Motorradtouren Türkei Rundtour Mittelmeerküste Knidos

Die antike Stadt Knidos auf Resadiye

Blick über das Ufer auf das blaue Meer bei Resadiye Straße in Richtung Knidos

Wenn am Mittelmeer eine Motorradstrecke die Bezeichnung "genial" verdient, dann ist es die auf Resadiye von Marmaris bis zur Felsspitze, auf der die antike Stadt Knidos thront. Die herrliche Strecke von Marmaris bis Datça durften wir im Schlepptau der Istanbuler ja schon kennenlernen. Nun wollen wir den Rest dieser dünn besiedelten Halbinsel "erfahren".

Erst 1938 wird eine schmale und bei Regen glitschige Piste in den Fels getrieben, die zweimal in der Woche von einer Postkutsche benutzt wird. Die Bewohner pflegen intensiven Kontakt zu ihren einst italienischen (1912-1947), dann griechischen Nachbarn auf den Inseln Kos, Tilos, Symi und Rhodos. Und seit zehn, zwanzig Jahren kommen die Touristen. Trotzdem ist der Landstrich alles andere als überlaufen. Kein Vergleich mit den 100.000 Betten-Idyllen Antalyas oder Kemers.

Hitzewelle. Nicht gerade das Lieblingswort eines Motorradfahrers. Bis 38°C zu fahren ist eine Last. Alles was drüber geht, wird zur Belastung. Unsere dünnen langen Funktionsunterhosen tun zwar ihren Dienst, aber bei diesen Temperaturen ist jede Funktionswäsche machtlos.

Heute steht eine Ausfahrt beim Bikertreffen auf dem Programm. Normalerweise ist so was ne geile Sache. Aber bei vierzig Grad? Da kann man uns hinterher als Dörrfleisch auf dem Markt verkaufen. Nee, so genial der Spaß bei deutschen Temperaturen wäre, so mörderlich ist es bei 40°C.

Strasse in Richtung Knidos Uferstraße mit vorgelagerter Insel in Richtung Knidos

Also machen wir uns individuell auf die Socken. Wir wollen uns Knidos anschauen. Und sind heute komplett gekleidet. Knidos liegt 35 km entfernt auf der Spitze der Halbinsel und eine kurvige Strecke führt hin. Wir hoffen, nicht irgendwann auf die ganze Horde zu treffen. Das könnte eng werden! Je nachdem wie ausgereift das Fahrkönnen der türkischen Fahrer ist. Unterwegs wird man immer wieder mit Ausblicken auf einsame Buchten mit türkisblauem Meer und schroffe, kahle Felsen verwöhnt.

Bis Datça wurde die Straße in den letzten Jahren schon mächtig ausgebaut (die alte Straße sieht man teilweise noch), aber da sie dennoch genug Kurven aufzuweisen hat, tut der Ausbau ihrem Reiz keinen Abbruch. Einiges an Ausdauer sollte man allerdings mitbringen, wenn man auf die Schnelle von Marmaris auf die Halbinsel will – was aber wohl eher an die Leihwagenfahrer gerichtet ist.

Die antike Stadt Knidos wurde im 4. Jh.v.Chr. an der Spitze der Halbinsel erbaut. Eine noch ältere Siedling bestand auf dem heutigen Gebiet von Datça, das aber bald aus allen Nähten platzte und deshalb im 4.Jh.v.Chr. verlegt wurde.

In ihrer Blütezeit zählte die Hafenstadt annähernd 70.000 Einwohner und innerhalb der Stadtmauern stand ein Apollonheiligtum. Knidos zählte neben Epidauros auf dem Peloponnes, Pergamon und Kos zu den bekanntesten Heilstätten. In den Mauern von Knidos wurde die Pläne zum Leuchtturm von Alexandria, eines der sieben Weltwunder, von dem Ingenieur Sostrates erstellt. Weil der Apostel Paulus während einer Reise nach Rom hier Halt machte, entwickelte sich auf der Landzunge schon früh eine christliche Gemeinde. Heute ist die Stadt nur zum Teil wieder ausgegraben, der überwiegende Teil der Mauern liegt noch im unwegsamen Gelände begraben.

Schon nach kurzer Fahrtzeit wird uns klar: Hin – umgucken – und zurück! Wir quälten uns vor der Abfahrt bei 38° C in unsere Motorradklamotten und an der Felsspitze steigt unser Schnabel-Thermometer auf sagenhafte 42° C an! Wir werden in unseren Gore-Tex gekocht. Selbst das Helmvisier mag man nicht weiter öffnen, weil der heiße Luftstrom zu sehr auf der Haut brennt. Der Wahnsinn. Motorradfahren ist bei diesen Temperaturen vorerst gestorben. Gut, dass unser Zimmer im Apart Hotel Fora* eine Klimaanlage hat und, noch genialer, wir direkt vorm Hotel ins Meer springen können. In der Stadt kaufen wir ein Schnorchelset und erkunden zur Abwechslung mal die Unterwasserwelt.

Pamukkale