben Tage gibt uns der Tourplan vor, um die Mittelmeerküste und das Hinterland kennenzulernen. In Silifke steigen wir in der Region "Raues Kilikien" ein. Das Raue Kilikien findet man auf der Karte am einfachsten, in dem man den letzten Buckel vor der syrischen Grenze markiert: zwischen Anamur und Gazipasa ist die Landschaft noch unverbaut und ohne grausame Betonbettenburgen wie weiter westlich.

Zwei Männer im Kaffee unterhalten sich

Eine Nacht verbringen wir in dem kleinen Hotel Holmi in Taşucu. Direkt am Meer, eher eine Pension als ein Hotel. Nach dem Duschen trocknen die Haare nicht. Hier herrscht vielleicht eine Luftfeuchtigkeit! Nachdem wir eine Nacht lang mit den Mücken und noch mehr mit einigen lautstarken russischen Gästen gekämpft haben, schwingen wir uns die kurvige Küstenstraße hinauf bis Side. Unterwegs in einem namenlosen Kaff lernen wir "Jawa Ali" aus Zypern auf seiner BMW kennen. Kaum erblickt er uns, werden schon zwei Stühle an seinen Tisch gerückt. Er fährt zu einem Motorradtreffen, zu dem wir schließlich auch fahren werden. Aber an diesem Punkt wissen wir dies noch nicht.

Wir schlagen uns ab hier erfolgreich in die Berge, da uns die breite Küstenstraße irgendwann Unterkante-Oberkante steht. Herrliche Bergstrecken, asphaltiert oder geschottert – hier könnte man sich ewig herumtreiben!

Auto fährt durch das Eingangstor in Side

Nur die fehlenden Hinweis- und Straßenschilder machen uns schwer zu schaffen. Unsere Karte verzeichnet nicht alle Abzweigungen, die World Map von Garmin zeigt diese Micky-Maus-Straßen wie zu erwarten gleich gar nicht, so landen wir ungewollt wieder im Randgebiet von Alanya und füllen unseren Magen mit leckerem in Pide gefülltes Kebab.

Side bleibt uns in dreierlei Hinsicht in Erinnerung: einmal lernen wir hier sehr nette Menschen kennen. Wir kommen in einer netten Pension am Rande der Altstadt unter. Andererseits verfluchten wir zum ersten Mal so richtig die türkische Anmache in den Geschäftsstraßen. Peeeeneeeeetrant! Und drittens ist es unglaublich, dass man hier durch Jahrtausende alte Ruinen fahren muss, um in die Altstadt zu gelangen. Das ist eine Kulisse! Aber ob es das in Europa auch gäbe? Und wie die türkischen Behörden es zulassen können, in die antike Stätte des Apollontempels eine lautstarke Freiluftdisco zu installieren, wird uns ebenso ein ewiges Rätsel bleiben. Aber wie wir Jahre später mitkriegen, ist das irgendwann auch Geschichte.

Side - mit Christiane

Wir fahren zu Christiane, die zusammen mit Mehmet das Nar Apart Hotel* betreibt, zwei Kilometer von der Altstadt entfernt. Bei ihr (die wir bisher nur namentlich aus einer Reisebeschreibung kennen – aber das soll sich ändern!, lassen wir, ohne Hotelgast zu sein, einen Tag bei Schwimmen und Quatschen die Seele baumeln und beratschlagen mit ihr unsere weitere Fahrt.

Weg von der Küste wollen wir wieder. Die Küstenstraße ist hier nur noch zubetoniert und langweilig zu fahren. Lästig sind die vielen Ampeln – wo man immer damit rechnen muss, dass sämtliche anderen Verkehrsteilnehmer unter einer Rot-Grün-Farbenblindheit leiden.

Christiane ist selber leidenschaftliche Motorradfahrerin und kennt unsere Ansprüche an die Strecke. Wir amüsieren uns köstlich, als sich auch ihr Kompagnon Mehmet hilfreich zeigen will bei der Planung. Er deutet auf der Karte auf eine Straße in die Berge hoch und meint: "Die ist ganz schlecht zu fahren – eine Kurve nach der anderen!"

Blick auf den vor einem Berg liegenden tiefblauen See Salda Gölü

Wir kurven wieder durch's Landesinnere. Vorbei an wunderschönen türkisblauen Bergseen im Seengebiet (Göller Bölgesi) und wir staunen über die prächtige Farbe des Salzsees Salda Gölü. Eine Kostprobe des Seewassers ergibt: kein Salz.

Es stellt sich später heraus, dass Salzsee wissenschaftlich nicht richtig ist, sondern der Salda Gölü eher als mineral- und sodahaltiger Vulkankratersee bezeichnet werden muss. Und wieder bemerken wir beim Orientieren, dass die Türken a) keine Karten lesen können und b) uns nie verstehen werden, dass wir auf diese winzige Schotterpiste wollen und nicht auf die vierspurige Straße!

Wir touren unheimlich entspannt weiter durch die ursprüngliche Landschaft. Ist das genial hier! Irgendwann geht die asphaltierte Micky-Maus-Straße wieder in Schotter über, durchquert kleine Bäche und Flüsse, gabelt sich in Schluchten und ist mal grob, mal fein geschottert. Handbemalte Holzschilder weisen uns hie und da den Weg. Nur das frisch mit Teer-Split-Pampe beschmierte Straßenstück hätte uns erspart bleiben können! Endlich erreichen wir Mugla und wir kommen unserem Ziel, der Halbinsel Resadiye nach Marmaris immer näher.

Motorrad vor Zelt beim Motorradtreffen Marmok

Es ist schon spät, als wir an einer Tankstelle eine Gruppe Istanbuler Motorradfahrer anquatschen, um zu erfahren, wo denn hier das Motorradtreffen ist. Und wieder erfahren wir die riesige türkische Hilfsbereitschaft. Kaum haben wir gefragt, hat einer ein Handy am Ohr und schließlich nehmen sie uns ins Schlepptau bis zu ihrem Hotel auf der Halbinsel Resadiye – eine geniales Landzipfelchen zum Motorradfahren! Wo wir die Preise der Istanbuler Motorradfahrer zahlen.

Einen Tag lang treiben wir uns bei dem Motorradtreffen herum, wo wir auch "Jawa-Ali" wiedertreffen. Und einige deutschsprechende Türken kennenlernen. Wir hängen noch drei Tage dran, denn es ist heiß, sauheiß! Die Türkei stöhnt unter einer Hitzewelle. Und wenn selbst die Türken stöhnen – was sollen wir da sagen? Und dabei haben wir erst Juni. Motorradfahren wird zur Belastungsprobe. In leichten Hosen und nur mit T-Shirt ist es zwar himmlisch im Fahrtwind – aber wehe, Dich schmeißt's! Dann raspelst Du mit der blanken Haut über eine meterbreite Raspel! Der Asphalt ist hier nämlich sehr grob und sehr mit Vorsicht zu genießen.

Motorradthermometer mit der Anzeige 40 Grad

Während der Fahrt durch das Seengebiet waren die Temperaturen mit um die 30°C richtig kühl. Dieser Illusion, dass diese Temperaturen in den Bergen immer noch herrschen, sitzen wir auf und verkrümeln uns ins Landesinnere. Wir fahren vierhundert Kilometer bei teilweise über 40°C – und das gemessen von unserem freihängendem Schnabelthermometer während der Fahrt!

Pamukkale – eigentlich wollten wir zu den Sinterterrassen gar nicht hin, weil die Schönheit dieser Attraktion ja schon lange verflossen ist. Zuviele Menschen und zuviele Sünden. Aber man sollte es mal gesehen haben. Der Reiz ist ungebrochen, noch dazu, wo wir keine Vergleichsmöglichkeit mit dem Aussehen vor dreißig Jahren haben.

Blick auf die weißen Sinterterrassen und kleine Seen in Pamukkale

Schließlich haben wir noch einmal vierhundert Kilometer unter die Räder zu nehmen. In Çeşme wartet ein großes Schiff auf uns und soll uns in zwei Tagen Fahrt nach Ancona bringen. Wir nehmen uns noch genug Zeit mit, um Ephesus anzuschauen. Auf der Strecke liegt Kusadasi, welches einen derartigen pauschaltouristischen Wahnsinn ausdünstet – uns graust! Doch von der zerklüfteten, malerischen Küste während der letzten fünfzig Kilometer vor Çeşme werden wir wieder entschädigt und von einer Jandarma-Besatzung, die was von "Mindelheim" erzählen, vom Kieselstrand vertrieben.

In Çeşme eröffnet uns der Zoll schließlich, dass sie unser Mopped nicht in ihrem Computersystem finden – dass unsere "BIG TURTLE" quasi nicht anwesend und eingereist ist und somit logischerweise auch nicht ausreisen könne.

Gottseidank ist die ganze Zeit Osman bei uns, ein in der Schweiz lebender Türke, der uns soufliert, was da beim Zoll alles gerade schiefläuft. Seine sarkastischen Bemerkungen über die Arbeitsweise der türkischen Zöllner bringen uns immer wieder zum Lachen und zum Beten, dass keiner der Zöllner deutsch verstünde!

Raues Kilikien