Motorradtouren Griechenland Peloponnes Nafplio | Mykene | Korinth

Nafplio | Mykene | Korinth

Blick über Serpentinen hinunter auf das Meer
Kirche mit Glockenturm von Nafplio

Nach drei Nächten Aufenthalt in Githio packen wir wieder einmal die Koffer und verlassen unsere Herberge Chateau de Georges* ein bißchen mit schwerem Herzen, denn abends nach der Tour in einen Pool springen zu können, zu einem annehmbaren Zimmerpreis, das ist schon ein Luxus, den wir nur ungern aufgeben. Aber unser Zeitplan lässt uns keine Wahl. Unsere nächsten Betten sollen in oder um Nafplio stehen. Nafplio, das man Nauplio spricht. Wir sind gespannt, wohin genau es uns diesmal verschlagen wird.

Der Streckenverlauf durch`s Landesinnere ist, bis auf die Passstrecke zwischen Geraki und Leonidi, wenig spektakulär. Kurz vor Leonidi klebt ein Kloster wie ein Wespennest hundert Meter über uns in den schroffen Felshängen. Luftige Paßstrecken wechseln sich mit zerklüfteten Tälern ab. In Leonidi empfängt uns wieder das Meer mit seinem tiefen Blau. Die Hoffnung auf eine preiswerte Gyros Pita in Leonidi wird enttäuscht. Das Städtchen macht einen ziemlich ausgestorbenen Eindruck.

So steuern wir ein paar Kilometer weiter ein Lokal an, dass sich hoch über einer Bucht in den Hang schmiegt. Nach dem Entledigen von den dicken Motorradklamotten und vor allem -stiefel auf dem Parkplatz nah bei der Freiterrasse haben wir Probleme, den kochendheißen Asphaltbelag barfuß zu überqueren. Wir rennen auf den Ballen schnell zum Sitzplatz und ernten verwunderte Blicke wegen dieser Umziehaktion.

Irgendwann am Nachmittag erreichen wir Nafplio. Nach dem ogligatorischen "Frappé" an der Hafenpromenade begeben wir uns auf die Suche nach unseren Betten im Umland von Nafplio. Nach einigen Kilometern erreichen wir den Nachbarort Tolo. Schnell steht fest: das ist nichts für uns. Am Strand liegen die Badegäste wie Ölsardinen, wir sahen während unser gesamten Tour keinen so vollen Strand. Die Stadt besteht praktisch nur aus Hotels. Brrr. Zusätzlich gibt es überall Privatzimmer, Bungalows oder Appartements zu mieten. Bei einer dieser Unterkünfte werden wir quasi schon auf der Straße abgefangen und angebettelt, doch hier zu bleiben. Doch nach Besichtigung der Lokalität fahren wir weiter. Uns beschleicht das Gefühl, dass diese Leute nach dem Motto vermieten: "Ich schlafen in Garage, Du schlafen in Wohnung".

Also zurück nach Nafplio, vielleicht tut sich da was auf. Auch hier suchen wir etwas in den Randbereichen, um weg vom Trubel zu komen. Beim dritten Anlauf werden wir fündig. Ein schönes Zimmer mit Bad und Balkon im Hotel Vasilis*, noch dazu mit einer kleinen Küchenzeile, was will man mehr?

Eines Abends beschließen wir nach Drepano zu fahren, um dort essen zu gehen. Wir lassen uns von den heißen Temperaturen verleiten, die paar Kilometer Distanz ohne Helme zu fahren. Ein komisches Gefühl. So schön es ist, den Wind um die Ohren zu spüren – aber in Zukunft setzen wir die Helme wieder auf. Es ist uns unheimlich.

Zum Verkauf angebotene Fische auf Eis gekühlt

Die allerersten nachweislichen Bewohner von Nafplio bewohnten schon in mykenischer Zeit den Nordosthang des Palamídi-Berges. Auf dem über zweihundert Meter hohen Felsberg liegt die weitläufige Befestigungsanlage Palamídi. Knapp tausend Treppenstufen (ähnlich Sorrent, siehe Tour Amalfitana), führen von der Altstadt zur Burg hinauf. Nur fünfhundert Meter vom Hafen entfernt befindet sich das Inselchen Boúrtzi – ein venezianisches Fort.

Verschiedene griechische Speisen in Ausstellungsvitrine

628 v. Chr. wurde Nafplio vom benachbarten Árgos erobert und diente als Hafen. Nach einer relativ langen Zeit der Unbesiedelung erreichte Nafplio erst im Mittelalter wieder Bedeutung. 1377 kam diese Stadt durch eine Heirat unter die Verwaltung der einflussreichen Seemacht Venedig. 1540 eroberten die Türken Nafplio erfolgreich, nachdem 40 Jahre zuvor ein Versuch der Eroberung fehlgeschlagen war.

1686 wurde den Türken wieder von Venedig die Oberherrschaft über Nafplio abgenommen, um 1715 wieder an die Türken abgegeben zu werden. Nach heftigen Kämpfen ließ sich 1823 die griechische Revolutionsregierung hier nieder. 1829 erklärte man daraufhin Nafplio zur ersten offiziellen Hauptstadt Griechenlands. 1834 wurde Nafplio dieser Rang durch Athen abgelaufen.

Nafplios Altstadt besticht auf eindrucksvolle Weise durch seine verwinkelten Gassen. In den Abendstunden ist es fast schon ein Muss, hier einfach Bummeln zu gehen. Bei der "Erkundung" der vorwiegend kleinen Läden, angefangen von Obst- und Gemüse, über Schmuck- und Uhrengeschäfte bis hin zu den alltäglichen Besorgungen, merkt man hier nicht, wie sich langsam die Zeit davonstielt.

Einziges Manko sind die Kellner, die wie lästige Moskitos jeden umschwärmen, der irgendwie nach Hunger aussieht. So etwas schreckt ab und hinterläßt einen schalen Nachgeschmack. Diesen "Nahrungshaien" entkommt man in Nafplio nicht. Es gibt annährend kein Lokal, vor dem man nicht angesprochen wird. So beugen auch wir uns dieser Versklavung, bereuen es aber nicht. Die Auswahl läßt keine Wünsche offen. So gestärkt kann man seinen Bummel weiter fortsetzen. Nafplio ein idealer Ausgangsort für Reisen nach Mykéne, Epídauros und Korinth. Am nächsten Tag wollen wir, trotz eigentlich viel zu hoher Temperaturen, eine Tour nach Mykene unternehmen.

Mykene
Mykene Löwentor

Eines der schweißtreibendsten Tourziele dieser Reise überrascht und verblüfft zugleich mit seinen riesigen Mauerbauten, welche den Innenteil der Burganlage vor feindlichen Übergriffen schützen sollten.

Zu den Highlights von Mykene gehört neben dem Löwentor und dem Schatzhaus des Atreus auch das mykenische Gräberrund. Bei den Ausgrabungen der Grabbeigaben der Königsgräber kamen nicht weniger als fünfzehn Kilogramm Gold zum Vorschein, welche in verschiedenartigste Formen (Gesichtsmasken, Vasen und Schmuck) gegossen waren. Insgesamt wurden neunzehn menschliche Skelette gefunden (acht Männer, neun Frauen, zwei Kinder).

In das Innere der Burg gelangt man durch das Löwentor (1200 v. Chr.). Es ist, damals wie heute, der "Haupteingang" zur Burg. Das Schatzhaus des Atreus, um 1250 v. Chr. erbaut, besitzt eine 36 Meter langen Eingang und ein großes Tor. Der gewaltige Türsturz (9,50 x 1,20 Meter) hat ein Gewicht von 120 Tonnen! Die Kuppel besteht aus 33 Ringen, die von nach oben vorkragenden Quadern gebildet werden.

Blick über die Ausgrabungsstätten in Mykene
Blick in den Eingang des Schatzhauses des Atreus in Mykene

Weitere fünf Kuppelgräber befinden sich in der näheren Umgebung. Entdecker dieses Zeitzeugens mykenischer Hochkultur ist Heinrich Schliemann, der zwischen 1874 und 1876 die Ausgrabungen entschieden vorantrieb. Auch er dürfte damals, neben dem Erfolg und Ruhm, den diese Entdeckung ihm eingebracht hat, mit dem gleichen Problem gekämpft haben wie wir heute: der permanente Wassermangel. Deshalb unbedingt genug Wasser mitnehmen. Trotz dieser Unannehmlichkeiten ist Mykene eine Reise wert. Zumal man bedenkt, dass hier schon eine Hochkultur geherrscht haben muss in einer Zeit, wo die Menschen in unseren Breiten noch fast in Höhlen gelebt haben! Man kann sich am Kiosk eine kleine Postkarte kaufen, damit es visuell leichter wird, sich die Anlage vorzustellen.

Wenn wir schon einmal in dieser Ecke von Griechenland sehen, wollen wir uns auch noch eine weitere Ausgrabung anschauen, von der die Welt spricht. Auf dem östlichsten "Finger" des Peloponnes befindet sich 30 km von Náfplio entfernt Epidauros, gleichermaßen Kurort und Kultstätte der Antike. Hier fanden die Archäologen Tempel, Säulenhallen, Krankenhäuser, Vergnügungsstätten, Hotels, und – später von den Römern erbaut – sogar Thermen. Im Ausgrabungsgelände findet man Tausende von Steinen und die Reste von Mauern.

Es fällt sehr schwer, uns anhand dieser Steinhaufen das Aussehen der Häuser, Tempel und Thermen auszumalen. Da die Fläche auch nur teilweise mit Baumbestand und somit Schatten gesegnet ist, waren wir relativ schnell "steinmüde". Sind halt Steine ...

Das Sehenswerte an Epidauros ist unbestreitbar das Amphitheater. Vor 2300 Jahren erbaut, ist es das besterhaltendste in ganz Griechenland. 14.000 Zuschauer passen in das Halbrund und selbst von den obersten der 55 Sitzreihen ist die Akustik noch erstaunlich. Angeblich soll man noch eine Münze fallen hören – wir haben es nicht ausprobiert. Obwohl es das Personal anscheinend nicht gern sieht, wenn die Arena von Besuchern betreten wird, lassen sie einen der Besucher dennoch gewähren. Nachdem er zwei Lieder auf einer Trompete gespielt hat, erhielt er von allen Besuchern begeisterten Applaus.

Im Eintritt inbegriffen ist der Besuch des Museums. U.a. findet man hier auch antike medizinische Instrumente, da Epidauros dem Asklepios, dem Gott der Heilkunde, gewidmet war. Einer der bekanntesten Bewohner von Epidauros war Asklepios, bei uns besser bekannt unter dem Namen "Äskulap". Dieser Gott der Heilkunde wurde in den Sagen von Zeus durch einen Blitz erschlagen, weil er in seiner Vermessenheit den Tod nicht achtete und Tote wieder zum Leben erweckte. Darstellungen zeigen Asklepios mit einem Stab, um den sich eine Schlage windet: Wie Asklepios kannte sie nach alter Überlieferung die Heilkraft von Kräutern und Pflanzen. Noch heute ist der Äskulapstab das Zeichen der Ärzte.

weiterfahrt nach patras

So langsam müssen wir an die Heimreise denken, morgen legt in Patras unsere Fähre nach Venedig ab. Noch ein letztes Zwischenziel haben wir für die Tour nach Patras: der Kanal von Korinth. Der Kanal ist ein tiefer Einschnitt, der dafür verantwortlich ist, dass manche Menschen von der Insel Peloponnes sprechen und andere wiederum behaupten, dass der Peloponnes zum Festland zählt. Mit einer Länge von recihlich sechs Kilometern und einer Wassertiefe von acht Metern sorgt er für ein schnelles Durchschleusen von Schiffen und erspart diesen den großen Umweg (325 Kilometer) um den ganzen Peloponnes. Von der Oberkante des Gesteins bis zum Wasser beträgt der Höhenunterschied satte achzig Meter.

Der Kanal wurde 1893 eröffnet und dient derzeit dreißig Schiffen täglich als Abkürzungsmöglichkeit. Im Jahr sind das immerhin 12.000, die diese Passage nutzen. Die Idee für einen solchen Kanal ist schon uralt. Bereits vor 2600 Jahren befasste man sich schon mit dem Bau. Doch wegen der fehlenden technischen Möglichkeiten blieb die Realisierung der Neuzeit vorbehalten.

Blick von oben in den Kanal von Korinth

Kaiser Nero war der erste, der dieses Projekt unter Zuhilfenahme von sechstausend jüdischen Sklaven in die Realität umsetzen wollte. Wegen politischer Komplikationen wurden die Bauarbeiten jedoch schon bald wieder eingestellt. Nach einer relativ kurzen "Blütezeit" des Kanals hat er bereits heute wieder an Bedeutung verloren. Für die mächtigen Hochseefrachter ist diese Fahrrinne viel zu schmal, sodass ihnen der Umweg um die Peloponnes nicht erspart bleibt. Der Zahn der Zeit nagt schon an diesem Bauwerk. Die seitlichen Stützmauern und die östliche Einfahrt müssen dringend erneuert werden.

An der Brücke gibt es Souvenirstände. Wer nach einer Möglichkeit sucht, sich mit einheimischer Musik zu versorgen, ist auch hier gut aufgehoben. Bei unserem Besuch stand direkt an der Brücke ein Auto, mit geöffneter Heckklappe wegen der Soundmaschine, die in ohrenbetäubender Lautstärke preisgab, was sich in seinem CD-Player befand und auch käuflich erworben werden konnte. Wir genehmigten uns noch ein Souflaki in einer Bude daneben und machten uns schließlich wieder auf die Socken Richtung Patras.

Ehe wir uns versehen stehen wir in Patras vor der Fähre. Anders als auf der Hinfahrt verzurrt das Personal unser Zweirad absolut vorbildlich, so dass wir beruhigt unseren Schlafplatz an Deck suchen können und gleich darauf mutterseelenallein im Pool planschen.

In Ancona/Italien eingelaufen, verdichten sich die drohenden Gewitterwolken immer mehr, die wir schon eine Zeitlang auf dem Meer sichteten. Wir befinden uns auf der Ausfallstraße Richtung Autobahn als ein Wolkenbruch niedergeht. Wir können nicht sofort anhalten und als wir die Gelegenheit dazu bekommen, sind wir schon pitschnass. Die weitere Fahrt ist ein Wechselbad, im wahrsten Sinne. Ab und zu scheint die Sonne durch die bedrohliche Wolkenfront – bis zum nächsten Regenschauer. Die Klamotten versuchen wir etwas später mehr schlecht als recht auf einem Parkplatz zu trocknen. Obwohl wir uns vornahmen, die ganze Strecke bis nach Hause in einem Rutsch durchzufahren, verläßt uns in der Gardasee-Region der Elan.

Bei wieder einmal strömendem Regen und Sturmböen verlassen wir die Autobahn spätabends und quartieren uns in einem Hotel ein. Der nächste Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, als wäre die letzte Nacht nur ein Alptraum gewesen. Mit einigermaßen trockener Kluft satteln wir unsere "Turtle" und bummeln, da das Wetter es wieder gut mit uns meint, gen Heimat.

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