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Recht & Verkehr

Verkehr in Palermo

Fahren in und um Palermo ist ein Erlebnis. Wir bogen wie allen anderen Verkehrsteilnehmer in eine vierspurige Straße nach links ein, obwohl Linksabbiegen verboten war und ein Verkehrspolizist auf der Kreuzung "eigentlich" was dagegen haben müßte. Wie alle anderen fuhren wir bei Rot über die nächste Kreuzung, trotz wild hupenden, jedoch etwas machtlos erscheinenden Querverkehrs.

Von deutschem Verkehrsrecht abweichende Regelungen:
Verkehr in Palermo

Egal ob PKW oder Motorrad: Tagsüber muss das Abblendlicht auf Autobahnen und außerhalb geschlossener Ortschaften eingeschaltet sein. Privates Abschleppen auf der Autobahn ist verboten, es muss immer ein Pannendienst gerufen werden.

Eine durchgehende Fahrbahnrandlinie darf nur in Notfällen überquert werden (aber wie war das nochmal mit der Standstreifenfahrerei?). Dort besteht auch Parkverbot. Parkverbot besteht auch an schwarzgelb markierten Bordsteinen sowie an gelb gekennzeichneten – zum Beispiel für Taxi und Busse reservierten – Parkflächen.

Besonders hohe Geldbußen gibt es bei:
Wheelies oder Beiwagen in der Luft (Räder gehören auf den Boden), Parkverstößen, Telefonieren mit Handy am Steuer, Fahren ohne Licht außerorts, Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Noch teurer: Motorradfahrer, die auf verbotenen Wegen "gestellt" werden, vorzugsweise im Gebirge, und die man aus Umweltschutzfründen nicht weiterfahren lassen kann, zahlen einen vierstelligen Betrag für die Hubschrauberbergung ihres Motorrads. Das ist nicht nur teuer, sondern auch anstrengend: denn der Fahrer darf nicht mal mitfliegen.

Motorradfahrer, die mit offenem Kinnriemen oder ohne genormten Schutzhelm (ohne Kennzeichnung ECE R 22) fahren, müssen mit einer Geldbuße bis 170,– Euro oder sogar mit Sicherstellung ihres Motorrades bis zu 60 Tagen rechnen. Bei Wiederholung sogar 90 Tage. Auch Beifahrer müssen einen genormten Schutzhelm tragen. Motorräder unter 150 ccm ccm sind auf Autobahnen verboten (Dreiräder unter 250 ccm).

Das Gesetz, dass die Hände immer am Lenker sein müssen, wurde wieder abgeschafft!
Mit diesem Gesetz war es eine Zeitlang bei Strafe verboten, auch nur eine Hand vom Lenker zu nehmen. Mit der Hand grüßen war damit tabu. Hintergrund dieses Gesetzes war, dass man damit versuchte, die Taschendiebstähle in Neapel zu verhindern, die vom Roller aus verübt wurden. Die Diebe scherten sich jedoch einen Dreck darum – also schaffte man es wieder ab. Gänzlich freihändig zu fahren ist jedoch schon lange und weiterhin verboten.

Auf Autobahnen, Schnellstraßen und Mautstellen ist das Rückwärtsfahren und Wenden verboten. Das Wendeverbot gilt auch auf Autobahnauf- und -abfahrten. Bei Mautstellen ist zu beachten, dass bereits das Zurücksetzen als Wenden gilt und mit saftigen Bußgeldern belegt ist. Wer sich falsch eingeordnet hat, muss stehenbleiben und am Automaten die Hilfe-Taste drücken. (Es drohen Bußgelder von 1.600 bis 6.500 Euro, ein Fahrverbot von 6 bis 24 Monaten, die Einziehung des Fahrzeuges für drei Monate und der Abzug von 10 Punkten.)

Das Überfahren einer roten Ampel wird mit einer Geldbuße zwischen 140,00 € und 550,00 € und einem Abzug von 5 Punkten geahndet. Doch was ist, wenn dies im Beisein eines Verkehrspolizisten geschieht, der 100 Meter zuvor auch das verbotene Linksabbiegen nicht verhindern konnte? (Siehe erster Absatz, Ankunft in Palermo.)

für PKW und Motorräder | PKW mit Anhänger | Wohnmobile über 3,5 t

130 km/h | 70 km/h | 100 km/h (bei Regen: jeweils 20 km/h geringer)
110 km/h | 70 km/h | 80 km/h (bei Regen: jeweils 20 km/h geringer)
90 km/h | 70 km/h | 80 km/h
50 km/h

Zona di silenzio = Hupverbot; Deviazione = Umleitung; Tenere la destra = Rechts fahren; Tutte le direzioni = alle Richtungen; Rallentare = Langsam fahren; Senso unico = Einbahnstraße; Sbarrato = Gesperrt; INIZIO Zona tutelata = Beginn der Parkverbotszone.

Das Tragen einer fluoreszierenden Warnweste in Notfallsituationen außerhalb von geschlossenen Ortschaften ist für PKW-Fahrer vorgeschrieben. Motorradfahrer sind davon (noch) ausgenommen.

Diesel, Bleifrei Super (Benzina senza piombo, benzina verde) 95 Oktan, Bleifrei Super Plus (Benzina super senza piombo, benzina verde) 98 Oktan.

Auf den Autobahnen gibt es nicht viele Tankstellen, aber die wenigen haben rund um die Uhr geöffnet. Auch bei den Bergstrecken durch's Inselinnere sollte man sein Glück nicht herausfordern und den Tank bis auf's letzte Tröpfchen leerfahren.

Tankstellen sind in der Regel Montag bis Freitag von 7:00 bis 12:30 Uhr und von 15:30 bis 19:30 Uhr geöffnet, Samstag haben sehr viele Tankstellen geschlossen, an Sonntagen fast alle! Es gibt mancherorts diese netten Tankautomaten "Self Service". Ein "Fai da te" – Schild, wörtlich übersetzt "mach es selbst" und "aperto 24 ore" weist auf eine Tankstelle mit Zapfautomaten hin. Die Automaten akzeptieren gut erhaltene Geldscheine und grundsätzlich Kreditkarten.

0,5 ‰ (Fahranfänger: 0,0 ‰)

Achtung! Die Bußgelder bei Alkohol am Steuer bewegen sich im drei- bis vierstelligen Bereich. Der Führerschein muss sofort abgegeben werden. Bei mehr als 1,5 ‰ wird das Fahrzeug konfisziert.

Die Autobahn ist in der Regel mautfrei. Einige Ausnahmen gibt es jedoch: Messina – Catania und ein Teil der A20 Palermo – Messina. Um Messina herum ist ein Teilstück mautfrei.

Die Straßen sind meist in gutem Zustand. In abgelegenen Gegenden, im Inselinneren und auf Nebenstrecken sollte man jedoch jederzeit mit Schlaglöchern, Bodenwellen und anderen Beschädigungen rechnen. Bei Nässe sollte man in Küstennähe Vorsicht (vor allem bei der Schräglage) walten lassen. Salz und Wasser machen die Straßen zu einem sehr rutschigen Vergnügen, wie man es auch aus Kroatien oder Griechenland kennt.

Bei Bahnübergängen lasse man etwas Vorsicht walten: manche haben extreme Höhenunterschiede – da tut's einen gewaltigen Schlag, falls man zu schnell daherkommt.

Ist kein Problem, die Beschilderung ist immer ausreichend. Wenn diese Schilder auch manchmal sizilianisch chaotisch aussehen.

Detaillierte Empfehlungen für passende Karten und weiteres Informationsmaterial (Bücher etc.) stehen unter dem Menüpunkt Bücher und Karten zur Verfügung.

Herrlich süditalienisch. Rote Ampeln werden ignoriert. Jeder tastet sich in eine Kreuzung hinein und jeder schaut was der andere macht. Man orientiert sich beim Fahren nach vorn. Was hinten passiert, interessiert nicht. Dreispurige Straßen sind dazu da, sie vier- oder fünfspurig versetzt zu fahren. So ein Gänsemarsch-Fahren wie bei uns gibt es nicht. Man fährt, wo Platz ist – und wenn versetzt Platz ist, fährt man dort. Nur nicht zimperlich sein, mit genug Selbstbewußtsein läßt sich super mitschwimmen. Unfälle mit Personenschaden sind relativ selten, Kratzer, Dellen und Beulen haben dafür jedoch die meisten Autos.

Folgende Situation in Palermo: wir tuckerten durch den dichten Verkehr eine enge Straße entlang. Vor uns blockierte ein geparkter PKW die Straße, in Verbindung mit dem Gegenverkehr war da kein Vorbeikommen mehr. Was machte ein findiger Kleinwagenfahrer? Er scherte plötzlich in sportlichem Tempo aus und kreuzte die Fahrbahn bis ganz nach links. Dort war eine breite Uferpromenade eigentlich ausschließlich den Fußgängern vorbehalten. Aber was solls, ihn scherte das wenig. Auch die Mutter mit dem Kinderwagen lebte einen Augenblick lang gefährlich. Auf der Fußgängerpromenade fuhr er flugs um das Hinternis herum und ließ uns staunend zurück.

Überholen und Fahren auf dem Standstreifen auf der Autobahn ist auch kein Fauxpas. Als sich um Palermo Stau bildete, fuhren selbst Autos auf dem Standstreifen.

Als wir in Palermo von einem Motorradpolizisten durch dicken Stau zum Hafen gelotst wurden, fuhr der wo Platz war: rechts oder links – egal. Wenn nötig, klappte er auch schon mal einem Auto den Spiegel ein, damit wir mit unseren dicken Koffern durchkamen ;-)

Carabinieri: 112
Polizei: 113
Feuerwehr: 115
Pannenhilfe: 116
Unfallrettung / Notarzt: 118

ADAC Deutschland
Ausland-Notrufnummer: +49 89 22 22 22
deutschsprachiger Notruf in Mailand: 02-661591

ÖAMTC Österreich
Ausland-Notrufnummer: +43 1 251 20 00

TCS Schweiz
Ausland-Notrufnummer: +41 22 417 22 20

Straßenhilfsdienst des ACI (Italienischer Automobilclub)
803116, per Handy: 800 116 800

Vor der Mafia, die natürlich nach wie vor präsent ist, braucht sich der Urlauber nicht zu fürchten. Die Mafia verdient ihr Geld mit Schutzgeldzahlungen, Drogen und anderen großen Deals. Kleinkriminalität ist nicht ihr Metier. Im Gegenteil, sie wird ein Auge darauf haben, dass es der Tourismusbranche gut geht. Panik und Mißtrauen gegen jeden sind nicht angebracht, aber einige Regeln sind einzuhalten und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Vor unserer Tour habe wir eine Palermo-Website besucht, dort konnte man zwei treffende Sätze lesen: Palermo ist sicher. Man sollte nur zwei Regeln beachten: Man darf keine Handtasche oder Rucksack bei sich tragen und man darf sich nachts nicht allein durch Palermo bewegen. Na super! Wenn das Sicherheit ist ...

Aus diesem Grund haben wir uns auch Catania nicht angeschaut. Wir verbrachten 3 bis 4 Stunden Wartezeit im Hafen. Mit voll gepacktem Motorrad nach Catania hinein fahren – das sollte man lieber sein lassen. Wir lernten einen jungen Berliner kennen, dem baumelte nach einem Marktbesuch in Catania die Uhr nur noch an einem seidenen Faden – unbemerkt aufgeschnitten.

Autos, auch Kleinwagen, sollten möglichst auf bewachten Parkplätzen abgestellt werden. Weniger der Autodiebstahl ist das Problem, sondern das eingeschlagene Fenster und die fehlende Handtasche oder Videokamera. Auch der schnelle Griff in das offene Beifahrerfenster an der Ampel soll ganz beliebt sein. Geparkte Autos immer offensichtlich leer lassen: Handschuhfach offen! Geld und Papiere am Körper tragen, Handtasche/Rucksack zur Hauswand zu tragen – um den Raub vom Roller aus zu vereiteln. Abgelegene Stadtteile in der Siestazeit zwischen 13:00 und 17:00 Uhr meiden.

Das A und O bei unserer Zimmersuche war eine abschließbare Unterkunft für die "Turtle". Ansonsten hatten wir bei kurzzeitigem Parken bei Tage und in ländlichen Gebieten weniger Bedenken.

Ein Artikel der "Zeit" über Leoluca Orlando, der als Bürgermeister von Palermo 1985 bis 2000 die Mafia verhement bekämpfte und auf dessen Todesliste stand: Leoluca Orlando