Motorradtouren Italien | Idro-/Ledro- & Gardasee Idrosee Forte Cima Ora

Forte Cima Ora | Festung mit besonderem Charakter

Blick vom Passo del Mare auf den Idrosee
Mehrere große Löcher für ehemalige Geschütze auf dem Dach des Forte Cima Ora

Die engen Haarnadelkurven des elf Kilometer langen Passo del Mare ab Anfo hatten es in sich und seit dem Abzweig am Seeufer überwanden wir tausend Höhenmeter. Ein ganz schönes Gekurbel.

Ein Schild mit der Aufschrift "Forte Cima Ora" schräg gegenüber des Rifugios „Rosa di Baremone“ (Einkehrmöglichkeit!) weist auf ein Fort hin, das sich auf der bewaldeten Kuppe über uns verbirgt.

Wir kennen es gut. Eine dicke Schranke versperrt den breiten Forstweg. Früher, vor mehr als fünfzehn Jahren, war der Weg noch offen. Da hielt uns und andere Motorradfahrer nichts. Selbst die Äste nicht, die uns auf den letzten Metern gegen Helm und Körper peitschten, denn nun war der Weg zu einem tief ausgewaschenen, grobschotterigen Hohlweg von nur einem Meter Breite geworden.

Aber es war zu schaffen – irgendwann stand man mit dem Motorrad auf der Dachplatte des Forts. Heute stehen wir auch irgendwann dort oben – nur geht dem eine halbstündige Wanderung voraus.

Von hier aus schweift der Blick weit über die lombardische Bergwelt. Tief unten blitzt zwischen den bewaldeten Hängen ein Fitzelchen Tintenblau des Lago di Idro herauf und Richtung Nordwesten ragen in einigen Kilometer Entfernung die Parabolantennen der stillgelegten Richtfunkanlage auf dem Dosso dei Galli in den Himmel.

Betonierter Unterstand ohne Fenster und Türen am Forte Cima Ora

Das Forte Cima Ora ist ein ehemaliges Nachschubfort der Italiener aus dem 1. Weltkrieg und wurde nach Kriegsende vorsorglich gesprengt. Doch Dank der stabilen Bautechnik hielt seine Grundsubstanz erstaunlich gut.

Das bedeutet aber nicht, daß man im Inneren nicht aufpassen sollte, wohin man tritt. Löcher in den Betondecken, auf denen man im ersten Geschoß läuft, weisen schon mal hier und da den Weg in darunter liegende Räume. Durch diese Löcher, in denen zu Zeiten des ersten Weltkrieges Geschütze verankert waren, kann man durchwegs ebenfalls in das Innere des Forts gelangen. Eventuell auch unfreiwillig.

Die letzte in Deutschland sichtbare Sonnenfinsternis haben wir von hier aus beobachtet. Es gibt für ganz besonders Mutige eine Vielzahl von Gängen, die – jedoch unbeleuchtet – noch weiter in das Innere des Fortes führen.

Ohne Taschenlampen sind die Gänge zu gefährlich, um erkundet zu werden. Man sollte bei einem Besuch des Forts gutes Schuhwerk einpacken. Motorradstiefel reichen aber auch vollkommen aus.

Baum mit kaputter Rinde am Forte Cima Ora

Am Wegesrand entdecken wir einen Kieferbaum, dem mit kraftvollen Hieben die Rinde entfernt wurde. Die Krallenstriemen sind tief und eindrücklich. Bärenspuren? Der Adamello-Brenta-Nationalpark befindet sich gleich um die Ecke und die dortige Braunbärenpopulation war durch den Bären Bruno in aller Munde.

Ob hier Meister Petz am Werk war? Wir werden das Rätsel nicht lösen. Bald tuckern wir weiter über die ehemaligen Militärstraßen. Mal auf Asphalt, mal auf Naturbelag.

Vom Dach des Forte Cima Ora aus ist im Hintergrund die Kuppe des Dosso dei Galli zu sehen

Einige Kilometer entfernt erhebt sich die Kuppe des Dosso dei Galli mit der weithin sichtbaren Parabolantennen der ehemaligen militärischen Richtfunkanlage (Troposcatter) der NATO. Wenn man das nebenstehende Foto genau betrachtet, sieht man die zwei Parabolantennen in der Mitte des Horizonts.

Die Anlage war über eine Stichstraße einige Jahre lang frei zugänglich, ist es heute aber nicht mehr. Eine schöne Aussicht hatte man von dort!

Wegbeschreibung

Von Anfo aus (fast am Ende des Ortes in nördlicher Richtung) führt ein schmales Paßsträßchen (Passo del Mare) in Richtung Pso. Maniva. Am Scheitelpunkt der Auffahrt (links befindet sich das Rifugio "Rosa di Baremone") befindet sich rechts ein größerer Platz vor zusammengeschobenen Erdmassen (mittlerweile ausgeschildert).

Von dort aus gelangt man über einen teilweise ausgewaschenen Fahrweg, dessen Breite jedoch am Ende kaum einen Meter überschreitet, vorbei an in den Weg hängenden Ästen, hinauf auf das Plateau des Forts.

Rifugio "Rosa di Baremone" (1450m) Tel.: +39-0365-809024
Karte: Kompass "Le Tre Valli / Bresciane" 1:50.000

Rocca d' Anfo
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