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Tour-Highlights Deutschland Hirtstein

Hirtstein

Tanz auf dem Vulkan: Motorradfahrer zu Fuß auf dem Hirtstein

Am Ortsausgang von Satzung (das zu Marienberg gehört) biegt man nach links ab und meistert einen letzten großen Anstieg bis auf den Hirtstein. Wir stehen auf einem erloschenen Vulkan mit einer Höhe von 890 Metern. Vor Millionen von Jahren schob ein Vulkanausbruch Lava an die Oberfläche, die als eine fächerförmige Basaltformation in der Nähe der Hirtsteinbaude bewundert werden kann. Dieser Palmwedel aus Gestein ist eine der wichtigsten Geotope in Deutschland. Eigentlich verwundert es etwas, dass man die horizontal aufgefächerte Gesteinsformation betreten darf. Aber wie lange noch, sie wird bestimmt irgendwann gesperrt.

Von hier aus hat man einen herrlichen Rundumblick: Alle anderen, noch höheren Berge wie den Fichtelberg, Scheibenberg, Bärenstein, Pöhlberg und der Keilberg (im tschechischen Teil des Gebirges) spitzeln bei klaren Wetter am Horizont heraus. Auf der Homepage von Satzung kann man das Panorama um die Hirtsteinbaude digital bewundern. Aber noch besser ist: Kommen und selbst anschauen!

Die 1927 erbaute Hirtsteinbaude ist eine Schutzhütte in der Tradition der Bergbauden osteuropäischer Regionen. Man findet die ganz typische Art der Bergbauden zum Beispiel im Sudetenland, ebenso im tschechischen Riesen- und im Isergebirge. Diese Gebäude sind mit Holz verkleidet und die Dächer werden meist nicht durch Gauben unterbrochen.

Hirtsteinbaude. Bester Platz für ein leckeres Mahl.

Für uns gibt's erst mal in der gemütlichen Baudenstube eine Sülze mit Bratkartoffeln. Letztere natürlich mit Majoran, einem Gewürz, das aus dem Kartoffelland Erzgebirge nicht wegzudenken ist. Es gibt einige Köstlichkeiten, die müssen immer gegessen werden, wenn wir das Erzgebirge besuchen: Knacker (in Bayern nennt man sie Rohpolnische), bevorzugt mit Kümmel, natürlich die genannte Sülze mit Bratkartoffeln und beim Bäcker der Kirmeskuchen. Genug geschwärmt! Jetzt läuft mir schon beim Schreiben das Wasser im Mund zusammen!

Die Baude trotzt im Winter heftigen Winden. Sie ist dann Anlaufstelle für Skifahrer und Langläufer, da unterhalb ein Skilift in Betrieb genommen wird und außerdem viele Loipen gespurt werden. Im Durchschnitt hat das Erzgebirge hundert schneesichere Tage. Aber das ist uns egal, wir haben jetzt im Herbst noch nicht mit Schnee auf der Zufahrtsstraße zu kämpfen – nur mit dem aufziehenden Gewitter, das in die Mobilfunkantenne am Parkplätz einschlägt, als wir uns nach dem Essen neben den Motorrädern fahrfertig machen. Nun aber! Nichts wie weg!

Johanngeorgenstadt Erzgebirge