Motorradtouren Griechenland Insel Lefkada Vassiliki | Nidri

Vassiliki & Nidri auf der Ionischen Insel Lefkada

Hafenlokal direkt am Wasser mit überdachten Baldachinen

Am Morgen packen wir unsere "Plünnen" zusammen und nach dem obligatorischen Nescafé verlassen wir das Zimmer in der Apartmentanlage Rouda bay*. Dass wir ganz am Ende der Tour mit einer Mammutfahrt noch mal zurückkommen, hätten wir nie im Leben gedacht. Erst mal gehts hinüber nach Vassiliki. Dieser kleine Ort am Südende der Insel ist bekannt für seine guten Windbedingungen für Surfer. An dem langen Sand/Kiesstrand haben sich einige Hotels angesiedelt, die sich vor allem auf diese Wassersportler eingestellt haben. Der Ortskern ist nicht groß. An der Hafenmole wetteifern einige Tavernen um die Gunst der Gäste. Vom "English breakfast" bis zum griechischen Essen wird jeder Geschmack bedient.

Die Stühle stehen ohne Absperrung direkt am Wasser – ein Glas zuviel und schon bekommt man ein abendliches Bad gratis. Die Ruhe stört allerdings der Autoverkehr etwas, denn zwischen den Tavernen und den Sitzgelegenheiten am Wasser befindet sich die Straße.

Von Vassiliki aus sollte man unbedingt mal ein bisschen in die Schwemmlandebene hineinfahren. Endlose Olivenhaine, vereinzelt werden auch Orangen angebaut. Die in den Karten weiß eingezeichneten und auch nur einspurigen Fahrwege sind in der Regel gut zu fahren. Hier trifft man Frauen mit Esel, die das Ziegenfutter oder die Ernte des Tages transportieren. Von der Ebene führt eine kleine Straße inmitten tausender Olivenbäume in die Berge hinauf. Ganz durch Zufall fanden wir diese malerische Straße. Allerdings nur einmal. Als wir sie zwei Jahre später noch einmal fahren wollten, war sie verschwunden... na ja, jedenfalls für uns.

Nidri | hier tanzt der englische bär
Boot fährt in Hafen in Nidri auf Lefkada

Gottseidank können wir uns während dieser Tour, in der Vorsaison, unser Quartier aussuchen und müssen nicht nehmen, was gerade frei ist. Nach Nidri hätte es uns wohl kaum gezogen. Unser "kleines Müllerchen" (so nennen wir unsere geliebten Kefalonia & Ithaka-Reiseführer aus dem Michael-Müller-Verlag*) hatte uns schon vorgewarnt, dass in Nidri viele englische Touristen ihren Urlaub verbringen. Wahnsinn, wie`s hier schon in der Vorsaison zugeht!

Überall englische Wortfetzen, bunte Völkchen auf den Straßen, sehr viele Geschäfte, die allerlei "needfull things" an den Mann und die Frau bringen wollen. Es ist Mai! Und im August? Wird man dann Bauch an Rücken durch die Straßen geschoben? Es gibt aber auch Vorteile von Nidri: Wenn man irgend etwas Bestimmtes kaufen möchte, hier wird man wahrscheinlich fündig. Folgendes Szenario: Lesestoff ausgegangen bzw. die Hälfte vergessen... schreckliche Entzugserscheinungen... Nidri abklappern... deutschsprachiges Buch kaufen... glücklich. Die großen Tafeln, auf denen die Tavernen ihre Köstlichkeiten anpreisen, sind meist zweisprachig. Nur als wir den Fähranleger von Nidri suchen, müssen wir feststellen, dass bei der Wegweisung die englische Sprache noch keinen Einzug hielt. Wir zuckeln zweimal durch Nidri. So schwer kann der doch nicht zu finden sein, verflixt noch mal!

Von Nidri aus starten täglich Ausflugsboote, unter anderem zum Inselwinzling Skorpios. Diese Eiland befindet sich im Besitz der Familie Onassis. Hier ist Aristoteles Onassis begraben. Betreten kann man die Insel allerdings nicht. Wir aber wollen nicht Onassis-Gräber kucken, sondern Ithaka besuchen, einmal am Tag (in der Vorsaison) fährt in Nidri eine Fähre ab.

Fischerboot liegt an Mole im Hafen von Nidri auf Lefkada

Das Meer ist direkt hinter der östlichen Häuserzeile an der Hauptstrasse, aber wir finden den blöden Zugang zum Hafen nicht. Irgendwann finden wir eine etwas breitere Gasse, die ausnahmsweise mal nicht für den Verkehr gesperrt ist. Genau die ist es! Gegenüber ein kleines Schildchen: "Limeni". Dumm, wir hätten doch wissen können, dass Hafen "Limeni" heißt. An der Hauptstraße befindet sich ein Fremdenverkehrsbüro (wenn man vor der Zufahrt zum Hafen steht – linkerhand), in dem uns ein perfekt deutsch sprechender Angestellter Auskunft über die Abfahrtszeiten der Fähre nach Ithaka gibt.

Seit hundert Jahren hält sich das Gerücht, dass nicht Ithaka, sondern Lefkada die Heimat des sagenumwobenen Odysseus sei. Der 1853 in Deutschland geborene Wissenschaftler Wilhelm Dörpfeld stellte diese These auf. Er starb 1940 in Nidri, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Heute sind einige seiner Ausgrabungen (Bauten um 2000 v.Chr.) um Nidri herum zu besichtigen und in seinem Wohnhaus befindet sich ein kleines archäologisches Museum. Wir lernen einen Deutschen kennen, der auf Lefkada lebt und fest an die Odysseus-Lefkada-These glaubt. Er erzählt, Wissenschaftler hätten die Schiffsroute nachvollzogen und daraus hätte man zweifelsfrei schließen können, dass er Lefkada anfuhr und nicht Ithaka. Sei's wie es will – der Fremdenverkehr auf Ithaka war anscheinend cleverer.

Wasserfall Dimosaris | nasse füsse garantiert
Wasserfall Dimosaris
Wasserfall Dimosaris auf Lefkada

Als wir direkt von der Fähre auf die Insel kommen, fallen uns auf der Ostseite mehrmals Schilder auf, die uns zu den "Kataraktes / Wasserfällen" locken wollen. Schon einmal sind wir so einer Wasserfall-Wegweisung gefolgt und haben ein dünnes, nur zwei Meter hohes Rinnsal vorgefunden. Das war statt einem Wasserfall wohl eher ein Wasserfällchen.

Von Süden kommend, müssen wir in Nidri links abbiegen. Der Wasserfall, laut unserer Karte müsste er "Dimosaris" heißen, ist leicht zu finden. Die Ausschilderung über mehrere Abzweige ist vorbildlich. Nach fünf Kilometern, an einer schattig unter Bäumen gelegenen Taverne, ist Schluss mit dem Fahrspaß. Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Der Spaziergang von vierhundert Meter Länge lohnt. Mit unseren Motorradstiefeln sind wir perfekt gekleidet. Am Wasserfall kommen sie uns sehr zu Gute, denn die Fortsetzung des Wasserfalles bahnt sich hier als Flüsschen einen Weg durch eine Schlucht mit verschiedenen großen Felsbrocken.

Abwechselnd muss man rutschige Felsen hinaufklettern oder sich einen Weg durch's Flussbett suchen. Wer da ohne nasse Füsse bleibt, hat wohl vorher "Red Bull" gekübelt. Wir amüsieren uns kräftig über Urlauber, die verzweifelte Versuche unternehmen, in Turnschuhen trockenen Fusses zum Wasserfall zu gelangen. Wir bezweifeln, dass es einer geschafft hat.

Der fünfzehn Meter hohe Wasserfall ist nicht die Attraktion, sondern der Weg dorthin! Einige nutzen sogar den Fluss für ein kurzes Bad. Deshalb der Tip von uns: Glücklich ist, wer die Badehose nicht vergisst! Das ist das Reizvolle an diesem Wasserfall: Er wird zwar als Sehenswürdigkeit ausgeschildert, aber in Deutschland hätte man schon wieder bequeme, trittsichere, trockene und mit einem Handlauf versehene Wege angelegt, auf denen auch ein Blinder mit Krückstock die Wasserfälle besuchen kann. Aus dem Blinden mit Krückstock würde hier ein sehr nasser Blinder.

Insel Kefalonia
detailansicht