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Burg Stein | Wo der Prinzenräuber hauste

Blick auf den Burgturm der Burg Stein in Hartenstein

Auf steilen Felsspitzen am Flusslauf der Zwickauer Mulde gebaut, bietet die Burg Stein in Hartenstein ein imposantes Bild. Sie ist an fünf Wochentagen zu besichtigen. Als wir Einlass begehren ist jedoch alles "verrammelt und verriegelt". Wie das? Man kann sie doch besichtigen? Schließlich entdecken wir eine Klingel. Unser Geklingel hilft aber auch nichts. Es stellt sich heraus, dass nur ein einziger Mitarbeiter die Führungen leitet und dieser erst den nächsten Schub Besucher hereinlassen kann, wenn die laufende Führung wieder am Tor eintrifft. Die nächste Führung wird um 14:00 Uhr stattfinden. Bis dahin müssen wir uns vor der verschlossenen Tür gedulden.

Die Burg ist im Besitz des Prinzen von Schönburg, dessen Vorfahren im Mittelalter die Geschicke des Oberen Erzgebirges wesentlich beeinflussten. So gründete zum Beispiel Ernst von Schönburg nach Silberfunden im Erzgebirge die höchstgelegene deutsche Stadt Oberwiesenthal. Die Schönburger waren mehr als ein halbes Jahrtausend in Hartenstein. Dr. Alfred Prinz von Schönburg-Hartenstein und Prinzessin Marie Therese von Schönburg-Hartenstein kauften im Jahr 1996 den großväterlichen Besitz von der Stadt Hartenstein zurück, der 1945 entschädigungslos enteignet worden war.

Und da ist sie wieder: die dunkle Seite unserer Seele! Hier können wir uns wieder einmal von den Foltermethoden des Mittelalters eine Gänsehaut holen. Der Inhalt der Burg ist für sensible Seelen "gar erschröcklich". In den düsteren Mauern der Altburg befindet sich eine umfangreiche Waffensammlung und man erfährt allerlei über mittelalterliche Folter- und Hinrichtungsmethoden. An der Wand hängt ein Richtschwert, mit dem in Hartenstein rund 80 Menschen einen Kopf kürzer gemacht wurden. Beim Anblick verschiedener Daumenschrauben und anderen grausligen Werkzeugen fühlt man förmlich die Pein, die den Beschuldigten damit zugefügt wurde.

Hinweisschild auf Hinrichtungen im Folterkeller auf Burg Stein in Hartenstein

Während Eltern ihren Sprösslingen besorgte Blicke zuwerfen, geht unser Burgführer sehr ausführlich auf verschiedene Hinrichtungs- und Foltermethoden ein. Wir erfahren, für welche Vergehen welche Strafen angewendet wurden. Untreuen Ehefrauen drohte für Ehebruch die Todesstrafe, während den ehebrechenden Männern "nur" eine Hand abgehackt wurde. Die Welt ist ungerecht!

Die Burg der Herrschaft Hartenstein entstand zwischen 1160 und 1170 an einem böhmischen Handelsweg, der von Altenburg über Zwickau führte. Solche Wege nach Böhmen gab es in dieser Zeit viele. Man muss sie sich als Waldweg vorstellen, die die unwirtlichen Täler meist umgingen und auf den Höhen entlangführten. Gründer war Meinher von Werben, der als Burggraf von Meißen erwähnt wird. Der Fluss Zwickauer Mulde war zu damaliger Zeit die Landesgrenze zwischen dem Erzgebirge und dem Vogtland. Zahlreiche Burgen an dieser Linie entstanden deshalb als Grenzschutz.

Der älteste Bau mit Burghof, Palas, Bergfried und Wehrgang nahm zehn Personen auf. Hier wohnten ausschließlich Soldaten und Lehnsmänner, also Männer, die für bestimmte Dienste das Wohnrecht in einem Gebäude des "Lehnsherrn" erhielten. Im 16. Jahrhundert wurde ein großzügiger Anbau errichtet, nach dem die Burg einen geschlossenen Ring mit einem zweiten, ebenerdigen Innenhof bildete. Ein Teil davon wurde von einem Brand vernichtet. Es steht nur noch die Hälfte dieses Anbaus, der für die Öffentlichkeit nicht zugängig ist.

Ritterrüstung in der Burg Stein in Hartenstein
Blick auf Außenmauern der Burg Stein in Hartenstein

Die Burg beherbergte auch einen in ganz Sachsen - und vielleicht auch darüber hinaus – bekannten Bewohner. Kunz von Kauffungen war einer der Lehnsmänner der Burg. Er bewohnte und besaß sie ab 1448. Jedem Kind im Erzgebirge ist die Geschichte über den Prinzenraub des Kunz von Kauffungen bekannt. Man schrieb das Jahr 1455. Kunz von Kauffungen sah sich um den Lohn seiner Kriegsdienste für den sächsischen Kurfürsten Friedrich II. betrogen. Um ein Lösegeld zu erpressen, entführte er die beiden kurfürstlichen Prinzen Ernst und Albrecht.

Nachdem die Prinzen befreit worden waren (einer davon aus der unscheinbaren "Prinzenhöhle", die man nahe Hartenstein besichtigen kann), versuchte sich Kunz von Kauffungen nach Böhmen in Sicherheit zu bringen. Kurz vor Schwarzenberg, das damals auf böhmischem Gebiet lag, nahm man ihn gefangen. Schon wenige Tage später rollte sein Kopf über den Freiberger Marktplatz. Dort ist er noch heute präsent: ein schwarzer Pflasterstein markiert die Stelle, an dem sein abgeschlagener Kopf liegenblieb. Und von einem Erker im ersten Stock schaut ein verwegen blickender Haudegen auf das Markttreiben. Es soll den Kunz von Kauffungen darstellen.

Die Burg ist heute wieder im Besitz des Prinzen von Schönburg, dessen Vorfahren im Mittelalter die Geschicke des Oberen Erzgebirges wesentlich beeinflussten. So gründete zum Beispiel Ernst von Schönburg nach Silberfunden die höchstgelegene deutsche Stadt Oberwiesenthal.

Die Schönburger waren mehr als ein halbes Jahrtausend in Hartenstein. Dr. Alfred Prinz von Schönburg-Hartenstein und Prinzessin Marie Therese von Schönburg-Hartenstein kauften im Jahr 1996 von der Stadt Hartenstein den großväterlichen Besitz zurück, der 1945 entschädigungslos enteignet worden war.

Burg Stein
Stein 1
08118 Hartenstein
Tel.: 03 76 05 | 72 46
Fax: 03 76 05 | 68 11 8
www.burg-stein.de

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