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Tour-Highlights Deutschland Johanngeorgenstadt

Johanngeorgenstadt

Johanngeorgenstadt. Johannstadt. Johannsibirsk - wegen seines langen Winters ;-)

Die Bergstadt und Grenzstadt zu Tschechien liegt brettlbreit auf unserem Weg ins böhmische Erzgebirge. Es empfiehlt sich während einer Erzgebirgstour immer wieder mal die Seiten zu wechseln, mal ein wenig ins Böhmische zu schnuppern – der Erzgebirger würden sagen: ins Behm'sche – um dann wieder auf deutscher Seite die Kurven anzukratzen.

Der Ortsname Johanngeorgenstadt ist verdammt lang. Das ginge doch auch kürzer, oder? Klar doch – denn der Erzgebirger kürzt gern ab: Oberwiesenthal wird zu O'thal, Chemnitz zu Kams, und Johannstadt ist die wohl gebräuchlichste Abkürzung für Johanngeorgenstadt. Die Stadt verteilt sich von 780 Höhenmetern bis auf 892 Metern, wo sich eine Passhöhe befindet. Rundherum überschreiten die Berge die 1000-Meter-Grenze – das ergibt einen langanhaltenden Winter mit viel Schnee und einem garstigen Wind, der über die Höhen fegt. Dies erklärt auch eine weitere liebevolle Verballhornung: Johannsibirsk. Nur warum die Johannstädter ihren Stadtteil Altstadt verschmitzt Sockenstadt nennen, bleibt uns verborgen.

Johanngeorgenstadt. Johannstadt. Johannsibirsk - wegen seines langen Winters ;-)

Die Gründer von Johanngeorgenstadt waren Mitte des 17. Jahrhunderts Exulanten aus dem böhmischen Horní Blatná (Platten) - Menschen, die wegen ihrer Religionszugehörigkeit aus Böhmen vertrieben wurden. Um sich ansiedeln zu dürfen, hatten sie sich verpflichten müssen, die Stadt nach Ihrem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen zu benennen. In heutiger Zeit gab sich die Gemeinde stolz den Beinamen "Stadt des Schwibbogens", denn im Jahr 1740 entstand in Johanngeorgenstadt der erste eiserne Schwibbogen und seit 2012 schmückt den Platz des Bergmanns ein riesiger Großschwibbogen, der sich als der größte der Welt tituliert.

Gleich hinter "Johannstadt" befindet sich die tschechische Landesgrenze, die man dank des Schengen-Grenzabkommens ohne Kontrollen passiert. Am Ortsrand von Potůčky, an der kleinen Landstraße nach Karlovy vary, fristet die "Dreckschenke" ein bedauernswertes Dasein. "Drackschänk" spricht man den Namen auf erzgebirgisch. Einst ein traditionsreiches Gasthaus, rottet es heute vor sich hin und mangels Schild ist es als "Drackschänk" auch nicht mehr erkennbar. Es gelangte zu Berühmtheit, weil Anton Günther, der Heimatdichter des Erzgebirges, dieses Gasthaus in einem Lied besang und das dann auf einer der damals sehr beliebten Liedpostkarten veröffentlichte. 1991 wurde das Gasthaus für zehn Jahre noch einmal aus dem Dornröschenschlaf geholt, bevor es wieder zu verfallen begann. Und mit jedem ungenutzten Jahr schwindet die Hoffnung mehr, das Gebäude erhalten zu können.

Schloß Rauenstein Erzgebirge