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Schwarzmeerküste | Sumela Kloster

Fischerboot auf offenem Meer in Ordu

Es geht weiter Richtung Trabzon. Es erwartet uns der gleiche langweilige Schlauch wie gestern. Doch heute haben wir die Hoffnung ein paar Kurven am Rande des Kackargebirges unter die Räder zu bekommen.

Bei einem Tankstopp traut der zaghafte Tankwart seinen Augen nicht, nachdem bei zwanzig Litern vorsichtig eingetröpfeltem Treibstoff – es könnte ja überlaufen – immer noch nicht Schluss ist. Sein Blick wechselt immer ungläubiger und hektischer zwischen Einfüllstutzen und Tankuhr.

Hilfeheischend sucht er den Blickkontakt zu seinem Kollegen. Schließlich macht die Anzeige bei 24 Litern halt. Der anschließend angebotene Cay ist eine willkommene Pflichtübung. Wir sitzen im Sonnenschein und der warme Hauch über den Teegläsern kondensiert in der kalten Luft. Jeder, der ein Foto dieser Szene sähe, denkt garantiert an Sonne, Strand und 30°C. Der strahlendblaue Himmel täuscht darüber hinweg, dass es für kalte Finger in Sommerhandschuhen reicht.

Immer die fünf berühmten W-fragen

Wir werden von den fünf Tankwarten der Tankstelle umringt. Und da sind sie wieder, die Fragen, welche diese Tour begleiten: wie teuer, wie schnell, wie schwer, von wo wir kommen und wohin wir fahren. Wieso der Auspuff so gelblich-blau schimmert, können wir allerdings mangels Sprachkenntnis nicht beantworten. Irgendwann basteln wir uns ein Pappschild, auf dem die üblichen Fragen gleich beantwortet werden.

Trabzon wird wohl die letzte große Stadt an der Kara Deniz werden, welche wir durchfahren. Gottseidank, finden wir. Wir haben den Küstenhighway satt. Trabzon hat 215.000 Einwohner und erstreckt sich über mehrere Kilometer an der Küste. Kirchen und Klöster zeugen von einer Zeit, als Trapezunt Hauptstadt eines kleinen christlichen Reiches war. Viele Kirchen sind zu sehen, wenn auch verfallen oder als Moscheen genutzt.

Motorrad steht vor einem Einkaufsladen in Trabzon

Obwohl man die Stadt als weltoffen bezeichnet, ist es doch nicht einfach, Alkohol zu bekommen. Wir suchen nach einer Flasche Wein, die wir schließlich auch in einem Geschäft finden, das auch Efes verkauft. Die Flasche ist ziemlich verstaubt! Offensichtlich kommt niemand außer uns auf die Idee, Wein zu kaufen. Natürlich wurde das komprimitierende Behältnis vollständig in Papier eingewickelt.

Wer in Trabzon übernachten will, sollte sich um Hinweise für "nataschafreie" Hotels bemühen. Und wer in ein russisches Restaurant geht, darf nicht erwarten, russische Gerichte serviert zu bekommen, sondern viel eher russische Begleitung. Sollte eine leichtbekleidete, ausländische Touristin von einem türkischen Mann eindeutig angemacht werden, hat er sie wohl mit einer Natascha verwechselt. In meinen Motorradklamotten bin ich für die Männer wohl eher uninteressant. Nataschas nennt man die osteuropäischen Prostituierten. Viele kamen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Georgien und Russland. Wohl sind die Hübschesten schon in lohnendere Touristengegenden weitergezogen, aber die Verbliebenen sollen in den Schwarzmeerstädten schon so manche türkische Ehe durcheinandergewürfelt haben.

Dichter Straßenverkehr in Trabzon

Wir biegen nach Süden ins Landesinnere ab. Das ewig lange, breit ausgebaute Asphaltband wird enger und beginnt sich zu schlängeln. Endlich können wir von uns so genannten Käser-Kurven (nach dem Schräglagentraining bei der Fahrschule Käser) wieder in der dynamischen Art und Weise zelebrieren, wie es von Helmut Käser gelehrt wird.

In Maçka wollen wir eine Unterkunft suchen, um das in der Nähe liegende Sumela-Kloster anzusehen. Der Versuch, unterhalb des Klosters eine Unterkunft in einem Holzbungalow zu bekommen, scheitert am Preis und der Ausstattung. Ein winziges, muffig-eiskaltes, dunkles Hüttchen mit Holzofen für einen stattlichen Preis – das isses nicht! Wir suchen eine andere Übernachtungsgelegenheit und gelangen zu einem großen Forellenlokal mit Zimmervermietung.

Adlernest kloster sumela und muschebubu-beleuchtung
Das mit Holz verkleidete Hotel Sumela Holiday Macka im Wald ist unsere Unterkunft

Das dann angesteuerte Hotel an dem Forellenlokal, das Sümela Holiday Hotel, würde vom Aussehen her einer Südtiroler Berghütte in nichts nachstehen. Der Preis ist zwar auch hier der Lage am Kloster geschuldet und steigt im Saisonverlauf noch enorm, aber das Zimmerchen ist okay.

Kurzerhand wird die BIG TURTLE abgepackt und wir machen uns noch einmal auf den Weg zum Sumela-Kloster. Die Auffahrt ist malerisch. Der Weg wird gerade neu gepflastert und Baufahrzeuge und diverse Baumaterialhaufen versperren den Weg. Nur nicht für uns, man winkt uns bereitwillig durch und ein Kieshaufen wird der Sandkasten meines GS-Treibers. Schade nur, dass die Sonne nur noch selten hinter dicken Wolken hervorblinzelt. Somit fehlt das Licht für gut ausgeleuchtete Fotos.

Blick auf das Sumela Kloster an einem Berg in einem Wald Der bebaute Innenhof vom Kloster Sumels

Egal. Wir bewältigen die letzten Meter zu der Klosteranlage zu Fuß. Leicht schnaufend – Mensch, wir haben keine Kondition mehr! – überwinden wir die letzten Meter in einem zehnminütigem Spaziergang. Wir bekommen einen Eindruck von dem klösterlichen Leben in der Abgeschiedenheit und der Beengtheit in den an den Fels geklammerten christlichen und weltlichen Räumen.

Leider ist ein großer Teil der Klosteranlage nicht zu besichtigen. Ob das nur jetzt so ist oder einfach nicht zu besichtigen ist, bleibt uns verschlossen. Das Kloster wurde vermutlich im Jahr 385 von griechischen Mönchen gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte brannte es unzählige Male ab und wurde von Plünderern und Andersgläubigen heimgesucht und verwüstet. Aber jedes Mal baute man es in Windeseile wieder auf. Ein letztes Mal wurde die Klosteranlage 1921 bei russisch-türkischen Gefechtshandlungen in Brand gesteckt. Von wem? Keiner will's gewesen sein. Die Mönche hausten noch zwei Jahre lang in der Ruine bis sie im Rahmen des türkisch-griechischen Bevölkerungsaustauschs 1923 das Land verlassen mussten und bei Thessaloniki ein neues Kloster gründeten.

Die Tourplanung für den nächsten Tag und ein Abendessen (Bitte das Gleiche wie die Dame da vorn!) beschließen den Tag. Ha, werden die Lampen im Zimmer von einem Generator oder von der Wasserkraft des wild rauschendes Baches vor dem Haus betrieben? Oder rauscht jedes Mal, wenn im Lokal einer den Herd anschmeißt, die Stromstärke mit der Wucht eines Schmiedehammers in den Keller? Unsere ohnehin nur mit der Kraft von drei Wachskerzen funzelnde Deckenlampe wird periodisch heller und dunkler ;-) Irgendwer oder -was hätte gern, dass wir die Nachtruhe vorverlegen. Das mit der Nachtlektüre ist echt schwierig.

Uzungöl / Soganli-Pass