Motorradtouren Türkei Rundtour Istanbul Galata-Turm

Galata-Turm | mit dem Motorrad in Istanbul

Blick auf den Bosporus und die Galat-Brücke vom Galata-Turm aus Geschwungene Steintreppen im Ortsteil Galata in Istanbul

Wir entschließen uns, noch einmal hinüber auf die asiatische Seite zu wechseln und zum Galata-Turm (Galata kulesi) hinaufzulaufen. Die 20 YTL soll uns der Panoramablick über den Bosporus wert sein. Außerdem bißchen Bergwandern tut gut ... Der Berg zum Galataturm ist eine kleine sportliche Abwechslung. Wir haben unser Schweizermesser dabei. Im "Optima-Express", im Kampf mit den Tomaten, mussten wir feststellen, dass man auf der Schneide mittlerweile nach Jerusalem reiten könnte.

Hoffentlich läuft uns irgendwann mal ein Scherenschleifer über den Weg. Bingo! In den Straßen zum Turm kommen wir an der kleinen Werkstatt eines Scherenschleifers vorbei. Wir geben ihm unser betagtes Schweizermesser und er bearbeitet es sorgsam einige Minuten. Schließlich verlangt er eine Türkische Lira für's Schleifen, umgerechnet also fünfzig Cent!

Den Aufstieg zum Turm wählen wir bewusst etwas abseits von großen Straßen, um etwas vom türkischen Alltagsleben mitzukriegen. Wir kommen in steil ansteigenden Straßen an zahlreichen Wohnhäusern vorbei, in denen im Erdgeschoß kleine Firmen und Büros residieren. Kleine Reklamefirmen und Werbeagenturen, handwerkliche Betriebe, Schreibbüros.

Auch Kirchen und Synagogen findet man in den Vierteln Karaköy und Galata, die über Jahrhunderte von Ausländern und nichtmuslimischen Minderheiten, insbesondere Genuesen, Araber, Griechen, Armenier und Juden geprägt wurden. Eine Querstraße (Bankalar caddesi) fällt aus dem sonst eher kleingewerblichen Rahmen: hier beherrscht das Bankengewerbe das Straßenbild. Überall Security, top gestylte Menschen und prunkvolle Häuser.

Die obere Spitze mit Fenstern in Rundbögen vom Galata-Turm Blaues Oldsmobil steht bei Parkplatz vor Treppen in Galata

Wir hätten auch hoch fahren können ... mit der unterirdischen Zahnradbahn Tünel, der 1875 gebauten U-Bahn, hinauf ins Stadtviertel Beyoglu. Allerdings hätten wir dann die Hälfte der Wegstrecke wieder nach unten laufen müssen. Wir schnaufen lieber per pedes hoch, obwohl uns diese uralte U-Bahn auch gereizt hätte. Aber wir verbringen nun mal nicht unseren gesamten Urlaub hier in Istanbul.

Die Parkplatzsituation in diesen steilen Gassen ist natürlich gespannt. So amüsieren wir uns über eine kleine Sackgasse, die mit dem Kopf an einer Treppe endet. Das erste Auto in diesem Kopf ist ein uralter amerikanischer Schlitten und dahinter parken noch einige weitere. Mal auf die Schnelle zum Bäcker zu fahren – hmmm, da muss der Autobesitzer wohl das Fahrrad nehmen ;-)

Um den Turm herum herrscht typisch türkisches Straßenleben. An einem handbetriebenen Kinderkettenkarussell hängen sechs kleine Sitze an Ketten und der Betreiber steht in der Mitte und dreht an einer Kurbel.

Was uns hier auffällt: die Istanbuler haben keine Hunde. Zumindest keine, die sie an der Leine spazierenführen. Eine Dame, die nicht einmal besonders vornehm aussieht, trägt einen Chihuahua-Verschnitt auf dem Arm. Wir haben heute einmal ein Dreier-Rudel Strassenhunde gesehen. Das war's an Hunden. Öfters dagegen sieht man dünne, streunende Katzen.

Allerdings trifft man auch ab und zu gutgenährte Rassekatzen mit Halsbändern, die wie kleine Statuen auf ihnen zugewiesenen Plätzen vor kleinen Läden sitzen. Wir erstehen für zwanzig YTL Eintrittskarten für den Turm und steigen in einen Aufzug, der unseren Magen in den Boden stampft, als er in Nullkommanix nach oben zischt.

Blick vom Galata-Turm auf unterhalb auf Dächern stehende Weiße Gummikühe

Der 1348 erbaute Galata-Turm war Hauptbastion der Befestigungsanlage von Konstantinopel. Der Turm ist 62 Meter hoch. Dort oben befindet sich ein nobles Restaurant, welches man mit dem Aufzug erreichen kann. Steigt man die Treppe weiter hinauf zur Aussichtsgalerie, wird der Aufstieg mit dem phantastischen Blick auf die Altstadt und den Bospurus belohnt.

Wir blicken auf die Dächer von Istanbul. Wir sind begeistert: Wir sehen dort unten Kühe auf einem Dach. Vermutlich Gummikühe, weiße Gummikühe. Wie brachte man die weißen Kühe da rauf? Und was sollen die da? Egal. Sie passen zu unserem Motorrad. Wenn wir nach Hause kommen, besorgen wir uns sofort weiße Kühe für den Garten.

Blick auf das Ufer des Bosporus in der Abendsonne in Istanbul Drei dunkelbraune Holzbalkone an Häusern in Istanbul

Zum Abschluss entscheiden wir uns, essen zu gehen. Nicht weit vom Hotel haben wir uns ein Lokal dafür auserkoren. Das Essen ist sehr lecker, obwohl wir uns an den böckelnden Schafgeschmack erst wieder gewöhnen müssen (das Lamm vom deutschen Griechen ist irgendwie milder).

Auch sind wir immer wieder mit unseren Vorsätzen ins Schleudern gekommen: Sollen wir das Grünzeug essen, das auf dem Vorspeisenteller liegt? Ist das Glas Wasser aus einer Mineralwasserflasche oder aus der Leitung? Und dann meint man es noch besonders gut und stellt uns danach noch einen Teller mit verschiedenem Obst hin ... kriegen wir jetzt den flotten Otto?

Na, hoffentlich nicht! Wir sind im Widerstreit. Einerseits haben bisher in allen anderen bereisten Ländern alles gegessen, was auf den Tisch kam. Andererseits warnt man uns allerseits vor den Gefahren mit dem Leitsatz: Schäl es, koch es, oder lass es! Ach was, halten wir es mit WERNER: Hau wech, die ... Hoffentlich vernichtet der Raki alle Bakterien. Darauf trinken wir! Prost!

Nach dem Essen begeben wir uns wieder in unser Zimmer im Hotel Ilkay*. Es dauert nicht mehr lang, dann jammert der Muezzin sein Lied von der Blauen Moschee, dessen Minaretts wir vom Fenster aus sehen können.

Gewürz-Basar