Motorradtouren Kroatien Dubrovnik | mächtige Eichenwälder gaben der Stadt den Namen

Dubrovnik | mächtige Eichenwälder gaben der Stadt den Namen

Blick auf die hoch aufragende Stadtmauer von Dubrovnik

Die Küstenstraße nach Dubrovnik lässt herrliche Blicke auf malerische Buchten und auf der anderen Seite auf an den Fels geklammerte Natursteinhäuser zu. Seit 2002 wird der fünf Kilometer tiefe Meereseinschnitt vor Dubrovnik, die einstige Mündung des Rijeka-Flusses, durch die neue Brücke "Most dr. Franje Tudmana" überspannt. Zuvor zwängte sich der gesamte Verkehr durch die engen Dorfstraßen um den Meeresarm.

Dubrovnik. Wir fahren einfach mal Richtung Zentrum und sehen da unten die Altstadt schon. Die gesamte Altstadt wurde 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Zu Recht. Wenn wir jetzt hier noch eine bezahlbare Unterkunft in Laufweite zur Altstadt finden! Als wir an einem Haus fragen, nennt man uns fünfzig Euro, wir deuten das mit hundert Euro pro Zimmer – die spinnen doch! Wir winken ab. Ein älterer Mann meint, er hätte ein Zimmer mit Garage zweihundert Meter von hier. Wir sind erst skeptisch. Er kritzelt "50 Euro" auf einen Zettel – wir handeln ihn noch auf vierzig Euro runter – und gibt uns eine Wegbeschreibung dazu. Dann kommt ein Nachbar zufällig mit dem Auto vorbei – wir sollen dem einfach nachfahren. Hundert Meter, dann links den Berg hinauf.

Auto fährt vor Motorrad auf der Küstenstraße

Jetzt wird auch klar, warum der Mann unten an der Straße stand: weil Durchreisende nie diesen Berg hinauffahren würden. Aber hier gibt's SOBE und APPARTMAN-Schilder bis zum Abwinken! Man blickt hinunter auf die Altstadt, die man in fünf Minuten erreicht und in zehn Minuten ist man über Treppenwege wieder nach oben gestiegen. Hier bei Apartement Dijana* steht das Motorrad sogar in einer abgeschlossenen Garage.

Blick von oben auf das abendliche Dubrovnik
Windhose in der Nähe von Dubrovnik

Am nächsten Morgen hat der Beste aller Fahrer Geburtstag. Blick aus dem Fenster – dicke Regenwolken hängen über der gesamten Bucht. Noch regnet es nicht, aber die Wolken sehen nicht vertrauenserweckend aus. Mannomann. Erste dicke Regentropfen ersticken unseren Versuch, das Apartement Dijana* zu verlassen, schon im Keim. Wir ziehen uns auf einen kleinen, vor dem Zimmer befindlichen Freisitz zurück und spannen erst einmal den Sonnenschirm auf.

Irgendwann gegen zwölf Uhr hat die Bewölkung so große Löcher, dass wir uns, mit einem Schirm unserer Vermieterin bewaffnet, nach dem lang ersehnten Frühstück umschauen. Bis in die Stadt schaffen wir es trockenen Fußes. In einer kleinen Bäckerei direkt am Eingang zur Altstadt versorgen wir uns mit zwei Bureks. Wir beobachten über dem Meer eine beachtlich anmutende Windhose. Vorboten des nahenden Gewitters.

Der Schirm ist zwar nicht der größte, jedoch bietet er für zwei Personen genügend Platz, wenn... ja wenn ... es nicht wie aus Eimern schüttet. Doch das tut es jetzt. Wir versuchen Unterschlupf in einer Konoba (ein kleines Restaurant) zu bekommen. Drinnen zu sitzen fänden wir toll. Der Kellner jedoch nicht. Vermutlich sieht er uns an, dass wir außer einem Kaffee nichts konsumieren werden. So wandeln wir weiter in das feuchte Ungewisse. Der Regen wird stärker.

Wir schaffen es gerade noch in ein Geschäft, welches Seifen in jeglicher Größe, Farbe und Machart an den Touristen zu bringen versucht. Man duldet uns. Draußen strömen mittlerweile bis zehn Zentimeter hohe Bäche die Gassen hinunter. Touristen waten barfuß hindurch. Sommer in Dubrovnik. Wir kennen das Motto: Wer viel schmeißt, hat bald nichts mehr! Deshalb warten wir den Schauer ab. Nach zwanzig Minuten ist der Spuk vorbei und uns begrüßt der strahlend blaue Himmel.

Wir nehmen die Stadtmauer in Angriff. Dass man für die eigene Ertüchtigung auch noch Geld bezahlen muss. Der Rundgang führt aber über etliche Stufen, welche uns durch die mittlerweile recht freudig strahlende Sonne die Schweißperlen auf die Stirn und unter die Achseln treibt. Belohnt werden wir durch schwindelerregende Weit- und Tiefblicke. Von oben sieht Dubrovnik aus wie ein einziges, riesiges, aneinandergedrängtes Dach. Kaum zu glauben, dass sich darunter noch Gassen und Plätze befinden, in denen sich Tausende Besucher tummeln.

Straßenmusikant spielt Munharmonika und dazu Gitarre in der Altstadt von Dubrovnik

Dubrovnik wurde als römische Siedlung auf der Insel Lausa im 7. Jahrhundert gegründet. Mächtige Eichenwälder, die unterhalb des Hausberges Srd wuchsen, gaben der Stadt ihren Namen: Dubrava, Eichenwald. Bis 1918 hieß die Stadt Ragusa, was wiederum auf den Inselnamen Lausa zurückgeht. Dubrovnik wurde von den Arabern belagert, aber auch von den Mazedoniern und den Venezianern. Schließlich schütteten sie im dreizehnten Jahrhundert den Graben zu, der die Insel vom Festland trennte. So entstand die Halbinsel, auf der Dubrovnik heute thront. Genau auf dem zugeschütteten Meeresarm läuft die heutige Prachtstraße, Placa oder Stradun genannt. Nach dem großen Erdbeben 1667 wurden die Häuser im schlichten Barockstil erneuert.

Im sechzehnten Jahrhundert begann der Niedergang Dubrovniks. Die Modernisierungen im Schiffsbau verschlief Dubrovnik. 1667 verheerte schließlich ein Erdbeben die Stadt. 100 Jahre brauchte sie, um sich davon zu erholen. Sie widerstanden zunächst den Franzosen, waren aber napoleon unterlegen und fielen Österreich zu. Dieses wählte jedoch Rijeka als Hauphafen.

Fast jedes Kreuzfahrtschiff macht vor Dubrovnik auf dem alten Seehandelsweg zwischen Venedig und dem östlichen Mittelmeer Station. Der Schutz der UNESCO konnte im Balkankrieg ein Bombardement der Serben nicht verhindern. 1991 musste die Bevölkerung drei Monate in Kellern ohne Wasser, ohne Strom ausharren - die Stadt war zu Land und zur See umzingelt und wurde beschossen. Laut zivilen Hilfsdiensten sind bei diesen Angriffen 114 Einwohner ums Leben gekommen.

An den Stadteingängen befinden sich Übersichtskarten, welche Häuser durch Granateinschläge beschädigt, welche Dächer zerstört und welche Häuser gänzlich zerstört wurden. Unfassbar, wie man diese alten Kulturdenkmäler bewusst zerstören konnte. Wie sagte einige Tage später unser Stadtführer in Mostar: "Krieg kennt keine Gesetze!"

Etliche Busse stehen hinter einer Steinmauer in Dubrovnik

Es ist eine lohnenswerte Sache, den Blick auf die Altstadt von Dubrovnik von hier oben aus schweifen zu lassen. Treppen rauf, Treppen runter – dieses schweißtreibende Spielchen kennen wir ja schon von einigen anderen Tourpunkten unserer Reisen. Jedesmal jedoch ist es auf`s Neue anstrengend, obwohl man ja schon den Eindruck hat, wenigstens etwas für seine Fitness getan zu haben. Egal, ausruhen können wir uns zu Hause. (Jetzt haben wir ja Urlaub... ;-))

Die Stadtmauer wurde zum größten Teil wie die meisten Dubrovniker Häuser im 13. Jahrhundert erbaut. Die Mauer der Stadtbefestigung ist bis zu sechs Meter dick und bis zu fünfundzwanzig Meter hoch. Insgesamt türmen sich vier Festungen an den Ecken der Wälle. Wir besuchen die Ausstellung "War Photo Limited". Ftos eines Fotojournalisten, die er im Balkankrieg aufnahm.

Die Fotos gehen an die Nieren. Der Balkankrieg – so nah war er damals. Und doch so fern. Die Fotos bringen uns knallhart ins Bewusstsein, wie nah dieses menschenunwürdige Grauen doch damals war. Bilder von Hungernden, Trauernden, Kämpfenden, Triumphierenden, Sterbenden, Gestorbenen ...

Blick auf die roten Dächer von Dubrovnik

Die Stufen zum Apartement Dijana* stellen unsere Waden auf eine Belastungsprobe. Da wir ungern den gleichen Weg zweimal gehen, probieren wir einen neuen Weg aus. Alle Wege führen nach Rom. Elke scherzt noch ironisch und schnaufend, dass am Ende des zehnminütigen Aufstiegs sicher wohl die Gasse zu Ende wäre und wir wieder runter müssten. Ähm, nun ja, nach gefühlten 100 Höhenmetern, 1000 Stufen und genauso vielen Schweißperlen, endet der Weg in einer Sackgasse. Als ich am "Sackende" ankomme, und links und rechts nur Eingangstore zu Häusern sehe, grunze ich sarkastisch: "Gell, Du warst schon mal hier?" Alles wieder zurück und den gewohnten Weg hinauf. Hilft nichts.

Altes Fischerboot aus Holz neu restauriert in der Altstadt von Dubrovnik

Am nächsten Morgen schlürfen wir unseren selbstgebrauten Nescafé und begeben uns auf die Fahrt nach Makarska, wo wir unser nächstes Quartier suchen wollen. Es ist bedeckt, aber warm – die Regenklamotten können wir hoffentlich mal in der Tasche lassen! Es sind nur rund 160 Kilometer bis zum Tagesziel Makarska – wir können uns Zeit lassen. In Makarska erwartet uns die vielgerühmte Panoramastrasse zum zweithöchsten Berg Kroatiens: dem Sveti Jure. Und um dem Ganzen vorzugreifen: diese Straße stellt wirklich ein Highlight dar – nicht nur während unserer Kroatientour, sondern auch im ganzen Tourspektrum.

Wir verlassen Dubrovnik auf unerlaubtem Weg. Unsere Vermieterin Dijana erklärt uns, wie wir Richtung Split kommen. Das Dumme ist nämlich, dass wir erst einmal eine ganze Weile Richtung Süden, das heißt, in die verkehrte Richtung fahren müssen, um dann nach links Richtung Split einbiegen zu dürfen. Es sei denn, man biegt gleich am Anfang mal links ab, wo es eigentlich verboten ist. Die Betonung liegt auf "eigentlich". Und oft stünde dort Polizei, also sollten wir unbedingt gut schauen! Okay, "gut schauen" ist unser liebstes Hobby!

Makarska
detailansicht