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Anreise in die Region der Polkakurven

Blick auf die Tafel mit Geschwindigkeitsbeschränkungen an der Grenze zu Tschechien

Schon oft sind wir von Bayern nach Tschechien eingereist, meist über Bayrisch-Eisenstein, aber das macht nur Sinn, wenn man gleich danach nach Osten (Nationalpark Böhmerwald) oder Westen abbiegt. Denn die Europastraße mit der Nummer E53 ist auf Dauer ermüdend. Die kurvigen Straßen der Oberpfalz unter die Räder zu nehmen, bevor wir nach Tschechien einreisen, erweist sich als gute Idee. Nachdem wir die tschechische Grenze passiert haben – nur ein großes Schild weist uns auf die tschechischen Geschwindigkeitsbeschränkungen hin, sonst gibt es keinerlei Grenzkontrollen – ist die Hälfte der Strecke nach Prag geschafft. Dann sind wir in Bohemia. Kein Asiamarkttrubel, keine Bordsteinschwalben – die Wahl des Grenzübergangs Všeruby / Eschlkam war goldrichtig.

Landschaft des Böhmerwalds

Zweihundert Kilometer liegen bis zur Hauptstadt der Tschechischen Republik noch vor uns. Die Straßen sind erstaunlich gut, manche offensichtlich ganz frisch geteert. Wir queren Felder und Wiesen. Große Birken flankieren die Straßen und ihre Äste wehen federleicht in der Brise. Am Horizont vor uns stauen sich dunkelgraue Wolken und gelegentlich zeichnen sich Regenschleier ab. Trotzdem erreichen wir Prag trockenen Reifens und entern ein kleines Apartment bei Anyday Appartements* in der Innenstadt, das wir im Vorfeld reservierten.

Mit sicherem, abgeschlossenem Parkplatz und Frühstück. Wir können es jedem Motorradreisenden wärmstens empfehlen. Das Haus liegt an einer vielbefahrenen, mehrspurigen Straße, was zwar einen gewissen Schallpegel mit sich bringt, aber die Doppelfenster halten viel ab. Am Abend schnappen wir uns den Stadtplan und beginnen die Stadt zu erkunden. Den abendlichen Bierkonsum werden wir durch Beinarbeit am nächsten Tag wieder wettmachen oder den abendlichen Bierkonsum durch die Beinarbeit tagsüber verdienen... wie man es nimmt.

Das Pivovarsky dum, zu deutsch „Haus des Bieres“ oder „Bier-Haus“, verhilft uns zu unserem ersten Biererlebnis in Prag beziehungsweise Tschechien. Tschechen trinken kein Bier (tschechisch pivo) zum Essen. Nein, sie essen zum Bier! Auf jeder Speisekarte findet sich eine Rubrik, die, ins Deutsche übersetzt, „ein Bisschen zum Bier“ heißt. Bier ist Hauptnahrungsmittel. Es ist entsprechend preiswert. Reichlich einen Euro für einen halben Liter Bier – das ist grandios.

Einheimische Biertrinker beweisen Phantasie und behaupten, die Bezeichnung „Goldenes Prag“ stamme nicht von den glänzenden Kuppeln der Stadt, sondern sei vielmehr durch das Schimmern des Gerstensafts im Glas inspiriert. Wo sonst gibt es in einer einzigen Stadt 1500 Bierschänken? Selbst wir beide, die zu Hause eher zur Bierabstinenz tendieren, stellen an diesem ersten Abend schon ein Ranking in Sachen Kulinarik im Bier-Haus auf: Am besten schmeckt uns Bananenbier, Karamellbier, Biersuppe, in dieser Reihenfolge. Bananenbier – wahrscheinlich kräuseln sich dem eingefleischten Biertrinker bei dieser Vorstellung die Fußnägel. Aber Banane und Bier ergänzen sich hervorragend. Das dunkle Karamellbier riecht wie eine himmlische Versuchung, nur der leicht bittere Abgang macht deutlich, welches Getränk durch die Kehle rinnt.

Mittelböhmen | Prag
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