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Ein weiterer Wald voller Mauern

Schild mit Totenkopf und Hinweis auf Minen

Als nächstes biegen wir nach achtzehn Kilometern Fahrt in die Anlage „Mauerwald“ ein. Inmitten eines dichten Waldes befindet sich der Jezioro Mamry (Mauersee) und das angrenzende Gehölz nennt man Mamerki (Mauerwald). Es stellt sich die Frage: wer war zuerst da, der Name des Waldes oder die Mauern, die der Wald in sich birgt? Gut getarnt findet man hier weitere Bunker und andere militärische Bauten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Insgesamt gab es 250 Objekte, die Anlage war damit deutlich größer als die „Wolfschanze“. Sie diente zwischen 1941 und 1944 als Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres (OKH) und als Quartier des Versorgungsdienstes. Die vermutlich kryptischen Weisungen aus der Wolfschanze mussten hier in operative Befehle für die Truppe umgesetzt werden. Im Gegensatz zum Führerhauptquartier „Wolfschanze“ wurde die Anlage „Mauerwald“ bei Abzug der Nazis nicht gesprengt. So können Besucher noch etliche unzerstörte Bunker besichtigen.

Der Museumseingang sieht aus wie der Eingang zu einer Lagerhalle

Es ist nur ein kleiner Spaziergang vom Parkplatz zu einem Museumsgebäude, vorbei an einem Schild „Achtung Minen“, das uns auffordert, die Wege nicht zu verlassen und nicht auf eigene Regie durch den Wald zu tigern. Im Museum präsentiert man uns verschiedene Räume mit Installationen zur militärischen Vergangenheit der Region. Es gibt einen nachgebauten Tunnel, vielleicht 25 Meter lang und nur 1,30 Meter hoch. Den Zweck des Tunnels haben wir jetzt, beim Schreiben, schon wieder vergessen ...

Weiterhin sieht man Modelle von Gebäuden, Fotos vom Kessel in Stalingrad, alte Uniformen, Waffen und Miniatur-Nachbildungen von geheimnisumwobenen Waffen und Fortbewegungsmitteln wie den Stelthbomber, die „Glocke“ oder der „Reichsflugkreisel Haunebu“, mit deren Entwicklung sich die Nazis befasst haben sollen. Es ist ein Rätsel, wieso über diese mysteriösen Forschungen, die bekanntlich nicht zum Ende kamen, heutzutage nicht weitere Details an die Öffentlichkeit geraten sind.

Nach dem Krieg muss es doch Zeugen, Mitarbeiter gegeben haben und Papiere, die irgendwo wieder auftauchten und Licht ins Dunkel bringen? Oder sind diese geheimnisvollen Waffen vielleicht doch nur eine Fabel? Eine Fabel wie das U-Boot, das man hier gebaut haben soll und das dann – angeblich – über die zahlreichen Wasserwege zur Ostsee geschafft werden sollte?

Nachbildung der Wandvertäfelung des Bernsteinzimmers

Und natürlich vermutet man noch weitaus Geheimnisvolleres und vor allem Wertvolleres unter den Bunkern. In den Jahren 2016 und 2017 wurden inbrünstig Bohrungen in den Tiefen eines Bunkers ausgewertet, weil man hoffte, einen Hohlraum zu finden, in dem das legendäre Bernsteinzimmer liegen könnte.

Die Erlaubniserteilung zur Bohrung wurde mit viel Tamtam verkündet. Das Ergebnis entnahm man den Medien mit deutlich weniger Trommelwirbel. Es wurde kein Schatz, kein Bernsteinzimmer gefunden. Wohl aus dieser Zeit stammt das lustigste Teil in dem Museum. Es ist ein kleiner Raum, dessen Wände mit einer bernsteinfarbigen Masse ausgefüllt sind, die nach Wachs riecht. Endlich! Wir sind die Entdecker des Bernsteinzimmers!

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