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Motorradtouren Kroatien

Motorradtour durch Kroatien

Motorradfahrer blickt über bergige Landschaft mit Seen

Reiseziel: Kroatien. Reisedauer: drei Wochen. Flüssige Sonne en masse jagt uns mit einem Zwischenstop in einer der größten Tropfsteinhöhlen Europas – der "Postojna Jama" in Slowenien – gleich nach Rijeka, wo wir hoffen, für die im Sommer gut ausgebuchte Fähre nach Dubrovnik ein Ticket zu bekommen und so der unangenehmen Wetterlage zu entfliehen. Wir ergattern eines und landen einen Tag später auf der Insel Korčula, vor der Küste Süddalmatiens, hundert Kilometer vor Dubrovnik.

Korčula liegt auf einer langgestreckten Halbinsel und gibt mit seiner Stadtmauer und dem Turm ein sehr wehrhaftes Bild ab. Gegenüber – zum Greifen nah meint man – liegen die Berge Peljesacs. Auf diese lange Halbinsel setzen wir drei Tage später mit einer zwanzigminütigen Fährfahrt über, um nach Dubrovnik zu gelangen.

Dubrovnik – welche traumhafte alte Gemäuer! Wir haben uns ein Zimmerchen oberhalb der Altstadt gemietet und blicken auf dessen Dächer hinab. Mit einigem Muskeleinsatz sind wir in fünf Minuten unten und in zehn Minuten wieder oben. Dubrovnik wurde als römische Siedlung auf der Insel Lausa im siebten Jahrhundert gegründet. Mächtige Eichenwälder, die unterhalb des Hausberges Srd wuchsen, gaben der Stadt ihren Namen: Dubrava, Eichenwald. Bis 1918 hieß die Stadt Ragusa, was wiederum auf den Inselnamen Lausa zurückgeht.

Die Stadtmauer wurde zum größten Teil wie die meisten Dubrovniker Häuser im dreizehnten Jahrhundert erbaut. Die Mauer der Stadtbefestigung ist bis zu sechs Meter dick und bis zu fünfundzwanzig Meter hoch. Insgesamt türmen sich vier Festungen an den Ecken der Wälle. Wir besuchen die Ausstellung "War Photo Limited". Photos eines Fotojournalisten, die er im Balkankrieg aufnahm.

Wir verschieben unser Tourquartier um hundertsechzig Kilometer nach Makarska. Makarska an der gleichnamigen Riviera liegt im Schatten des beeindruckenden Biokovo-Gebirges, in dessen Naturpark sich der zweithöchste Berg Kroatiens befindet; der Sveti Jure. Die mautpflichtige Panoramastraße auf diesen Berg ist die spannendste Straße der gesamten Kroatien-Tour!

Das Asphaltband wird enger. Es ist jetzt nur noch einspurig, hat manchmal minimale Ausweichstellen und gelb lackierte, ziemlich ramponierte und krumme Leitplanken. Oftmals wird die Straße auch von Steinmäuerchen, Steinquadern und ähnlichem begrenzt. Gegenverkehr wird zur Herausforderung. Viele uneinsehbare Kurven erfordern fast Schritttempo. Manchmal, wenn Begrenzungen ganz fehlen, werden Fahrzeugbegegnungen zur Zitterpartie (vor allem, wenn man sich nicht auf der bergwärtigen Fahrspur befindet ...)

Blick auf die neue Bogenbrücke in Mostar

Ein Tagesausflug führt ins wiederauferstandene Mostar (Bosnien-Herzegowina). Die berühmte Brücke steht wieder. Den neuen verbauten Steinen fehlt allerdings das Charisma von Hunderten von Jahren. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis man wirklich wieder von einer Altstadt im herkömmlichen Sinne sprechen kann. In den Gassen befinden sich Händler, die jeglichen Kram feilbieten. Vom Stahlhelm über Öllampen bis hin zum Kugelschreiber in Patronenform (haben die immer noch nicht genug vom Krieg?), kann man hier nahezu alles erstehen, was kein Mensch braucht.

Wir sind wieder unterwegs und biegen ins Velebitgebirge ab. Die Ausblicke auf die vor uns liegende Inseln sind atemberaubend! Wir sind begeistert! Der Pass Veliki Alan ist schmal, aber der Belag gut und griffig, also genau nach unserem Geschmack. Gegenverkehr haben wir keinen – so stört uns auch nicht, dass die Fahrbahn nur geradeso einspurig ist. Der Pass ist 1406 Meter hoch und an seiner Westseite gibt es eine verfallene Seilbahn zum Meer.

Blick über einen der Plitvicer-Seen im Hintergrund mit Wasserfall

Wir durchqueren das Velebit-Gebirge auf Schotterwegen und löchrigen Asphaltstrecken. Die Plitvicer Seen befinden sich in einem riesigem, von der UNESCO als Weltnaturerbe geschütztem Naturreservat, von dem nur zwei Prozent den Besuchern des Parks zugänglich sind. Das einzigartige Naturschauspiel der Plitvicer Seen entsteht durch ein typisches Karstphänomen: sechzehn Seen, deren Wasser sich über Stufen und Barrieren in großen Wasserfällen und Kaskaden von einem See in den nächsten ergießt. Der höchste See liegt 636 Meter, der niedrigste 136 Meter über dem Meeresspiegel. In unzähligen Wasserfällen fließen diese ineinander.

Blick auf das Meer mit Bergen auf der Insel Krk

Einen Tag lang lassen wir das Motorrad stehen und erkunden den Park in einer mehrstündigen Wanderung zu Fuß. Wir verlassen Plitvice und fahren auf kleinen Straßen Richtung Meer.

Die Insel Krk ist unser Ziel. Wir durchqueren Gegenden, die touristisch sehr unbeleckt aussehen. Und wir fahren Schotterpisten, deren Ränder Schilder säumen: sie warnen, dass das Gelände vermint ist und man die Straße nicht verlassen darf. Erst als wir wieder die normale Asphaltddecke unter uns haben, sehen wir keine Schilder mehr. Es gibt noch viele verminte Gebiete in Kroatien.

Es wird warm. Die Sonne heizt uns mächtig ein in unseren Klamotten. Und dummerweise ist die Küstenstraße, die wir mittlerweile erreicht haben, auch mit vielen PKWs, LKW, Wohnmobilen und nicht zuletzt unsinnigen Geschwindigkeitslimits von bis zu 40 km/h bestückt (die zwar keiner einhält, aber das ist immer noch schweißtreibend langsam!)

Rovinj

Als letztes Ziel in Kroatien haben wir uns Rovinj auf der Halbinsel Istrien außerkoren. Die malerische Altstadt erhebt sich auf einem Hügel, der in venezianischer Zeit von der Insel zur Halbinsel aufgeschüttet wurde. Die dichte Bebauung mit hohen und schmalen Häusern, engen Gassen und kleinen Plätzen ergibt eine atmosphärische Altstadt. Wahrzeichen der Stadt ist die auf dem höchsten Punkt des Hügels erbaute Kirche und der Kirchturm Sveta Eufemija (Hl. Euphemia) aus dem achtzehnten Jahrhundert, dessen Vorbild der Campanile in Venedig ist.

Wir quartieren uns etwas außerhalb von Rovinj in einer Appartmentanlage ein. Was am Anfang der Tour die Sonne zu flüssig war, ist sie jetzt zu heiß. Bei weit über 30°C hält sich die Lust zum Motorradfahren sehr in Grenzen. Dafür ist der abendliche Bummel durch Rovinj um so netter. Das Taxiboot bringt uns hin.

Schwer bepacktes Motorrad parkt und im Hintergrund der Gletscher am Großglockner

Unsere drei Wochen gehen zu Ende. Bleibt nur noch, die Heimreise ansprechend zu gestalten. Wir fahren durch sehenswerte Soca-Tal in Slowenien – wo wir u.a. die vielen kleinen Hängebrücken bestaunen – und nehmen uns den Großglockner vor. Den sind wir zwar schon mal gefahren, aber bei strömenden Regen und zehn Meter Sichtweite. Also ein neuer Versuch. Und diesmal ein erfolgreicher!

Wir waren die einzigen, die mit Isomatten auf den Koffern dort oben parkten. Wir hätten noch die Taucherbrille und den Schnorchel hinbinden sollen!

Anreise
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