Motorradtouren Griechenland Peloponnes Die Halbinsel Mani

Motorradtour auf der Halbinsel Mani

Kleine Fischerboote im Hafen auf der Halbinsel Mani?
Weitblick über die Landschaft der Mani?

Bei Githio packen wir unseren Tank noch einmal voll. Man kann ja nie wissen. Wir müssen allerdings feststellen, dass auf der Mani mittlerweile durchaus Gelegenheit zum Spritfassen besteht. Obwohl hie und da ein alter Wohnturm als Feriendomizil restauriert ist, würden wir die Mani dennoch nicht als touristisch erschlossen bezeichnen. Wer sich hier für zwei Wochen einlogiert, muss schon seeehr ruhebedürftig sein.

Von Githio aus fahren wir nach Aeropolis, danach entlang der Westküste immer gen Süden. Die Halbinsel Mani besteht im Grunde aus der äußeren und der inneren Mani. Die äußere Mani zieht sich im nördlichen Teil von Kalamáta bis hin zur Bucht von Liméni und die innere Mani erstreckt sich zwischen Areópolis bis zum Kap Matapan. Die Landschaft ringsum ist eine einzige Steinwüste und in dieser Jahreszeit braun und ausgetrocknet.

Die Manioten sind ein patriarchalischer Menschenschlag. Sie schlossen sich zu Sippen und Clans zusammen und lebten u.a. auch von der Piraterie. Aus dieser Zeit stammen die ehemals bis zu 20 m hohen Wohntürme. Einzige Abwechselung in der Landschaft sind die für die Mani absolut typischen Türme, die wegen der traditionellen Blutrache, verschiedenen Familienstreitigkeiten und nicht zuletzt wegen der Piraterie so dicke Mauern erhielten. Einst als Wehrfestung gedacht, besteht heutzutage vereinzelt die Möglichkeit, seinen Urlaub in einem Piratennest zu verbringen. Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen verstärkte sich die Wehrhaftigkeit der Manioten und bis in heutige Zeit scheinen Waffen zu den "Lieblingsspielzeugen" zu gehören. Zahlreiche durchlöcherte Straßenschilder zeugen davon.

Esel mit Hund unter großem Olivenbaum
Wehrtürme aus Stein an Straße auf der Mani

Auch die Bergwelt kommt auf der Mani nicht zu kurz. Berge mit einer immerhin beachtlichen Höhe von 2400 Metern türmen sich vor dem angrenzenden Meer atemberaubend auf. Massentourismus hat noch nicht Einzug gehalten. Sicherlich begegnet man hier und da Touristen. Trotzdem hatten wir in einer Wohnburgen-Anlage (bei uns auch als Dorf bezeichnet) den Eindruck, dass wohl hier noch nicht sehr viele Motorradfahrer durchgefahren sein dürften.

Vielleicht ist gerade das, was sich die Mani unbedingt erhalten sollte. Es bleibt jedoch zu befürchten, dass die Touristenlawine schon sehr bald auch hier alles niederwalzen wird. Elf Kilometer von Areópolis liegt der Touristenmagnet der Mani. Die Höhlen von Pírgos Dirou. Laut unserem Reiseführer gehören die Höhlen von Pirgos Dirou zu den wohl attraktivsten und einzigstartigsten Exemplaren dieser Gattung. Da wir allerdings schon auf Kefalonia zwei Höhlen besucht hatten, verzichteten wir auf den Besuch.

So setzen wir unsere Reise über Aréopolis zum Kap Matapan fort. Es kommt uns vor wie eine Reise zum Ende der Welt. Doch vorher sehen wir uns noch etwas in den kleineren Städten, etwas Abseits der einzigen Hauptstraße Richtung Süden um. Kein Mensch, kein Hund ist auf der Straße zu sehen. Wahrscheinlich liegt es an der Mittagshitze. Riesenhafte Kakteengebilde, die aus Mauerritzen und auf Mauern wachsen, dienen als natürlichen Zäune.

Ihre legendären Ruf erwarben die Manioten, die Bewohner der Mani, im 17. Jahrhundert. Die ständige, äußere Bedrohung ihrer Freiheit, aber auch der tägliche Kampf ums Überleben und die schlechte Ernährungsgrundlage veranlassten die Bewohner, sich zu großen Sippen und Clans zusammenzuschließen. In dieser Zeit entstanden die bis zu 20 m hohen Wohnburgen, deren Größe die Macht und den Einfluss einer Sippe widerspiegelten. Der letzte blutige Streit zweier Familien in Kíta wurde erst 1870 beendet. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auf der Máni weder Schulen noch offizielle Gesetze. Wer sich in dieser Ödnis niederließ, musste die rauhen, barbarischen Sitten akzeptieren. Rachsucht, Fremdenhass und Piraterie brachten die Landschaft nachhaltig in Verruf.

Auf der Mani weisen sämtliche Verkehrs- und Straßenschilder deutliche Anzeichen von Gewehrbeschuß auf. Bei der Durchfahrt durch Vathiá, der wohl bekanntesten Stadt der Wohntürme in Griechenland, können wir sogar einen Einheimischen mit Gewehr auf offener Straße beobachten. Von griechenland-erfahrenen Bekannten erfuhren wir, dass bei ihren Reisen durch die Mani Schüsse zu hören waren. Es beruhigte uns natürlich, dass diese Reisen schon mehrere Jahre zurückliegen. In Geroliménas finden wir die geeignete Taverne für einen „Frappé“. Direkt am Hafen gelegen, verträumt und fast schon verschlafen, können wir unseren Eindrücken den nötigen Platz zur Verarbeitung bieten. Zeit muss man mitbringen, denn in Griechenland gehen die Uhren anders. Aber was soll's, wir haben Urlaub.

Hoher Wohnturm auf der Halbinsel Mani
Vathia

Geroliménas ist neben dem reizvollen Pórto Kágio, welches wir auch noch zu Augen bekommen, der zweitsüdlichste Hafen der Mani. Zwischen zerklüfteten Felsen liegend, in einer wüstenähnlich anmutenden Landschaft, besticht der Ort durch eine gewisse Gemütlichkeit und Ruhe, welche sich deutlich spürbar auch auf die Seele überträgt.

Nur wenige Wohntürme sind noch in Geroliménas erhalten. Ein nicht ganz sauberer Strand mit grobem Kies ist die einzige Bademöglichkeit. Nach unserer Pause geht es weiter zum "Ende der Welt", zum Kap Matapan. Ist die Landschaft bis hier noch recht reizvoll, wobei der Reiz von den krassen, landschaftlichen Gegensätzen ausgeht, gibt es nun wirklich keine Abwechselung mehr. Felsen, Straße und Meer und eine vegetationslose Landschaft.

Bei der Auffahrt zu der Stadt Vathiá sieht man auf imposante Art und Weise die weltbekannte Stadt thronend auf einem Berg liegen. Wenn man an dieser Stelle inne hält, kann man sich durchaus vorstellen, dass diese Wohnburgen fast uneinnehmbar waren. Vathiá zählt zu den beeindruckendsten Dörfern der gesamten Peloponnes.

Dicht gedrängt stehen die prächtigen Türme auf eben diesem Berg. Nicht einmal zwei Dutzend Menschen leben noch in den alten Gemäuern. Die herbe Landschaft läßt den schwierigen Existenzkampf ihrer Bewohner erahnen. Vathiá wurde einst von kretischen Flüchtlingen gegründet; heute leben die Dorfbewohner von ihrer ärmlichen Rente.

Bei unserer Weiterfahrt wartet nun das "Ende der Welt", das Kap Matapan, oder wie die Einheimischen sagen "Tenaro", auf uns. Die Straße windet sich durch die nackte, unwirtliche Küstenlandschaft. Das Kap Matapan ist neben Gibraltar der südlichste Punkt des europäischen Festlandes. Hört sich doch gut an oder? Pórto Kágio stellt den südlichsten Punkt unserer Reise dar. Der ehemalige Piratenhafen besteht heute aus gerade mal einer Hand voll Häuser, drei Fischtavernen und einem kleinen Fischerhafen am Ende der Welt. Eine steile, schlecht asphaltierte Straße führt zu diesem Hafen.

Die Uferpromenade, wenn man überhaupt von einer solchen sprechen kann, bildet ein fein geschotterter Weg. Durch ein Fahrverbotsschild wird hier jeglicher Verkehr ferngehalten (vielleicht um den Schotter nicht in Unordnung zu bringen? ;-), da hier auch keinerlei Wendemöglichkeiten bestehen. Wie gesagt, es ist ja auch das Ende der Welt.

Landschaft auf der Mani
Wehrtürme in der Ferne auf der Mani

Mit dem Motorrad erlaubten wir es uns jedoch, wenigstens noch ein paar Meter an der Uferpromenade entlang zu tuckern. Umdrehen war ja schließlich auch kein Thema. Unser Rückweg führte uns genau auf dem gleichen Weg wieder zurück, welchen wir gekommen waren. Zum Kap Matapan wären es noch drei Kilometer auf schlechter Schotterpiste gewesen. Zu unserer Schande müssen wir gestehen: wir waren nicht dort. Es war zu heiß und zu spät und und und...

Die Rückfahrt sollte an der östlichen Küste der Mani entlang führen. Der Abzweig bei Alika ist schnell gefunden. Die mit einer dicken, schwarzen Schicht frischgeteerte Straße windet sich in unzähligen Kurven und Serpentinen hinauf, denn um auf die Ostseite zu gelangen, müssen wir das Sangias-Gebirge überwinden. Diese Bergkette steigt bis 1214 m an.

Nach den ersten Kilometern verwandelt sich die Teerstraße in einen Schotterweg und wir finden uns plötzlich in einem einsamen, halb verfallenen Bergdorf wieder. Als wir das zweite, menschenleere Bergdorf durchqueren und sich ein weiterer Bergrücken vor uns auftut, zweifeln wir an der Richtigkeit unserer Route. Es siegt Hunger und Vernunft über unsere Abenteuerlust. Die auf unserer Karte eingezeichnete rote Straße fanden wir somit entweder nicht oder die griechischen Kartographen schlugen uns ein Schnippchen.

Monemvasia
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