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Prebischtor | Wilde Klamm | Edmundsklamm

Wanderweg mit Hinweistafel auf dem Weg zum Prebischtor

Guten Morgen, Böhmische Schweiz! Heute macht die Gashand Pause! Wir wählen stattdessen das Programm zur körperlichen Ertüchtigung: Erst zum Wahrzeichen des Nationalparks, dem Prebischtor, das sind wohl so um die drei Kilometer Fußmarsch, dann weiter über den Gabrielensteig zur Edmundsklamm und wenig später zur Wilden Klamm.

Die Dame an der Rezeption des Hotel Praha* hat uns freundlicherweise verraten, wann die Bustouristen zum Frühstücken antreten. Wir gönnen der Busgruppe ihre frühe Mahlzeit und hoffen, dass sie uns noch was übriglassen. Nach dem Frühstück legen wir los. Es geht stetig bergauf auf einem holprigen Pfad. Der Untergrund besteht aus großen Basaltblöcken, die den ursprünglichen Straßenbelag bildeten und jetzt nur noch sehr lückenhaft den Weg ausfüllen. Gelbliche Sandsteine begrenzen den 3,5 Meter breiten Weg, der eine fast 200jährige Geschichte hat.

Blick vom Wanderweg auf das zwischen Felsen liegende Hotel Falkennest in der Nähe des Prebischtores

1826 wurde am Prebischtor ein Wirtshaus errichtet. 1881 ließ der Adelige Edmund von Clary-Aldringen an dessen Stelle das Hotel „Falkennest“ mit 50 Betten erbauen. Fortan tummelten sich hier die Schönen und Reichen. Und damit sie standesgemäß bis zum Felsentor und dem Hotel reisen konnten, pflasterte man die Straße. Wer ein Pferd hatte, der ritt, andere ließen sich mit Sänften nach oben tragen. Die armen Träger! Tausende Schweissperlen haben die von vielen Fußtritten blankpolierten Steine benetzt. Heute betröpfeln nur noch Wanderer die versprengten Pflastersteine mit Schweiss, aber dafür sind es gewiss mehr Füße als damals. Offizielle Zahlen nennen 200.000 Besucher im Jahr. Wenn man den Winter als Wandersaison ausnimmt, sind das grob gerechnet fast 1000 Besucher pro Tag.

Panoramablick auf das Prebischtor

So geht es etwa zwei Kilometer über Stock und Stein, große Wurzeln bilden Stolperstellen und kräftige Anstiege fordern etwas mehr Kondition. Die letzten Meter zickzacken wir uns bis zum Hotel hinauf. Das Felstor liegt im Gegenlicht vor uns. Die Mittagszeit ist leider nicht gerade die beste Zeit, um stimmungsvolle Fotos zu schießen. Wir berappen drei Euro Eintritt, diesmal wirklich in Euro mangels tschechischer Kronen.

Blick auf Felsformation in der Nähe des Prebischtores

Das Prebischtor ist das größte Sandsteinfelsentor Europas. Seine Spannweite beträgt über 26 Meter, die Breite rund sieben Meter. Von hier aus führen einige befestigte Wege zu Aussichtsplattformen. Wir kaufen Wasser und brechen wieder auf.

Die zweite Etappe wartet: der Weg zur Wilden Klamm. 18 Minuten sind es laut der netten Infostellen-Dame bis zum Abzweig zum Gabrielensteig. Der schönste Weg in der Böhmischen Schweiz, betont sie stolz.

Ein weicher Waldweg mit Sandsteinstufen, Wurzeln schlängeln sich immer am Hang entlang durch schattigen Wald. Die Sandsteinfelsen bilden Überhänge und im Falle eines plötzlichen Regengusses eine natürliche Unterstellmöglichkeit. Von Mezni Louka aus sollen es noch 20 Minuten Fußmarsch sein. Laut einer Infotafel. Auf einem altem Wegstein stehen aber nur 10 Minuten. Was wohl zu bedeuten hat: die Vorfahren waren schneller unterwegs.

Fluss im Wald in der wilden Klamm
Blick auf Bach in der wilden Klamm
Boot mit Touristen schwimmt in der Edmunsklamm an Felsen vorbei

Der Fluss Kamenice (Kamnitz) hat sich an einigen Stellen tief in das weiche Gestein gegraben. Schon 1877 wagten sich die ersten Bootsfahrer in die „Edmundsklamm“, auch „Stille Klamm“ genannt (tschech.: Edmundova Soutěska oder Tichá Soutěska) und die „Wilde Klamm“ (tschech.: Divoká Soutěska). Nur wenige Jahre später wurde der Weg durch die Klammen im Auftrag des Fürsten, der auch schon das Prebischtor zugänglich machte, von italienischen Bauarbeitern in den Fels gehauen und befestigt.

In den Klammen lässt es sich auf engen Wegen und Brücken unter Felsüberhängen herrlich wandern, aber irgendwann geht es nur noch auf dem Wasser weiter. An der Anlegestelle steigen wir, zusammen mit anderen Wanderern, in einen grünen Kahn, der längs der Bordwände über sechzehn Sitzplätze verfügt. Kann uns einer erklären, warum sich alle Passagiere auf die linke Seite des Kahnes setzen, der dadurch in bedenkliche Schieflage gerät?

Wir gleiten lautlos in die Klamm hinein. Der Fährmann stakt mit ruhigen Bewegungen eine lange Stange in den Grund der Klamm und erzählt dabei abwechselnd in tschechisch und deutsch Wissenswertes über die Klamm. Die Fahrt dauert zehn Minuten, nach 500 Metern Fahrt klettern wir an Land und wandern weiter auf klappernden Stegen durch die Schlucht.

Die Kamenice begleitet uns und das Blätterdach spendet Kühle. Eine halbe Stunde später erreichen wir die Edmundsklamm, diese ist noch länger: 700 Meter lang stakt uns der Fährmann vorwärts. Ein kleines Bächlein hat man oben auf den Felsen angestaut. Wenn der Fährmann an einem Felsen anlandet und dort an einem Seil zieht: voilá, sogar einen kleinen Wasserfall haben sie.

Wanderweg malerisch gelegen am Bach vorbei in der Edmundsklamm

Jetzt wird es noch mal so richtig urig. Fluss und Weg passten nicht mehr nebeneinander, so dass man für die Wanderer naturbelassene und unbeleuchtete Tunnel mit Kurven in den Fels gebaut hat. Sonnenbrille ab! Sonst sieht man da drin die Hand vor Augen nicht.

Eine weitere halbe Stunde später haben wir es geschafft, der Weg mündet in Hřensko genau an der Pension, in der wir nach unserer Ankunft das gruselige Zimmer angeschaut hatten. Wir sind sieben Stunden unterwegs gewesen. Die Wege in Turnschuhen zu laufen war absolut kein Problem. Aber zumindest einigermaßen feste Schuhe sind Bedingung für diese Wanderung, die ständig über holprige Steine, Wurzelwerk, Sandsteinstufen und glitschige Felsen führt. Ob die eine junge Dame in Flipflops, die wir auf dem Weg zum Prebischtor überholten, so viel Spaß wie wir an dem Spaziergang hatte? Anzunehmen, dass sie die restliche Wanderung durch die Klammen nicht unternommen hat.

Das dunkle Gut-Ankommer-Bier im Hotel Praha* ist dann am Abend megagut! Wir trackten die Wegstrecke mit dem Handy mit und staunen nicht schlecht: inklusive Kahnfahrten hat sich die Strecke zu 19 Kilometern summiert. Nicht schlecht, Herr Specht.

Tabor | In die Stadt der Hussiten
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