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Zonguldak | der Kohlenpott der Schwarzmeerküste

Panoramablick über nebliges Zonguldak

Wir folgen einer Einladung von Adnan und Nejla in Kilimli, einem Nachbarort von Zonguldak. Adnan ist der Bruder von Osman, den wir während unserer ersten Türkeitour beim Bikermeeting Marmok kennen lernten. Beim Eintreffen in Kilimli ist es schon nach 19:00 Uhr.

Die Fahrt war abwechslungs- und kurvenreich und wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir so lange unterwegs sein werden. Das Haus von Adnan hatten wir vor vier Wochen zusammen mit Osman in Google Earth gesucht und gefunden und die GPS-Koordinaten gespeichert. Verflixt und zugenäht! Wir hätten uns die Gegend nicht aus der Vogelperspektive, sondern in 3D ansehen sollen!

Die Landschaft besteht aus vielen Bergrücken, als hätten viele Riesenköter ihre Pfoten hinter- und nebeneinander ans Meer platziert. Und wir fahren auf diesen Pfoten wie auf einer Berg- und Talbahn spazieren. Ohne Stadtplan einen Punkt auf dem Navi zu finden, der einen Kilometer Luftlinie entfernt ist, bedeutet ein Unterfangen, für das man sehr viel Geduld, eine Unmenge Zeit, türkische Gelassenheit und excellente Federbeine mitbringen muss.

Die Polizei – Dein freund und helfer

Wir fahren an der Polizeistation vor. Die Beamten versuchen bei Adnan und Nejla anzurufen, aber es geht keiner ran. Na klar, die stehen alle auf der Straße und halten Ausschau nach uns! Wie erhofft lautet das Kommando der Uniformierten schließlich: Bitte folgen! Sie lotsen uns bergauf, bergab, biegen ständig ab, und wieder geht es runter und rauf. Sie kriechen mit Schrittgeschwindigkeit über halbmetertiefe Bodenwellen in kohlendreckschwarzem Asphalt oder einem Untergrund, der mal Asphalt gewesen sein wird. Jedes Schlagloch stellt eine Herausforderung für ihre Federn dar – der "Polis"-Kleinbus quietscht wie ein rostiger Drahtesel. Selbst die Polizisten müssen unterwegs bei Anwohnern nachfragen, wo es weitergeht ... Sie geleiten uns bis zu Adnan und Nejla.

Motorrad steht vor Teekessel im Garten Zonguldak

Allein hätten wir das nie gefunden! Vor allem wären wir vermutlich in viele Straßen überhaupt nicht eingebogen! Vor dem Haus winken schon einige Leute. Adnan, unverkennbar der Bruder von Osman, seine Frau Nejla und Hakan, sein Sohn, und heißen uns herzlich willkommen.

Zwei Freunde der Familie kommen noch hinzu. Mit Wörterbüchern versuchen wir eine Stunde später herauszubekommen, welche Speisen uns aufgetischt werden, denn außerdem Salat ist uns alles unbekannt. Und selbst dieser ist mit Kräutern gewürzt, auf dessen Namen wir zunächst nicht kommen: Minze!

Müdürlügü und ungeniessbare Früchte

Ein neuer Tag in Zonguldak. Wir wohnen bei einer sehr netten türkischen Familie. Aber leider verstehen wir nur so wenig von dem, was sie uns Gutes tun wollen. Der gestrige Abend war urgemütlich. Ausgestattet mit Wörterbuch türkisch-deutsch versuchen wir eine Kommunikation aufzubauen. Es geht mehr schlecht als recht. Jedoch finden wir mittels Wörterbuch, Internet und Co. einen Weg uns doch einigermaßen zu verständigen. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Dass es zu Mißverständnisse kommt, wenn man nur mit dem Wörterbuch übersetzt, ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. So bietet uns Nejla kleine, grüne Früchte an. Eine Delikatesse, betont sie. So groß wie Kirschen. Ich beiße ein Stück ab und verziehe das Gesicht. Hart, bitter, sauer und – ungenießbar.

Und das soll eine Delikatesse sein? Ich frage, was das ist und mit dem Wörterbuch übersetzt man uns: Pflaume. Auch später sehen wir Obststände mit diesen "Pflaumen". Die essen unreife Pflaumen? Die türkische Sprache ist uns oft ein Schmunzeln wert. Wir müssen an den Witz von dem Breitmaul- und dem Spitzmaulfrosch denken, wenn wir unser türkisches Lieblingswort auf Schildern lesen: Müdürlügü. Das heißt wohl sowas wie Verwaltung, Büro.

Panoramablick über Küste von Zonguldak

Trotz den Verständigungsproblemen haben wir viel zu lachen. Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück – mit hartgekochten Eiern, Pommes Frites, Marmelade, massig Ekmek, desweiteren mit einem Gemisch aus Butter und Joghurt (tierisch lecker und ungeeignet für eine Diät) und anderen, für diese Gegend alltägliche Zutaten.

Serviert wird vor dem Haus, wo auf einem holzbeheizten Samowar der schwarze Tee (Cay) für das Frühstück köchelt. Adnan hat sich freigenommen und Nejla muss auch nicht arbeiten – sie zeigen uns heute Zonguldak.

Blick auf ein Gelände mit gestapelten Holzstämmen in Zonguldak

Zonguldak. Den türkischen Kohlenpott am schwarzen Meer hatten wir uns anders vorgestellt. Kohleabbau in einer Ebene – so hätte es aussehen sollen. Die Wirklichkeit ergibt ein anderes Bild.

Viele steile Bergrücken erstrecken sich in Richtung Meer. Über diese Bergrücken ziehen sich Kohleabbau, Kraftwerke, Wohnsiedlungen, Stahlwerke. Es gibt große Werke in den etwas breiteren Tälern, aber auch winzige Stollenanlagen an den Berghängen, die nach unserer Meinung wohl von privaten Gesellschaften betrieben werden. Adnan betont bei manchen Anlagen, dass diese "devlet", also staatliche Anlagen wären.

Zonguldak: türkische zwergenspiele

Wer kennt noch die Zwergenspiele aus alter Computerzeit? Ein Zwerg buddelt eine Höhle, holt ein paar Brocken Kohle heraus, baut ein kleines Kohlekraftwerk damit... ein anderer Zwerg buddelt ebenso ... So ähnlich kommt uns diese Gegend vor – wie ein Zwergenspiel. Jeder buddelt irgendwo ein bisschen. Schaufelbagger, Abraumhalden, Industrieschlote, Kraftwerke, Stahlwerke bestimmen das Bild um Zonguldak.

Die wuselige Stadt ist eine typisch türkische Stadt, wenn man auch an den Efes-Werbeschildern sieht, dass es mit dem Alkohol nicht ganz so ernst genommen wird. Im westanatolischen Binnenland ist ja kaum Bier zu kommen, geschweige denn Wein oder andere Alkoholika. Die westliche Schwarzmeerküste ist durch die Nähe zu Istanbul und Ankara etwas offener. Die Gäste bestehen vorwiegend aus türkischem Publikum – internationaler Tourismus ist in dieser Gegend ein Fremdwort.

Auf den Lichtmasten der Stadt sehen wir immer wieder Lautsprechertüten angebracht, auch unweit von Adnans Haus. Und wir hören Durchsagen. Sie sind mehrere Minuten lang. Wir wundern uns und fragen schließlich Nejla, was das zu bedeuten hätte. Es sind Werbeansagen. Irgendwelche Geschäfte werben auf diese Weise für bestimmte Produkte und verkünden Sonderpreise.

1999 wurde ein Flughafen eröffnet, der jedoch nur elf Monate lang in Betrieb war. Dann musste er wieder geschlossen werden. Ein Berg war im Weg. Woher der wohl plötzlich kam? Vermutlich hat man den Flughafen unter anderem für die 200.000 Heim- und Urlaubsrückkehrer geschaffen, die einst als Gastarbeiter im deutschen Ruhrpott ihr Glück suchten.

Einen ähnlichen Schildbürgerstreich leistete sich auch Alanya: dort baute man eine viel zu kurze Landebahn ohne Wendemöglichkeit und ein Berg war für den Anflug auch im Weg. Türkische Berge mögen wohl keine Flughäfen. Aber ab Sommer 2009 landeten hier doch wieder Boings aus Deutschland. Keine Ahnung, was man mit dem Berg gemacht hat ...

Eine Reihe Loren stehen halb im Stollen in einer Zeche in Zonguldak

Da es nachts noch empfindlich kühl wird – schließlich haben wir erst Anfang Mai – hängt vor allem gegen Abend ein dicker Rauchschleier über der Stadt. Die Rauchschwaden der Kohleheizungen fallen den 140.000 Einwohnern Zonguldaks wohl kaum auf. Für uns jedoch sind diese Gerüche gewöhnungsbedürftig. Adnan fährt mit uns in eine Kohlegrube.

Er kennt als Betriebsangehöriger in der Verwaltung viele Leute dort, und so dürfen wir auch als Betriebsfremde mit hinein. Die ältesten Stollenanlagen, vor dessen Eingang wir schließlich stehen, sind 400 Jahre alt, erzählt er uns. Davor zerlegen 4 Arbeiter alte Kohleloren. Unser Reiseführer Adnan behauptet, dass die Kohle erst im 19. Jahrhundert hier gefunden wurde. Was förderte man vorher zu Tage? Oder haben wir uns falsch verstanden?

Die Bergwerke der Gegend zählen zu den gefährlichsten der Welt. Immer wieder hört man von schweren Unglücken. Die Sicherheitsvorkehrungen sind äußerst mangelhaft.

Danach ist der Aussichtsberg, der "Tepe" von Kilimli, unser Ziel. Ein hoher Berg, auf dessen Kuppe zwei Häuser stehen. Das Gelände gehört wohl immer noch zu dem Kohlewerk. Der Uniformierte am Tor muss erst mit seiner vorgesetzten Stelle telefonieren – Adnans Name öffnet uns schließlich das Tor.

Oben befindet sich ein Schülerheim. Vormals wurde das Gelände militärisch genutzt, was man noch an den kleinen Wachhäuschen an den Hängen erkennen kann. Wir bekommen von irgendwelchen Leuten wieder mal Cay serviert (wir glauben, sogar Adnan kennt sie nicht).

Mehrere Personen beim Gruppenfoto in Zonguldak In der kleinen Tropfsteinhöhle in Zonguldak

Ein Erinnerungsfoto muss sein und Adnan erklärt uns das umliegende Panorama. Unser Blick schweift über zahlreiche Hügel mit Wohnhäusern, aber auch breiteren Tälern mit Industrie. Nur schade, dass über allem die Smogschwaden hängen, die vermutlich von den Kohleheizungen und den Industrieanlagen erzeugt werden.

An den Hängen von Zonguldak hat man eine Tropfsteinhöhle entdeckt. Diese 875 Meter lange Grotte Gökgöl Maganisa im Stadtteil Üzülmez birgt einen unterirdischen Fluss in sich. Insgesamt ist das Höhlensystem 3200 Meter lang, aber nur ein Teil davon ist touristisch begehbar. Wir sind fast die einzigen Besucher in der Höhle, nur zweimal kommt uns ein anderes Besucherpaar entgegen. Die Beleuchtung in der Höhle wird über Bewegungssensoren gesteuert. Beim Rückweg müssen jedoch einige defekt sein. Denn irgendwann stehen wir im Dunkeln und tasten uns über die Eisentreppen hinunter in hellere Bereiche. Adnan probiert zum Leidwesen von Nejla aus, ob die Telefone, die an einigen Stellen in der Höhle installiert sind, funktionieren.

Auf dem markt in Kilimli
Marktfrau sitzt beim Verkauf von Gemüse auf dem Boden in Zonguldak Marktfrau hinter ihrem Stand mit Tomaten in Zonguldak Mann verkauft Gewürze im Markt von Zonguldak

Der Einkauf auf dem Markt vom Kilimli mit Adnan und Nejla ist der Höhepunkt! Orientalischer Flair mit Marktschreiern, Gemüsehändlern, einem Händler mit Rekordversuch im Schnellsprechen, T-Shirt-Verkäufern und Verkaufsständen mit allerlei Krimskrams. Wir werden zwar etwas neugierig beäugt, sind aber durch unsere türkischen Begleiter jederzeit mit einem wandelnden Wörterbuch und einer wandelnden Auskunftei unterwegs. Nejla kauft Gemüse, Fisch und den von uns geschätzten Yufka-Teig.

Eine Marktfrau ist ganz wild darauf, mit uns fotografiert zu werden. Den Gefallen tun wir ihr selbstverständlich gerne. Nur ist sie dann etwas enttäuscht, dass unserem Fotoapparat kein Polaroid-Foto entflutscht. Adnan verspricht, ihr das Foto zu bringen, sobald er es von uns bekommen hat. Als nächstes werden wir zu einem großen Einkaufszentrum am Rand der Stadt gebracht. Der Blick auf die Stadt hinunter ist gigantisch. Wir sind wohl wegen dem schönen Ausblick hierher gefahren. Eine tolle Gelegenheit, den Kontrast zum Wochenmarkt zu erleben. Am Eingang müssen wir einen Metalldetektor passieren. Wir schlendern über die Etagen. Kein Unterschied zu deutschen Einkaufzentren.

In einem großen Lebensmittelmarkt kaufen wir einige Sachen für ein Picknick unterwegs und ein paar Köstlichkeiten für den Nachtisch. Wenn wir wieder nach Deutschland kommen, sind wir dick und rund! Die süßen Sachen hier sind einfach köstlich! Eigentlich brauchen wir schon bald kein Picknick mehr, denn das Personal an der Theke verwöhnt uns mit zahlreichen Häppchen zum Probieren. Da ein bisschen Baklava, da ein Mini-Eclair, dort ein paar Nüsschen ...

Blick über die Küstenlinie mit Häusern auf Klippen in Zonguldak

Wir bannen die Bilder der hüftgolderzeugenden Happen auf unsere Videokamera bis wir vom Security-Personal des Marktes gebeten werden werden, das Filmen zu unterlassen. Hmm, gerne, wenn wir auch den Grund nicht ganz verstehen. Es ist später Nachmittag und wir fahren ein Stückchen außerhalb der Stadt zu einem Teegarten. Das Pendant eines deutschen Biergartens, schön gelegen an einem Flüsschen, nur mit Tee eben. Man bringt eigene Speisen mit und bestellt die Getränke. Wir trinken also wieder mal Cay, essen Sesamkringel und ein namenloses Gebäck. Eigentlich sind wir schon wieder satt. Aber Abendessen gibt es sicher auch noch.

Auf dem Heimweg nahmen wir uns fest vor, uns den verzwickten Weg zum Haus zu merken, aber Adnan macht uns einen Strich durch die Rechnung, indem er auf halber Strecke völlig anders abbiegt als wir erwarten. Wir kommen zu einem Brunnen und Adnan füllt einige Liter feinstes Trinkwasser in Kanister. Verstreut klammern sich Häuser an den Hang, der steil nach zum Meer abfällt.

Den ganzen Tag schon sind wir unangeschnallt in dem etwas älteren PKW der Familie unterwegs. Da sich unsere Gastgeber auch nicht anschnallen und im Fond des Wagens offenbar gar keine Gurte sind, beschließen wir, todesmutig zu sein ... Nach kilometerlanger Fahrt versucht sich Nejla anzuschnallen. Sollte das etwas über die zu erwartende Straßenbeschaffenheit aussagen? Oder über die Fahrkünste ihres Mannes? Oder über beides? Aus einem der Häuser in der Nähe der Quelle tritt ein älterer Herr – den Adnan kennt. Natürlich. Wir haben das Gefühl, er kennt hier jeden. Der Sohn des älteren Herrn kommt hinzu und serviert uns kühlen Ayran. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass Jochen zuerst begrüßt wird und dann erst ich.

Deutsch-türkische Ausflüge
Zwei Personen auf einem Motorrad in Zonguldak

Als wir abends im Haus der Familie ankommen, hat Adnan eine Idee. Er möchte doch so gern einmal mitfahren! Eine kurze Spritztour mit dem Motorrad wär' sein sehnlichster Wunsch. Nichts leichter als das! Also verpassen wir ihm meinen Helm und meine Motorradjacke. Er ist begeistert, dass er über die Gegensprechanlage Jochens Stimme hören kann. Nejla setzt sich mit mir ins Auto und wir fahren mit dem Auto voraus: Ziel Liman – der Hafen.

Ein Riesenspaß! Jochen wird über die Gegensprechanlage fast taub, weil Adnan auf der Strecke natürlich jeden zweiten Ali und Mehmet kennt und ständig alle Passanten lautstark auf sich aufmerksam macht: "Hey, Mehmet!... Hey, Ahmet!"

Wir sitzen an diesem Abend bis nach Mitternacht. Es ist ausnahmsweise mal ein sehr feuchtfröhlicher Abend. Der Freund der Familie (oh Gott, wie hieß er noch mal?) hat etwas Raki mitgebracht, dem nach dem ausgiebigen Essen reichlich zugesprochen wird. Der Raki (eigentlich Rake, denn im Türkischen hat bei Raki das i kein Tüpfelchen und wird deshalb stimmlos gesprochen), ein etwa 45%iger klarer Anisschnaps, wird aus hohen, schmalen Gläsern getrunken und mit etwa 2 Dritteln kohlensäurefreiem Wasser vermischt. Er erscheint dann milchig trüb und wird daher im Volksmund auch "Aslan-sütü" genannt, (Löwenmilch).

Im Einkaufscenter hatten wir zwei Flaschen Rotwein gekauft, die zur Feier der Tages auf den Tisch kommen. Die Männer trinken Raki, die Frauen Rotwein. Vermutlich ist der Alkohol auf dem Tisch eine seltene Ausnahme im Haus. Das Tee-Ritual vom ersten Tag, bei dem erst die kleinen Gläser eins nach dem anderen mit heißem Wasser befüllt wurden bis jedes Glas eine Wasserfülle hatte und dann der starke schwarze Tee eingefüllt wird, ist vermutlich das geläufigere und wichtigere Ritual.

Hamsi – die kleinen typischen Schwarzmeersardellen

Die Hauptspeise des Abends besteht aus Hamsi, den kleinen gebratenen Schwarzmeersardellen, wohl das typischste Gericht der Schwarzmeerküste. Wir hätten nie gedacht, dass die so gut schmecken. Und auch nicht, dass der Kopf mitgegessen wird! Die kleine Schwarzmeer-Sardelle Hamsi tritt jedes Jahr eine gemächliche Reise durch das Schwarze Meer an.

Im Juli und August laichen die Schwärme vor der Bucht von Odessa und Anfang September treten sie zu einer Reise durch das Schwarze Meer an, das sie entgegen dem Uhrzeigersinn durchschwimmen. Etwa zwanzig Kilometer schaffen sie am Tag. Sie ziehen am Donaudelta vorbei, passieren die Küsten Rumäniens und Bulgariens und treffen dann Anfang des Jahres in der Bucht vor Trabzon ein, wo sie im Frühjahr von den Fischern sehnlichst erwartet werden. Wissenschaftler schätzen, dass über eine Million Tonnen Hamsis rund ums Schwarze Meer wandern.

Die Toilette im Haus ist ein Stehklo. Wir haben uns an diese Art der Toiletten schon gut gewöhnt. Solange man keine Gleichgewichtsprobleme oder verkürzte Beinsehnen oder beides hat, macht diese Art von Toilette ja auch keine Probleme. In türkischen Haushalten ist es gang und gäbe, dass auf dem Klo ein paar Latschen – meist Gummischlappen – stehen, in die man hineinschlüpft, sobald man das stille Örtchen betritt.

Aus dem Wasserhahn in der Wand lässt man Wasser in den Eimer, aus dem man dann "die Spülung" schöpft. Ich kam also gerade wieder mal vom stillen Örtchen, hatte die dortigen, quietsch-orange-farbenen Gummischlappen benutzt, als Jochen mich unauffällig anzischt: "Du hast die Klolatschen noch an den Füßen!" Oh Schande, schnell wieder zurückgehuscht... Uff, hat hoffentlich keiner gesehen!

Amasra