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Türkische Riviera

Antike Ausgrabungsstätten direkt an der Straße in Side

Türkische Riviera – der Name scheint einem findigen Tourismusmanager eingefallen zu sein. Klingt gut, ist es auch teilweise – mit Abstrichen, wie wir noch sehen werden – und bezeichnet die Gegend von Gazipasa bis Antalya. Ab Antalya, um das wir schließlich einen Riiiiiiesenbogen fahren, beginnt die lykische Küste.

Da unser "kleines Müllerchen" in Side eine Unterkunft kennt, die von einer Deutschen geführt wird, wollen wir versuchen, diese heute noch zu erreichen. Erste Frage: altes Side oder neues Side – da gibt es scheinbar zwei von diesen Sides. Unser Reiseführer meint: die Unterkunft liegt am antiken Apollon-Tempel. Dann kann es nur das alte Side sein. Wir folgen dem Hinweisschild "Antikes Side". Es ist unglaublich: Wir fahren auf der Hauptstraße, links und rechts gesäumt von antiken Säulen, mitten durch Fragmente und Tempel aus der Römerzeit! Das antike Side liegt auf einer flachen Halbinsel mit Hafenanlagen an der Spitze.

In der Altstadt von Side

Die antike Weltstadt wurde zunächst von Griechen besiedelt. Die bedeutendsten Ruinen stammen aus der römischen Epoche, dem 2. und 3. Jahrhundert. Fast wie ein "Drive-In-Museum"!

Torbogen mit Auto am Eingang zu der antiken Stadt Side

Wir fragen uns, wo hier dieses B&B sein könnte. Nach einiger Zeit stehen wir vor einer Schranke und es geht rechts eine kleine Straße zu einem bewachten Parkplatz. Wir drehen wieder um und fahren den Weg zurück.

Wir fragen bei einem Kellner nach, ob er das B&B Side Boutique Retreat* kennt. Er kennt es und schickt uns wieder zurück durchs "Drive-In-Museum". Wir müssen wirklich erst die Schranke passieren. Der "Schrankenwärter" winkt uns freundlich durch, nachdem wir ihm die Namen des B&Bs genannt haben. Glück gehabt, stellen wir später fest, denn eigentlich ist die motorisierte Zimmersuche nicht erlaubt. Aber da wir dem Zerberus den Pensionsnamen nennen ... Raus kommt man immer, nur rein muss man sich legitimieren. Dafür haben später immer den Zimmerschlüssel griffbereit in der Jackentasche.

Tisch und Stühle in den Gassen Sides

Side hat was – und ist gleichzeitig fürchterlich! Wir finden uns in einer recht touristischen Fussgängerzone wieder. In jeder Querstraße, in die wir blicken: Läden, Läden und Touristen, Touristen! Gar nicht so einfach, mit einem voll bepackten Wüstenschiff durch die bummelnden Touristenmassen zu balancieren. Ich (Elke) blicke mich gequält um und quetsche hervor: "Also, ob ich hier wohnen wollte – ich weiß ja nicht." Wir raufen uns vor allem jetzt schon die Haare, wenn wir uns vorstellen, wir müssten die BIG TURTLE in diesen Trubel mitten in die Gasse stellen. Gottseidank befindet sich das B&B Side Boutique Retreat* dann doch in einer ruhigen Seitenstraße mit Wohnhäusern. Okay, das sieht doch gar nicht schlecht aus. Das Zimmer ist perfekt, auch eine lebensrettende Klimaanlage ist verhanden.

Reste von Säulen im ehemaligen Amphitheater im antiken Side

Eigentlich heißt der bis vor zwanzig Jahren verschlafene Fischerort auf der einen Kilometer langen Landzunge ja Selimiye, aber jeder kennt ihn als Side, ist ja auch leichter zu sprechen und zu merken.

Die meisten der Urlauber schlafen nicht in der Alt-Stadt – die Unterkünfte in der Stadt sind zu klein, um von den großen Reiseveranstaltern gebucht zu werden. Der Massentourismus findet an den weitläufigen Stränden der Umgebung statt, wo sich die großen Ferienanlagen und Hotels befinden, oder in den Nachbarorten Kumköy, eine Retortenstadt einige Kilometer westlich, die bevorzugt von Engländern besucht wird und dessen Kneipe "Schluckspecht" wohl einiges über die dortige Ballermann-Atmosphäre aussagt.

Diese strasse ist ganz schrecklich. Da kommt eine Kurve nach der anderen!
Restaurant und Pool im Apart Hotel Nar in Side Die Hauskatze vom Apart Hotel Nar in Side schnüffelt am Motorradstiefel

Was hier vor allem herrscht ist der Tagestourismus zum Shoppen. In Side und Umgebung hören wir während dieser Tour die ersten Touristengruppen russisch sprechen und sehen die ersten Werbetafeln in kyrillischer Schrift.

Beate führt das B&B Side Boutique Retreat*. Hier sitzen wir erstmal bis Mittag unter dem Granatapfelbaum im Garten und vertreiben uns die Zeit mit Erzählungen. Wir haben ca. 28°C im Schatten. Beate meint, es käme laut Wetterbericht eine Hitzewelle. Zwar vier Wochen zu früh, falls sie recht behalten, aber immer noch rechtzeitig genug, um uns gewaltig einzuheizen. Wir fahren mittags ins Nar Apart Hotel* zu Christiane. Christiane ist die Geschäftpartnerin von Beates Mann. Christiane und Mehmet (eben Beates Mann) haben im neuen Side ein weiteres Hotel, wesentlich größer als unser B&B.

Christiane kennen wir noch nicht persönlich, sie ist uns lediglich aus einer Reisebeschreibung eines Forum-Mitglieds bekannt. Christiane kennt auch uns nicht. Aber wir werden empfangen, als wären wir zusammen aufgewachsen. Wir essen, trinken, erzählen und baden in ihrem Pool.

Christiane ist passionierte Motorradfahrerin und hat hier in der Gegend schon einiges an Strecken gefahren. Somit bekommen wir ein paar Tipps, wie wir unsere weitere Fahrt fortsetzen können, da wir uns aufgrund der trist zubetonierten Küstenlandschaft entschlossen haben, nicht stupide an der Küste entlang zu fahren. Der Straßenverlauf auf der Karte verspricht sowieso ein längeres "Nichtsehen" der lykischen Küste. Dann können wir auch durch die Berge fahren. Eine äußerst weise und gute Entscheidung, wie sich noch herausstellen wird.

Wir amüsieren uns ganz köstlich, als auch Mehmet sich bei der Streckensuche behilflich zeigen will. Er warnt vor einer Straße, die wir eventuell in unseren Tourplan einbauen wollen: "Diese Straße ist ganz schrecklich. Die braucht ihr nicht zu fahren. Da kommt eine Kurve nach der anderen!!"

Wie? nix kaufen?
Ich schenk euch einen neuen Koffer dazu!
Einkaufsladen direkt am Apart Hotel Nar

Abends spazieren wir durch Side. Die Anmache der "Reinschmeisser" – so werden diese Typen von Beate genannt – ist pervers, lästig und total kontraproduktiv, denn wir zumindest werden durch solch ein Verhalten vom Sehen und vor allem Kaufen eher abgehalten.

Scheuklappen drauf und schnell durch. Beate erzählt, dass wir uns jedoch durchaus wehren könnten: Touristen können in Side einen Händler, der mit zu aufdringlichen Schleppermethoden arbeitet, anzeigen, so dass dessen Laden für einige Zeit geschlossen wird. Auch in Antalya gibt es ein Gesetz, wonach ein "Reinschmeißer" bis zu sechs Monate hinter schwedischen Gardinen wandern kann, wenn er sich Touristen allzu aufdringlich in den Weg wirft.

Warum Menschen in Side gern einkaufen, erschließt sich uns nicht. Man sagt, die Händler in Side seien die aufdringlichsten der ganzen Küste. Dazu ist Side das teuerste Pflaster für die Urlaubsmitbringsel!

Einmal müssen wir jedoch auch über die Anmache lachen, nämlich als wir mit dem Motorrad durchfahren und nach einem "Ausweg" Ausschau halten: Ein Jeanshändler bekniet uns, seine schönsten, billigsten, besten Jeans zu kaufen. Wir meinen lachend: "Wir haben doch gar keinen Platz in den Koffern mehr!" Er erwidert schlagfertig: "Ich schenk euch einen neuen Koffer dazu!"

Des nächtens vermiest uns die Diskothek "Apollo" die Nachtruhe. Hätten wir unser geschätztes "Müllerchen" mal besser gelesen! Es schreibt, dass alle Pensionen in (Alt)Side zwar sehr zu empfehlen wären, aber je näher der Appollo-Tempel wäre, desto lauter auch die Nacht ... Die erste Nacht ist trotz Ohropax kaum an Schlafen zu denken. Ohh Mann! Der Beat ist leicht orientalisch, aber nicht einmal schlecht. Die zweite Nacht wird besser – wir sind wohl müde genug.

Diese Diskothek befindet sich wirklich in dem antiken Apollo-Tempel! Uns ist völlig unverständlich, wie so etwas erlaubt werden kann. Wenn es die türkischen Behörden schon nicht unterbinden, zumindest die UNESCO müsste doch ein Einhalten gebieten ?????

(Update: Gute Nachrichten aus Side – die Disco wurde auf gerichtliche Anweisung geschlossen!!!!!)

Motorradtreffen Marmok